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Eitelkeit

AW: Eitelkeit

Hallo Ela und Danke schön.

Sei mir nicht böse, aber "Schein und Sein" nebenan hat mich etwas frustriert, gehört es eigentlich zu Eitelkeit wie der rechte zum linken Schuh, und trotzdem fristet hier die Eitelkeit so unbeachtet ihr Dasein*loool* (ist es verletzte Eitelkeit bei mir? Schon ein bisschen). Kurz: ich mochte einfach nicht eher antworten.

Der Stolz verbietet lediglich, die Eitelkeit auch noch übertrieben zur Schau zu stellen.

So gesehen gebe ich dir nicht nur Recht, sondern drückst du dasselbe aus, was ich auch empfinde. Ein Kunstwerk ist nicht eitel, seine Entstehung (unmittelbar) ist nicht eitel, aber der Künstler vor und nachher ist es, oft sogar übersteigert.
Ich zeichne ein bisschen. Es sind aber keine Kunstwerke, ich müsste mich schämen, es so zu nennen, denn ich selbst hab keine Ideen, die aus mir kommen, es wäre alles nur gestellt und unecht, deshalb versuche ich nur abzubilden. Einen röhrenden Hirschen zu zeichnen (malen kann ich gar nicht), wäre für mich das kleinste Problem, Kunst wäre nur, ihn dazu zu bringen, dass er mir Modell steht und röhrt *looool*. Vielleicht bin ich deshalb so streng wie du, es hindert mich aber nicht zu sagen, dass etwas sehr kunstvoll ist. Verstehst du wie paradox, das alles manchmal sein kann?


Hallo Céline,

warum hat Dich "Schein und Sein" frustriert (Hätte ich normalerweise über PN gefragt, aber geht ja bei Dir nicht, deshalb so kompromitiernd, tschuldige)?

Etwas schwierig ist es schon, öffentlich über Eitelkeit zu sprechen, deshalb habe ich mich hier bislang nicht gemeldet, obgleich die Diskussion sehr wohl interessant ist, weit mehr als manch kleebriger thread und angenehmer als manch politischer.

Weil das Gespräch auf Kunst kam, erlaubt mir ein paar persönliche Anmerkungen und Anekdoten:

Mir fällt dazu die Frage ein, woher ich, wenn ich Musik komponiere (schon eitel, mich hier überhaupt so zu bezeichnen), die Motivation hernehmen sollte, wenn nicht aus eitlen Motiven. Ich habe jahrelang kein einziges Musikstück fertig bekommen (Für alle die jetzt spekulieren, es war ohnehin nie etwas weltbewegendes, weder Mozart noch Bach noch Duke Ellington, einfach nur Rock, Blues, und akustische Gitarrenmusik).

Bislang habe ich es immer darauf geschoben, ich hätte keine Ideen mehr, aber das ist wohl nicht ganz ehrlich gewesen. In Wirklichkeit geht es tatsächlich darum, daß ich so etwas eben doch nicht nur für mich selbst tue. Dafür wäre ich schon viel zu faul. Nein, ohne Umschweife, es geht in der Tat darum, die Stücke wenigstens irgendjemanden zu präsentieren, dafür tue ich mir das an und daher kommt die Motivation. So ähnlich ist es auch bei den - immer selteneren (gen 0 tendierenden) Konzerten. Großen Applaus bei eigenen - nicht als Gassenhauern bekannten - Stücken zu erwarten, wäre ohnehin naiv in unserer rein auf die Oberfläche und Populärschicht konzentrierten Konsumgesellschaft, jede noch so üble Band hat mit "All right now, Jumpin jack flash, oder gar "Verdamp lang her" mehr Erfolg.).

