• Willkommen im denk-Forum für Politik, Philosophie und Kunst!
    Hier findest Du alles zum aktuellen Politikgeschehen, Diskussionen über philosophische Fragen und Kunst
    Registriere Dich kostenlos, dann kannst du eigene Themen verfassen und siehst wesentlich weniger Werbung

Doping und die Folgen

AW: Doping und die Folgen

hallo, forianer1

zuerst einmal würde ich sagen, dass wenn alle dopen, die sache wieder gerecht wird. es ist zwar nicht vernünftig, aber nicht nur doping, sondern auch andere sachen sind beim hochleistungssport wie fahrradfahren körperverletzend (z.b. die extrem vergrößerte lunge). es wird die olympische idee voll ausgelebt: "höher, schneller, weiter".

dazu fällt mir auch ein weiterer höchsterstaunlicher fakt ein: schon im alten olympia gab es doper, die beim erwischen bei der einnahme von verbotenen pflanzentinkturen auch bestrft wurden. und das ist nun über 2500 jahre her!

dass die ard und zdf die übertragung abgebrochen haben, finde ich für alle radinteressierten schade. ich bin zwar auch einer, habe dieses jahr aber noch keine zeit zum gucken gehabt. die entscheidung war bestimmt übertrieben, ob es abhilfe schafft, weiß ich nicht. SAT1 hat ja jetzt schon das ruder an sich gerissen...
 
Werbung:
AW: Doping und die Folgen

Céline schrieb:
...Andererseits: normalerweise spricht man im Radsport von 50% Gedopten (heute ist es kaum mehr EPO (Erythropoietin), das sich als synthetisch hergestelltes Hormon nachweisen lässt, es sind vorwiegend Eigen-Blutinfusionen, die, im Gegensatz zum Fremdblut nicht nachweisbar sind, also wird bei den Kontrollen der Hämatokrit-Wert gemessen, was aber sehr umstritten ist, weil dieser Wert sehr stark schwankt und die vom Int. Radsportverband gesetzte Tolaranzgrenze (50) absolut willkürlich bestimmt wurde)...Kenner der Szene sagen aber, das gegenwärtig sicher 90% der Fahrer zum Doping greifen...so zynisch das auch klingen mag, wir haben also auf der Tour, sollten diese 90% stimmen, was für mich absolut realistisch aussieht, im Prinzip für alle dieselbe Ausgangssituation. Blutdoping ist zu einer Mode-Droge geworden.

PhilippP schrieb:
Man radelt mit unschuldiger Miene fröhlich durch die französischen Lande, erweckt den Eindruck als sei nie etwas von Bedeutung vorgefallen und lügt im Bedarfsfall mit einer Unverfrorenheit, dass selbst die Alpen sich vor Abscheu bögen, so sie denn könnten. Und genau das ist es, was mich dermaßen erschaudern lässt - dies an Borniertheit kaum noch zu überbietende Verhalten der meisten Beteiligten, fußend auf dem Fundament einer eingespielten Ersatzmoral, die solch Verhalten scheinlegitimiert.

Borniertheit oder Blödheit? Wahrscheinlich beides. Da fällt Vinokurow fast vom Radl, geht und spritzt sich fremdes Blut, gewinnt 24 Stunden nach seinem Debakel wieder eine Etappe und sagt: Der Gedanke an noch mögliche Etappensiege hat mich beflügelt und wird nicht mal rot dabei.
Oder ist da auch noch die Angst vor den unglaublich reichen und mächtigen kasachischen Geldgebern? Aber wie kann er jetzt nach Hause zurückkehren, wo ihm die ganze Nation Daumen drückte?

Und Contador sagt: "Wenn man gewinnen will, muss man etwas wagen." Und so wagt er auch und will als Kronzeuge im Fuentes-Skandal beim spanischen Verband aussagen. Wie tief er in dem Skandal selber verwickelt ist, weiss man ja noch nicht, aber für die Aussage wird er von der Fuentes-Liste gestrichen. Toll, nicht? Es wird gemunkelt, dass er sogar für das Aussage-Versprechen bereits belohnt und vom spanischen Verband im Vorfeld der Tour nicht auf Doping getestet wurde. :spei1:

Aber auch wenn man Contador ebenfalls ausschliessen würde, der Nächste kommt bestimmt... Siehe oben... bis 90% der Fahrer sollen gedopt haben...nur war bis jetzt keiner so doof, es in der laufenden Tour zu tun.
 
