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Krise der Naturwissenschaften

michael-culus

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28. Mai 2022
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Krise der Naturwissenschaften

Auf den ersten Blick ist von einer Krise der Naturwissenschaften nichts zu bemerken.

Mit der Entwicklung des Mikrochips, die auf der Quantenmechanik beruht, sind Computer, Smartphone und damit das Internet erst möglich gemacht worden. Es gibt zahlreiche Erfolge in der naturwissenschaftlichen Forschung die in die Gesellschaft einsickern, die Lebensqualität und Lebensdauer der Menschen erhöht oft ohne Aufsehen zu erregen. Dennoch gibt es Belege und Tendenzen die besagen, dass die öffentliche Faszination die einst die Naturwissenschaften begleitet hat verschwunden ist und durch einer kritischen Selbstverständlichkeit abgelöst wurde.

Warum wurde noch kein Heilmittel gegen Krebs gefunden? Warum kann man noch immer keine Querschnittslähmung heilen? Warum müssen wir immer noch sterben? Man kann den Kreis der Kritik weiterführen; Wann kann man endlich „Beamen“ oder Menschen mit Lichtgeschwindigkeit durchs All reisen lassen? Wo sind die sensationellen Erfolge in der Physik?

Die Kulturwissenschaftlerin Elena Wilhelm fasst zusammen:
„Das Vertrauen in und der Glaube an die Wissenschaft scheint derzeit zu erodieren. Zumindest die Kulturpessimisten sehen das Ende der Aufklärung, der Wissenschaft und der westlichen Gesellschaft nahen. Die Prognosen der kulturpessimistischen Philosophen und Autoren wie beispielsweise des französischen Autors Michel Houellebecq, des slowenischen Kulturkritikers Slavoj Žižek, des deutsch-koreanischen Philosophen Byung-Chul Han oder des israelischen Intellektuellen Yuval Noah Harari sind düster. Sie prophezeien die Rückkehr der Religionen, das Verschwinden des Vertrauens in die Wissenschaften und das nahe Ende Europas. Die Aufklärung und die Wissenschaften hätten falsche Versprechen gemacht und keinen Werteersatz für die Religionen geboten. Sie hätten versagt.“ […] „Nun haben aber viele Wissenschaften ihre überrissenen Versprechen tatsächlich nicht eingelöst. Die Neurowissenschaften haben bisher keine Gesamttheorie der Funktion des Gehirns vorgelegt, dessen Komplexität sie weder verstehen noch – wie von ihr versprochen – steuern können, um Erkrankungen zu heilen. Die Biologie hat bisher ihr Versprechen nicht eingehalten, die Entschlüsselung des Genoms ermögliche, Krebs oder andere Krankheiten zu heilen. Die Physiker können einen Bruchteil dessen erklären, was im Universum passiert. Und manch wissenschaftliches Wissen hat enorme Probleme überhaupt erst erzeugt.“https://www.denkforum.at/#_edn1

Die gegenwärtige Impfgegnerschaft ist ein Beispiel für eine Wissenschaftsskepsis. Sie richtet sich nicht nur gegen die Kritik an den Pharmakonzernen, eine bescheidene Skepsis gegen über Impfungen gab es bereits während der Hochkonjunktur der Serumentwicklung im 19. Und 20. Jahrhundert. Gegenüber der heutigen Massenkritik überwiegt die Faszination gegenüber dem Sieg von Seuchen und Krankheiten, die Jahrtausende lang neben den Kriegen die größte Geißel der Menschheit war.

Bei aller Kritik der Impfgegner wird z.B. die Euphorie vergessen, die der Sieg über die Kinderlähmung (Poliomyelitis) hervorgebracht hat. Als im April 1955 sich die Nachricht über die Wirkung des, von Jonas Salk entwickelten Impfstoffes, verbreitete. „Die Menschen verharrten eine Weile in schweigen, läutende Glocken, hupten, ließen Fabrikpfeifen schrillen, feuerten Salutschüsse ab…“, berichtet Richard Carter in seinem Buch „The saga of Jonas Salk“ von 1966. „… nahmen sich den Rest des Tages frei, schlossen ihre Schulen oder trafen sich darin zu ausgelassenen Feiern, prosteten sich zu, herzten Kinder, gingen in die Kirche, lächelten Fremde an und vergaben ihre Feinden“.[ii]

Den Naturwissenschaften der Postmodernen widerfährt das, was den christlichen Religionen im Aufklärungsprozess widerfuhr, den Verlust ihrer Dominanz als geistige Orientierung im öffentlichen und privaten Leben und ihren Rückzug als Parallelwahrnehmung. Ihrer Krise bewusst und wann immer möglich versuchen wissenschaftliche Institutionen in die Offensive zu gehen.