Wenn allerdings so gar kein Applaus kommt, ist es frustierend. Da kommt dann auch schon mal der Stolz ins Spiel (Ich erinnere mich an ein Konzert, bei dem die Bandkollegen vor gerade mal 20 gelangweilten Zuhörern unbedingt noch Zugaben geben wollten, die kein Mensch gefordert hat und fast schon verzweifelt in die Menge fragten, "wollt Ihr denn nicht noch was hören". Die wollten ernsthaft weiterspielen, selbst als die Frage ignoriert wurde. Ich bin einfach trotz Protest der Kollegen zur Vermeidung solch einer Selbsterniedrigung kopfschüttelnd nach Hause gegangen, das war mir zuviel. Wenn hingegen auch nur ein paar dabei sind, denen es wirklich gefällt, hat es sich doch gelohnt. An so etwas läßt sich oft sogar anknüpfen und das nächste mal sind es vielleicht schon ein paar mehr.

Etwas kritisch wurde es übrigens einmal, als - wir waren schon am Zusammenpacken - ein paar besoffene "Zuhörer" verspätet in ein Lokal kamen, die meinten ein Recht zu haben, noch Musik zu fordern und uns für den Fall des Nichtbefolgens Schläge androhten. Vorher, während des Konzerts waren ganze 7 Zuhörer in dem Laden, so daß wir uns gar genötigt sahen, eine Lokalrunde zu schmeißen, um die Stimmung zu heben...Das kam mir in meiner schlechten Laune gerade recht und hätte mich nicht jemand daran erinnert, dass ich am nächsten Tag ein paar km weiter doch noch als Anwalt weiter meinen Unterhalt verdienen wolle, wer weiß was passiert wäre.

Ich glaube, man macht sich etwas vor, wenn man denkt, das Produzieren irgendwelcher "Werke" wäre einem wirklich genug. Vielleicht gibt es solche Typen, aber wären die eigentlich nicht eitel? Sich still und heimlich vor ein eigenes Werk zu setzen, sich selbst darin zu gefallen, hm, ich finde auf eine bestimmte Weise ist das nicht weniger eitel, schon weil darin die Arroganz liegt, man sei über die Kritik, die das Präsentieren mit sich bringt, erhaben.
Ich habe einen Freund (der so finde ich, besser spielt als ich), der sich jährlich so um die 5 bis 10 neue Gitarren kauft, Aufnahmen produziert (die keiner zu hören bekommt) und und und, seit Jahrzehnten sich aber auf keine Bühne traut. Es macht ihn mehr der Gedanke fertig, irgend jemand könnte die Musik kritisieren, als die von ihm offenbar nicht wahrgenommene Realität, dass all die Ausgaben, Talent und Arbeit eigentlich für die Katz sind.

Ein Punkt scheint mir aber wichtig, gegen die Eitelkeit in Bezug auf Kunst vorbringen zu müssen. Die Eitelkeit ist ohne Frage ein Motivationsfaktor, sie ist aber gleichwohl auch ein Hindernis. Denn sie hintert einen, die nötige Ruhe zu finden, Kunst, welcher Form auch immer, zur "Vollendung" zu bringen. Das wiederum erfordert Gleichmut, oder - um auf das neulich von mir erwähnte Hesse Zitat zurückzukommen - Liebe. Und schon, da mir jedenfalls Gleichmut ebenso wie innere Ruhe fehlt, wird mir ein Stück über das ich sagen könnte, das ist wirklich klasse, nie gelingen. Ist aber auch egal.

Hoffentlich war das jetzt nicht zuuu eitel, hoffentlich aber auch nicht zu banal angsichts der Qualität der vorherigen Beiträge.

Viele Grüße
Zwetsche
 
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AW: Eitelkeit

Hoffentlich war das jetzt nicht zuuu eitel, hoffentlich aber auch nicht zu banal angsichts der Qualität der vorherigen Beiträge.