AW: Doping und die Folgen

dazu fällt mir auch ein weiterer höchsterstaunlicher fakt ein: schon im alten olympia gab es doper, die beim erwischen bei der einnahme von verbotenen pflanzentinkturen auch bestrft wurden. und das ist nun über 2500 jahre her!
Ja!
Und es gibt noch einen weiteren belegten Fall, dass nämlich gewisse, überehrgeizige Römer sich den Zugang zu einem unerlaubten Dopingmittel namens Zaubertrank erschlichen haben und diese bei Olympia eingesetzt haben. Das war 50 vor Christus (oder danach?)
vgl. Asterix bei Olympia [Goscinny/Uderzo]
 
AW: Doping und die Folgen

Die Entscheidung der öffent.-rechtl. Sender war vernünftig, schließlich geht wird das nicht nur mit Werbeeinnahmen, sondern auch Gebühren finanziert. Vielleicht hätte das Handtuch bschon letztes Jahr nach dem Fall Ullrich oder Landis geworfen werden müssen.

Ich muß nach den neuesten Fällen zurückrudern, die sollten einfach abbrechen, die ganze Tour. Das ist eine einzige farce, auch was den gelben Dänen betrifft. Aber hier bestimmt nur noch das Geld.

Die Argumentation, es dopten ja doch alle, man könne es ja auch zulassen ist vergleichbar mit Kunden, die der Meinung sind, warum nicht in einem Zivilprozeß (Im Strafprozeß darf der Angeklagte das ja ausdrücklich) einfach die Unwahrheit vortragen, wenn es sich nicht anders belegen läßt, machen ja eh alle. Machen erstens nicht alle und ist zweitens schlicht strafbar wegen Prozeßbetrugs.

Gruß
Zwetsche
 
AW: Doping und die Folgen

Also ich möchte hier mal ganz grundsätzlich einwerfen, dass es mitnichten immer nur ums Geld geht.
Jeder, der mal Sport mit einem gewissen Anspruch betrieben hat (wie ich z.B.), weiß, dass die Aussicht auf finanziellen Gewinn die allerwenigsten antreibt.
Gerade bei Winokurow und bei Ulrich auch steht bestimmt nicht das Geld dahinter. Sie haben ja schon genug. Bei Winokurow muss die Demütigung einfach zu stark gewesen sein. Man hat sich gewöhnt zu siehen, und siegen ist einfach das Schönste.
Wo der Ehrgeiz zu siegen noch gesund ist, und wo pathologisch, oder ob nicht überhaupt der Siegergedanke krank machen muss, das sind die Fragen, die sich der Sport stellen könnte.
Ich glaube auch nicht, dass die Teamleiter von Geld getrieben sind. Natürlich will man Verluste vermeiden, aber Ansehen und Siege sind wahrscheinlich wichtiger.
Mit der Reduktion aufs Materielle macht man es sich beim Sport (und in vielen anderen Bereichen - z.B. Kunst usw.) zu leicht. Immer sind die Hintergründe komplexer, soziale und psychologische Faktoren greifen ineinander.
 
AW: Doping und die Folgen

Also ich möchte hier mal ganz grundsätzlich einwerfen, dass es mitnichten immer nur ums Geld geht.
Jeder, der mal Sport mit einem gewissen Anspruch betrieben hat (wie ich z.B.), weiß, dass die Aussicht auf finanziellen Gewinn die allerwenigsten antreibt.
Gerade bei Winokurow und bei Ulrich auch steht bestimmt nicht das Geld dahinter. Sie haben ja schon genug. Bei Winokurow muss die Demütigung einfach zu stark gewesen sein. Man hat sich gewöhnt zu siehen, und siegen ist einfach das Schönste.
Wo der Ehrgeiz zu siegen noch gesund ist, und wo pathologisch, oder ob nicht überhaupt der Siegergedanke krank machen muss, das sind die Fragen, die sich der Sport stellen könnte.
Ich glaube auch nicht, dass die Teamleiter von Geld getrieben sind. Natürlich will man Verluste vermeiden, aber Ansehen und Siege sind wahrscheinlich wichtiger.
Mit der Reduktion aufs Materielle macht man es sich beim Sport (und in vielen anderen Bereichen - z.B. Kunst usw.) zu leicht. Immer sind die Hintergründe komplexer, soziale und psychologische Faktoren greifen ineinander.

mag sein, was Ulrich und die gut bezahlten betrifft, sicher wäre ich mir da aber auch nicht. Selbst ein Ullrich hat nicht so "schnell" ausgesorgt wie ein Ronaldino oder Roger Federer. Dass gerade junge Fahrer wie Sienkewitz sich dopen lassen, führe ich eher auf die Angst vorm Arbeitsplatzverlust und Karriereende zurück.

