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Ort der Erinnerungen

mwirthgen

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Registriert
20. Dezember 2002
Beiträge
969
Die schon bekannte Antwort Gisberts im Thread "Wesenskern" - Erinnerungen seien in einer "Festplatte" abgespeichert -, veranlasst mich - da mir ähnlich wie Sibel dabei ??? auftauchen - diesem Thema etwas Zeit zu widmen.

Dabei interessiert mich nicht, was die Neurobiologie dazu meint - denn die weiß darauf wenig zu sagen - sondern was jeder von uns dazu meint.

Wir alle leben ja mit Erinnerungen, haben also jahrelange Erfahrungen mit dem Erinnern und haben uns vermutlich bzw. hoffentlich Gedanken gemacht, nicht nur wie das Erinnern funktioniert, sondern auch, wo diese Erinnerungen zu finden sind!

Wo also sind die Erinnerungen, wenn wir sie nicht erinnern?
Wie ist der Vorgang des Sich-Erinnerns zu verstehen, bzw. wie zeigt er sich?


gruß manni
 
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wo ist das excel-programm wenn es nicht ausgeführt wird ?

seine daten sind auf der festplatte, nicht im arbeitsspeicher

greift der rechner auf die festplatte zu und führt das programm im arbeitsspeicher aus, "erinnert" er sich wieder dieses programmes ;)

lg,
Muzmuz
 
Schön,daß Du das aufgreifst..
Wo also sind die Erinnerungen, wenn wir sie nicht erinnern?
Diese Frage ist meiner Meinung nach kaum zu beantworten,zusehr würden wir ins Spekulative geraten...Es gibt soviele Antworten darauf wie es Menschen gibt,Weltbilder,wissenschaftliche Abhandlungen zum Thema ectpp........
Meine Meinung dazu-und sie wird zu Diskusionen führen-ist,daß es so etwas wie ein Weltengedächtnis gibt(indisch:Akasha),Erinnerungen ,ja sogar Gedanken sich nicht auflösen,nicht verloren gehen, sondern dort vielleicht ihren Ort haben...
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo, Manni!


Auch mir erscheint das Bild von Gisbert, denn ein solches ist es ja nur, zu mechanistisch.


Der Einwand gilt auch zu Deinem Post,Muzmus/ Angela.



Der Ort der Erinnerung ist in uns - egal, was Neurobiologen dazu sagen.

Und meiner Meinung nach gibt es zwei Formen des Sich-Erinnerns:
a) die bewusst herbeigeholte Erinnerung. Das mag im Anlassfall z.B. das Nachdenken über ein bereits einmal erfolgtes Problemverhalten sein. " Wie habe ich doch damals den Kuchen "verbessert", der allen so geschmeckt hat"*grr*.
Dieser Vorgang ist also ein bewusster und kann so schon gar nicht mit einer Computerfestplatte verglichen werden. Denn ein Programm ruft sich ( Gott oder wem immer sein Dank!) nicht von alleine auf.

B) kennen wir wohl alle das einem Überfall vergleichbare Erlebnis, wenn uns eine - und so sagen wir es ja in unserer Muttersprache - " Erinnerungen überfallen".

Ich habe schon vor langer Zeit hier einen Thread mit ähnlich gelagerter Fragestellung ins DF hineingestellt: "Oh, über die Gerüche der Kindheit".

Dort handelte es sich nur um unbewusst olfaktorische "Erinnerungen" - Neugier belehrte uns damals, dass diese neurobiologisch gar nicht bewusst ins Gedächtnis gerufen werden können .


Und von diesem Ansatz aus denke ich weiter.

Es sind vielleicht in unserem Ich emotionale "Wecker" , die eben Erinnerungen über aktuelle sinnliche Erlebnisse an unter den gleichen oder ähnlichen erfolgten Bedingungen frühere wecken. Und diese Anknüpfung ans Emotionale schafft eben auch keine "Festplatte".


Marianne
 
sibel schrieb:
Meine Meinung dazu-und sie wird zu Diskusionen führen-ist,daß es so etwas wie ein Weltengedächtnis gibt(indisch:Akasha),Erinnerungen ,ja sogar Gedanken sich nicht auflösen,nicht verloren gehen, sondern dort vielleicht ihren Ort haben...
Wie kommst du darauf? Wie ist unsere Verbindung zu diesem "Weltengedächtnis"?

