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Vernunft - Lehrgang über und mit ....

Nun bin ich doch ein bißchen neugierig geworden... und spare mir zunächst das Lesen Eurer Definitionen von "Vernunft", damit ich meine eigene Definition davon nicht beeinflussen lasse.

Vernunft:
- die Fähigkeit, eigene affektive Regungen "in Zaum" zu halten
- erlernbares Hilfsmittel, dazu geeignet, zur Entscheidungsfindung bei Fragestellungen verschiedene 'Positionen' einzunehmen und daraus individuell geeignete Antworten abzuleiten
- abhängig von Intelligenz, Temperament und dem eigenen Willen
- Überlebensstrategie


Früher war "Vernunft" etwas, das die Erwachsenen geheimnisvollerweise besaßen und von mir einforderten. "Sei nicht unvernünftig" bedeutete, ehrliche, spontane, "unvernünftige" Gefühlsregungen per Anweisung herunterzuschlucken. "Sei vernünftig" bedeutete: so reagieren, daß andere sich damit wohlfühlen können.

Eigene Vernunft zu entwickeln und den eigenen Bedürfnissen gemäß zu verwenden bedeutet mir heute: keine unsichtbaren Monster mehr unter dem Bett ;)

LG, wirrlicht
 
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hallo majanna ...

ich finde das toll, was du gemacht hast.

man benutzt solche worte und denkt nicht wirklich darüber nach.

nach dieser definition ist vernunft also ein druckmittel, mit den ich die kindliche überschäumende lebensenergie versuche unter kontrolle zu halten. ein mittel mir andere so zu biegen, wie es für mich bequem ist und ein mittel mich selbst so sein zu lassen, dass ich bloss nicht unbequem für andere werde.

mir gehen gerade 1000 gedanken durch den kopf bzw. erinnerungen an menschen, die total unvernünftig sind total anstrengend und schwierig - und ich liebe sie !

vernunft ist aber auch ein mittel die grenzen zu erkennen ... die grenzen anderer und auch die eigenen (sollte es zumindest *lach*) ...

lg mara
 
Danke, marjana, für die lehrreichen Ausführungen.

Ich möchte anregen, ob man auch versuchen könnte, die Vernunft vom so genannten "gesunden Menschenverstand" zu unterscheiden - denn dieser wird hier auch oft und ganz ernsthaft als offensichtlich "feste Größe" eingebracht.
 
Original geschrieben von wirrlicht

Früher war "Vernunft" etwas, das die Erwachsenen geheimnisvollerweise besaßen und von mir einforderten. "Sei nicht unvernünftig" bedeutete, ehrliche, spontane, "unvernünftige" Gefühlsregungen per Anweisung herunterzuschlucken. "Sei vernünftig" bedeutete: so reagieren, daß andere sich damit wohlfühlen können.

Eigene Vernunft zu entwickeln und den eigenen Bedürfnissen gemäß zu verwenden bedeutet mir heute: keine unsichtbaren Monster mehr unter dem Bett ;)

LG, wirrlicht

hi wirrlicht ...

ja - meine mutter sagte immer "sei nicht albern" dazu. heute sagt sie das noch zu meinem sohn, wenn er weint oder vor wut gegen die möbel tritt ...
da ist es mir erst bewußt geworden, wie da gefühle unterdrückt wurden

meine eigene vernunft benutze ich jetzt dafür mir nicht mehr ständig selbst schaden zuzufügen, weil ich in meiner unvernunft meine grenzen nicht akzeptiere ... :D

lg mara
 
Original geschrieben von Robin
Danke, marjana, für die lehrreichen Ausführungen.

Ich möchte anregen, ob man auch versuchen könnte, die Vernunft vom so genannten "gesunden Menschenverstand" zu unterscheiden - denn dieser wird hier auch oft und ganz ernsthaft als offensichtlich "feste Größe" eingebracht.

hallo robi

ist das nicht dasselbe ...

ich fühle da keinen unterschied !

ob ich nun sage, es ist vernünftig nicht von der brücke zu springen oder ob ich sage: mein gesunder menschenverstand sagt mir es ist unvernünftig von der brücke zu springen ...

oha ... dann sagt mir also der "gesunde menschenverstand" was tatsächlich "vernünftig" ist ???

aL mara
 
Zu Mara:

Ich wäre nie auf Kühen geritten :)
Ich würde es auch meinen Kinder versuchen zu untersagen. Vielleicht nicht weil ich vernünftig aber ängstlich bin.

