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Unsere "Zuvielisation"

Ein Verbot, mit dem Auto zum Zigarettenautomaten zu fahren, das wäre eines.
:) Das wollte ich zuerst schreiben.
Es gibt Situationen, wo ein Auto unentbehrlich sein mag, es gibt andere, wo dies nicht der Fall ist. Ich kritisiere nicht diejenigen, die auf ihr Auto angewiesen sind, sondern jene, die es um jeden Preis fahren.
Also die meisten.
Die Idiotie besteht darin, es in jedem Fall zu verwenden, ob dies nun einen wirklichen Sinn ergibt, oder nicht. Nur weil ich ein Auto habe: Muss ich es immerzu benutzen? Ich habe ein Ziel - in einer Großstadt - das ist 2 km und 2 Stationen entfernt: Die U-Bahn ist schneller und besser!
Wenn man bei uns mit dem Auto zum Einkaufen fährt ist man etwa 2 Minuten schneller als mit dem Rad. Da sucht man dann ca. 5 Minuten nach einem Parkplatz, der manchmal so weit weg ist, dass man dann noch mal 3 bis 5 Minuten zu Fuß geht.

Aber um ehrlich zu sein. Ich lebe in einem Ballungsraum, zumindest am Rand und meinen Spingerjob (vor meinem jetzigen), hätte ich auch bei gutem Willen kaum bis gar nicht mit dem ÖPNV machen können, es sei denn, ich hätte Spaß an 2 - 3 stündigen Rückfahrten gehabt und der hielt sich bei dem stressigen Job in Grenzen.
 
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Aber um ehrlich zu sein. Ich lebe in einem Ballungsraum, zumindest am Rand und meinen Spingerjob (vor meinem jetzigen), hätte ich auch bei gutem Willen kaum bis gar nicht mit dem ÖPNV machen können, es sei denn, ich hätte Spaß an 2 - 3 stündigen Rückfahrten gehabt und der hielt sich bei dem stressigen Job in Grenzen.

Ja, in diesem Fall ist es dann aber auch ein notwendiges Auto und das stelle ich nicht in Frage.

Ich hatte mal einen Laden und es kam regelmäßig ein Kunde, keine 2 km entfernt. Es gab vor meiner Tür nur einen nicht ordungsgemäßen Parkplatz und wenn ich ihn beraten wollte, dann rannte er alle paar Minuten hinaus, wegen seinem beschissenen Auto.
Eines Tages sagte ich mal entnervt zu ihm: Hey, es könnte viel entspannter sein, Du führest mit der U-Bahn. Du kommst mit einer lächerlichen CD und Du gehst mit einer Handvoll Papier, also was ist Dein Problem?
Er antwortete, sinngemäß: Das könnte ich schon tun, aber ich ertrage die Pappnasen in der öffentlichen U-Bahn nicht.

Und so eine Arroganz kann ich nicht per se akzeptieren.
 
Ich habe meinen Wochenendeinkauf ein paar mal mit dem ÖPNV gemacht. Das erste Problem ist die Fahrkunst der Busfahrer. Einmal rollten die Eier nebst Ananas gleich nach der Abfahrt des Busses vor den Füßen des Busfahrers herum. Wer schon vor der Haltestelle den Mut hat, aufzustehen, riskiert einen Flug durch die Windschutzscheibe. Es ist schon eine Kunst, binnen 5 Sekunden 4 mal zu bremsen und 3 mal zu beschleunigen. Ich war jeweils 1:50 h unterwegs, mit dem Auto 0:35 h, aber auch deshalb nur so lange mit dem Auto, weil man bei jeder Ampel auf rot gestoppt wird, um dem Klimawandel anzuheizen. In die Arbeit brauche ich mit ÖPNV von Wohnung ins Büro ohne Stau mit Auto 35 min, mit ÖPNV 1:30 h. Autostrecke 26 km.
 
>> "Zuvielisation" << entsteht, wenn nahezu vollkommene Märkte mit nahezu vollkommen Informationen mittels Übersättigung gesellschaftlich so reizüberflutend bedient werden, dass sie immer schneller in einer Art "Re-Signatur" über immer mehr Schein und Scheine im Austausch bedient scheinen.

Bernies Sage (Bernhard Layer)
 
>> "Zuvielisation" << entsteht, wenn nahezu vollkommene Märkte mit nahezu vollkommen Informationen mittels Übersättigung gesellschaftlich so reizüberflutend bedient werden, dass sie immer schneller in einer Art "Re-Signatur" über immer mehr Schein und Scheine im Austausch bedient scheinen.

