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Kirchen vs. Sekten

Gysi

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9. Oktober 2002
Beiträge
8.420
Die Kirchen kämpfen mit ihren Sektenbeauftragten gegen menschenrechtsverletzende Aktionen der Sekten an. Sie stehen auf der Seite der Weltlichkeit. Vertreten sie die wahre Moral? Ist deren Gott nicht ein guter Gott?

Meine Meinung:

1. Die Sekten sind allesamt Antworten auf unzufrieden stellende Positionen der übermächtigen Mutterkirche(n). Die christlichen Abspaltungen berufen sich auch auf die Bibel. Sie bekritteln die Anpassungsprozzese der Mutterkirchen an die gesellschaftlichen Veränderungen als eine Biegsamkeit, die die Religion verfälscht, die ihre Basis in der Bibel hat. Sie interpretieren oder gewichten Teile der Bibel anders. Da Glaubensgrundsätze nicht diskutiert werden, spalten sich laicht Gruppierungen ab, die alle aber noch eine Basis haben.
Es gibt auch Sekten, die nicht die Bibel zur Grundlage haben ( Okkultisten, Satanisten, Psychogruppen). Auch sie sind letztlich eine Antwort auf die starren, dialogunfreundlichen Strukturen der Kirchen, die unbefriedigende Antworten offen lassen und daher die Entwicklung - auch gegen das Christentum stehender Sekten - provozieren.

2. Allen Sekten und Kirchen ist in den Grundzügen die selbe "Lehrstruktur" gemein: Glaubensgrundsätze werden in die Heiligkeit erhöht undiskutierbar. Die Kritik wird mit Teufel und Höllenstrafe verschreckt. Und wo die Kirchen das heute subtiler tun: Bestimmte Sekten setzen die gewwohnten Lehrstrukturen fort....

3. Die Kirchen haben Sektenbeauftragte - und bieten sich der säkularisierten Welt als "die Guten" an. Dies tun sie
a) zur Monopolerhaltung, die Sekten sollen als die Alternativanbieter als "schlecht" weggebissen werden.
b) erhalten die Kirchen aber auch ihre Macht, indem sie bereitwillig jahrhunderte lang geltende Grundsätze und Strafen dem neuen Gott der Weltlichkeit opfern. Das schmeckt vielen nicht, die daher in Sekten flüchten.
Ist es nicht so, dass die Fundamentalisten den Glauben, die Bibel oft ernster nehmen und die Bibeltreue einer bequemeren Anpassung an die Umwelt vorziehen? Und woher kommen diese Denkstrukturen? Natürlich von den Mutterkirchen! Die sich zu ihren bösen Kindern (Sekten) sehr scheinheilig verhalten!

Fazit: Schafft die Denkstrukturen der Dogmatisierung und der widersinnigen "Glaubens-Überzeugung" ab! Schafft die Verteuflung der Andersdenkenden ab!

Oder wie seht ihr das?


Gysi
 
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>Gysi

Die Kirchen kämpfen mit ihren Sektenbeauftragten gegen menschenrechtsverletzende Aktionen der Sekten an.
Ja, sollen sie auch.

Sie stehen auf der Seite der Weltlichkeit.
Wer, die Sekten oder die Kirchen ? Ich meine, eher die Sekten.

Vertreten sie die wahre Moral? Ist deren Gott nicht ein guter Gott ?
Egal, ob Du jetzt die Kirchen oder die Sekten meinst: Bis wirklich jemand eine Moral findet, mit (nach) der die große Mehrheit der Menschen leben kann, müssen wir uns wohl damit abfinden und danach einrichten, dass mehrere Moralvorstellungen nebeneinander existieren (können).
So weit ich informiert bin, sind die meisten Religionen für den Respekt vor dem Leben, dem Eigentum und gegen das Lügen oder Heucheln.
Moral gibt es aber erst dort, wo Menschen nicht nur etwas Soziales (um neutral zu bleiben) wollen, sondern auch können.

Meine Meinung:

1. Die Sekten sind allesamt Antworten auf unzufrieden stellende Positionen der übermächtigen Mutterkirche(n). Die christlichen Abspaltungen berufen sich auch auf die Bibel.
Ja. Sind aber auch ein Aufschrei: "In dieser Perfektion bringe ich das nie zuwege". Das heißt, Sektierer sind Opfer ihres eigenen Perfektionismus. (Zumindest) der christliche Gott verzeiht.

Sie bekritteln die Anpassungsprozzese der Mutterkirchen an die gesellschaftlichen Veränderungen als eine Biegsamkeit, die die Religion verfälscht, die ihre Basis in der Bibel hat.
Anpasungsprozesse der Mutterkirchen kann ich keine (oder nur sehr wenige) erkennen.

