des Pudels Kern
Ob mir durch Geistes Kraft und Mund
Nicht manch Geheimnis würde kund;
Daß ich nicht mehr mit sauerm Schweiß,
Zu sagen brauche, was ich nicht weiß;
Daß ich erkenne, was die Welt
Im Innersten zusammenhält,
Schau alle Wirkenskraft und Samen
Und tu nicht mehr in Worten kramen
(Goethe, Faust I, Nacht)
mwirthgen:
Ich will einfach wissen, wie Leute, die erklären, alles sei nichts, ihr leben einrichten!
Hallo Manni,
die Aussage "alles ist nichts" ist tiefer, als es auf den ersten Blick scheint ...
Wie richte ich also angesichts dieser "Erkenntnis" mein Leben ein?
Hmm ...
nehmen wir an, wir seien Teil einer Computersimulation, ausgedacht und programmiert von meist besoffenen und bekifften Programmierern.
Aus Gründen der optimalen Nutzung von Speicherplatz und Rechenkapazität herrscht große Leere und die kleinen Details sind auch nur verwaschen dargestellt (Unschärfe).
Wir und unsere Welt wären also lauter Nullen und Einsen, berechnet von Prozessoren, die aktiven Teile im RAM und der Rest auf Festplatte.
Unser Raum und unsere Zeit wären mathematische Matratzenoperationen.

Die Dinge wären nicht das, als was sie uns erscheinen.
Kannst Du das Bild auf Dich wirken lassen, Manni? (Nicht die Matratzen, das andere!)
Und - wie würdest Du angesichts dieses Modells Dein Leben einrichten?
Was würdest Du anders machen?
Vielleicht mordend und splatternd durch eine Menschenmenge pflügen - alles vögeln, was nicht rechtzeitig auf dem Baum ist, fressen, saufen huren?
Alles ist ja erlaubt, wir sind eine Simulation und die Daten werden eh gelöscht.
Nun?
Spürst Du, daß allein Du es in der Hand hast, was Du tust, wie Du lebst - natürlich im Rahmen des Programms, bestimmt von den Randbedingungen. Auch Programm und Randbedingungen sind veränderbar.
Jetzt gilt es, sich in dieser Simulation gemütlich einzurichten.
Alle sind leidfähig, spüren Schmerzen und Trauer, spüren Freude und Lust, spüren Hunger und Durst.
Vertraust Du darauf, daß der Nachbar nicht eines Nachts mit der abgesägten Schrotflinte vor Deinem Bett steht, Dich fesselt und tagelang grausam foltert - denn auch er ist ja zu der Erkenntnis gekommen, daß das alles ja nicht "echt" ist, daß wir in einer Simulation leben?
Nun, er könnte Dir große Schmerzen zufügen, Du würdest ihn um den Gnadenschuß bitten, aber er quälte Dich weiter.
Keine Simulation möchte so etwas erleiden.
Warum also die Mitsimulationen unnötig quälen?
Wie kann man das Simulationsdasein erleichtern?
Sitzen wir nicht alle in unserem Simulationsboot und sollten zusammenhalten?
Die bekifften Programmierer haben Mist gebaut, aber wir machen das Beste daraus, wir können auf ihrem Mist bunte Blumen wachsen lassen.
Unsere Umgebung ist ja nicht einmal so übel, das Gras, die Bäume, die Frauen, und für die Fjorde Norwegens hat ein Programmierer sogar einen Preis bekommen - was der wohl dabei geraucht hat?
Halt, es gibt eine Lösung - die große Bombe - schnell, schmerzlos und endgültig.
Die Erde einfach wegpusten, so daß niemand dabei leidet.
Knips - aus.
Wenn jemand das kann, soll er es tun - ob das den Trunkenbolden von Programmierern gefällt?
Und wenn sie die Simulation einfach vom letzten Backup wiedererstehen lassen, mit kleinen Änderungen, damit das Programm nicht wieder so schnell abstürzt?
Tja, Fragen über Fragen.
Und was, wenn unsere Welt doch "echt" ist und keine Simulation?
Was würden wir anders machen?
Wie würden wir unser Leben einrichten?
Wer weiß rat?
