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Das Zeitalter der Schausteller

Wixxer, alle beide.
Ein Christ - als den ich mich sehe - hat einem Hilfebedürftigen im Rahmen seiner Möglichkeiten immer zu helfen. Ganz egal, ob er sich darin sonnt, oder nicht.
Prof. Li Wenchao hatte dieses Beispiel frei erfunden, um in zugespitzter Weise philosophische Grundpositionen zu erörtern. Ich denke auch, dass er hier absichtlich etwas übertrieben hat, denn ein Typ wie Laotse würde wahrscheinlich dennoch helfen, allerdings die umstehenden Leute dazu auffordern, ebenfalls zu helfen, oder aber sich davonzumachen.
 
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Prof. Li Wenchao hatte dieses Beispiel frei erfunden, um in zugespitzter Weise philosophische Grundpositionen zu erörtern. Ich denke auch, dass er hier absichtlich etwas übertrieben hat, denn ein Typ wie Laotse würde wahrscheinlich dennoch helfen, allerdings die umstehenden Leute dazu auffordern, ebenfalls zu helfen, oder aber sich davonzumachen.

Ich habe mich in meiner Jugend ein wenig mit Zen-Buddhismus und fernöstlicher Philosophie auseinandergesetzt. Fragwürdig fand ich die Geschichten in denen die Zen-Meister mit Schlagstöcken ihre Schüler zu disziplinieren versuchten. Das kam mir wie ein ausgewachsener Infantilismus vor.
 
Ich habe mich in meiner Jugend ein wenig mit Zen-Buddhismus und fernöstlicher Philosophie auseinandergesetzt. Fragwürdig fand ich die Geschichten in denen die Zen-Meister mit Schlagstöcken ihre Schüler zu disziplinieren versuchten. Das kam mir wie ein ausgewachsener Infantilismus vor.

Wahrscheinlich einfach historisch - schließlich haben zu vergangenen Zeiten auch Lehrer ihre Schüler praktisch überall geschlagen, wenn ihre Schäfchen den Lehren nicht folgen wollten, "frech" waren - oder einfach nur klüger als ihre Lehrer.
Und wenn das nicht möglich war - weil ein Hauslehrer eines Prinzen diesen nicht schlagen darf - dann gab es sogar den Prügelknaben, der stattdessen verprügelt wurde (in der Absicht, dass der Prinz, der mit dem Prügelknaben meistens auch befreundet ist, sich fortan gut benimmt, damit der Prügelknabe nicht verprügelt wird).

Die Prügelstrafe steht im Zusammenhang mit der Zivilisation. Einmal las ich einen Bericht von zwei Deutschen, die sich Ende der 30er Jahre in Afrika für 2 Jahre in die Wildnis zurückgezogen hatten (um einer vermeintlichen Verhaftung durch eine englische Regierung zu entgehen). Sie beschreiben, wie Eingeborene mit ihren Kindern umgehen: Die Kinder sind immer bei ihren Eltern, sie können nichts kaputt machen, sie werden nicht geschimpft und sie werden nicht geschlagen.
An diesem Punkt sind wir, bestenfalls, erst wieder seit den 1970er Jahren, meiner Kindheit, in der so ein Thema wie "Die anti-autoritäre Erziehung" in kleinbürgerlichen Kreisen noch ein Reizthema war, über das sich alle aufregten. In meiner Grundschule hat die Lehrerin - obwohl das damals schon de facto verboten war - und in NRW (!) die Kinder noch geschlagen. Nicht mit dem Stock, natürlich, aber Watschen, die gab es, und nicht selten.
Auch meine Eltern haben mich geschlagen, wenn auch nicht verprügelt (und ich gehöre nicht zu den Menschen, die das derart kommentieren, es hätte mir nicht geschadet).
 
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Danke für den Exkurs, aber ich wollte jetzt aufgrund meines kleinen Beitrags nicht vom eigentlichen Thema ablenken.

Es gäbe noch viel interessantes zum Schaustellertum zu sagen, deswegen würde ich gerne da weiter anknüpfen. Wie schon geschrieben, finde ich weder, dass es der Introvertierte noch der Extrovertierte leichter hat in Bezug auf welche Lebenssituationen auch immer. Es gibt genügend Beispiele in denen die Introvertieren gesellschaftlich einen höheren Stellenrang eingenommen haben, sowie auch Extrovertierte die sich durch ihre Offenheit ihre Karten verspielt haben. Auf meiner letzten Arbeitsstelle wurde einem extrovertierten Typ gekündigt, weil der Arbeitgeber der Meinung war, dass er durch seine laute Art das gesamte Team auffällig stören würde und somit das Voranschreiten des Projekts behindere. Somit liegt man als Extrovertierter nicht immer im Vorteil.

Ich selbst sehe an mir ein Übermaß an Introvertiertheit und konnte mich damit auch schon bei einigen Extrovertierten durchsetzen. Es ist eben eine Frage des Willens. Gleichzeitig möchte ich auch betonen, dass ich durchaus zum Schaustellen neige und ich diese Haltung nicht nur Extrovertierten zuschreiben würde. Das tue ich vor allem wenn ich in der Öffentlichkeit stehe und ich halte es als eine durchaus positive Eigenschaft, die mir in vielerlei Hinsicht zu gute kommt. Zum einen möchte ich eher wenig privates von mir geben, das allein nötigt mich schon eine andere öffentliche Rolle einzunehmen, zum anderen halte ich es taktisch für klug sich der jeweiligen Situation intuitiv anzupassen - da kam es schon öfter vor, dass ich auf jemanden extrovertiert wirkte, obwohl ich es eigentlich nicht bin.
Was ich in diesem Zusammenhang noch erwähnenswert finde - ich lege keinen Wert auf Authentizität. Ich weiß nicht, wann das genau angefangen hat, aber irgendwann, war dieser Begriff in aller Munde und plötzlich galt es in jeder Lage authentisch zu sein. Das erzeugt bei mir einen unangenehmen Druck, denn ich hätte gerne die Freiheit mich mir selbst durch Andere neu zu begegnen und zu überraschen, was denn noch alles in mir steckt. Dazu kann einem die Begegnung mit Fremden oder auch das sich begeben in unbekannte Situationen sehr dienlich sein. Diese Möglichkeiten nutze ich oft. Aber gut, das ist auch ein persönlicher Anspruch an mich und meine Priorität liegt darin, möglichst viele Selbsterfahrungen zu sammeln.
 
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