Das war weder banal noch zuuu eitel und du weisst das und kokettierst, lieber Zwetsche ;) *looool*.
Im Ernst, es ist so wunderbar passend, und dass es mir gefallen wird, hättest du dir denken können, ich mag das Menschliche am liebsten, was nützt uns hier die ganze Theorie? (Es ist schrecklich, ich stelle fest, ich tu als hätte ich den Thread eröffnet, Tschuldigung, aber ich bin jetzt echt begeistert, dass sich neben lieben Ela auch noch du dafür ein bisschen (;)) erwärmen konntest, es gibt so neue Denkanstösse, nicht wahr Ela?)
Und weisst du, was mich ja beinahe "frohlocken" lässt? Wir haben von Freitag auf Heute eine (arme) Rock-Band aus London beherbergt und so lassen sich Parallelen wie auch Unterschiede feststellen, die vielleicht ein bisschen vom Thema wegführen, aber sicher (hoffentlich für dich) nicht uninteressant sein werden. Da jetzt aber gleich Essenszeit ist, verabschiede ich mich bis Montag (nein, wir essen nicht soooo lange...), dann bin ich wieder wirklich 100pro dabei.

Liebe Grüsse und ein schönes WE.
C.
 
AW: Eitelkeit

Hallo zusammen!
auch ich freue mich, dieses spannende Thema noch weiter zu vertiefen und Zwetsche bringt wirklich interessante neue Facetten rein. Danke Zwetsche!

Zuerst möchte ich gerne Célines Frage nach den von mir erwähnten inneren Masken beantworten. Um dabei nicht im theoretischen zu versacken, erlaube ich mir, hier etwas ganz persönliches zu erzählen, das mich erst auf meine Innere-Masken-Theorie gebracht hat.
Es geht dabei um meinen früheren Partner, einen Mann, der in seiner Kindheit schwere psychische Verletzungen erlitten hatte. Er lernte, damit zu überleben, indem er sich nach aussen maskierte, seine Verletzlichkeit und Verletztheit hinter einer coolen Fassade verbarg und sich damit schützte. Er hatte Erfolg damit, wurde sogar von vielen bewundert für seine scheinbare Stärke und Überlegenheit. So, das war also die äussere Maske, der er sich sehr wohl bewusst war.
Den Menschen, die ihm nahe standen, zeigte er hingegen sein "wahres" Gesicht, oder das, was er dafür hielt.
Dieses Gesicht aber war auch wieder eine Maske. Sie war zusammengesetzt aus sämtlichen literarischen Figuren mit denen er sich identifizierte und in denen er sich sah. Es waren alles einsame, gescheiterte, verzweifelte Antihelden, die immer nahe am Abgrund agierten. Mit ihnen ersetzte er sein eigenes, verletztes Innerstes. Und obwohl sie tragische Figuren waren, so waren sie doch auch irgendwie interessant und wertvoll. Der Steppenwolf ist nun mal attraktiver als das Kind, das stundenlang im Keller eingesperrt wird, weil es sein Butterbrot nicht aufessen will und einfach nur klein, ängstlich und traurig ist.
Schlussendlich verlor er sich vollständig in dieser Phantasie seiner Selbst.

Ich habe das jetzt alles zwangsläufig sehr verkürzt wiedergegeben, aber vielleicht versteht ihr jetzt, was ich mit innerer Maskierung meine. Es war ein extremes Beispiel, aber ich denke, dass wir es wahrscheinlich in abgeschwächter Form wohl alle bei uns selber oder bei anderen schon wahrgenommen haben. Und ich will das auch gar nicht werten. Es ist einfach nur menschlich.

Ich meine, die Frage: Wer bin ich? zu beantworten mit: Ein sterbliches, unscheinbares Wesen, das nur gerade für sich selbst und seine unmittelbare Umgebung eine gewisse Bedeutung hat, das sich zwar bemüht, aber trotzdem immer wieder in Schwierigkeiten oder peinliche Situationen gerät und sich an dieses kurze Leben klammert, obwohl es eigentlich keine grosse Rolle spielt ob es existiert oder nicht und nach seinem Abgang auch recht schnell in Vergessenheit gerät (obwohl es solche Bandwurmsätze ins Forum schreibt ;) ),
ist nicht wirklich sexy, oder? Und vielleicht ist ja auch diese Antwort wieder nur kokett, eitel, Zerrspiegel.
Oder vielleicht ist ja auch ganz einfach die Frage eitel?

