• Willkommen im denk-Forum für Politik, Philosophie und Kunst!
    Hier findest Du alles zum aktuellen Politikgeschehen, Diskussionen über philosophische Fragen und Kunst
    Registriere Dich kostenlos, dann kannst du eigene Themen verfassen und siehst wesentlich weniger Werbung

Lehrer arbeiten wenig und verdienen zu viel!

Als besonders belastend empfinde ich die fehlende Trennung zwischen Privatheit und Profession. Man ist irgendwie immer mit Schule beschäftigt, korrigiert, telefoniert, tauscht sich online - Digitalisierung macht es möglich - mit Schülern aus, wird zu jeder Tages- und Nachtzeit angeschrieben und schließlich tut man sich selbst schwer, im Kopf abzuschalten und die Konflikte und Probleme des Berufsalltags beiseite zu legen. Hinzu kommt, dass man in diesem Beruf nie fertig ist, immer könnte man mehr, bessere und differenziertere Materialien erstellen sowie den Unterricht didaktisch noch ansprechender gestalten.

Es geht immer besser, das ist nicht der Punkt. Ein echter Profi kann Beruf und Privatleben nicht trennen, egal was für einen Beruf Du ausführst.
Man kann in jedem Beruf mehr tun. Es gibt immer Konflikte, Fehler und Verbesserungsmöglichkeiten. Na und?
Lass Dich nicht von Wichtigtuern und Vorgesetzten fertig machen, es gibt auch den Punkt, an dem man sagen muss: Was willst denn Du noch überhaupt von mir, besser kann ich es aber leider nicht!
 
Werbung:
Es geht immer besser, das ist nicht der Punkt. Ein echter Profi kann Beruf und Privatleben nicht trennen, egal was für einen Beruf Du ausführst.
Man kann in jedem Beruf mehr tun. Es gibt immer Konflikte, Fehler und Verbesserungsmöglichkeiten. Na und?
Lass Dich nicht von Wichtigtuern und Vorgesetzten fertig machen, es gibt auch den Punkt, an dem man sagen muss: Was willst denn Du noch überhaupt von mir, besser kann ich es aber leider nicht!

Ich versuche schon, bestimmte Grenzen einzuhalten, immer gelingt das freilich nicht. Beispielsweise gebe ich meine private Handynummer nur in seltenen (Not)Fällen an Schüler und Eltern weiter, schließlich bin ich über die Lernplattform oder Mail ohnehin unkompliziert erreichbar. Dann versuche ich, in den großen Ferien mindestens vier Wochen lang komplett abzuschalten und das Thema Schule auszublenden. Von den sechs Wochen Sommerferien sind ja nur vier Wochen echte Urlaubszeit, die restlichen beiden sollte man sich als gewissenhafte Lehrperson mit Vorbereitungen diverser Art (Materialien sichten und aktualisieren, Stoffverteilungspläne anfertigen, neues Material beschaffen etc.) beschäftigen, schließlich handelt es sich hierbei lediglich um unterrichtsfreie Zeit und nicht um Urlaub im eigentlichen Sinne. Auch finden in diesem Zeitraum häufig schon Konferenzen statt. Die anderen Ferien kann man ebenfalls nur in Teilen zur Erholung nutzen, da hier nicht selten Korrekturen erledigt werden müssen, die man unter normaler Arbeitsbelastung kaum bewerkstelligen könnte.

