• Willkommen im denk-Forum für Politik, Philosophie und Kunst!
    Hier findest Du alles zum aktuellen Politikgeschehen, Diskussionen über philosophische Fragen und Kunst
    Registriere Dich kostenlos, dann kannst du eigene Themen verfassen und siehst wesentlich weniger Werbung

Ideologien – wie sie sich einengend auswirken

Miriam

New Member
Registriert
26. Juni 2005
Beiträge
9.722
Eigentlich beziehe ich mich hier nicht auf politische Ideologien, auch wenn ich sehr versucht wäre darüber auch noch etwas zu sagen.
Die Ideologien die ich hier meine, werden gerne auch als Weltanschauungen bezeichnet, was mir aber in diesem Fall völlig widerstrebt – ich denke, dass manche beim Lesen meines Textes dies begreifen werden.

Die Erfahrungen bzw. Überlegungen zu diesem Thema konnte ich hier im Denkforum in dem letzten Jahr sammeln.
Ich gestehe, dass ich erstmal erstaunt war von der relativ großen Anzahl der hier Schreibenden die sich anhand solcher Krücken durch das Weltgeschehen bewegen. Ob es nun die Anhänger der Reinkarnation sind, ob es diejenigen sind die sich lieber eher im Bereich der unterschiedlichen Grenzerfahrungen bewegen und die reale Welt dadurch meiden – ich erkenne bei allem doch diese gefährliche Tendenz: was außerhalb der Normen dessen was sie verkünden sich befindet, besteht einfach nicht oder wird vehement bekämpft.

Des Procustes Bett wird wieder mal herangezogen – und ragen die Beine (eines Gedankenganges, einer umfassenderen Weltanschauung) aus diesem heraus, dann werden sie einfach abgehackt. Was nicht innerhalb der Grenzen der vermeintlichen Weltsicht oder auch Eingabe passt, besteht nicht nur nicht, sondern wird auch entsorgt.
Das Bild des Straußenvogels welcher den Kopf in dem Sand steckt, werde ich natürlich nicht bemühen - es soll doch eine höfliche Diskussion erfolgen können?

Besonders wird die Wissenschaft dabei verpönt, sie ist das Übel für die vermeintlichen Irrwege die sich auftun, wenn man die sehr eng gefassten Grenzen der Ideologien überschreitet, wenn man darauf hinweist, dass das Horizont sich doch etwas breiter erweist als vorgegeben. Dann wird wieder mal betont (ohne Beweise zu bemühen), dass das zu weit Blicken nur ins Irre führt.
Irreführt? Ist das so nur weil man nicht gewillt ist das zur Kenntnis zu nehmen oder das zu sehen was sich hinter dem künstlich gezogenen Horizont befindet?

Nun ja, ist ja auch etwas mühselig: denn hinter dieser arbiträren Linie, fängt erst die weite Welt an.

Und trotzdem wäre ein Blick über die engen Grenzen in denen man sich immer nur im Kreise bewegt, vielleicht empfehlenswert.
Es zeigt uns ja auch wo unsere eigenen Grenzen liegen.

Gruß von Miriam
 
Zuletzt bearbeitet:
Werbung:
AW: Ideologien – wie sie sich einengend auswirken

Liebe Miriam,

mir fällt vor allem auf, dass Ideologien, um nicht zu sagen Dogmen, immer dann gerne herangezogen werden, wenn sich die Welt wieder einmal als äusserst krisenanfällig und eigentlich unbegreiflich kompliziert zeigt.

Wie wohltuend und sicherheitsspendend ist da der Rückzug auf eine "Weltanschauung", in der keiner der darin festgeschriebenen Grundsätze in Frage gestellt werden kann, weil sie sich von Vorneherein gegen jegliche diesbezügliche Absichten verwahrt, indem sie sich ausserhalb des wissenschaftlichen (oder materiellen) Denkens positioniert. Oder noch besser: es wird eine andere Form der Wissenschaft herangezogen, oder besser gesagt, diese Form der "Wissenschaft" wird bequemerweise gleich mitgeliefert.

Und im Gegensatz zu einem - ich nenn's mal kühn "aufgeklärten" Denken -, das immer wieder im praktischen Leben auf die Probe gestellt wird und auch immer wieder mit seiner Anfälligkeit auf Irrtümer konfrontiert werden muss, sich entsprechend wandeln muss, werden die von dir erwähnten "Ideologien" diesem Test nicht unterzogen. Es ist so einfach: Die Ideologie ist wahr, aber die Welt ist im Irrtum.