Nun möchte ich aber auch gerne noch zu Zwetsches Beitrag Stellung nehmen.

Ich glaube, es gibt verschiedene Motivationen, sich künstlerisch/gestalterisch zu betätigen. Eitelkeit ist meiner Meinung nach nur eine unter mehreren.
Ich möchte als erstes die pure Freude am kreativen Schaffen nennen. Ob daraus Kunst entsteht, oder irgendetwas anderes ist dabei zweitrangig, ebenso, ob es jemand zur Kenntnis nimmt. Wenn ich morgens einen Spaziergang mache und ich singe irgendeine Melodie vor mich her, dann muss ich sie nachher nicht aufschreiben und ein grosses Werk daraus komponieren, aber ich möchte sie einfach singen.
Die zweite Motivation ist, dass ich eine innere Notwendigkeit verspüre, mich mit einem Thema auseinanderzusetzen. Wenn ich von meinem Spaziergang nach hause komme, und die Melodie bleibt in meinem Kopf stecken, begleitet von wichtigen Gefühlen, Assoziationen, was auch immer, dann schreibe ich sie auf, feile daran herum, vertiefe sie, erweitere sie, mache ein Stück daraus.
Die dritte Motivation ist das Bedürfnis nach Kommunikation. Ich gehe mit diesem Stück zu meinen Musikerkollegen und schlage ihnen vor, zusammen daran weiterzuarbeiten. So kommen neue Impulse dazu und das ganze gewinnt eine neue Qualität. Später wird das Stück vor Publikum aufgeführt, auch dies eine Art Kommunikation. Wird es verstanden? Berührt es irgendjemanden? Ist es auch für andere von Bedeutung und -zack! - jetzt erst kommt die Eitelkeit ins Spiel.
Aber macht ja nichts, wenn dabei gute Musik rauskommt, oder? ;)

Wenn Eitelkeit aber die erste und einzige Motivation ist, sich künstlerisch zu betätigen, dann sollte man es vielleicht wirklich besser lassen, weil man dann nämlich auch keine Freude dran haben kann.
Wenn hingegen die erst genannten Motivationen und inneren Notwendigkeiten bestehen und man aus Eitelkeit nur nicht wagt, seine Werke jemandem zu zeigen/vorzuführen, so ist das zwar schade, aber nicht so tragisch.

Mir ist es lieber, ich bekomme ein gutes Werk nicht zu sehen, weil der Künstler auch eitel ist, als dass ich ein schlechtes Werk sehe, weil der Künstler nur eitel ist.

Herzliche Grüsse und einen schönen Sonntag allen!
Ela
 
AW: Eitelkeit

Hallo in die eitle Runde *loool*

Sei mir, bitte, nicht böse, Zwetsche, ich möchte zuerst Ela antworten, damit die "Eitelkeiten" irgendwie zusammen bleiben.



Ela67 schrieb:
...Es geht um einen Mann, der in seiner Kindheit schwere psychische Verletzungen erlitten hatte. Er lernte, damit zu überleben, indem er sich nach aussen maskierte, seine Verletzlichkeit und Verletztheit hinter einer coolen Fassade verbarg und sich damit schützte...
Den Menschen, die ihm nahe standen, zeigte er hingegen sein "wahres" Gesicht, oder das, was er dafür hielt.
Dieses Gesicht aber war auch wieder eine Maske. Sie war zusammengesetzt aus sämtlichen literarischen Figuren mit denen er sich identifizierte und in denen er sich sah. Es waren alles einsame, gescheiterte, verzweifelte Antihelden, die immer nahe am Abgrund agierten. Mit ihnen ersetzte er sein eigenes, verletztes Innerstes...
Schlussendlich verlor er sich vollständig in dieser Phantasie seiner Selbst... Es war ein extremes Beispiel, aber ich denke, dass wir es wahrscheinlich in abgeschwächter Form wohl alle bei uns selber oder bei anderen schon wahrgenommen haben. Und ich will das auch gar nicht werten. Es ist einfach nur menschlich.