Aber für die Entscheidung der Tour-Verantwortlichen und Werbeträger, das ganze Theater ungeachtet neuer und neuer Skandale seit Jahrzehnten fortzusetzen, kann ich kein anderes als Geld entdecken. Ruhm können die damit nicht mehr gewinnen.

Richtig ist, daß das kategorische Rückführen des Problems aufs Geld zu einfach ist.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
AW: Doping und die Folgen

Mit der Reduktion aufs Materielle macht man es sich beim Sport (und in vielen anderen Bereichen - z.B. Kunst usw.) zu leicht. Immer sind die Hintergründe komplexer, soziale und psychologische Faktoren greifen ineinander.

Natürlich ist das Problem sehr komplex und den Top-Fahrern geht's nicht mehr (oder nicht primär) um die Siegesprämien. Es geht viel mehr um "schneller, besser, länger...", um Image-Verlust, um die Kränkung der Niederlage usw. usf.

Das Problem liegt aber eben schon im Jugendsport. Stellen sich die Erfolge nicht wie erwartet oder vorausgesagt ein, steht bestimmt schon einer in der Tür und bietet dem Fahrer etwas an, was ihm dabei hilft... Wo bitte, ist hier die Motivation? Gratis bekommen es die Fahrer nicht. Und diese "Dealer" bestraft man, wenn überhaupt, dann zuletzt. Nicht, wie man mit Niederlagen fertig wird, wird dem jungen Menschen gezeigt, sondern wie man sie (evtl.) austricksen kann. Warum machen da Aerzte, die Leben schützen und nicht gefährden sollen, mit? Aus nächster Liebe?
Und die grossen Sponsoren wollen Erfolge sehen und machen Druck, drohen, die Teams nicht mehr zu finanzieren. Ein Einzel-Sponsor springt bald ab, für den würde ein Doping-Skandal Untergang bedeuten, den Grossen bringt es wahrscheinlich noch Geld ein, sonst müssten sie sich doch alle jetzt zurückziehen, nicht?

Zwetsche schrieb:
Aber für die Entscheidung der Tour-Verantwortlichen und Werbeträger, das ganze Theater ungeachtet neuer und neuer Skandale seit Jahrzehnten fortzusetzen, kann ich kein anderes als Geld entdecken. Ruhm können die damit nicht mehr gewinnen.

Zwetsche, auch das ist nicht ganz so einfach. Die Tour gibt es seit 1903. Sie wurde immer (mit Ausnahme der beiden Kriege) gefahren. Sie nicht mehr durchzuführen, wäre für die Franzosen ähnlich als würde man den Deutschen
den Karneval verbieten.
 
AW: Doping und die Folgen

Zwetsche, auch das ist nicht ganz so einfach. Die Tour gibt es seit 1903. Sie wurde immer (mit Ausnahme der beiden Kriege) gefahren. Sie nicht mehr durchzuführen, wäre für die Franzosen ähnlich als würde man den Deutschen den Karneval verbieten.

psssst, Céline, gar keine so üble Idee...(flüster)

Der Karneval ist ja schon mal ausgefallen, während des 1. Golfkriegs 1991 unter Bush sen..und die haben es überlebt, mach schnüffelnder Pappnase zum Trotz.
Ich bin doch selbst ein Fan der Tour, aber wo ist denn noch die Alternative, als das gerade für die Liebhaber der Leidensdruck so stark wird, daß der Druck und die Konsequenz es für die Fahrer ökonomisch (auch in dem Sinne, wie Robin das meint) unmöglich macht, zu dopen? Nach Landis - dem man bis heute den Titel nicht aberkannt hat - wird so vermutlich ein neuer Dopingstar siegen.

Und - vielleicht noch wichtiger: Auch den dahinter stehenden vielfältigen Interessen. Beispiel Wino: Steckt in dem total plumpen Dopingversuch (er mußte ja fast damit rechnen, gefaßt zu werden) nicht sogar eine nationalchauvinistische Ignoranz, die sich kasachischer Sympathien trotz des Dopings sicher sein kann? Ähnlich möglicherweise auch bei Landis, Armstrong und Konsorten.

Nicht überall gibt es soviele Spielverderber wie hierzulande.