Und bei jeder Krise strömen diese Ideologen herbei und sagen: Habt ihr gesehen? Würdet ihr alle nach unserem Leitbild leben, dann wäre das alles nicht passiert! Würden alle "richtig" handeln, so gebe es nichts "Falsches" mehr.
Und das stimmt ja auch irgendwie, oder nicht?
Nach dem gleichen Muster arbeiten ja auch Populisten jeglicher Couleur.
Die Welt wird auf den einfachsten Nenner heruntergeblödelt - und die Lösungen fallen entsprechend aus.

Und die Wissenschaft ist da natürlich ein, um nicht zu sagen DAS grosse Feindbild. Denn sie konfrontiert uns ja immer von neuem damit, dass alles immer noch viel komplizierter ist und das jede Erkenntnis immer bloss vorläufig ist.

Wie ungemütlich!

Danke für dieses Thema!
Freu mich schon auf die Gegenargumente. :)
 
AW: Ideologien – wie sie sich einengend auswirken

Nun ja, was wäre denn das wahre Weltbild ?

Das Wort an sich zeigt ja schon, dass wir nicht die Welt betrachten, sondern "nur" ein Bild davon. Warum ? Weil nur ein winziger Bruchteil der Information in unser Gehirn hineinpasst. Es ist doch nützlicher, diesen Anteil an der Gesamtinformation funktional auszuwählen als zufallsbedingt, d. h. sich ein Bild zu machen.

Dabei kann ein gewisser Konservatismus durchaus nützlich sein, zumindest sehe ich es als positiv an, dass sich traditionelle Christen dem "fortschrittlichen" Denken der Braunhemden entgegengestellt haben.

Aber das meinst Du ja alles nicht, sondern sicherlich eher die Fälle, in denen der homo Sapiens unterhalb seiner Möglichkeiten bleibt, die etablierten Denkmodelle zu verlassen und eigene Gedanken zu produzieren. Eine Sicherheit, dass etwas "richtiges" dabei herauskommt, gibt es leider nicht.

Das bisherige Erfolgsmodell ist das, dass die Mehrheit der Bevölkerung in "geordneten" Bahnen denkt, und man sich ab und zu ein paar "Genies" mit der Lizenz zum Querdenken leistet. So kann man in Ruhe prüfen, was das bringt (und sie notfalls auf den Scheiterhaufen schicken).

Den größten Schaden produziern nicht die etablierten Ideologien/ Religionen/ Gesellschaftsordnungen, sondern das Scheitern derselben. Das führt nämlich dazu, dass zu viele Menschen gleichzeitig selbst zu denken anfangen. Die Folgen sind verheerend. Die großen Massaker der Weltgeschichte haben ihren Ausgangspunkt immer im Zusammenbruch alter Autoritäten genommen (vgl. Mao, Stalin, Hitler, Robespierre, Pol Pot,...).
 
AW: Ideologien – wie sie sich einengend auswirken

Liebe Ela,

nur eine kleine Zwischenbemerkung - und natürlich Danke für deinen Beitrag.

Meine Zwischenbemerkung: ich bin mit einer Art ruhiger Wut heute aufgewacht, und habe dieses Thema eröffnet, welches mich schon seit einiger Zeit beschäftigt.
In einem Wisch habe ich erst alles in Word mir von der Seele geschrieben - und es fehlte mir ständig ein wichtiger Ausdruck.
Ich nahm mir nicht die Zeit diesen zu suchen - und bin dir dankbar, denn du hast ihn erwähnt: Dogma.

Auch dir Orundellico danke für den Beitrag - werde darauf auch eingehen.

Liebe Grüße - bis später, kann aber morgen werden.

Miriam
 
AW: Ideologien – wie sie sich einengend auswirken

Menschen haben Weltanschauungen und sie brauchen Weltanschauungen.
Dies ist eine Folge unserer jahrhundertealten christlich-dogmatischen Tradition.
Sie ihnen einfach 'per Publikumsbeschimpfung' entreißen zu wollen, funktioniert nicht.
Wir können versuchen neue Überzeugungen zu erläutern.
Das ist ein mühsames Geschäft und setzt die Bereitschaft andersdenkender voraus, lernen zu wollen.

ERFAHRUNG ist dabei ein Schlüsselbegriff, der eigenes Denken, eigene Weltanschauungen begründet. Jeder von uns macht im Laufe seines Lebens ERFAHRUNGEN. Damit wird meist intendiert: Ich weiß, wie etwas ist. Erzähl mir nichts!
Sich mit anderen Sichten auseinanderzusetzen, die diesen ERFAHRUNGEN widersprechen, scheint auf den ersten Blick nichts zu bringen. Außer vielleicht Verunsicherung.

Menschen, die gerne philosophieren möchten, brauchen auf ihre Weltanschauung, auf ihren Glauben nicht zu verzichten, meine ich. Sie können an dem festhalten, von dem sie überzeugt sind, wenn dadurch nicht der Kontakt und das Gespräch mit anderen beeinträchtigt wird. Ich respektiere Glauben und verlasse Diskussionen, wenn ein bestimmter Glauben, bestimmte Überzeugungen zum alles beherrschenden Kriterium werden.