Über mehrere weltweit zeitgleich stattfindende Pressekonferenzen verkündeten die Forscher des Event Horizon Telescope 2019 in Brüssel eine wissenschaftliche Sensation. Zum erstem mal wurde ein schwarzes Loch fotografiert.

Mochte das Foto die wissenschaftliche Welt noch so in entzückten Aufruhr versetzen, so kostete es den meisten Menschen nur ein Achselzucken. Zu oft waren Raumschiffe schon durch schwarze Löcher geflogen um neue Welten zu erforschen. Die Popkultur war der Wissenschaft schon längst enteilt. Sicherlich gibt es einen gravierenden Grund zwischen Fiktion und Wirklichkeit, zwischen wissenschaftliche Erkenntnisse und Science-Fiction-Filme und Literatur zu unterscheiden aber es bleibt eine Tatsache, dass die Wissenschaft hinter den Erwartungen eines Publikums hinterher hinkt. Gerade dem Film gelingt es eine Verbindung zwischen Fiktion und Realität herzustellen. Ein Zeit-Artikel [MH1] von 2010 verdeutlicht das Image-Problem der Naturwissenschaften:

„Preisfrage: Wie verkauft man eine komplizierte physikalische Theorie, für die sich niemand interessiert? Antwort: Indem man einen Bezug zur Metaphysik herstellt. Dass diese Methode zuverlässig funktioniert, hat nicht nur Stephen Hawking bewiesen, der in seiner „Kurzen Geschichte der Zeit“ immer wieder auf "Gott" und dessen Plan zu sprechen kommt. Auch Leon Lederman ist ein gutes Beispiel.

Nachdem er 1988 den Nobelpreis für Physik erhalten hatte, tat er, was viele auf der Höhe ihres Ruhmes tun: Er schrieb ein Buch. Selbstverständlich eines über sein Forschungsgebiet, die Suche nach den Bausteinen der Materie. Darin bezeichnete er das verzweifelt gesuchte Higgs-Boson als "goddamn particle" (gottverdammtes Teilchen). Als am Ende noch ein griffiger Buchtitel fehlte, kam der Verleger auf die Idee: Wenn aus goddamn particle das "Gottesteilchen" würde, wäre nüchterne Physik auch für Gläubige interessant. Und so geschah es: Ledermans Buch erschien 1993 unter dem Titel The God Particle – und seither hat das Higgs-Teilchen seine höheren Weihen weg. Dessen eigentlicher Namensgeber Peter Higgs ist darüber übrigens keineswegs erfreut: Schließlich glaube er selbst nicht an Gott, und auch das nach ihm benannte Partikel habe damit nichts zu tun. Die Bedeutung von Wissenschaft hat in den westlichen Gesellschaft erheblich abgenommen, obwohl sie noch ein wichtiger Bestandteil für die Wirtschaft ist“.[iii] Die Erwartungen die in den größten Teilchenbeschleuniger der Welt, den Großen Hadron-Speicherring, gesetzt wurden erfüllten sich nicht. Der von der CERN betriebene 6 Milliarden Dollar teure unterirdische Ring hatte zwar die Existenz des Higgs-Boson bestätigt, konnte ansonsten aber keine weitere Entdeckungen von unbekannten Teilchen vorweisen. „In der Grundlagenforschung zur Quantenphysik möchten die Wissenschaftler bessere Theorien erfinden, weil sie wie alle glaubten, sie blickten durch den richtigen Riss. Doch leider bestätigten alle Experimente die Voraussagen der unverständlichen Theorie des letzten Jahrhunderts. Und die jüngeren Theorien? Sie sind nach wie vor nichts als ungeprüfte Spekulationen. Auf die letztlich fehlgeschlagenen Versuche, neue Naturgesetzte zu finden, wurde enorm viel Mühe verwendet. Seit nunmehr über dreißig Jahre sind keine Fortschritte mehr in der Grundlagenphysik zu verzeichnen.“[iv] Mögen die neuen wissenschaftlichen Erkenntnisse bzw. Nichterkenntnisse aus der Quantentheorie etwas trostlos erscheinen, so erfreuen sie sich in den Parawissenschaften, Esoterik[MH2] und Parapsychologie in ihrer kreativ-phantastischen Auslegung großer Beliebtheit.
Mit ihnen ist ein längst besiegter Feind der Religion und der Naturwissenschaften zurückgekehrt. Der Irrationalismus.

