Mittelmeer-Flüchtlinge

[Hovart1]

Ja, tatsächlich, die Leistung, von irgendjemand anderem "die Rettung aller" verbal einzufordern, halte ich für billig (wohlfeil), denn: Es gibt nichts Gutes, außer man tut es.

Natürlich sind sämtliche Denkforumsuser sehr mitfühlend und hilfsbereit und würden ohne Zögern, wenn sie auf ihren Booten und Yachten im Mittelmeer kreuzen, jederzeit beliebige Mengen von Flüchtlingen auf ihre Privatyacht retten und sicherstellen, daß diese hernach ein sorgenfreies Leben führen können. Darüber brauchen wir doch gar nicht zu diskutieren.

Solange wir aber noch zuhause vor den PC´s sitzen und uns angeregt durch die Nachrichtenlage klicken, erlaube ich mir zu fragen: Wer ist verantwortlich für die Rettung von wem? Wie soll das gehen und kann es überhaupt gelingen?

Ich gebe zu bedenken, daß Grenzen und Abgrenzung wahrscheinlich nicht ohne Grund eine enorm wichtige Rolle in allen biologischen und sozialen Systemen spielen und daß es nicht möglich ist, Grenzen beliebig, aufgrund spontaner Einfälle zu ändern.

Hi,

denke das geht ein bisschen tiefer... Alles was mit möglichst wenig Kosten verbunden ist und was unsere Auffangsysteme nicht zu sehr belastet, sollte getan werden. Irgendwie sind "wir" schon verantwortlich, dass sollte, finde ich, aber eher eine allgemeine immerwährende Gedenkminute im Hirn von uns Deutschen sein. Wer wird schon so aufgefangen wie hier? Nicht dass das ein gut zu beurteilender Auffang wäre, aber zur Not wird einem immerhin geholfen.

Entwicklungshilfe gibt es ja bereits. Da gibt es sicher einiges was zusätzlich getan werden könnte, sollte jeder hier sich mehr engagieren und nicht an seinen Luxusbefriedigungen hängen. Denke da vor allem an Bildung und, wie ja schon geschrieben, an die Ideen der zuständigen Entwicklungshelfer.

Was mich dann etwas befremdlich fühlen lässt sind Menschen, die hier ohne schlechtes Gewissen ihren 400.000 Euro Reihenhausgarten pflegen. Aber ähnliches schreibst Du ja bereits. Es gibt ja x-Ideen was Internet, überhaupt Medien an Informationsaustausch möglich machen könnten. Zumindest ETWAS mehr AKUT-Denken würde mich freuen. Die zugegeben für den glücklich Lebenden GUTE Abgrenzung kann ja durchaus durch Aufklärung bewusst gesteuert werden. Etwas intensiver dürfts schon sein mMn.

thx, für deinen Beitrag...

 

[FreniIshtar]

Es gibt nichts Gutes, außer man tut es.

Deine Bedenken, 5Zeichen versuche ich zu verstehen.
Es gab auch für mich eine lange-lange Zeit, da saß ich nicht vor einem Gerät - Ich war stark, und ich mochte Erich Kästner
wie Du ihn hier zitierst.
Unsere Wohnung war praktisch ein
*fröhlich offenes Haus*
für sämtliche Gastarbeiter-Kinder - tagtäglich -
Und es war eine unvergessene Bereicherung für alle Beteiligten, auch für deren Eltern (egal ob die aus Jugoslawien oder aus der Türkei gekommen waren)

Wer ist verantwortlich für die Rettung

Wer?
Ich meine halt, unser Gewissen!
(Habe eben noch bei Konstantin Wecker dafür unterschrieben - Wenn Du dort liest, ich könnte mir vorstellen, dass Du dann auch dafür überzeugt bist)

 

[Bernd]

Ich fühle mich inzwischen schuldig, weil wir Assad nicht bombardiert haben, schuldig, weil wir aber dennoch Waffen geliefert haben und schuldig, weil wir nicht alle Syrer aufnehmen.

Wenn man mir sagt, ich sei von Geburt an schuldig, würde ich das auch noch glauben.

Bernd

 

[Muzmuz]

Wer?
Ich meine halt, unser Gewissen!
(Habe eben noch bei Konstantin Wecker dafür unterschrieben - Wenn Du dort liest, ich könnte mir vorstellen, dass Du dann auch dafür überzeugt bist)

Was sagt dein Gewissen, wenn du durch die heutige Rettung von 100 Flüchtlingen 200 weitere zum Antritt der Flucht motivierst, die sodann im nächsten Monat irgendwo im Mittelmeer untergehen ?
Das Gewissen sagt auch, dass man Lösegelder an Erpresser zu bezahlen hat, denn ein Menschenleben soll mehr wert sein als Geld. Nur wenn man zahlt, gibt man den Erpressern damit "recht" - Erpressung zahlt sich dadurch aus, was absehbar zu weiteren Entführungen, und somit zu noch mehr Opfern führen wird.

