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Mimmi

"Also, junger Mann, nenne mir Deinen Namen!"
"Ich heisse Smeraldo, jetzt sage mir Deinen!"
"Ich heisse Mimmi!"
Sie gefiel Smeraldo. "Schöne Mimmi, ich möchte Dich küssen!"
Mimmi's Herz fing wieder an zu klopfen, sie konnte nichts sagen, weil sie verlegen war.
"Jeden Wunsch werde ich Dir erfüllen, was darf ich tun, um Dich zu küssen?"
In dem Augenblick lief das alte Mütterchen am Wegesrand entlang, es musste sich immer sehr mit dem Brennholz plagen. Das Holz war schwer und der Weg war weit.
"Smeraldo, bring das Mütterchen mit ihrem Gepäck nach Hause!"
"Darf ich Dich dann küssen?"
Mimmi konnte nicht in Smeraldo's schöne Augen sehen, so schüchtern war sie.
Smeraldo packte seine Sachen zusammen, griff die Zügel seiner Pferde und ging dem Mütterchen auf dem Weg entgegen.
"Mütterchen, wo wohnst Du, ich bringe Dich nach Hause!" Der Muli sollte nichts mehr tragen, weil er schon etwas älter war, also
packte Smeraldo das Holz in die Satteltaschen seines Pferdes, nun konnte er nicht mehr auf ihm sitzen. Also ging er zu Fuss neben dem Mütterchen den Weg entlang. Er konnte nicht wissen, dass das Mütterchen etliche Kilometer weiter weg wohnte.
Mimmi hatte sich sehr aufgeregt, sie wusste nicht was sie jetzt tun sollte...
 
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Was kurz vorher geschehen war:

Als der junge Mann den Grund ihrer Fröhlichkeit erkannte, fiel er spontan in ihr Gelächter ein, und Mimi bewunderte seine regelmäßigen, strahlenden Zähne und seine freundlich blitzenden Augen. Sie hatte das angenehme Gefühl, ihr Gegenüber schon lange zu kennen.

Mit einem Griff nahm er die ungewöhnliche Kopfbedeckung ab, und reichte ihr den Hut:
"Ich bin bei einer fahrenden Schauspielertruppe und der gehört zu meiner Rolle. Möchtest du ihn aufsetzten?"
Mimi griff danach, wobei sie seine Hand leicht berührte. Ein angenehmer Schauer lief von ihrem Hinterkopf über Nacken und Schultern den Rücken hinunter, um sich zwischen ihren großen Zehen in langsamen Wellen zu beruhigen.

Die seltsame Requisite verdeckte ihre Augen bis zur Nasenspitze. Mit ausgestreckten Armen tastete sie als blind Kuh vorwärts und machte einige unsichere Schritte, während sie vor Lachen nach Luft rang. Sie stieß gegen den jungen Mann, der sich ihr frech in den Weg gestellt hatte. Starke Arme hielten sie fest:
"Ich bin Esmeraldo."
 
Links von Esmeraldo ging das Mütterchen, rechts führte er seine zwei Pferde gleichzeitig. Er redete vieles durcheinander, was er sonst nie tat und das Mütterchen schaute zu ihm hoch und fragte ihn, ob er verliebt sei, worauf Esmeraldo nicht erwiderte und schwieg. Gleich waren sie am dichten Wald angekommen, der lange Weg, der noch vor ihnen lag, führte direkt zum Haus des Mütterchens.

Der Erpel und die Schwäne zogen sich in Richtung Böschung zurück, graue Wolken schoben sich am Himmel zusammen und nur noch mühsam kamen die Sonnenstrahlen hindurch. Es wurde kalt und Mimmi wollte nach Hause. Sie ging los, nach ein paar Schritten, noch nicht weit von der Weide entfernt, lag etwas im Sand. Es war ein Stückchen Lederband, wahrscheinlich hatte es sich gelöst als Esmeraldo die sperrigen Holzstückchen in die Satteltasche steckte. Mimmi nahm das Band und die grün- violette Feder, die fast danebenlag und umknotete das Bändchen um das Ende der Feder. In der Mitte war die Feder eingeknotet und die Enden des Bändchens band Mimmi um einen unteren Ast der Weide, zu der sie wieder zurückging. Die Feder zeigte wie ein Pfeil nach unten. Mit einem Stöckchen ritzte sie ein "M" in den Sand und ein Pfeil in die Richtung in die sie gehen würde.
Nun überlegte sie nicht mehr lange und ging los. Sie lachte dabei und dachte an Esmeraldo...
 
