@ louiz und binchen
ja, ihr habt sicher Recht! Aber wo sollen die Grenzen gezogen werden, zwischen Neurosen, Psychosen und Besessenheit?
Mir fallen dazu nur die Menschen ein, die an multipler Persönlichkeitsspaltung leiden. Diese Menschen wurden nicht von heute auf morgen krank, sondern ihre Symptome entwickeln sich über einen längeren Zeitraum. Meist sind traumatische Kindheitserlebnisse dafür die Ursache. Um die Seele gegen solche Traumen zu schützen, setzt dann bei manchen Kindern - auch bei manchmal bei Erwachsenen - der Selbstschutzmechanismus ein, der sie andere Egos erschaffen lässt, die, statt ihrer, diese Erlebnisse durchlitten oder durchleiden. Ihr sprecht vom "eigenen Willen", den wir alle haben. Aber genau dieser "eigene Wille" bildet diese Alter egos. Wenn unsere Psyche und unser Geist nicht mehr dazu in der Lage sind, ständig wiederkehrende negative Erlebnisse oder Erfahrungen zu verkraften, dann ist es ein Ausweg für psychisch labile Menschen, diese Erlebnisse anderen, adäquateren Personen aufzubürden, also Alter egos, die damit "umgehen" können. Wir sagen lapidar: Ja, das ist doch nur allzu verständlich, es ist verzeihlich. Aber man sollte es sich mit der Beurteilung oder dem Verständnis für dieses Krankheitsbild nicht zu einfach machen. Man stelle sich einfach nur mal vor, dass man selber in eine Situation kommt, die so unvorstellbar schlimm ist, dass man sie nur durchstehen kann, wenn ein oder mehrere Alter Egos uns dabei helfen.
Und nun versetzt euch mal ca. 3-4hundert Jahre zurück. Was würde dann mit solchen Menschen, die unter dieser Störung leiden, geschehen? Sie würden als vom Teufel besessen gelten. Sie wären geächtet, würden verfolgt, gefoltert und verbrannt.
Louiz, dein Schlußsatz gab mir zu denken. "Ich wäre mir da nicht so sicher", schriebst du. Wenn du dir in Sachen Besessenheit, Teufel und bösen Geistern nicht so sicher bist, wie steht es denn dann um deine Sicherheit in Bezug auf Gott und gute Geister? Bessenheit ist sowieso negativ belegt, aber was ist das Gegenteil davon? Freiheit? Sind die extrem Gottgläubigen, die Fanatischen, die, die Karfreitag in Spanien und Portugal an Prozessionen teilnehmen, bei denen Selbstgeißelungen und in Trance vollzogene Exzesse einfach dazugehören, nicht weniger besessen? Diese Menschen machen dort mit, weil es ihnen Gott und ihr Glaube befahlen, oder weil sie glauben, für irgendeine Schuld sühnen zu müssen.
Ich denken einfach, dass diese Extremhandlungen, Neurosen und Psychosen von Dritten (Kinderschändern, schlechten Müttern, brutalen Vätern, verantwortungslosen Klerikern) verursacht wurden/werden, was dann wiederum eine psychisch/physische Ursache hat, und nicht vom "Teufel oder bösen Geistern".
Und, Louiz, ich glaube an Gott und an das Böse, wobei ich das Böse nicht als atwas sehe, das uns auf einmal Aramäisch oder Alt-Griechisch sprechen lässt, das unsere Betten schweben und Gegenstände fliegen lässt. Ich sehe das Böse als etwas, das in uns allen steckt. Besitzen wir eine gesunde Psyche, wird das Böse vielleicht nie, oder wenn doch, dann in abgeschwächter Form herauskommen. Jing und Jang, davon wurde geschrieben, also vom Gleichgewicht. Jeder "normale" Mensch birgt Böses wie Gutes in sich, aber allein unsere Erfahrungen und unser Lebensweg entscheiden darüber, was aus uns wird; ob wir uns böse, gut oder "normal" entwickeln, und kein Teufel oder böser Geist
Gruß Rhona