'philosophieren' ,so wie ich es verstehe, braucht einen klaren Blick, um 'genau hinsehen' zu können. Dazu gehört alles, was sensuierbar ist. Dazu gehören nicht Mythizismen wie Gott, Seele, Geist, Vernunft, Verstand ... auch nicht die Metaphysik, die von einer "Ontologie des Geistes' ausgeht.
Verhandelbar sind ausschließlich Dinge, die wir gemeinsam betrachten können bzw. könnten. Darüber können wir reden, da können wir gemeinsam schlussfolgern ... Alles andere ist "privatissime".

manni :)
 
AW: Ideologien – wie sie sich einengend auswirken

'philosophieren' ,so wie ich es verstehe, braucht einen klaren Blick, um 'genau hinsehen' zu können. Dazu gehört alles, was sensuierbar ist. Dazu gehören nicht Mythizismen wie Gott, Seele, Geist, Vernunft, Verstand ... auch nicht die Metaphysik, die von einer "Ontologie des Geistes' ausgeht.
Verhandelbar sind ausschließlich Dinge, die wir gemeinsam betrachten können bzw. könnten. Darüber können wir reden, da können wir gemeinsam schlussfolgern ... Alles andere ist "privatissime".

manni :)

liebe manni,
deinem ganzen post ist eigentlich nichts mehr hinzuzufügen.
außer: nicht jedes menschen blick ist schon so klar, dass er deine anschauung auch durchblicken könnte.....;)

und so könnte sie leicht als "ideologie" angesehen werden.....obwohl sie eigentlich keine ist.

...die welt ist ja so kompliziert.
zumindest so lange, bis sie es nicht mehr ist...

liebe grüße
kathi
 
AW: Ideologien – wie sie sich einengend auswirken

...schon wieder ein Thread von Miriam eröffnet, ist das das selbe Massenphenomen wie Fraktale erzeugen? Der Text klingt ein wenig ganz verallgemeinernd nach man (Mann) müsste anders sein.
Habe nicht alles gelesen aber bin der festen Überzeugung, dass jeder seine eigene selbst kreierte und gestaltete Weltanschauung haben sollte ohne etwas vorgefertigtes zu übernehmen, diese kann man dann anderen Mitteilen und so Unterschiede oder Gemeinsamkeiten erkennen.
Die Forschung hat gezeigt das bestimmte Menschengruppen auf der Welt die nie Kontakt miteinander hatten ganz ähnliche Weltanschauungen und Glaubenssätze bilden. Selbst völlig autonom ersonnene Ideologien zeigen immer wieder Parallelen zu anderen Ideen. Das Menschenbild aus der Natur gibt es eben nur einmal auf der Welt, Schöpfungslehren gibt es dagegen mehrere.

gruß fluuu
 
AW: Ideologien – wie sie sich einengend auswirken

Auch wenn ich dir sehr ungerne antworte Fluuu - da mir dein Ton im allgemeinen sehr missfällt: eines ist ganz deutlich, und fällt nicht für's erste Mal auf - du "antwortest" in einem Thread den du gar nicht gelesen hast.

M.
 
AW: Ideologien – wie sie sich einengend auswirken

Ich gestehe, dass ich erstmal erstaunt war von der relativ großen Anzahl der hier Schreibenden die sich anhand solcher Krücken durch das Weltgeschehen bewegen.
Ich habe noch keinen Menschen ohne Krücke getroffen. Einige Existenzielle Fragen wie der Sinn des Lebens, Wertvorstellungen, Umgang mit dem Tod, Selbsterlkenntnis lassen sich nur mit Krücken beantworten oder man bewegt sich nicht.

Ich finde es schön, dass es so viele Ideologien/Weltansichten gibt. Erste Prioriät hat doch das richtige Handeln und nicht die richtige Ideologie, oder?

lg,
fussel

P.S: Nur deine Weltanschauung ist richtig, lieber Leser, alle anderen sind falsch.
 
Werbung:
AW: Ideologien – wie sie sich einengend auswirken

...mir missfällt auch vieles, frage mich warum und manchmal finde ich die Antwort im innersten Selbst.
So lange Du mit Kratzen, Spucken und Kneifen auf meinen kritisch formulierten Einstieg ins Forum, besonders im Unterforum Kunst und Kultur reagierst, bleibt der Ton so. Ich habe provoziert und Du spukst aus sicherer Entfernung zurück.
Tut nicht weh, macht keine blauen Flecken, bringt eigentlich gar nichts außer angeekelte Antwort.

gruß fluuu
 
Zurück
Oben