Mit den Mädchen hat es die Natur auf Das, was man im
dramaturgischen Sinne, einen Knalleffekt nennt, abgesehen, indem sie
dieselben, auf wenige Jahre, mit überreichlicher Schönheit, Reiz und
Fülle ausstattet, auf Kosten ihrer ganzen übrigen Lebenszeit, damit sie
nämlich, während jener Jahre, der Phantasie eines Mannes sich in dem
Maße bemächtigen könnten, daß er hingerissen wird, die Sorge für sie
auf Zeit Lebens, in irgend einer Form, ehrlich zu übernehmen; zu
welchem Schritte ihn zu vermögen, die bloße vernünftige
Ueberlegung keine hinlänglich sichere Bürgschaft zu geben schien.
Sonach hat die Natur das Weib, eben wie jedes andere ihrer
Geschöpfe, mit den Waffen und Werkzeugen ausgerüstet, deren es zur
Sicherung seines Daseins bedarf, und auf die Zeit, da es ihrer bedarf;
wobei sie denn auch mit ihrer gewöhnlichen Sparsamkeit verfahren
ist. Wie nämlich die weibliche Ameise, nach der Begattung, die fortan
überflüssigen, ja, für das Brutverhältniß gefährlichen Flügel verliert;
so meistens nach einem oder zwei Kindbetten, das Weib seine
Schönheit; wahrscheinlich sogar aus dem selben Grunde.
Dem entsprechend halten die jungen Mädchen ihre häuslichen, oder
gewerblichen Geschäfte, in ihrem Herzen, für Nebensache, wohl gar
für bloßen Spaß: als ihren allein ernstlichen Beruf betrachten sie die
Liebe, die Eroberungen und was damit in Verbindung steht, wie
Toilette, Tanz u. s. w.
Je edler und vollkommener eine Sache ist, desto später und langsamer
gelangt sie zur Reife. Der Mann erlangt die Reife seiner Vernunft und
Geisteskräfte kaum vor dem acht und zwanzigsten Jahre; das Weib
mit dem achtzehnten. Aber es ist auch eine Vernunft danach: eine gar
knapp gemessene. Daher bleiben die Weiber ihr Leben lang Kinder,
sehn immer nur das Nächste, kleben an der Gegenwart, nehmen den
Schein der Dinge für die Sache und ziehn Kleinigkeiten den wichtigen
Angelegenheiten vor. Die Vernunft nämlich ist es, vermöge deren der
Mensch nicht, wie das Thier, bloß in der Gegenwart lebt, sondern
Vergangenheit und Zukunft übersieht und bedenkt; woraus dann seine
Vorsicht, seine Sorge und häufige Beklommenheit entspringt. Der
Vortheile, wie der Nachtheile, die Dies bringt, ist das Weib, in Folge
seiner schwächern Vernunft, weniger theilhaft;