Zum Punkt, dass man seine Grenzen klar kommunizieren sollte: Da stimme ich dir ebenfalls zu, aber es ist vor dem Hintergrund, dass Außenstehende mehrheitlich der Überzeugung sind, Lehrer seien quasi chronisch unterbeschäftigt, sehr schwer, hier auf Verständnis zu stoßen. Damit darf man jedenfalls nicht rechnen. Auch Schüler sind übrigens mehrheitlich der Ansicht, Lehrer wären unterbeschäftigt und faul. Das liegt einfach daran, dass hier der Überblick fehlt und man allgemein glaubt, wenn der Lehrer nach Schulschluss nach Hause geht, ist dessen Arbeitstag beendet. Dabei müsste es eigentlich klar sein, dass jemand, der mehrmals täglich als Zentralgestirn vor 20-30 jungen Menschen steht, um ihnen Wissen und Fähigkeiten zu vermitteln, diesen Prozess entsprechend vorbereiten und konzipieren muss, soll er von Erfolg gekrönt sein. Die Anspruchshaltung von Seiten der Lernenden und Elternschaft ist jedenfalls ausgeprägt und hier wird man genau beäugt, ob die Bemühungen der Lehrperson auch hinreichend sind. Wer lediglich Arbeitsblätter irgendwie irgendwoher kopiert und austeilt, wird in kürzester Zeit auseinandergenommen - von der Lerngruppe zurecht demontiert. Kurzum: Der Erfolgsdruck ist schon enorm und lastet teilweise doch sehr auf einem.

Wer sagt, er sei überfordert und könne nicht mehr leisten, wird schnell als unfähig, faul und desinteressiert wahrgenommen.
 
Ich finde die Arbeitszeit und Vergütung o.k. Nur, warum sollte sie nicht auch ein Strassenbauarbeiter bekommen ?
 
Das liegt einfach daran, dass hier der Überblick fehlt und man allgemein glaubt, wenn der Lehrer nach Schulschluss nach Hause geht, ist dessen Arbeitstag beendet. Dabei müsste es eigentlich klar sein, dass jemand, der mehrmals täglich als Zentralgestirn vor 20-30 jungen Menschen steht, um ihnen Wissen und Fähigkeiten zu vermitteln, diesen Prozess entsprechend vorbereiten und konzipieren muss, soll er von Erfolg gekrönt sein. Die Anspruchshaltung von Seiten der Lernenden und Elternschaft ist jedenfalls ausgeprägt und hier wird man genau beäugt, ob die Bemühungen der Lehrperson auch hinreichend sind. Wer lediglich Arbeitsblätter irgendwie irgendwoher kopiert und austeilt, wird in kürzester Zeit auseinandergenommen - von der Lerngruppe zurecht demontiert. Kurzum: Der Erfolgsdruck ist schon enorm und lastet teilweise doch sehr auf einem.

Mir ist das vollkomen klar und ich habe das noch nie in Frage gestellt, nicht einmal, als ich selbst Schüler war.

Konzeptarbeit wird oft nicht gesehen, nicht anerkannt und es wird nicht verstanden, wieviel Arbeit eigentlich darin steckt.
Das ist im Übrigen nicht nur in Deinem Beruf so.
Muss ich als Koch eine neue Speisekarte (Wochen-, Tageskarte), dann meinen auch immer alle, ich schüttele mir das "so nebenbei" aus dem Ärmel und bräuchte nur die Zeit, das eben mal in fünf Minuten hinzukritzeln, während ich in den Pötten rühre. Dem ist aber nicht so: Auch ich muss dafür ggf. Material sichten, nachdenken, an den Kombinationen feilen und auch dementsprechend Material bestellen. Das macht man nicht zwischen Hauptgang und Dessert, man braucht dafür einfach Zeit - Zeit, die auch bezahlt werden will, denn warum eigentlich sollte ich das alles in meiner ohnehin schon knappen Freizeit tun?

Wende ich diese notwendige Zeit nicht auf, dann kommt halt auch nur bestenfalls 08/15 dabei heraus. Und Kreativität ist auch nichts, was man erzwingen kann. Sicher: Mit der zunehmenden Erfahrung wird es leichter, man kann auf das eine oder andere vorhanden Material zurückgreifen und weiß hier und da, was gut funktioniert und was überhaupt nicht. Andererseits geht das Leben und die Entwicklung auch weiter, und wer sich zu sehr auf seinen Lorbeeren vergangener Zeiten ausruht, der gehört eben auch schnell zum alten Eisen.
 
Ich finde die Arbeitszeit und Vergütung o.k. Nur, warum sollte sie nicht auch ein Strassenbauarbeiter bekommen ?