Auf dem Nachhauseweg kam Mimi an einer Weggabelung vorbei. Sie war fest davon überzeugt, daß Esmeraldo sie suchen würde, wenn er von dem Mütterchen zurück zum See gekehrt sein wird.

Sie hatte aber nichts anders bei sich, als das Band und die Feder. Sie schaute die Feder an: "Nein, dich kann ich hier nicht hinhängen, du bist das Einzigste, was ich von Esmeraldo habe".

Sie riß sich ein Stück aus ihrem Unterkleid und hängte es an einem Busch, der direkt an der Weggabelung stand. "so, das kannst Du nicht übersehen", grinste sie und lief weiter auf dem Feldweg in Richtung ihres Hauses, wo sie zusammen mit ihren Eltern und ihren zwei Schwestern, die beide älter waren als sie, wohnte.
 
o.k., Mimi nur mit einem m

Das Lederbändchen mit der Feder hing um ihren Hals unter dem Kleid, Mimi hielt ihre Hand darauf, damit es nicht verlorenging.
Mittlerweile war es schon fast dunkel und es regnete ununerbrochen. Hoffentlich kommen Esmeraldo und die anderen unversehrt an.
Allmählich wurde es unheimlich auf dem Nachhauseweg, vor dem Weg raschelte etwas, Mimi begann sich zu fürchten und sie fror. Ihre Kleicung war nass. Als sie rechts neben sich in einem Gebüsch ein Augenpaar sah, gab sie einen kurzen Schrei von sich und fing an zu zittern. Ein Etwas flatterter dicht über ihren Kopf, Mimi wusste sie war in Gefahr.
Sei leise und fürchte Dich nicht, sagte sie sich immer wieder und geh' zügig voran. Vor ihren Füssen schien es leise zu rascheln, der Weg war kaum noch zu sehen, nur die Lichter in der Ferne.
Hörte sie hinter sich Schritte? Es kam immer dichter, sie wollte gerade Esmeraldo rufen, als sie Schritte im Zusammenhang mit einem Rollen und leichtem Quietschen wahrnahm. Nein, das konnte Esmeraldo nicht sein, dachte sie und fing voller Furcht an zu laufen bis plötzlich vor ihr eine Gestalt auftauchte. Die Gestalt hatte eine Laterne bei sich und Mimi konnte schon aus der Ferne sehen, dass der Mann ein düsteres Gesicht hat, der Mann ging auf sie zu, links und rechts konnte Mimi nicht ausweichen, da gerade an der Stelle des Weges die Böschung zu steil war. Als der Mann vor ihr noch deutlicher zu sehen war traute sich Mimi nicht an ihm vorbei, sie zitterte am ganzen Körper. Der Mann schaute sie an und ging auf sie zu, Mimi begann zu schreien, trat mit einem Fuss zu dicht an die Wegkante auf einen Stein, der Stein rutschte ab und Mimi stürzte die Böschung herunter...
 