Bernies Sage (Bernhard Layer)
Wenn ich mich so umschaue, schöpfe ich Hoffnung. Schon seit Jahren tendieren Heranwachsende zu Öffis (schon bei meinen Töchtern und ihrem Umfeld beobachtet), wollen als Einstiegsdroge keinen Roller oder Mopped. Können sich in den bevorzugten Metropolen gar kein Auto leisten, es sei den von den Eltern gesponsert. Es sind wohl vorwiegend die Alten, Bequemen die noch diesem Klischee entsprechen. Hätten mich meine Kinder nicht schon vor 25 Jahren konditioniert, nicht permanent beim Waschen und Zähneputzen zwischendurch das Wasser zuzudrehen, ich hätte noch heute keinen Sinn dafür. Hoffnung besteht also, nur nicht bei uns Unbelehrbaren (smile)
 
Ich habe das Gefühl, wir gehen durch eine kollektive Finsternis,
keiner weiss, was er wirklich hier auf dieser Erde soll... bewusster werden vielleicht !
Das ist sehr ambivalent.
Global ist die westliche Wertegemeinschaft unter Druck, schon aus demografischen Gründen. Dass der Westen gespalten ist, hat Habermas schon 2004 diagnostiziert und ein Buch drüber geschrieben. Unter Druck ist vor allem die Mittelschicht, ein Teil entwickelt sich gerade weiter zu einem echten integralen, dialektischen Denken oder einem nicht kitschigen Pluralismus.
Ein anderer Teil regrediert zu diesem albernen, woken Pluralismus bei dem jeder versucht das größte Opfer zu sein, die Eskalation dieser Regression ist diese neorechte Aggroschiene mit einer Quasidiktatur und ächten Männern als Führer, inzwischen auch einigen smarten jungen Frauen.

Gleichzeitig etabliert sich in China und Indien (und anderen Regionen) eine breite Mittelschicht, die noch in den Westen schaut, sich aber immer mehr abnabelt. Aber durch Corona und Krieg ist der Wachstumsmotor ins Stocken geraten, die einen sehen darin eine Krise des Kapitalismus (aber das schon seit 150 Jahren), andere eine der Demokratie, so dass die Selbstverständlichkeit mit der der Westen weggefegt wird, vor allem durch China, wie man dachte, bereits wieder infrage steht.
Für die Art und Weise wie wir leben sind wir m.E. zu viele Menschen, vermutlich könnte die Erde noch deutlich mehr verpacken, bei einem anderen Lebensstil, ich weiß nicht, ob der wirklich in Sicht ist, die einen meinen dies, die anderen das.

Aus meiner Sicht ist das Hauptproblem der Naturalismus, der an sein Ende gekommen ist und im Grunde weitgehend in seiner Kümmerform eines Funktionalismus um seiner selbst willen existiert. Weiter so, ist der Schlachtruf, weil man meint Ziele zu haben sei kindisch, eine Konsequenz der vermeintlichen Erkenntnis des Naturalismus, dass alles sinnlos sei.
Das Problem im Schlepptau ist eine Marginalisierung des Ich. Es wird zwar viel vom Hyperindividualismus geredet, aber da man psychologische Erkenntnisse konsequent ausblendet und in meinen Augen oft ideologisch motiviert klein redet, erkennt man auch nicht, dass der Hyperindiviudalismus/Narzissmus bereits eine Kompensation einer gefühlten Ich-Schwäche ist. Zudem wird alles was mit Sinn, Wert und Ziel zu tun hat, zur Privatsache erklärt, oft gönnerhaft, weil man überzeugt ist, mehr sei nicht drin, der Rest sei eine politische Frage und so gesteht man allen zu sich ihren Sinn selbst zu basteln, daraus aber bitte keinerlei Ansprüche abzuleiten, die über die eigene Schädeldecke hinausreichen. Das ist aus meiner Sicht der kardinale Fehler.
An der Stelle befinden wir uns und die Mischung aus Marginalisierung des Ich und einem Funktionalismus der dieses Ich in diversen Projekte versklavt (auch der Kapitalismus ist nur eine Konsequenz daraus), ist die klaffende Wunde eines Naturalismus, der insgeamt Sinn und Wert gegen bessere Erklärungen (und daraus abgeleiteten Bastelanleitungen) ausgetauscht hat, nur ist die erklärende Kraft des Naturalismus inzwischen an ihr Ende gekommen, gut zu sehen ist das in den Bereichen Kosmologie, wo inzwischen alles möglich ist und nichts mehr zusammen passt und m.E. noch mehr, bei dem Punkt Bewusstsein, das wir überhaupt nicht erklären können.

