AW: Der Zweck heiligt die Mittel?
Wozu das gut sein soll weiß ich jetzt aber noch immer nicht. Die Entscheider sollen sich damit auseinandersetzen.
Ich glaube nicht daran, dass ich für das Schicksal von anderen Menschen die Verantwortung übernehmen kann. Ich kann es nämlich nicht einmal da, wo keine Gefahr in Verzug ist. Ich kann es nur für mich selbst.
Diese Diskussion gehört für mich in den Bereich "political correctness" und hat mit Moral nicht wirklich was zu tun. Du hast ja auch von rechtlicher Absicherung gesprochen. Es gibt hier kein "moralisch richtiges" Verhalten.
Dass du das Heldentum so gar nicht zum Zug kommen lassen willst, das finde ich nicht ganz ok. Schließlich sind Superman und Batman oder Spiderman und andere Typen mit Superkräften die Helden von ganzen Generationen gewesen. Und die haben in solchen Katastrophenfällen eingegriffen, damit keiner der unschuldig in Gefahr geratenen umkommen muss.
Die kindlichen Vorstellungen von Heldentum und Rettung in letzter Minute könnten doch immer noch ein bisschen abfärben.
Aber vielleicht ist das auch nur das Gespinst meiner krausen Gedankengänge.
ich glaube, du verwendest hier (wie es viele gerne auch in anderen situationen tun) "kann" und "will" aus selbstschutz synonym
etwas nicht -können- entbindet von der verantwortung, etwas nicht zu tun
etwas nicht -wollen-, da will die untätigkeit gerechtfertigt sein
dass du nicht die verantwortung für das schicksal anderer menschen übernehmen WILLST, glaube ich dir gerne....wer will das schon, es ist eine mächtige verantwortung und oft eine bescheidene situation
nichtsdestotrotz entscheiden sich die meisten menschen für kinder, für deren schicksal und leben sie zumindest eine zeit lang verantwortlich sind
komisch eigentlich, nicht ?
aber zurück zur sache:
auch wenn du so eine verantwortung nicht übernehmen willst, kann es passieren, dass sie dir aufgezwungen wird
ich denke, die meisten (ausgenommen die professionisten) haben sich 5 minuten vor derlei situationen auch gedacht "in so eine situation komme ich nie, das passiert, falls überhaupt, nur den anderen"
aber ob man in so eine situation kommen wird oder nicht ist erst einmal unerheblich
der mensch unterscheidet sich vom tier unter anderem durch seine fantasie
dadurch erstreckt sich auch das moralische (welt!)bild eines menschen über einen eigenen, engen einflussbereich hinaus
daher auch katastrophenpläne
für schon geschehene vorfälle kommt er zu spät
aber die phantasie lässt uns die möglichkeit, uns kommende fälle auszumalen und entscheidungen zu treffen oder zumindest diskussionen zu führen, für die im falle des falles keine zeit mehr bleibt
ich denke da mal an den thread mit dem pferderipper
claus hat geschrieben, würde jener erwischt, müsste mit ihm das selbe geschehen, was er den pferden angetan hatte
allseitige moralische entrüstung (auch meinerseits, und ich denke, auch deinerseits) stellte sich ein
wer von uns glaubt, dass er erst in die situation kommen muss, den pferderipper in flagranti zu erwischen um beurteilen zu können, was dann moralisch richtig oder falsch ist ?
oder wer glaubt, sich moralisch der abwägung entziehen zu können, weil er voraussichtlich nie in die situation kommen wird ?
motto: ich bin nicht dabei, also geht es mich nichts an.....
ich denke, prinzipien werden dann interessant, wenn man sie bis zum extremum auf die probe stellt
wenn sie nicht gefordert werden, haben sie keine bedeutung
auch wenn unser alltag den luxus bietet, sich mit moralischen prinzipien so gut wie nie auseinander setzen zu müssen, erscheinen sie mir doch zu wichtig, als dass man sich aufgrund fehlender konkreter anlässe gar nicht mit ihnen befasste
ähnliches hatten wir auch des öfteren bei der suche nach der definition eines menschen
dass der huber fritz vom nachbarhaus ein mensch und sein bello kein mensch ist, ist zumindest für mich trivial
interessant wird es dann, wenn man beispielsweise bei der entwicklung eines embryos bzw fötus einen punkt sucht, wo der schritt vom zellhaufen zum menschen statt findet
dann geraten dinge, die man im alltag für selbstverständlich hält und nicht des reflektierens wert findet, ins wanken
natürlich, die meisten schrecken davor zurück
warum die wohlige geborgenheit der ignoranz (nicht abwertend gemeint) aufgeben ?
warum etwas aufgraben, was man nie wieder schließen wird können ?
ich denke, die ursache liegt zumindest bei mir im drang nach erkenntnis
lg,
Muzmuz