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Stiller

SabberLord

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Registriert
4. März 2005
Beiträge
6
MOin, moin...
Ich habe vor einigen Tagen "Stiller" von Max Frisch beendet und war zutiefst beeindruckt...
Bisher das beste Buch, was ich gelesen habe, (is allerdings auch noch nich soviel in meinem gerade volljährigen Leben) von der Sprache her, aber auch vom Inhalt sehr interessant und anregend...
ICh würde gerne mal die Meinung von ein paar erfahreren Lesern hören, gerne auch zu Homo Faber, der gleich an zweiter Stelle steht (zur Zeit versuch ich mich an "Mein Name sei Gantenbein")
Max Frisch verbindet für mich in beeindruckender Weise große Inhalte mit großer Sprache...
Ich würde mich auch über weitere Autorenvorschläge, die vom Stil in die gleiche Richtung gehen, freuen....

Henning
 
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Ich muss sagen, dass mich gerade in jungen Jahren die Romane Frischs sehr begeistert haben - es gibt neben den drei berühmten, glaube ich, nur noch ein "Alterswerk", dessen Name mir jetzt nicht einfällt.
"Mein Name sei Gantenbein" galt immer als der "Abgefahrenste" - wegen seiner fragmentarischen, sprunghaften Schreibweise. Homo Faber interessiert durch das Thema des technischen Menschs, der dann doch Opfer einer Art Schicksal zu werden scheint und Stiller fasziniert, weil sich das Innere und die Identität der Hauptfigur so schleichend enthüllen.

Natürlich sind diese Romane Singularitäten, man kann das Muster nicht wiederholen wie bei Genre-Romanen (Krimis etwa). Daher auch schwierig, wer dem nahe kommt.
Wer auch sehr interessante Ideen hat, aber nicht ganz die psychologische Tiefe erreicht, ist Italo Calvino. Seine Erzählungen sind in der Regel kurz, aber fast jede nimmt eine eigenartige Sicht ein und experimentiert auch mit der Rolle des Erzählers.
Ein wirklicher Favorit ist Milan Kundera und zwar vor allem der erste Roman "Der Scherz" und seine späten Romane, die zum Beispiel "Die Identität", "Die Langsamkeit" etc. heißen.

Zur Zeit höre ich im Radio öfter mal eine Lesung von "Der Mann ohne Eigenschaften". Ist zwar ein ziemlicher Wälzer, vorgelesen finde ich es aber auf jeden Fall unterhaltsam, wenn ich auch das Buch im Ganzen nicht kenne. Es erinnert mich aber ein bisschen an Frisch, kann auch an der Zeit und an der Mentalität der Hauptfiguren liegen.

Und schließlich, ich weiß nicht ob vergleichbar, die Houellebecq-Romane, die aus einer aktuelleren gesellschaftlichen Sicht die Hauptfiguren genauso in Frage stellen, wie das die Hauptfiguren Frischs tun.
 
P.S:
Habe gerade noch mal gegoogelt und festgestellt, dass "Der Mann ohne Eigenschaften" schon den 1920ern geschrieben wurde. Das verblüfft mich, ich fand das klang viel moderner! Ich hätte ihn mehr zu Frischs Zeiten verortet. So kanns gehen.
(In einer Kritik zu Kunderas "Die Identität" wurde auch wiederum auf Musil verwiesen - so spannen sich die inneren Verwandtschaften über die Jahrzehnte...)
 
Da hier neben dem Buch auch noch das Radio erwähnt wurde, erlaube ich mir, noch die Medien Film und Theater im Zusammenhang mit den empfohlenen Autoren zu erwähnen.

'Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins' (Kundera) wurde von Kaufman m.E. hervorragend und intelligent umgesetzt. Gibt es als DVD zu kaufen. Die Namen der Akteure sind mir zwar bis auf Juliette Binoche entfallen, aber der Film lohnt sich, für mich eins der besten Filme der 80-er Jahre.

Am Deutschen Theater läuft oder kommt demnächst zur Aufführung 'Ausweitung der Kampfzone' (Houellebecq). Darüber kann ich leider nichts sagen, aber am Theatertreffen -ebenfalls in Berlin- wird das Zürcher Schauspielhaus zu Gast.
'Homo Faber' (Frisch) und 'Elementarteilchen' (Heuellebecq). Diese Produktionen kenne ich, sie sind empfehlenswert. Die Lektüre zu kennen, erleichtert das Verstehen, aber auch sonst sind die Vorstellungen sicherlich sehr interessant. Habe mehrere Theaterversuche an 'Elementarteilchen' erlebt, dieser ist m.M.n. der erfolgreichste in deutscher Sprache und gerade die Möglichkeit des unmittelbaren Vergleiches Frisch vs. Heuellebecq müsste Leser und Theaterliebhaber reizen.
 
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Von Musils " Mann ohne Eigenschaften" hat mich am meisten der im Roman (?) eingebaute Essay über den Möglichkeitssinn fasziniert.

Dieser Essay hat entscheidend zu meiner Entwicklung beigetragen, denn ohne Möglichkeiten sind wohl die Wirklichkeiten oft unerträglich. Und da Möglichkeiten gewissermaßen auch Wirklichkeiten - zwar nur mehr oder weniger potentielle - sind, sind eigentlich die Möglichkeiten das Spannende im Leben.

Marianne


Hallo, Freund Sabberlord ( wasn Nick!) ! Ich werde mal über den Roman Stiller nachdenken und Dir in den nächsten Tagen mein Denkergebnis mitteilen.

Marianne
 
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