Ja, bewusster werden sollten wir vielleicht, viele werden es auch, aber noch mehr regredierden, allerdings sind die, die weiter kommen zum Ausgleich effektiver, zumindest laut Drehbuch. Es ist eng, es bleibt eng. Wer heute 'erwacht' muss in der Lage sein, mehrere Bälle dynamisch imd Spiel zu halten und vor allem die Außenwelt (die alles erklären soll, sogar die Innenwelt) mit einem echten und tiefen Verständnis der Innenwelt, zu verbinden. Im Moment ist man so auf dem Niveau der Wortmagie angekommen, bei dem man meint das Bösewörter zu meiden die Welt besser macht, den Rest machen Smart Watches, die dann unsere Schritt und Kalorien zählen und uns demnächst sagen, was wir als nächstes tun sollen. Dass das Ich hier erneut und freiwillig klein gehalten wird, fällt bislang nicht groß auf, aber dass sich die Krisen überlagern wird uns weiter begleiten, d.h. zu denen die komplexer denken können, gesellen sich jene, die aus Not umdenken müssen. Aber da sogar wir Deutschen gerade lernen, dass Überbürokratisierung vielleicht doch nicht der Weisheit letzter Schluss ist - die Psychologie weiß, sie ist im Kern sadistisch - dürfen wir weiter hoffen. Da die Klimakrise nicht endet und die Altersarmut in D bereits vor der Tür steht, geht die Entwicklung weiter. Auch Krisen und Krankheit sind ja legitime Wege, aber es heißt ja, das sei alberne Esoterik.
 
Das ist sehr ambivalent.
Global ist die westliche Wertegemeinschaft unter Druck, schon aus demografischen Gründen. Dass der Westen gespalten ist, hat Habermas schon 2004 diagnostiziert und ein Buch drüber geschrieben. Unter Druck ist vor allem die Mittelschicht, ein Teil entwickelt sich gerade weiter zu einem echten integralen, dialektischen Denken oder einem nicht kitschigen Pluralismus.
Ein anderer Teil regrediert zu diesem albernen, woken Pluralismus bei dem jeder versucht das größte Opfer zu sein, die Eskalation dieser Regression ist diese neorechte Aggroschiene mit einer Quasidiktatur und ächten Männern als Führer, inzwischen auch einigen smarten jungen Frauen.

Gleichzeitig etabliert sich in China und Indien (und anderen Regionen) eine breite Mittelschicht, die noch in den Westen schaut, sich aber immer mehr abnabelt. Aber durch Corona und Krieg ist der Wachstumsmotor ins Stocken geraten, die einen sehen darin eine Krise des Kapitalismus (aber das schon seit 150 Jahren), andere eine der Demokratie, so dass die Selbstverständlichkeit mit der der Westen weggefegt wird, vor allem durch China, wie man dachte, bereits wieder infrage steht.
Für die Art und Weise wie wir leben sind wir m.E. zu viele Menschen, vermutlich könnte die Erde noch deutlich mehr verpacken, bei einem anderen Lebensstil, ich weiß nicht, ob der wirklich in Sicht ist, die einen meinen dies, die anderen das.

Aus meiner Sicht ist das Hauptproblem der Naturalismus, der an sein Ende gekommen ist und im Grunde weitgehend in seiner Kümmerform eines Funktionalismus um seiner selbst willen existiert. Weiter so, ist der Schlachtruf, weil man meint Ziele zu haben sei kindisch, eine Konsequenz der vermeintlichen Erkenntnis des Naturalismus, dass alles sinnlos sei.
Das Problem im Schlepptau ist eine Marginalisierung des Ich. Es wird zwar viel vom Hyperindividualismus geredet, aber da man psychologische Erkenntnisse konsequent ausblendet und in meinen Augen oft ideologisch motiviert klein redet, erkennt man auch nicht, dass der Hyperindiviudalismus/Narzissmus bereits eine Kompensation einer gefühlten Ich-Schwäche ist. Zudem wird alles was mit Sinn, Wert und Ziel zu tun hat, zur Privatsache erklärt, oft gönnerhaft, weil man überzeugt ist, mehr sei nicht drin, der Rest sei eine politische Frage und so gesteht man allen zu sich ihren Sinn selbst zu basteln, daraus aber bitte keinerlei Ansprüche abzuleiten, die über die eigene Schädeldecke hinausreichen. Das ist aus meiner Sicht der kardinale Fehler.
An der Stelle befinden wir uns und die Mischung aus Marginalisierung des Ich und einem Funktionalismus der dieses Ich in diversen Projekte versklavt (auch der Kapitalismus ist nur eine Konsequenz daraus), ist die klaffende Wunde eines Naturalismus, der insgeamt Sinn und Wert gegen bessere Erklärungen (und daraus abgeleiteten Bastelanleitungen) ausgetauscht hat, nur ist die erklärende Kraft des Naturalismus inzwischen an ihr Ende gekommen, gut zu sehen ist das in den Bereichen Kosmologie, wo inzwischen alles möglich ist und nichts mehr zusammen passt und m.E. noch mehr, bei dem Punkt Bewusstsein, das wir überhaupt nicht erklären können.

