Es geht immer besser, das ist nicht der Punkt. Ein echter Profi kann Beruf und Privatleben nicht trennen, egal was für einen Beruf Du ausführst.
Man kann in jedem Beruf mehr tun. Es gibt immer Konflikte, Fehler und Verbesserungsmöglichkeiten. Na und?
Lass Dich nicht von Wichtigtuern und Vorgesetzten fertig machen, es gibt auch den Punkt, an dem man sagen muss: Was willst denn Du noch überhaupt von mir, besser kann ich es aber leider nicht!
Ich versuche schon, bestimmte Grenzen einzuhalten, immer gelingt das freilich nicht. Beispielsweise gebe ich meine private Handynummer nur in seltenen (Not)Fällen an Schüler und Eltern weiter, schließlich bin ich über die Lernplattform oder Mail ohnehin unkompliziert erreichbar. Dann versuche ich, in den großen Ferien mindestens vier Wochen lang komplett abzuschalten und das Thema Schule auszublenden. Von den sechs Wochen Sommerferien sind ja nur vier Wochen echte Urlaubszeit, die restlichen beiden sollte man sich als gewissenhafte Lehrperson mit Vorbereitungen diverser Art (Materialien sichten und aktualisieren, Stoffverteilungspläne anfertigen, neues Material beschaffen etc.) beschäftigen, schließlich handelt es sich hierbei lediglich um unterrichtsfreie Zeit und nicht um Urlaub im eigentlichen Sinne. Auch finden in diesem Zeitraum häufig schon Konferenzen statt. Die anderen Ferien kann man ebenfalls nur in Teilen zur Erholung nutzen, da hier nicht selten Korrekturen erledigt werden müssen, die man unter normaler Arbeitsbelastung kaum bewerkstelligen könnte.
Zum Punkt, dass man seine Grenzen klar kommunizieren sollte: Da stimme ich dir ebenfalls zu, aber es ist vor dem Hintergrund, dass Außenstehende mehrheitlich der Überzeugung sind, Lehrer seien quasi chronisch unterbeschäftigt, sehr schwer, hier auf Verständnis zu stoßen. Damit darf man jedenfalls nicht rechnen. Auch Schüler sind übrigens mehrheitlich der Ansicht, Lehrer wären unterbeschäftigt und faul. Das liegt einfach daran, dass hier der Überblick fehlt und man allgemein glaubt, wenn der Lehrer nach Schulschluss nach Hause geht, ist dessen Arbeitstag beendet. Dabei müsste es eigentlich klar sein, dass jemand, der mehrmals täglich als Zentralgestirn vor 20-30 jungen Menschen steht, um ihnen Wissen und Fähigkeiten zu vermitteln, diesen Prozess entsprechend vorbereiten und konzipieren muss, soll er von Erfolg gekrönt sein. Die Anspruchshaltung von Seiten der Lernenden und Elternschaft ist jedenfalls ausgeprägt und hier wird man genau beäugt, ob die Bemühungen der Lehrperson auch hinreichend sind. Wer lediglich Arbeitsblätter irgendwie irgendwoher kopiert und austeilt, wird in kürzester Zeit auseinandergenommen - von der Lerngruppe zurecht demontiert. Kurzum: Der Erfolgsdruck ist schon enorm und lastet teilweise doch sehr auf einem.
Wer sagt, er sei überfordert und könne nicht mehr leisten, wird schnell als unfähig, faul und desinteressiert wahrgenommen.