Die Popularität des postmodern Irrationalismus besiegelt das Ende der Aufklärung und damit den Niedergang der westlichen Kultur.










 
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Krise der Naturwissenschaften II

Die Genetik als Zukunftswissenschaft


Die Genetik dagegen hält ihren Anspruch eine Zukunftswissenschaft zu sein nicht nur in den wissenschaftlichen Kreisen, sondern auch in der öffentlichen Wahrnehmung aufrecht. Nicht zuletzt durch die einmalige Inszenierung die am 26. Juni 2000 im Ostflügel des Weißen Haus stattfand. Der damalige US-Präsident Bill Clinton verkündete vor Staatsoberhäupter und versammelter Weltpresse die Entschlüsselung der menschliche DNA mit den Worten „Wir lernen heute die Sprache, in der Gott das Leben geschaffen hat“. Eine riesiger wissenschaftlicher Erfolg der keine Interpretation zulässt und dennoch konnte die Genetik bis heute, über zwanzig Jahre nach der spektakulären Pressekonferenz im Weißen Haus, ihren eigenen und gesellschaftlichen Ansprüchen nicht gerecht werden.

Keinen der zahlreichen Gen-Labore weltweit ist es bisher gelungen ein Heilmittel gegen den Krebs oder andere schwerer Krankheiten[MH3] zu entwickeln. Auch wenn hier Teilerfolge zu verzeichnen sind. So wurde in den USA bereits 2012 ein Medikament gegen die Stoffwechselkrankheit Morbus Gaucher [MH4] zugelassen. Die Ursache der Erbkrankheit ist ein fehlendes Enzym das den Erkrankten fehlt. Genetiker haben ein Verfahren entwickelt, durch dass das fehlende Enzym in einer Karotte produziert wird.

Und bei allem Enthusiasmus für die Zukunftswissenschaften bleibt eine kritische ethnische Hinterfragung der Genforschung nicht aus. Der Forschungsstand in den ersten 20 Jahre der 2000er erfüllt bei nicht die oftmals suggerierten Erwartungen der wissenschaftsinteressierten Öffentlichkeit. Vielmehr werden sich die medizinischen hochrelevanten Erfolge erst in den nächsten Generationen einstellen. „Wie haben erst ein paar Hundert Wörter in ein tausend Seiten Roman gelesen“, beschreibt ein Genetiker den aktuellen Forschungsstand.

„Genetik ist kein Diagnosewerkzeug für einzelne Menschen. Wir können nicht sagen, welches das bessere Baby ist. Sie ist eher ein Werkzeug, um etwas über soziale Umgebung zu sagen…“, erklärt die Verhaltensgenetikerin Paige Harden in einen Interview im August 2021.[v]

Die Einordnung von Erfolgen, Teilerfolgen und Grundlagenforschung der heutigen Genetik vermischt sich oft mit ihren Zukunftsaussichten und Visionen die erste möglicherweise in den nächsten 100 Jahren eintreffen werden. Sicherlich ist es möglich, auf Grund von sechs genetischen Marker mit hoher Wahrscheinlichkeit vorherzusehen ob ein Mensch mit blaue oder braune Augen geboren wird. Allerdings gibt es auch hier Abstufungen in den Erfolgsaussichten, so sind andere Augenfarben nicht genau bestimmbar. Auch rote und schwarze Haare können Forensiker bereits jetzt recht zuverlässig aus den Genen lesen. „Blond und braun ist schwieriger, weil manche Blonde mit dem Alter dunkler werden“, erklärt Manfred Kayser, Professor für forensische Molekularbiologie in der Süddeutschen Zeitung.“ Dann zeigen die Gene oft blond, obwohl der Mensch inzwischen tatsächlich eher hellbraune Haare hat.“ Bei der Hautfarbe sind die Forensiker noch nicht so weit. „Insgesamt wissen wir weitaus mehr über die genetischen Grundlagen von Krankheiten als über die Genetik unseres Aussehens.“[vi]

Die Risiken der Genmanipulationen sind weitaus höher als in der breiten Öffentlichkeit wahrgenommen und von der Wissenschaft selbst kommuniziert wird. Die eigentliche biochemisch-neuronale Vernetzung der Gene ist noch weitgehend unbekannt.