Ela, dieses Beispiel ist nicht nur menschlich und berührend, es ist erschütternd. An dieser Stelle hätte es aber keinen Sinn, sich über die Notwendigkeit oder das Unvermögen der Verarbeitung von Traumas zu unterhalten.
Die äussere Maske wäre ja verständlich, wäre nicht noch die darunter, die m.M.n. schon schwer psycho-pathologisch ist, was du ja selbst anklingen lässt (verzeih mir aber trotzdem den schonungslosen Ausdruck).
Aber auch hier bewegen wir uns (von Medizin weggehend) irgendwie am kunstgeschichtlichen Abgrund. Die verletzte Seele, die Tragik, am Ende schon der Tragik willen, die Romantik als Gegenpol zu Vernunft. Fast unfassbar, was Selbstwertgefühl auszulösen vermag, in diesem Fall auf beide Seiten "ausschlagend" oder vielleicht, sich gegenseitig bekämpfend.

Ich meine, die Frage: Wer bin ich? zu beantworten mit: Ein sterbliches, unscheinbares Wesen, das nur gerade für sich selbst und seine unmittelbare Umgebung eine gewisse Bedeutung hat, das sich zwar bemüht, aber trotzdem immer wieder in Schwierigkeiten oder peinliche Situationen gerät und sich an dieses kurze Leben klammert, obwohl es eigentlich keine grosse Rolle spielt ob es existiert oder nicht und nach seinem Abgang auch recht schnell in Vergessenheit gerät (obwohl es solche Bandwurmsätze ins Forum schreibt ),
ist nicht wirklich sexy, oder?

Sind wir uns schon wieder einig? Meine Frage war in der Quintessenz auch nicht viel anders, nicht?

Ist das alles vielleicht nur die Angst, sich die eigene Unbedeutendheit (natürlich nicht absolut gesehen...und gibt es das Wort überhaupt?) eingestehen zu müssen?

Und vielleicht ist ja auch diese Antwort wieder nur kokett, eitel, Zerrspiegel.
Oder vielleicht ist ja auch ganz einfach die Frage eitel?

Müssten vielleicht andere zu deuten und die Deutung zu begründen versuchen, ich meinte die Frage ehrlich.

zwetsche schrieb:
warum hat Dich "Schein und Sein" frustriert (Hätte ich normalerweise über PN gefragt, aber geht ja bei Dir nicht, deshalb so kompromitiernd, tschuldige)?

Ich finde die Frage nicht kompromitierend und beantworte sie gerne öffentlich, wie übrigens jede, die mir nicht zu intim erscheint.
Die Umfrage ist für mich ohne jegliche Bedeutung. Es haben sich etwa 20 an der Umfrage beteiligt und eine Person angegeben, sie möchte mehr scheinen als sein. (Ich glaube, seither hat sich das Ergebnis nicht verändert.) Mich überrascht, dass das überhaupt jemand zugegeben hat. Was bringen solche Umfragen? (Natürlich ist es legal, eine solche zu starten, ist mir ja auch klar. Aber, zum Kuckuck, wozu soll das gut sein?) Und jetzt werdet ihr zu Recht sagen "Warum fragst du das nicht Zeili?". Tja. Fragt mich das, bitte, nicht.