Ja, bewusster werden sollten wir vielleicht, viele werden es auch, aber noch mehr regredierden, allerdings sind die, die weiter kommen zum Ausgleich effektiver, zumindest laut Drehbuch. Es ist eng, es bleibt eng. Wer heute 'erwacht' muss in der Lage sein, mehrere Bälle dynamisch imd Spiel zu halten und vor allem die Außenwelt (die alles erklären soll, sogar die Innenwelt) mit einem echten und tiefen Verständnis der Innenwelt, zu verbinden. Im Moment ist man so auf dem Niveau der Wortmagie angekommen, bei dem man meint das Bösewörter zu meiden die Welt besser macht, den Rest machen Smart Watches, die dann unsere Schritt und Kalorien zählen und uns demnächst sagen, was wir als nächstes tun sollen. Dass das Ich hier erneut und freiwillig klein gehalten wird, fällt bislang nicht groß auf, aber dass sich die Krisen überlagern wird uns weiter begleiten, d.h. zu denen die komplexer denken können, gesellen sich jene, die aus Not umdenken müssen. Aber da sogar wir Deutschen gerade lernen, dass Überbürokratisierung vielleicht doch nicht der Weisheit letzter Schluss ist - die Psychologie weiß, sie ist im Kern sadistisch - dürfen wir weiter hoffen. Da die Klimakrise nicht endet und die Altersarmut in D bereits vor der Tür steht, geht die Entwicklung weiter. Auch Krisen und Krankheit sind ja legitime Wege, aber es heißt ja, das sei alberne Esoterik.
Wow, was für ein beeindruckendes Traktat. Geht es vielleicht auch eine Nummer kleiner ?:mad:
LG * Helmfried
 
Schöne, (be)treffende Wortschöpfung ... :engel1:

Beim ersten Mal hatte ich gedacht, ich hätte mich verhört – oder Simonetta Carbonaras Deutsch nicht richtig verstanden. Aber als ich in ihrem Vortrag beim Hamburger Trendtag das Wort noch ein zweites Mal hörte, konnte es kein Zufall mehr sein: Sie sagte „Zuvielisation“, nicht Zivilisation.

Bei der Party am Abend fragte ich noch einmal nach. Natürlich, sie hatte Zuvielisation nicht nur gesagt, sondern auch gemeint. Ihre eigene Idee? Ja, sagte sie, aber nicht neu. So etwa, sie überlegte einen Moment, so etwa 1999 habe sie das Wort erstmals verwendet (zumindest für 2002 findet sich auch ein Beleg im Netz), es sei aber noch kaum aufgegriffen worden.
 
Zuviel ! Ja, zuviel Denken stört das Unbewusste, aus dem es ja entstanden ist. Schöner Vergleich ist der Tausendfüssler - wenn der zuviel denkt, welchen Fuss er als nächsten benutzen soll, kriegt er ein Chaos und verwirrt sich.
Wenn wir das Bewusste überbewerten und glauben, wir könnten alles kontrollieren, führt das zu Überforderung, Burnout und Kollaps der ganzen Gesellschaft. Nichts gegen das Bewusste, aber es muss mit dem Unbewussten zusammen arbeiten. Das andere Extrem ist die Überbewertung des Unbewussten, also auch ungeeignet.
 
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Ich habe das Gefühl, wir gehen durch eine kollektive Finsternis,
keiner weiss, was er wirklich hier auf dieser Erde soll...

Wirklich? Das wäre mir neu. Ich hatte bisher das Gefühl, dass so ziemlich jeder außer mir weiß, was er hier soll.

Aber vielleicht denken das ja alle... :oops:
 
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