@Marianne
Es sind vielleicht in unserem Ich emotionale "Wecker" , die eben Erinnerungen über aktuelle sinnliche Erlebnisse an unter den gleichen oder ähnlichen erfolgten Bedingungen frühere wecken. Und diese Anknüpfung ans Emotionale schafft eben auch keine "Festplatte".
Wo ist diese Erinnerung?

Gysi
 
Gisbert Zalich schrieb:
Wie kommst du darauf? Wie ist unsere Verbindung zu diesem "Weltengedächtnis"?

@MarianneWo ist diese Erinnerung?

Gysi


Gisbert Zalich schrieb:
@MarianneWo ist diese Erinnerung?

Gysi



Getreu Mannis Auffassung - NICHT in einer Festplatte, sondern in einem heute humanbiologisch noch nicht erklärbarem chemoelektirischen Prozess.

Übrigens habe ich mich vor allem gegen den Ausdruck " Festplatte" ein wenig aufgelehnt. Festplatte vermittelt mir die Assoziation " starr" - und das weiß sogar ich physikalisches Nackebatzerl, dass Leben und Lebensvorgänge "nie nicht was Fixes" sind. :blume2:


lbg:


Marianne
 
ja, mit der festplatte kann man ein gehirn nur bedingt vergleichen
allerdings fällt mir kein besseres beispiel zum vergleich ein

speichert man ein bild auf einer festplatte, wird jedes pixel davon gespeichert
im gehirn werden nur muster gespeichert, somit das bild sehr stark komprimiert
weiters speichert die festplatte nur information, verarbeitet diese aber nicht

je weniger man das bild kennt, desto weniger und abstrahierter die gespeicherte information

weiters kann man eine festplatte ausbauen (energielos lagern) und die information darauf bleibt erhalten
ein funktionierendes gehirn muss allerdings permanent arbeiten
hören die prozesse auf, gehen auch die informationen durch zersetzungsprozesse verloren

der "speicherplatz" in einem gehirn kann somit auch mit einer festplatte verglichen werden, auf dem sich die gespeicherten informationen nur begrenzt halten
je länger ein ereignis, an das wir uns erinnern zurückliegt, desto weniger information davon bleibt im gehirn
das muster, das verbleibt wird immer grober
durch neue erlebnisse können aber diese muster wieder reaktiviert und zu einem gesamtbild ergänzt werden (wir erinnern uns)
dabei ist aber das bild nicht mehr das selbe, wie es vorher war
viele teile von dem bild sind ergänzt, und dabei fließen subjektive faktoren ein
daher verlassen sich kriminalisten nur wenig auf zeugenaussagen
auch hier sind die rekonstruierten bilder subjektiv und lassen nicht direkt auf das objektive ereignis schließen

ein lustiges experiment diesbezüglich wurde mal gemacht:
einige monate nach der challenger-katastrophe (jänner '86) wurden leute befragt, was sie gerade gemacht haben, als sie von der katastrophe erfahren hatten
diese aussagen wurden protokolliert
mehrere jahre danach wurde ihnen die selbe frage gestellt
viele der probanden gaben nun andere antworten

auf die diskrepanz zwischen ihren beiden aussagen angesprochen, behaupteten viele, ihre jetzige (und somit spätere) version sei die wahrheit, die frühere falsch

lg,
Muzmuz
 
Marianne schrieb:
Getreu Mannis Auffassung - NICHT in einer Festplatte, sondern in einem heute humanbiologisch noch nicht erklärbarem chemoelektirischen Prozess.
Also in einem morphogenetischen Feld, gemäß Rupert Sheldrake?

Gysi
 
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hhmmm...das anhängen dieser theorie spiegelt mir den wunsch vieler menschen wider, übernatürlich sein zu wollen

die rein chemisch-neurobiologische erklärung ihres bewusstseins, ihrer existenz, ihrer ichs widerstrebt dem selbstbild
"ich bin doch mehr als ein tier"

daher will man vollständige erklärungen am liebsten gar nicht hören und glaubt lieber an etwas nicht fassbares wie die "seele", irgendeine diffuse "energie", ein "morphogenes feld" oder sonstwas
hauptsache, es ist übernatürlich und kann nicht erklärt oder ergründet werden
dann muss man das selbstbild nicht grundlegend revidieren und kann bei seinem angenommenen bleiben

völlig vorurteilslos an diese sache herangehen kann wohl niemand (mich eingeschlossen)

lg,
Muzmuz
 
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