AW: Ideologien – wie sie sich einengend auswirken
Ideologie, Weltanschauung, Dogma.
Also Dogmen mag ich nicht. Ich hab auch prinzipiell keine Prinzipien.
Und wenn ich einmal auf ein Dogma bei meinen Weltbildern stoße, dann fange ich sofort an, es abzusägen, auszufräsen, wegzureißen.
Dogmen sind Pfui. Das sag ich nicht aus Prinzip, das sag ich aus Erfahrung. Und gegen Erfahrungen gibt es schließlich keinen Einwand.
Wie soll ich aus dieser Schleife wieder rauskommen? Hilfe!
Aber ist ein Hilfeschrei heutzutage erlaubt? Ich sollte doch selbst wissen, was mir hilft. Ich sollte es dann auch noch selbst schaffen, und vor allem, wenn ich das nicht selbst schaffe, dann sollte ich mich wenigstens nicht schuldig fühlen. Oder wenigstens sollte ich meine Schuldgefühle nicht öffentlich herzeigen. Ich Versager!
Hilfe! Wie komm ich jetzt
da wieder raus????
Erlaube ich mir selbst, alle meine Gedanken denken zu dürfen? Welche und wieviele Filter sitzen denn zwischen "der Welt da draußen" und meiner Wahrnehmung dieser Welt? Und was nehme ich von den Wahrnehmungsprozessen überhaupt wahr, um etwas über sie aussagen zu können?
Solang ich nicht einmal meine eigenen Fragen an mich halbwegs beantworten kann, wie komme ich dann dazu zu glauben, dass ich diese sehr unvollkommene Sicht meiner Welt zur Ideologie erheben könnte, die ich auch noch meinen Mitmenschen andienen will? Wie komme ich dazu, aus meiner subjektiven und sehr eingeschränkten individuellen Wahrnehmung auf die Allgemeingültigkeit meiner Weltanschauung zu schließen? Nur weil ich in diversen Büchern irgendwas gelesen habe?
Ja, Weltanschauung ist eine Krücke, die es manchmal leichter macht, den eigenen Weg zu gehen. Ich geh ja auch mit meinen Wanderstöcken leichter über die felsigen Almwiesen.
Übrigens, mein Weltbild ist eine lose Sammlung von Werten, die ich je nach auftretenden Umständen neu zusammensuche. Alles ist da, eine große Schachtel mit Bausteinen. Einfach hineingeworfen. Und was ich brauche hole ich heraus. Oder finde es irgendwo, wenn es gebraucht wird.
Ich habs ja schon in anderen Threads geschrieben, dass ich zwar bemerke, wie ich immer wieder anfange, Schlüsse zu ziehen, Pläne zu konstruieren und Strukturen zu errichten, die ein Weltbild ergeben könnten. Aber dann geschieht irgendwas, ein Ereignis passt nicht zu meinem Bild und alles bricht wieder zusammen. Es liegt wahrscheinlich in meiner Natur, dass ich dann wieder von vorn zu bauen beginne. Bis es wieder krawumm macht. Oder platsch!
Tja, irgendwie hab ichs nicht so mit Ideologien. Und wenn hier im Forum jemand so schöne Erklärungen über Gott und die Welt absondert, dann spüre ich nur ein leises Grummeln im Bauch:
Wieso glaubt schon wieder jemand, mir erklären zu müssen, wie ich die Welt zu sehen habe, obwohl er doch von einem ganz anderen Platz als ich hinschaut?!
Schön, wenn einem jemand erzählt, was er von seinem Platz aus sehen kann. Aber es ist absolut unangebracht, mir auch noch einreden zu wollen, dass ich von meinem Platz aus dasselbe zu sehen habe. Oder dass ich mich eben anzustrengen hätte, dann würde ich es schon schaffen, dasselbe zu sehen. Hrmpf!
Hier siehts grad so aus, als würden mir die Augen bald zufallen. Also gute Nacht ihr Lieben!