Sie interpretieren oder gewichten Teile der Bibel anders.
Das ist ein eigenes Thema. Wer will bestimmen, was wer wie interpretieren darf ?
Man ist gut drauf und interpretiert lebensbejahend und lebensfroh - oder man ist schlecht drauf und fasst alles negativ auf.

Da Glaubensgrundsätze nicht diskutiert werden, spalten sich laicht Gruppierungen ab, die alle aber noch eine Basis haben.
Es liegt in der Natur der Sache, dass Glaubensgrundsätze nicht diskutiert werden; davon leben die Glaubensgemeinschaften.

Es gibt auch Sekten, die nicht die Bibel zur Grundlage haben ( Okkultisten, Satanisten, Psychogruppen).
Ja.

Auch sie sind letztlich eine Antwort auf die starren, dialogunfreundlichen Strukturen der Kirchen, die unbefriedigende Antworten offen lassen und daher die Entwicklung - auch gegen das Christentum stehender Sekten - provozieren.
Auch ....... Kirchen: wie oben - eine Resignation.
.... die unbefriedigende Antworten offen lassen: ??

2. Allen Sekten und Kirchen ist in den Grundzügen die selbe "Lehrstruktur" gemein: Glaubensgrundsätze werden in die Heiligkeit erhöht undiskutierbar. Die Kritik wird mit Teufel und Höllenstrafe verschreckt. Und wo die Kirchen das heute subtiler tun: Bestimmte Sekten setzen die gewwohnten Lehrstrukturen fort....
Bei beiden ist das Denken jenseitsbezogen.

3. Die Kirchen haben Sektenbeauftragte - und bieten sich der säkularisierten Welt als "die Guten" an.
Kirchen und Sekten bieten sich als die Guten an.

Schafft die Verteuflung der Andersdenkenden ab!
So liberal bin ich auch.
----------------
Meine ureigene Meinung: Kommt man als religiöser Mensch mit seiner Religion wirklich nicht zurecht, ist es noch besser, zu einer anderen Religion zu konvertieren als in der eigenen zu sektieren.
 
religiöses Verhalten ist tugendhaftes Verhalten
der Kirchenapparat als solcher ist dagegen genauso überflüßig wie jede Sekte
 
Zeilinger schrieb:
Kommt man als religiöser Mensch mit seiner Religion wirklich nicht zurecht,
ist es noch besser,
zu einer anderen Religion zu konvertieren als in der eigenen zu sektieren.

Wie das, Travnicek ?

Meinem Gefühl nach ist eine "Sekte innerhalb der eigenen Religion"
eben dieser eigenen Religion deutlich näher, als einer ganz anderen Religion.

Wenn ich mich mit einem Detail der eigenen Religion nicht abfinden will, dann ist doch eher
naheliegend, nur dieses eine Detail abzuändern und den ganzen grossen Rest unverändert zu
übernehmen, als eine völlig andere Religion zu akzeptieren.

Oder habe ich da etwas falsch interpretiert ?

lg nase
 
Zeilinger schrieb:
Ja, sollen sie auch.
Die Mutterkirchen sollen nicht so tun, als ob die Sekten nichts mit ihnen zu tun hätten! Sie haben die selbe schriftliche Grundlage (die christlichen Sekten) und die selbe Denkstruktur (dialogfeindlich, dogmatisierend) wie die Kirchen auch.
Gegen diese Denkstruktur spreche ich. Wir haben mittlerweile gelernt, dass Heiligsprechungen dem Erkenntnisprozess widersprechen. Was wollen wir? Erkenntnis oder einen festen Glauben auf Deibel komm raus?

Gysi
 
scilla schrieb:
religiöses Verhalten ist tugendhaftes Verhalten
der Kirchenapparat als solcher ist dagegen genauso überflüßig wie jede Sekte
Mit dem zweiten Teil deines Satzes bin ich voll einverstanden.
Allerdings will mir nicht in den Kopf, dass "tugendhaftes Verhalten" gleich religiöses Verhalten sei. Gibt es keine Moral ohne Religion? Moral ist keine metaphysische Größe, sonden richtet sich nach den menschlichen Bedürfnissen aus, ein Gemeinschaftsverhalten zu gestalten. Moral ist das Ergebnis von Verhaltenserfahrungen als positives generelles Allgemeinverhalten. Die Konsquenz aus Fehlern, die man nicht unbebingt machen muss. Wer Moral nur als Gottesdiktat versteht, der versteht die Funktion der Moral nicht! Der hat auch nie die Chance, in ihr aufzugehen, der fühlt sich nur von Gottes Knute unterdrückt. Und lebt nur für das Jenseitsversprechen.