Anschliessend unterhielten sich eigentlich nur Kathi und Muzmuz vertieft, ohne jedoch, dass Muzmuz etwas über sich "verraten" hätte. Kathi hat am Schluss praktisch aufgegeben, wenn ich es richtig interpretiere, weil sie sich absolut unverstanden fühlte. Ich hätte mir aber Kathi hier gewünscht. Als Menschen mit sehr sensiblen Fühlern und als Malerin aus Leidenschaft. (Natürlich ist das doof von mir, mir zu wünschen, dass jemand ausgerechnet dieses Thema, das mich interessiert, auch interessant findet, aber kann es auch nicht steuern, wenn es mich trotzdem frustriert *loool*. Darüber hinaus haben wir hier im Forum so viele kreative/kluge Köpfe...Na ja, der Frust ist schon wieder vorbei, ich brauche einfach ab und an eine Pause, dann "beruhige" ich mich schon wieder.)

Mir fällt dazu die Frage ein, woher ich, wenn ich Musik komponiere (schon eitel, mich hier überhaupt so zu bezeichnen), die Motivation hernehmen sollte, wenn nicht aus eitlen Motiven. Ich habe jahrelang kein einziges Musikstück fertig bekommen.

Zwetsche, wenn Eitelkeit deine Motivation sein sollte, dann war sie aber nicht sehr ausgebildet, wenn kein einziges Musikstück Vollendung fand. Vielleicht findest du später mal zu deinen Ideen zurück...

Nein, ohne Umschweife, es geht in der Tat darum, die Stücke wenigstens irgendjemanden zu präsentieren, dafür tue ich mir das an und daher kommt die Motivation. So ähnlich ist es auch bei den - immer selteneren (gen 0 tendierenden) Konzerten. Großen Applaus bei eigenen - nicht als Gassenhauern bekannten - Stücken zu erwarten, wäre ohnehin naiv in unserer rein auf die Oberfläche und Populärschicht konzentrierten Konsumgesellschaft, jede noch so üble Band hat mit "All right now, Jumpin jack flash, oder gar "Verdamp lang her" mehr Erfolg.).

Ich finde er normal, dass du deine/eure Musik auch aufführen willst, Applaus ist doch irgendwie der Lohn für all das Mühen, nicht?
Ein bisschen ungerecht finde ich nur das "in unserer rein auf die Oberfläche..."
Ueber den Geschmack lässt sich nicht streiten ;).

Wenn allerdings so gar kein Applaus kommt, ist es frustierend. Da kommt dann auch schon mal der Stolz ins Spiel (Ich erinnere mich an ein Konzert, bei dem die Bandkollegen vor gerade mal 20 gelangweilten Zuhörern unbedingt noch Zugaben geben wollten, die kein Mensch gefordert hat und fast schon verzweifelt in die Menge fragten, "wollt Ihr denn nicht noch was hören". Die wollten ernsthaft weiterspielen, selbst als die Frage ignoriert wurde. Ich bin einfach trotz Protest der Kollegen zur Vermeidung solch einer Selbsterniedrigung kopfschüttelnd nach Hause gegangen, das war mir zuviel. Wenn hingegen auch nur ein paar dabei sind, denen es wirklich gefällt, hat es sich doch gelohnt. An so etwas läßt sich oft sogar anknüpfen und das nächste mal sind es vielleicht schon ein paar mehr.

Das verstehe ich vollkommen. Und es ist auch das, was ich meinte, als ich sagte, dass übersteigerte Eitelkeit keinen Stolz kennt. Das Buhlen um Anerkennung und Betteln um Aufmerksamkeit ist so was von erniedrigend.

Etwas kritisch wurde es übrigens einmal, als - wir waren schon am Zusammenpacken - ein paar besoffene "Zuhörer" verspätet in ein Lokal kamen, die meinten ein Recht zu haben, noch Musik zu fordern und uns für den Fall des Nichtbefolgens Schläge androhten. Vorher, während des Konzerts waren ganze 7 Zuhörer in dem Laden, so daß wir uns gar genötigt sahen, eine Lokalrunde zu schmeißen, um die Stimmung zu heben...Das kam mir in meiner schlechten Laune gerade recht und hätte mich nicht jemand daran erinnert, dass ich am nächsten Tag ein paar km weiter doch noch als Anwalt weiter meinen Unterhalt verdienen wolle, wer weiß was passiert wäre.