Die Frage darf und sollte gestellt werden. Beantwortet wird sie meist mit einem Verweis auf die Qualifikationsebene: Je anspruchsvoller die Ausbildung und je höher die Bildungsvoraussetzungen, desto größer später der Verdienst. Ob das wirklich gerecht ist, darf bezweifelt werden. Schließlich kann nicht jeder Abitur machen und anspruchsvolle Studiengänge absolvieren, weil entweder die finanzielle und soziale Unterstützung und/oder die kognitiven Voraussetzungen fehlen. Aber dafür kann man die jeweiligen Personen nicht verantwortlich machen, vielmehr wäre es Aufgabe einer jeden Gemeinschaft, diese Ungerechtigkeiten nach bester Möglichkeit zu minimieren und echte Chancengleichheit zu erreichen. Es würde zu weit führen, hier über das bedingungslose Grundeinkommen zu diskutieren, aber das ist eine Option, die ich recht interessant finde.

Gehen wir von bloßen Zahlen aus, ist es halt so, dass akademische Berufe eine mehrjährige Ausbildung und einen längeren schulischen Werdegang voraussetzen, so dass ein späterer Berufseinstieg und Verdiensteintritt der Fall ist. Beispielsweise könnte der Straßenbauer mit 15 Jahren die Hauptschule abschließen, mit 18 Jahren wäre er Geselle (Verdienst ca. 1600 Euro Netto zu Beginn, ansteigend durch Qualifikationen und Berufserfahrung bis ca. 2500 Euro monatlich), während der Student bis weit in die Zwanziger hinein Bafög (und ggf. Studienkredite) bezieht, somit also ca. 10 Jahre später ins Berufsleben einsteigt. Irgendwann wird er dennoch den Straßenbauarbeiter überholen, das ist klar, aber es relativiert zumindest den Verdienstunterschied erheblich.

Der Straßenbauer verdient ca. 200.000-250.000 Euro in 10 Jahren, während der Student in dieser Zeit zehntausend Euro und mehr Schulden angehäuft hat. Er wird also bei durchschnittlichem Akademikergehalt ungefähr 6-7 Jahre arbeiten müssen, bis allein diese Verdienstlücke aufgeholt ist. Ein Freund, der Straßenbauer lernt, während ich weiter zur Schule gehe und studiere, um dann einen vom Verdienst her durchschnittlich bezahlten akademischen Beruf zu ergreifen, wäre entsprechend erst nach (grob überschlagen) 20+ Jahren mir gegenüber finanziell im Nachteil.
 
Zuletzt bearbeitet:
Die Frage darf und sollte gestellt werden. Beantwortet wird sie meist mit einem Verweis auf die Qualifikationsebene: Je anspruchsvoller die Ausbildung und je höher die Bildungsvoraussetzungen, desto größer später der Verdienst. Ob das wirklich gerecht ist, darf bezweifelt werden. Schließlich kann nicht jeder Abitur machen und anspruchsvolle Studiengänge absolvieren, weil entweder die finanzielle und soziale Unterstützung und/oder die kognitiven Voraussetzungen fehlen. Aber dafür kann man die jeweiligen Personen nicht verantwortlich machen, vielmehr wäre es Aufgabe einer jeden Gemeinschaft, diese Ungerechtigkeiten nach bester Möglichkeit zu minimieren und echte Chancengleichheit zu erreichen. Es würde zu weit führen, hier über das bedingungslose Grundeinkommen zu diskutieren, aber das ist eine Option, die ich recht interessant finde.o

Es ist nicht nur so, dass nicht ein jeder Abitur machen kann, sondern es muss auch die weniger intellektuellen Menschen geben, die eine Stadt am Laufen halten. Ein Gefüge braucht auch Köche, Kellner, Spülkräfte und Putzfrauen - und es ist absolut nicht richtig, dass man diesen Menschen mit Minimalllöhnen und exorbitanten Lebenshaltungskosten das Leben zur Hölle macht.
Zumal sich die Arbeitsanforderungen auch so entwickeln, das selbst ich als Koch mit Abitur jeden Tag vor neuen Herausrforderungen stehe (=Anforderungen der Gäste, Gluten, Laktose, Sprachen whats or ever).
Man hat den werktätigen Menschen in den letzten 20 Jahren systematisch abgewertet, und dies finde ich nicht richtig.
 