Schuldgefühle sind oft nicht rational begründet. Wenn man nach ihnen ohne nachzudenken handelt, macht man nicht immer das Richtige.

 

[Daphne_]

Was sagt dein Gewissen, wenn du durch die heutige Rettung von 100 Flüchtlingen 200 weitere zum Antritt der Flucht motivierst, die sodann im nächsten Monat irgendwo im Mittelmeer untergehen ?
Das Gewissen sagt auch, dass man Lösegelder an Erpresser zu bezahlen hat, denn ein Menschenleben soll mehr wert sein als Geld. Nur wenn man zahlt, gibt man den Erpressern damit "recht" - Erpressung zahlt sich dadurch aus, was absehbar zu weiteren Entführungen, und somit zu noch mehr Opfern führen wird.

Schuldgefühle sind oft nicht rational begründet. Wenn man nach ihnen ohne nachzudenken handelt, macht man nicht immer das Richtige.

Diese Argumentation irrtiert mich. Sie passt nicht zu der provokativen Frage auf der vorherigen Seite. Was soll eigentlich zum Ausdruck gebracht werden?

Was mich dann etwas befremdlich fühlen lässt sind Menschen, die hier ohne schlechtes Gewissen ihren 400.000 Euro Reihenhausgarten pflegen.

Was wäre daran befremdlich? Sollen sie den nun verwarlosen lassen, nachdem sie schon so viel Geld dafür ausgegeben haben? Warum sollen sie ein schlechtes Gewissen haben? Weil sie in einem Land leben, in dem sich Wohlstand erarbeiten lässt? Mich befremden solche inhaltslosen Argumentationen. Mich befremdet auch, warum ein Reihenhaus mit Garten überhaupt so viel kosten soll.

 

[EarlyBird]

Hauptsache, man muss die Leute nicht selber absaufen lassen!

Kann mir nicht vorstellen, dass man vor Ort seelenruhig zusehen könnte, wenn hunderte von Menschen ertrinken. Wie sollte man jemals die Bilder wieder aus dem Kopf kriegen?

 

[5Zeichen]

... Irgendwie sind "wir" schon verantwortlich ...

... Was mich dann etwas befremdlich fühlen lässt sind Menschen, die hier ohne schlechtes Gewissen ihren 400.000 Euro Reihenhausgarten pflegen. ...

Wofür genau ist wer verantwortlich?
Ein Deutscher oder ein Österreicher, der genug zu essen hat, seine Kinder versorgt und mit sich und der Welt im Reinen ist, soll wofür verantwortlich sein? Für alles, was im Umkreis von 1000, 2000 oder 5000 Kilometern passiert? Und warum? Und wie?

Ab wie viel Euro Besitz sollte Deiner Ansicht nach enteignet und weltweit verteilt werden? Wer führt die Verteilung durch?

 

[Daphne_]

Hauptsache, man muss die Leute nicht selber absaufen lassen!

Kann mir nicht vorstellen, dass man vor Ort seelenruhig zusehen könnte, wenn hunderte von Menschen ertrinken. Wie sollte man jemals die Bilder wieder aus dem Kopf kriegen?

Wer tut das denn? Wenn Menschen ertrinken, liegt das m.M.n daran, dass niemand Hellseher ist und in Vorhinein weiß wann und wo ein Schiff kentert.

 

[EarlyBird]

Wer tut das denn? Wenn Menschen ertrinken, liegt das m.M.n daran, dass niemand Hellseher ist und in Vorhinein weiß wann und wo ein Schiff kentert.

Ja - aber wir wissen ja, dass viele Menschen da ertrinken und deshalb kann man sich zB für ein Seenotrettungssystem einsetzen!
An sich müssten unsere Regierungen zweigleisig fahren und gleichzeitig dafür sorgen, dass die Zustände in den Heimatländern der Flüchtlinge wieder erträglich werden.
Aber NICHT durch Waffenliefeungen, sondern durch Projekte zur Selbsthilfe!

 

[Daphne_]

Ja - aber wir wissen ja, dass viele Menschen da ertrinken und deshalb kann man sich zB für ein Seenotrettungssystem einsetzen!
An sich müssten unsere Regierungen zweigleisig fahren und gleichzeitig dafür sorgen, dass die Zustände in den Heimatländern der Flüchtlinge wieder erträglich werden.
Aber NICHT durch Waffenliefeungen, sondern durch Projekte zur Selbsthilfe!

Ja sicher, das ist wohl allgemeiner Konsens.