Den kasachischen Chauvinismus unterstelle ich übrigens dem Team Astana und seinem kasachischen Sponsor nicht erst seit dem Dopingfall. Er wurde auch offensichtlich, als man in den Alpen den in der Gesamtwertung hervorragend plazierten Klöden zurückpfiff, um den hoffnungslos abgeschlagenen Kapitän Winok. über den Berg zu helfen. Sportlich eine Blödsinnsentscheidung, wenn auch national verständlich.

Also: Wenn die karnevalsbegeisterten Rheinländer, Bayern, Braunschweiger, Emsländer es gepackt haben, den Karneval mal sausen zu lassen (was gegen den Krieg ja nun zudem null half), packen das die radsportbegeisterten Franzosen locker, oder nicht?

Gruß
Zwetsche
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
AW: Doping und die Folgen

Langsam gewinne ich den Eindruck, dass man bei der Tour de France "Zehn kleine Negerlein" spielt. Jetzt hat sich endlich Rasmussen verabschiedet.
Nein falsch: er wurde entlassen von seinem niederländischen Rabobank Team.
 
Werbung:
AW: Doping und die Folgen

psssst, Céline, gar keine so üble Idee...(flüster)

*loool* ja, ja, Zwetsche. Und sollte die Idee jemals in Tat umgesetzt werden, wird "man" uns zwei jagen, fangen, teeren, federn und ... ich hoffe seeehr, du als Gentleman weisst, was dann zu tun ist :lachen:

Aber wenn ich es mir nochmals überlege, so richtig im Kopf und sooo, so war das kein guter Vergleich.
Das Abschaffen der Tour hätte vermutlich höchstens ein paar Streiks in F zu Folge. Das würde ja keinen mehr aus dem Sessel heben.
Die Abschaffung des Karnevals in D dagegen hätte natürlich sehr gravierende Folgen. Die Geburtenraten in D würden so weit sinken, dass da schon alle Alarmglocken Sturm läuten *looool*.
:autsch:

Und - vielleicht noch wichtiger: Auch den dahinter stehenden vielfältigen Interessen. Beispiel Wino: Steckt in dem total plumpen Dopingversuch (er mußte ja fast damit rechnen, gefaßt zu werden) nicht sogar eine nationalchauvinistische Ignoranz, die sich kasachischer Sympathien trotz des Dopings sicher sein kann? Ähnlich möglicherweise auch bei Landis, Armstrong und Konsorten.

Ja, wahrscheinlich hast du leider recht. Man denke nur an die gefeierten (u.a.) DDR- und UdSSR-Sportler...damals alles hochdekorierte Nationalhelden, z.T. vollgestopft mit allem Möglichen... von Staates "Gnaden".


Den kasachischen Chauvinismus unterstelle ich übrigens dem Team Astana und seinem kasachischen Sponsor nicht erst seit dem Dopingfall. Er wurde auch offensichtlich, als man in den Alpen den in der Gesamtwertung hervorragend plazierten Klöden zurückpfiff, um den hoffnungslos abgeschlagenen Kapitän Winok. über den Berg zu helfen. Sportlich eine Blödsinnsentscheidung, wenn auch national verständlich.

Nein, Zwetsche, das ist nicht kasachischer Chauvinismus, das ist die Stallorder, wie wir sie z. B. ebenfalls aus dem F1-Zirkus kennen. Die Hierarchie ist gegeben, jeder kennt sie und muss sie befolgen, weil er für eine bestimmte Position/Rolle angeheuert und entlöhnt wurde/wird. Selten nur wird sie zu Gunsten des Moments aufgehoben.

Miriam schrieb:
Miriam Langsam gewinne ich den Eindruck, dass man bei der Tour de France "Zehn kleine Negerlein" spielt. Jetzt hat sich endlich Rasmussen verabschiedet.
Nein falsch: er wurde entlassen von seinem niederländischen Rabobank Team.

Genauer noch: Rasmussen wurde nach Bekanntgabe des weiteren Dopingfalles (Cristian Moreni) und dem Rückzug der ganzen Cofidis-Mannschaft aus dem Rennen, auf Druck des Sponsoren entlassen.
Die Sponsoren beginnen also doch zu reagieren. (Retten, was noch zu retten ist? Ist aber noch was zu retten? :confused: )

Interessant wird der weitere Verlauf doch noch. Tragischerweise aber nicht sportlich. Leader ist jetzt der ebenfalls unter Verdacht stehende Contador (Discovery Channel). Lässt man ihn wirklich gewinnen?
 
Zurück
Oben