Aber im Prinzip passen ja deine Aussagen zum reflexiven Charakter der Vernunft - du hast Aussagen und Fakten hingenommen, sie überprüft auf ein übergeordnetes Prinzip - und dieses Prinzip dann verworden, es ersetzt und dich auf die Kuh gesetzt :)

Vernunft im alltäglichen Gebrauch hat oft etwas Normatives - und Einschränkendes.
Da ich eher den "maßvollen" Genuss bevorzuge, ist für mich Vernunft (im alltäglichen Sinne) gar nicht so unsymphatisch. Eine Frage des Temperaments - oder hat das Eine mit dem Anderen nichts zu tun?
 
doch - da hast du sicher recht.

aber dann sage deinen kindern nicht: "sei vernünftig und bleib weg von der kuh!"
sondern sag die wahrheit: "ich möchte nicht dass du auf der kuh reitest, weil ICH angst habe, dass du da runterfällst und dir weh tust."

und absolut grundehrlich wäre zu sagen: "ich lasse dich nicht deine eigenen erfahrungen machen, weil du dich verletzen könntest und damit dann unannehmlichkeiten ins haus stehen. mein tagesablauf würde sich verändern, ich könnte (zB) nicht mehr arbeiten gehen, wenn du dir ein bein brichst oder ich müßte mich danach vermehrt mit dir beschäftigen, damit du den versäumten stoff in der schule nachholen kannst! meine gewohnheiten, vorlieben, meine ruhe wäre gestört." usw. usw. usw.

das wäre dann wirklich wahr !

*grins*

ich war ein liebes kind, ich habe mir nie was gebrochen !!!


ansonsten sind maßlos und maßvoll zwei extreme, die sich wundervoll ergänzen können. :)

lg mara
 
Zuletzt bearbeitet:
Original geschrieben von Mara
und absolut grundehrlich wäre zu sagen: "ich ................gestört." usw. usw. usw.
ist doch interessant, dass das, was Du hier als "grundehrlich" ausführst, identisch ist mit dem, was ich als "vernünftig" bezeichnen würde, besonders, wenn es noch ergänzt würde um:
"Ausserdem verfüge ich über die bessere Beurteilungsmöglichkeit gewisser Risiken, und deshalb ist meine "Angst" (die man hier auch anders nennen könnte) auch vernünftig begründet!"
 
na aber ... ich sag doch gar nicht, das man nicht vernünftig sein soll.
ich sag doch nur, dass man es jedem selbst überlassen soll, ob er vernünftig sein will oder nicht und wenn das kindchen eben unvernünftig sein will hätte ich mir als kind gewünscht das jemand sagt: kein problem ... wenn das bein hin ist, bin ich da und sorge für dich ...

na ja - aber vielleicht ist es ja nicht so sehr die vernunft über die wir jetzt diskutieren...

*g* mara
 
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Original geschrieben von wirrlicht
Nun bin ich doch ein bißchen neugierig geworden... und spare mir zunächst das Lesen Eurer Definitionen von "Vernunft", damit ich meine eigene Definition davon nicht beeinflussen lasse.

Vernunft:
- die Fähigkeit, eigene affektive Regungen "in Zaum" zu halten
- erlernbares Hilfsmittel, dazu geeignet, zur Entscheidungsfindung bei Fragestellungen verschiedene 'Positionen' einzunehmen und daraus individuell geeignete Antworten abzuleiten
- abhängig von Intelligenz, Temperament und dem eigenen Willen
- Überlebensstrategie


Früher war "Vernunft" etwas, das die Erwachsenen geheimnisvollerweise besaßen und von mir einforderten. "Sei nicht unvernünftig" bedeutete, ehrliche, spontane, "unvernünftige" Gefühlsregungen per Anweisung herunterzuschlucken. "Sei vernünftig" bedeutete: so reagieren, daß andere sich damit wohlfühlen können.

Eigene Vernunft zu entwickeln und den eigenen Bedürfnissen gemäß zu verwenden bedeutet mir heute: keine unsichtbaren Monster mehr unter dem Bett ;)

LG, wirrlicht




Nun, Wirrlicht, Du triffst - wie immer - den Nagel auf den Kopf.Bei Deiner Vdefinition gibst Du sogar viele "Zielfelder" an, in denen Vernunft absolut nötig ist,um zu Entscheidungen zu kommen. Du erwähnst auch die Möglichkeit , die in der "Vernunft" liegt, nicht immer gleich zu handeln, auch wenn das Ziel Deines Handelns möglicherweise das gleiche ist.

Wenn ich etwas will - einen Urlaub nicht alleine zu verbringen - werde ich je nach der Art des Partners/ der Partnerin - verschiedene Strategien der Überredeung anwenden; wohl wissend, dass immer die gleiche angewendet, nicht bei allen "zieht"..:D

Und ich glaube ,damit kommen meine Gedanken gleich zu Robins Anregung, mal über den gesunden Hausverstand nachzudenken.


Danke, dass Du "vernünftig":D mitdenkst.

Marianne
 
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