Und trotzdem machst du weiter! Also muss doch mehr dahinter sein als nur Eitelkeit. Der Glaube daran, dass es richtig ist, dass es gut ist; Liebe; Leidenschaft und, wenn auch nicht in letzter Konsequenz auch der Wille dazu.

Sich still und heimlich vor ein eigenes Werk zu setzen, sich selbst darin zu gefallen, hm, ich finde auf eine bestimmte Weise ist das nicht weniger eitel, schon weil darin die Arroganz liegt, man sei über die Kritik, die das Präsentieren mit sich bringt, erhaben...

Hmm. Arroganz ist es wahrscheinlich weniger. Mehr Angst, Unsicherheit, fehlender Mut, das Wissen, mit evtl. Kritik nur schlecht fertig werden zu können... Gründe gibt es sicher viele. Da bewundere ich eher die Hartnäckigkeit, mit welcher so jemand für die Schublade produziert, vielleicht auch in der Hoffnung, jemand nimmt einfach die ganzen Partituren oder Aufnahmen oder was auch immer und schickt sie zu einem Wettbewerb, weiss auch nicht. Aber, selbst wäre das wirklich nur für die Schublade... wenn er damit zufrieden und nicht unglücklich ist, warum nicht?

Ein Punkt scheint mir aber wichtig, gegen die Eitelkeit in Bezug auf Kunst vorbringen zu müssen. Die Eitelkeit ist ohne Frage ein Motivationsfaktor, sie ist aber gleichwohl auch ein Hindernis. Denn sie hintert einen, die nötige Ruhe zu finden, Kunst, welcher Form auch immer, zur "Vollendung" zu bringen. Das wiederum erfordert Gleichmut, oder - um auf das neulich von mir erwähnte Hesse Zitat zurückzukommen - Liebe. Und schon, da mir jedenfalls Gleichmut ebenso wie innere Ruhe fehlt, wird mir ein Stück über das ich sagen könnte, das ist wirklich klasse, nie gelingen. Ist aber auch egal.

Ich weiss nicht, das überzeugt mich nicht ganz. Gleichmut, Gelassenheit... das bedeutet für mich Zufriedenheit. Auch Zufriedenheit "es ist gut so, wie es ist". Ein Künstler ist eher unruhig, bis er sich setzt und loslegt.
Ist es nicht eher so, dass du als Anwalt nur den Ausgleich suchst und gar nicht entschlossen genug mehr willst?

Und jetzt möchte ich dir etwas von der Band erzählen, die ich "angekündigt" habe *loool*. Ist ja egal, wie wir zu ihnen kamen. Es handelt sich um vier Jungs aus London, zwischen 25-27 Jahren. Sie gründeten die Band vor 10 Jahren. Sie haben alle auch gar keinen Beruf, dafür sind sie einfach wild entschlossen, sich als Musiker zu behaupten. Klar müssen sie, um zu überleben, manchmal (immer ein bisschen weniger) allerlei Jobs annehmen. Aber sie sind eitel. Im Sinne: wir sind gut, wir müssen es nur auch zeigen, durchhalten, uns täglich verbessern. Eine Single ist bis jetzt (Eigen-Label) draussen, jetzt haben sie endlich ein Album mit Vertrag in den USA eingespielt und einen Vorschuss erhalten. Sie touren normalerweise auf der Insel und jetzt als Vorband hier. Darauf gefragt, wie es ist als Vorband, haben sie geantwortet: "Sch..., aber eine Chance. Du weisst, das ganze Publikum ist nicht wegen dir da, du gehst ihm am A... vorbei, aber wenn du dich hinstellst und dir entschlossen genug sagst, heute gebe ich mein Bestes, siehst du, dass doch eine ganze Menge zuhört und es quittiert. Normalerweise spielen wir von höchstens 300 Leuten, jetzt sind es 1000, das ist doch schon was!" Und 50 Singles haben sie am letzten Konzert mitgenommen, 45 davon verkauft. Sie waren happy.