Die Anderen verdienen zu wenig.
Je anspruchsvoller die Ausbildung und je höher die Bildungsvoraussetzungen, desto größer später der Verdienst.
Ob das wirklich gerecht ist, darf bezweifelt werden.

Dass uns allen beinahe jede Arbeit zugute kommt - dass eben fast jede Arbeit
von Wichtigkeit ist, dafür braucht die Menschheit halt noch eine gute Portion
*Einsicht*!
 
Werbung:
Hallo zusammen,

ich bin Lehrer. Ich verdiene vor Abzug der privaten Krankenversicherung ca. 3700 Euro Netto im Monat (A13 halt, ist ja kein Geheimnis) und arbeite offiziell 27 Schulstunden pro Woche (27x45 Minuten = 20,25 Zeitstunden). Das macht einen Stundenlohn von knapp 45,68 Euro. In der Regel darf ich direkt nach Unterrichtsschluss (12:45 Uhr) nach Hause fahren und kann - sofern ich das möchte und ungebunden bin - z.B. ins Schwimmbad gehen oder etwas Shopping in der Innenstadt veranstalten und zwischendurch in teuren Filialen noch teurere Kaffeegenüsse konsumieren. Außerdem bin ich verbeamtet, demzufolge werde ich einst eine solide Pension genießen dürfen und bis dahin über einen unkündbaren Arbeitsplatz verfügen. Sorgen um meinen Job kenne ich jedenfalls nicht. Ferien habe ich reichlich und kann diese ausgiebig und regelmäßig genießen. Jetzt im Sommer sind es ganze sechs Wochen, die ich bestens vergütet in die Karibik fahren könnte.

Man kann also sagen, dass es stimmt: Verglichen mit einem "normalen" Arbeitnehmer geht es mir als Lehrer durchaus gut. Um noch offener zu sprechen: Es ist geradezu eine Unverschämtheit, was ich mir als Lehrer erlaube, während andere den ganzen Tag schuften, den schlechten Atem des Chefs dabei im Nacken spüren und am Ende des Monats kaum ihre Miete (ganz zu schweigen von den Nebenkosten) begleichen können.

Und ganz Lehrer, der ich bin, stelle ich eine Aufgabe: Findet die Fehler!
Vielleicht solltest du hier angesichts dessen, dass dies ein Österreichisches Forum ist noch erwähnen, dass du (so nehme ich an) in Deutschland bedienstet bist, und dein monatlicher Verdienst 12x jährlich ausbezahlt wird. In Österreich ist es nämlich zumeist so, dass es 14 Gehälter gibt und der Österreicher den Betrag des kolportierten Nettomonatsverdienst auch als jenen versteht, der 1/14 des Jahresnettoverdienst entspricht, und nicht wie in Deutschland, 1/12.
Das heißt, deine Deutschen 3700 Netto entsprächen knapp 3200 Netto in Österreich.

Das "Dreizehnte" bzw "Urlaubsgeld" und "Vierzehnte" bzw "Weihnachtsgeld" in Österreich wird in der Privatwirtschaft in der Regel mit dem Junigehalt (Ende Juni) und dem Novembergehalt (Ende November) ausbezahlt als "Doppeltes Gehalt", wobei durch die unterschiedliche Besteuerung dieses Doppelgehalt in der Regel noch etwas höher ist als 200% des "Normalgehaltes". Bei öffentlichen Bediensteten ist es meines Wissens so, dass viermal im Jahr das Eineinhalbfache ausbezahlt wird in den Monaten März, Juni, September und Dezember - wobei hier die Bezüge nicht mit Monatsende, sondern zu Monatsbeginn ausgezahlt werden.
Entsprechend deiner Gehaltsgröße wären in Österreich die "Normalgehalte" also 3171,- und 4x im Jahr 4757,-
 
Zurück
Oben