Das Nicht-Wissen und vor allem das Teilwissen erweist sich dann als fundamental-ethischen Problem der Gentechnologie, wenn aus zellularen Laborexperimenten die praktische Anwendung am Menschen erfolgt. Beim heutigen Erkenntnisstand bleibt die Abschätzung von Risiko und Erfolg größtenteils Theorie, wenn nicht Spekulation.

So beschreibt in der Genetik der Off-Target-Effekt die möglichen negativen Auswirkungen die eine Genmanipulation auf anderen, nicht bearbeiteten Gene, ausübt.

„Ein weiteres Problem sind unvorhersehbare Mutationen, die zu schwerwiegenden Krankheiten oder etwa Fehlbildungen führen könnten. Zudem lässt sich immer noch nicht ausschließen, dass es bei einem modifizierten Embryo, der je nach Entwicklungsstand aus mehreren Hundert Zellen besteht, zu einer Mosaikbildung kommt; davon sprechen Genetiker, wenn die Veränderung bei einzelnen Zellen erfolgreich war, bei anderen hingegen nicht. Unter Umständen wären gravierende Schäden für das werdende Kind die Folge.“ Erklärt die Ethikerin und Medizinerin Claudia Wiesmann.[vii]

Kritiker und Befürworter der Gentechnologie am Beispiel von „Gen Drives“.

Eine weitere heftige Kontroverse hat sich im Rahmen der genetischen Modifikation von Tierarten herausgebildet.
Im Gegensatz zu anderen gentechnischen Manipulationen, bei denen die Ausbreitung der künstlich beigefügten Eigenschaften möglichst vermieden wird und unerwünscht ist, wurden Gene Drives so konzipiert, dass sie invasiv und unwiderruflich sind. Ist der Organismus mit dem eingebauten Gene Drive einmal freigesetzt, ist es beinahe unmöglich dessen Einflüsse auf das Ökosystem zu kontrollieren oder rückgängig zu machen.

Publikationen

Das neuentdeckte Wissen ist als Schlagzeile wesentlich attraktiver als die Niederlagen und Rückschläge in der Forschung. Die Erfolge in den Wissenschaften unterliegen der Selbstbewertung der Forscher, zumal hier einen engen Zusammenhang zwischen Finanzierungen und Forschung besteht. Statistische Daten belegen, dass die Anzahl von wissenschaftlichen Publikationen sich in den letzten 20 Jahren verdreifacht hat. Wurden 1996 [MH5] weltweit 1,1 Millionen Forschungsstudien veröffentlicht waren es 2016 bereits 3,1 Millionen.[viii] Der Druck zu publizieren und damit Fördergelder zu erhalten, steigt ebenso wie der Konkurrenzdruck der von anderen Forschungsgruppe oder Institutionen ausgeht.

Unruhe in die wissenschaftliche Welt brachte der 2005 veröffentlichte 6-seitigen Aufsatz „Why most published research findings are false“ (deutsch: Warum die meisten veröffentlichten Forschungsergebnisse falsch sind) des Medizinstatistikers John Ioannidis, in der er belegt, dass viele publizierte Studien einer neutralen wissenschaftlichen Überprüfung nicht stand halten könne. Sie enthalten mehr Spekulationen und zweifelhafte experimentale Verfahren, die eher die eigenen Thesen stützten als sie zu belegen.

Schluss

Ist die Krise der Naturwissenschaften eine Phantomdebatte?
Ein längst besiegter Feind des rationalen Denkens ist zurück gekehrt: Esoterik, Magie und Aberglaube.
Unter dem Begriff der Neomythen hat sich das irrationale Denken als Thema in die moderne Wissenschaften eingetragen.
 
Die Aufklärung und die Wissenschaften hätten falsche Versprechen gemacht und keinen Werteersatz für die Religionen geboten. Sie hätten versagt.“ […] „Nun haben aber viele Wissenschaften ihre überrissenen Versprechen tatsächlich nicht eingelöst.

Nicht "die" Wissenschaften haben falsche Versprechungen gemacht, sondern einzelne Exoten und Journalisten in der Saure-Gurken-Zeit (wie gerade wieder).
Es liegt ein Missverständnis darin vor, von den Wissenschaften einen Werteersatz zu erwarten. Wissenschaften verstehen sich - mal grundsätzlich - beschreibender Art, alles andere soll man bitte der Philosophie, Ethik und Moral überlassen - und in der Tat sind es eher jene, die versagt haben und sich wie beleidigte Leberwürste in ihren Elfenbeinturm zurückgezogen haben, um sich dort ihren Bauchnabel zu betrachten.

