Lieber Wilhelm.
Bei sehr vielen Themen lernen wir, dass wir nichts tun können. Wir sind so unbedeutend, sagt man uns von klein an unaufhörlich, dass wir alleine nichts verändern können. Das betrifft die Armut, Kriegsgefahr, das Geldsystem oder die Globalisierung der Arbeit und Produktion, Vergiftung von Lebensmitteln, Wasser und Luft, es betrifft auch Demenz, Rücken, Krebs und Depressionen.
Dann gibt es wieder Themen, bei denen es "ganz genau auf dich ankommt". Das wäre dann das Impfen, das Wählen oder das Sterben als Soldat. Dein Land braucht dich und ohne dein Mitwirken kann man die Masern nicht ausrotten oder die radikalen Parteien gewinnen die Oberhand.
Beim Hunger ist das anders. Hunger stellt man gern sehr anschaulich mit ausgemerkelten Kindern dar (jedem sind diese Bilder ins Gehirn gebrannt worden) oder rechnet pro Sekunde aus, wie viele sterben; dadurch wirds griffiger. Hunger kannst du selber in Afrika nicht lindern und selbst der ärmste hier, hat zumindest satt zu essen und wenns aus der Tonne ist. Man kann damit also eine typische Situation erschaffen, die innere Konflikte erzeugt, du fühlst einerseits Mitleid und Verantwortung, andererseits Ohnmacht und was das wichtigste ist, bei der Bevölkerungskontrolle, du fühlst dich schuldig. Und es ist wichtig, dass du dich schuldig und ohnmächtig fühlst.
Hunger wird nach D. und Ö. zurückkehren, in Griechenland, Spanien und der Ukraine ist er bereits eingetroffen. Wenn er da ist, wird zumindest unser schlechtes Gewissen gesättigt sein.
Bernd