Gysi
 
mit tugendhaftem Verhalten meine ich
Glaube, Liebe, Hoffnung

diese Tugend lebt im Jetzt
es gibt kein Vorher oder Nachher
Jetzt bin ich gefordert, wenn ich es jetzt spüre

die Moral ist dagegen eine Nachher-Angelegenheit
im Nachhinein (aufgrund vieler Erfahrungen) haben sich gewisse Regeln (bspw. Tischmanieren) durchgesetzt
das Ideal (bspw. Schönheitsideal) ist dagegen eine Vorher-Angelegenheit
ich versuche mich danach zu richten,
was vorher schon in meinem Kopf da war

das Wort 'Ethik' kann nun beides meinen:

zum einen das Ideal (das, was sein soll)
im Gegensatz zur Erfahrung (das, was ist)

zum anderen aber auch den Oberbegriff für die Tugendvorstellungen der Christen, Buddhisten ...,
die, streng genommen, gar keine Vor-Stellungen sind,
da sie kein Ideal anstreben
sondern dem Menschen die Freiheit* geben,
sich entsprechend der Situation zu verhalten

* bei Freiheit taucht dasselbe Problem auf
einmal dualistische Freiheit (res publica, res privata)
einmal nicht dualistische Freiheit (griechisches Wort=praxis**)

** die griechische 'praxis' ist nicht das Gegenteil von Theorie,
sondern meint
- sich selbst bestimmen
- sich selbst genügen
- geistreich zu sein
 
>Gysi

Was wollen wir? Erkenntnis oder einen festen Glauben auf Deibel komm raus?
Ich glaube, einen Denkfehler, den wir immer wieder machen, ist, dass wir "Gläubigkeit" automatisch immer mit Gottgläubigkeit gleichsetzen. Ich will Dir mit einem kleinen Beispiel beweisen, dass wir alles, was wir für die Zukunft planen, einmal auf Glauben (nicht unbedingt auf Religiosität) aufbauen müssen.

Wenn Du nach Paris fahren und Dir den Eiffelturm ansehen willst (es könnte auch jede andere Stadt und jedes andere Wahrzeichen sein), dann wirst Du Dich (Deinen Partner, Deine Kunden, Deinen Chef) einmal fragen, ob und wann Du Zeit dazu hast, vielleicht auch noch, ob es Dir Deine Geldbörse erlaubt. Wenn es kein Hindernis gibt, wirst Du zu einem Reisebüro gehen und die Reise buchen (oder Du fährst auch ohne Planung auf's Geratewohl mit dem Auto, Flugzeug oder Zug). Egal, wie

DU BUCHST DIESE REISE ODER TRITTST SIE AN, WEIL DU GLAUBST DASS DER EIFFELTURM NOCH STEHT, WENN DU HINKOMMST. WISSEN (im Sinne von sinnlicher Wahrnehmung) KANNST DU DAS ERST, WENN DU IHN SIEHST; bist Du ein besonders sinnlicher Mensch, wirst Du ihn dann auch noch anfassen müssen.
 
>Neugier

Wenn ich mich mit einem Detail der eigenen Religion nicht abfinden will, dann ist doch eher
naheliegend, nur dieses eine Detail abzuändern und den ganzen grossen Rest unverändert zu
übernehmen, als eine völlig andere Religion zu akzeptieren.

Oder habe ich da etwas falsch interpretiert ?
Du hast nichts falsch interpretiert, Du bist nur anderer Meinung.
 
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Zeilinger schrieb:
Ich glaube, einen Denkfehler, den wir immer wieder machen, ist, dass wir "Gläubigkeit" automatisch immer mit Gottgläubigkeit gleichsetzen.
Ja, das sage ich ja auch. In dem Fall hier meine ich natürlich die Gläubigkeit nach religiöser Lehre: Glaube an Gott, die mit Überzeugung gepaart ist, die keinen Platz für Zweifel lässt.
Glaube ist natürlich immer mit Zweifel gepaart. Sonst weiß man ja.
Und meine Forderung ist: Nachdem die (katholische) Kirche endlich die Kugelförmigkeit der Erde zugibt, sollte sie auch den (religiösen) Glauben als irreal anerkennen - weil er nicht ein Produkt des logischen Denkens ist. Er ist allenfalls ein Produkt der Unkenntnis. Leider auch der Suggestion (Religionsunterricht). Logisches Denken kontert dem (religiös geformtem) Glauben substanziell !

Gysi
 
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