Was ich dir sagen wollte, aber das hast du ja eh schon verstanden: es ist etwas anderes, wenn du davon leben musst, die Motivation ist ganz anders und es braucht schon etwas mehr Ueberzeugung, mehr Eitelkeit und... auch Bereitschaft zu leiden.
Die meiste Zeit übernachten sie nämlich in ihrem Van, leisten sich dann und wann ein billiges Hotel oder Herberge, die Gagen sind klein, aber es gibt immer was zu essen und Gratisbier *loool*. Ach ja, um Geld zu sparen, fungiert der Vater des Frontmannes als Tourmanager...
Da ist Eitelkeit und Bescheidenheit gleichzeitig vorhanden... und sie schmeissen auch keine TV-Geräte aus dem Fenster... uppps, wir haben ja gar keine *loool*, vielleicht hätten sie... statt dessen brachten sie gar eigene Decken mit, obwohl ich genügend Bettzeug parat hatte...sie wollten keine Umstände machen.

Aber ich hab mich wieder total verplaudert. Tschuldigung.

Einen schönen Tag noch (und seid nicht der Fehler wegen böse, ich lese es lieber nicht mehr nochmals).
C.
 
AW: Eitelkeit

Müssten vielleicht andere zu deuten und die Deutung zu begründen versuchen, ich meinte die Frage ehrlich.

Liebe Céline,
bitte entschuldige, wenn ich Dir das Gefühl gegeben habe, Deine Frage nicht ernst zu nehmen. Ich habe sie sehr wohl ernst genommen, weiss aber keine Antwort darauf und statt nur das zu schreiben habe ich mich in wirren Gedankenfäden verstrickt. das passiert mir manchmal und es tut mir leid.
Ich denke auch, dass wir uns weitgehend einig sind und ich überlasse gerne das weitere Feld der Diskussion anderen, die fähig sind neue Gesichtspunkte einzubringen.
Ich werde nun erstmal versuchen, meinen eigenen Kopf klar zu bekommen...

mit herzlichem Gruss
Ela
 
AW: Eitelkeit

Liebe Céline,
bitte entschuldige, wenn ich Dir das Gefühl gegeben habe, Deine Frage nicht ernst zu nehmen.

Aber nicht doch, liebe Ela, überhaupt nicht. Was habe ich falsch geschrieben, dass du das so verstehen konntest? "Sag" mir das bitte.
Ich würde mich freuen, wenn du wieder eine Idee bekommst, du schreibst sie hier auch auf.
Wäre es evtl. möglich, dass ich dich irgendwie bezüglich der tragischen Romantik der traurigen Geschichte, die du uns erzählt hast, verletzt habe? Es täte mir aufrichtig Leid.

Liebe Grüsse
C.
 
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AW: Eitelkeit

Nein, nein, Céline, du hast mich doch nicht verletzt. Ich hab mir nur nochmal meinen Beitrag durchgelesen und gemerkt, dass ich eigentlich nichts Konstruktives mehr beigetragen habe. Ich bin ins Faseln gekommen, und das mag ich nicht so an mir, vorallem, wenn ich dann nicht mehr richtig auf ehrlich gemeinte Fragen eingehe. Hey, und natürlich schreibe ich, wenn ich wieder eine neue Idee habe. Im Moment herrscht einfach Chaos in meinem Kopf, aber das hat weder mit Dir, noch mit dem DF zu tun. Ich fühle mich doch wohl bei Euch! :)
Liebe Grüsse :blume1:
Ela
 
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