"Meine Güte, junge Frau, springst Du öfter in dunkle Gräben?"
Ihr Körper fühlte sich an, als wäre er nackt, und dicht über ihr die verzerrte Fratze des Unholds. Mimi schrie aus Leibeskräften, sie schrie und schrie und hörte nicht auf zu schreien.
"Nana, jetzt ist es aber genug du kleines Mimöschen, niemand will dir etwas tun, du bist hier in Sicherheit."
Erst jetzt spürte sie den dumpfen, bohrenden Schmerz in ihrem Kopf. Reflexartig betastete sie den groben Verband.
"Gehirnerschütterung - vorausgesetzt du hast überhaupt eines" brummte der Alte.
Das dumpfe Pochen, die Müdigkeit und das gleichmäßige Schaukeln ließen sie wieder das Bewußtsein verlieren.
Als sie erwachte, war es bereits hell.
Ihr Schädel brummte, als hätte eine unsichtbare Hand die Borsten einer elektrischen Zahnbürste durch die Nase in ihr Gehirn geschoben und rotieren lassen.
Sie lag auf einer futonartigen Matte unter einer leichten, aber angenehm wärmenden Daunendecke. Über ihr ein heller, nach oben gewölbter Stoffhimmel. Ihre Kleider hingen in feiner Ordnung an einer Querstange des seitlichen Aufbaus. Mimi richtete sich auf, um sich unter Stöhnen sofort wieder vorsichtig auf ihr Kopfkissen zurücksinken zu lassen.
Wo war sie, was war passiert, wer waren die Menschen, deren Stimmen durch die Stoffbahnen des Wagens zu ihr drangen? Und wann würden ihre Gehirnwindungen endlich sauber genug sein?
 
Nach kurzer Zeit ging es ihr wieder gut, die starken Schmerzen waren verschwunden. Sie zog ihre Sachen an und sah sich um. "Was machst Du denn da? Du sollst liegen bleiben!! Wann macht hier endlich mal jemand das, was ich sage?!!" schimpfte der Mann, der zu ihr in den Wagen kam.
"Wer bist Du denn?" "Brusares, und Du?" "Mimi. Was ist passiert?" "Gestern Abend hast Du Dir den Kopf aufgeschlagen. Man hat Dich aus der Böschung getragen." "Wo bin ich?" "In einem Wagen, wir sind eine fahrende Theatergruppe" "Ich muss nach Hause" "Morgen werden wir in Protus sein, übermorgen wird dort von uns eine Aufführung stattfinden. Von dort aus kannst Du mit dem Zug nach Hause fahren, es geht nicht anders, Du magst das Theater wohl nicht?" "Doch, sehr sogar!" "Warum wirst Du so blass?". Brusares hielt ihr ein Buch vor das Gesicht. "Liess mal vor!" "Des Lebens Pulse schlagen frisch lebendig, ätherische Dämmerung milde zu begrüßen; Du, Erde, warst auch..." "Stop, das genügt" "Kennst Du Esmeraldo?" "Ja, warum fragst Du? Der fährt ein paar Kilometer hinter uns. Was hat der denn schon wieder angestellt? Dem muss ich wohl mal wieder die Hammelbeine langziehen!" "Brusares, versprichst Du mir etwas?" "Was denn?" fragte er barsch. "Sag ihm bitte nichts von mir, es soll niemand wissen. Bitte!!" "Mal sehen, das weiss ich noch nicht, ich geh' jetzt wieder nach vorne und Du bleibst hier ruhig sitzen und bewegst Dich nicht so viel. Mimi machte was er sagte, sie suchte ihr Lederbändchen am Hals, es war noch da, ihr Herz fing wieder an zu klopfen und sie freute sich...
 
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Sie drückte das lederbändchen an sich und dachte an seine strahlend weissen Zähne, an seinen Purpurroten Hut, an seine tiefblauen Augen, und daran als er das Mütterchen nach Hause gebracht hatte. Eine weile sass sie so da vertieft in ihren Tagträumen bis Brusares vor ihr stand und sich die Wunde an ihrem kopf nochmal ansah. Mimi fragte Brusares:"Sag Brusares, kannst du mir über Esmeraldo ein wenig erzählen? wie ist er so? Seit wann ist er bei der Theatergruppe? Wie lange kennst du ihn schon? und *sie lief ein wenig rot an* Hat er jemanden der sein leben mit ihm teilt? " Brusares wurde auf einmal hektisch und nervös, stammelte etwas davon er müsse kurz weg, und verschwand aus dem wagen. Verduzt liess er sie sitzen, verwirrt blickte sie bei der tür hinaus, um Brusares nachzusehen. Ihr wurde klar hier muss es ein Geheimnis geben....
 
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