Jeder Staatsbürger ist Eigentum des Staates.
Das war eine Antwort auf die Erwähnung der "klassischen Sklaverei" als Gegensatz zu der im weiteren Sinne heute auffassbaren der der "Staatsbürgerschaft". Vermutlich wurde schon Nietzsche so falsch verstanden. Denn bei Nietzsche ist ähnliches zu lesen: Dass höhere Kultur Sklaverei "bedinge". Es geht also nur mit, nicht ohne. Natürlich keine "klassische Sklaverei", sondern eine moderne/"höhere" staatliche, die der Staatsbürgerschaft — philosophisch, nicht sozial- oder politikwissenschaftlich.
In diesem Bezug liest sich deine Antwort wie die eines ("höheren") Sklaven:
Ich finde solche Sätze sehr einseitig. Man darf nicht verkennen, dass man als Bürger nicht nur Rechte, sondern auch Pflichten hat. Eine Gesellschaft funktioniert nur dann gut, wenn jeder bereit ist einen Beitrag zu leisten. Selbstverständlich sind einige soziale Strukturen politisch-wirtschaftlich gesehen ausbaufähig, aber man darf nicht vergessen wie vieles bereits erreicht wurde um Existenzen zu sichern, ohne sich dabei zu Tode schuften zu müssen. Ein Fehler wäre es sich persönliche Schicksale herauszupicken und diese hoch zu bauschen, in dem man vermeint ein gesamt komplexes System würde überhaupt nicht mehr funktionieren. So ist es nicht. Immerhin hat zB jeder deutsche/österreichische Bürger die freie Wahl sich sein Leben so einrichten zu können wie er/sie möchte bezüglich Berufswahl, Familienstand, Wohnort usw.
Die Bedingung
Wird die Bedingung nicht erfüllt, zer/verfällt der Staat samt Sklaverei. Es ist eine ähnliche Bedingung, wie sie Hans Jonas (Prinzip Verantwortung) beschreibt, dass Luxus durch Technik Abhängigkeit von der Technik bedingt. Also eine Art Sklaverei der Technik. Wobei der Mensch diese Sklaverei aufrechterhält, indem er den Luxus aufrechterhält. Das eine bedingt das andere. Ohne kein Luxus / Technik / Sklaverei. Ohne kein "höher", wie Nietzsche es schreibt.
Vielleicht ist das vergleichbar mit den Slawen, die von den (deutschen) Kolonisten vertrieben wurden. Wobei nicht alle vertrieben wurden, sondern nur deren Lebensräume annektiert, erobert, und anschließend landwirtschaftlich bewirtschaftet wurden. Die Slawen waren hingegen mehr noch Jäger und Sammler. Der Wohlstand durch die Ackerbau und Viezucht "versklavte" auf seine Weise, weil er eine Sesshaftigkeit bedingte. Die Slawen mussten sich anpassen und unterordnen. Wer Widerstand leistete wurde beseitigt. Noch heute ist nachweisbar, dass Slawen "neben" Kolonistendörfern weiter existierten. Das Sammeln und Jagen konnten sie nicht mehr ausführen, weil nun alles Land das Land eines Landesherren war. Vorher gehörte es einer/mehrere Sippen, oder auch gar keinen und war nur Sammel- und Jagdgebiet.
Es gibt diese Anektode im Vorwort vom Buch "Die Geschichte der O" (Sadomaso-Sklaverei). Darin wird eine Geschichte aus der Zeit der Abschaffung der Sklaverei erzählt: Ein Gutsherr musste seine Sklaven entlassen, weil die gesellschaftliche Situation dies bedingte. Den Sklaven gefiel das gar nicht, weil sie nichts mit sich anzufangen wussten. Aus ihrer Sichtweise verloren sie auch noch das letzte was sie hatten: eine nützliche Verwendung. Die Sklaven nahmen dies dem Gutsherren sehr übel, da sie ihm immer sehr gut gedient hatten und brachten ihn in der selben Nacht um.
Im Bezug zur "Freiheit" gibt es die Floskel vom "Schwindel der Freiheit", die zweideutig ist. Einerseits kann Freiheit ein Schwindel sein, wenn sie nicht das hält, was mit ihr versprochen oder ersehnt wurde. Andererseits wird Leuten schwindelig bei (zuviel) Freiheit. Sie werden dann übermütig oder ängstlich.