Die Neurowissenschaften haben bisher keine Gesamttheorie der Funktion des Gehirns vorgelegt, dessen Komplexität sie weder verstehen noch – wie von ihr versprochen – steuern können, um Erkrankungen zu heilen. Die Biologie hat bisher ihr Versprechen nicht eingehalten, die Entschlüsselung des Genoms ermögliche, Krebs oder andere Krankheiten zu heilen.

Vielleicht sollten wir darüber nicht so unglücklich sein, denn jede Erkenntnis birgt auch die Gefahr des Missbrauchs.
Wer die Funktion des Gehirns völlig duchschaut, der kann auch Menschen manipulieren - und zwar in einer Art & Weise, die jedes Werbemarketing zum Groschenroman degardiert.
Wer das Genom entschlüsselt, kann die Genetik auch zum Halsband des Individuums machen: Du darfst dieses und jenes nicht, nicht mehr jeden Beruf ergreifen, nicht mehr alles kaufen, nicht mehr überall hin reisen ... wie das in China und anderen Diktaturen bereits passiert. Vielleicht derzeit noch nicht genetisch, aber es wird für sie der nächste Schritt sein, wenn dass alles klar ist.

Persönlich finde ich es sehr erfrischend, dass dies alles nicht so klar und simpel ist, wie man es sich vorgestellt hat, sondern komplex, undurchschaubar und individuell. Denn mir als Individuum erlaubt es, auf meine bürgerlichen Rechte zu bestehen und nicht einem "wissenschaftlichen" Dikatat aus Genetik und Neurologie unterworfen zu sein.

Die Physiker können einen Bruchteil dessen erklären, was im Universum passiert. Und manch wissenschaftliches Wissen hat enorme Probleme überhaupt erst erzeugt.“

Stümmt. Die Physiker konnten allerdings in ihrer gesamten Wissenschaftsgeschichte IMMER nur ein Bruchteil dessen erklären, was im Universum passiert. Das galt auch für Archimedes, Galileo, Kepler und Newton.
Und genausowenig, wie Kepler von seinen Zeitgenossen verstanden wurde, so verstehen wir vllt. nicht die Koryphäen unserer Zeit. Aber wir verstehen Kepler und Newton ... vielleicht ... und genauso, wie die Allgemeinbildung selbst des einfachen Menschen gewachsen ist, kritisieren wir unsere Überflieger.

Die gegenwärtige Impfgegnerschaft ist ein Beispiel für eine Wissenschaftsskepsis. Sie richtet sich nicht nur gegen die Kritik an den Pharmakonzernen, eine bescheidene Skepsis gegen über Impfungen gab es bereits während der Hochkonjunktur der Serumentwicklung im 19. Und 20. Jahrhundert. Gegenüber der heutigen Massenkritik überwiegt die Faszination gegenüber dem Sieg von Seuchen und Krankheiten, die Jahrtausende lang neben den Kriegen die größte Geißel der Menschheit war.

Den Krieg gegen die großen Seuchen des 19. Jh. - Cholera, Typhus - haben nicht die Ärzte gewonnen, sondern die Ingenieure: Mit der Kanalisation und der Versorgung mit sauberem Trinkwasser.
Allerdings wäre es nicht zu dieser technologischen Entwicklung gekommen ohne einzelne Ärzte, die in der Lage waren, die Zusammenhänge zu erkennen - auch wenn im Grunde (intuitiv) es bereits die Römer waren, die in ihren Städten das wussten und umsetzten.

Bei aller Kritik der Impfgegner wird ...

Ohne die Medizin des 20. und des 21. Jh. wäre ich schon mehrfach - an "Peanuts" - entweder verstorben oder mindestens zeitlebens eine Art Krüppel gewesen, der seinen Beruf nicht mehr ausüben kann.
Mal den Ball flach halten:
Mindestens zweimal in meinem Leben wäre ich ohne die moderne Medizin des 20. Jh. entweder an Infektionen verstorben (Hundebiss, Zahninfektion) oder zum Krüppel geworden (Ferse gebrochen). Stattdessen hat eine Medizin, die hierzulande einem jedem zur Verfügung steht, dies wieder gerichtet - dies nehmen wir als eine Art Selbstverständlichkeit hin, aber in vielen Ländern der Welt ist dem nicht so. Da stirbt man einfach an so einem "Kleinkram" oder wird zum Invaliden, und ich rede da jetzt nicht von einer übertriebenen Apparatemedizin oder von Lebensverlängerung um jeden Preis.

Stattdessen habe ich, nach meiner Entlassung, den Beteiligten einen Präsentkorb gebracht ... was ich nicht tun muss, aber was tut man nicht alles, und allehaben sich ganz herzlich darüber gefreut.
 
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Warum wurde noch kein Heilmittel gegen Krebs gefunden?
Schon alleine die Art der Fragestellung zeigt inhaltliche Kompetenzmängel. Erstens, die Medizin hat die Sterblichkeit von Krebsleiden generell schon drastisch gesenkt. Also, dass da "nichts weiter gegangen" wäre, ist unrichtig. Zweitens, "Krebs" ist nicht eine einzelne Krankheit, sondern ein ganzer Cluster. Krebs an sich bzw dessen Entstehung ist prinzipiell unvermeidlich. Man kann die Wahrscheinlichkeit der Entstehung beeinflussen, sowie die Diagnose und Behandlung verbessern. Aber das, was sich klein Mäxchen unter "Heilmittel" vorstellt (eine Pille die man einmal schluckt oder eine Impfung, die man einmalig erhält, und man ist lebenslang sicher vor Krebs) wird es nicht geben. Niemals.
Warum kann man noch immer keine Querschnittslähmung heilen?
Wissenschaft erweitert das Wissen, aber führt nicht zu Allmacht. An der Reparatur von Nerven wird geforscht und auch sonst gearbeitet.
Aber wie auch sonst ist betriebene Forschung keine Garantie, dass man das beabsichtigte Ziel auch erreicht. Und schon gar nicht, dass man es in einem bestimmten Zeitraum erreichen würde. Mit Forschung bewegt man sich auf Neuland - und was einen dort erwartet kann ja nicht schon vorab genau bekannt sein. Sonst wäre es ja kein Neuland mehr, oder ?
Warum müssen wir immer noch sterben?
Auf Grund des zweiten Hauptsatzes der Thermodynamik. Die Wissenschaft hat ihn entdeckt bzw formuliert, kann ihn aber nicht außer Kraft setzen. Auch nicht mit anderen Methoden als wissenschaftlichen, wie zum Beispiel mit Gebeten, Okkultismus, Esoterik, Lichtfasten, etc....
Man kann den Kreis der Kritik weiterführen;
Kann man, aber zu welchem Zweck ? Ist ja nicht so, dass es sich um eine konstruktive Kritik handeln würde.
Wann kann man endlich „Beamen“ oder Menschen mit Lichtgeschwindigkeit durchs All reisen lassen?
Man sollte doch Science-Fiction (Phantasie) von Science (Realität) unterscheiden.
Auch wenn manche ehemalige Science-Fiction den Eingang in die Wissenschaft gefunden hat, lässt sich doch nicht jede Phantasie in die Realität umsetzen. Diesen Umstand dann auch noch der Wissenschaft vorzuwerfen, ist absurd.
Wo sind die sensationellen Erfolge in der Physik?
Die sind schon da, nur fehlen dem "Normalbürger" die Fähigkeit, diese auch zu begreifen. Und auch die Lust, die Zeit und Mühen auf sich zu nehmen, um sich diese Fähigkeit anzueignen. Wissenschaft ist in der Regel Evolution, nicht Revolution. Wer sich nicht ernsthaft mit Wissenschaft beschäftigt, für den mag es anders aussehen. Einzelne "revolutionäre Sprünge" in der Wissenschaft kennt er (Newton, Kepler, Darwin, Einstein, Planck, etc...), weil diese für sich gesehen am auffälligsten sind. Aber sie sind das, weil sie eben sehr ungewöhnlich und selten sind. Da der Laie aber außer diesen revolutionären Schritten nicht viel kennt meint er, Wissenschaft wäre eben nicht viel mehr als solche Revolutionen, von denen es nur 2 oder 3 pro Jahrhundert gibt.
Ähnlich ist es beim Zeitungsleser der meint, der Zeitungsinhalt wäre eine statistisch relevante Stichprobe an Informationen des Weltgeschehens.
Aber auch hier: ganz im Gegenteil. Den Weg in die Zeitung findet vornehmlich das, was außergewöhnlich ist.
Eine Schlagzeile wie "Frau K. auf H. trank gestern, wie jeden Tag, um 5 Uhr ihren Schwarztee" wird es wohl in keine Gazette schaffen.
 
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