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Das Leiden mit buddhistischer Philosophie gesehen

fluuu

Well-Known Member
Registriert
12. September 2008
Beiträge
4.947
Die Wahrheit vom Leiden (Duhkha)
Loslassen von allem, was Leiden schaft

Leiden ist ein zentraler Begriff buddhistischer Existenzerfahrung. Leiden ist
jene Konstante, die allem Dasein zugrunde liegt; es entsteht dadurch, dass
wir uns an eine Welt binden, in der nichts von Bestand ist und bewahrt
werden kann. Die Überwindung des Leidens lässt sich demnach nur in der
Überwindung welthafter Existenz erreichen.

Der Begriff »Leiden« wird im Buddhismus viel weiter gefasst als in der
christlich-abendländischen Denktradition. Leiden ist mehr als nur Schmerz,
Traurigkeit, Drangsal, Angsterfahrungen, Isolation, Todesgewissheit usw..
Leiden ist ein Teil unseres selbst geschaffenen Wesens; es ist ein Ausdruck
für die Gebundenheit an Ursache und Wirkung, an all das, was den Menschen
an die Bedingungen dieser Welt fesselt, was ihn seinen Wünschen,
Sehnsüchten und Leidenschaften ausliefert (Leidenschaft ist das, was
Leiden schafft!).

Leiden ist das grundlegende Charakteristikum einer jeden Existenz, denn in
allem, was entsteht und sich vollzieht, ist das Ende immer schon
mitangelegt. Unbeständigkeit, Vergänglichkeit, Wesenlosigkeit sind somit die
Merkmale, die allem Dasein anhaften und mit dem Begriff »Leiden«
gekennzeichnet werden.

Kann das jemand ein Stück weit nachvollziehen oder ansatzweise
akzeptieren?

gruß fluuu
 
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AW: Das Leiden mit buddhistischer Philosophie gesehen

Hallo Fluu,

sehr gut ist das in den Büchern, "Jetzt - Die Kraft der Gegenwart", oder "Eine neue Erde - Bewusstseinssprung anstelle von Selbstzerstörung", von Eckhart Tolle, beschrieben.

Sehr empfehlenswert.

Lg Johanna
 
AW: Das Leiden mit buddhistischer Philosophie gesehen

Die Überwindung des Leidens lässt sich demnach nur in der
Überwindung welthafter Existenz erreichen.


Denkst du, existieren heißt grundsätzlich auch leiden?
Oder heißt es nur, in einer Form wie der Mensch zu existieren bedeutet immer auch leiden?

Ich denke, Leid gründet in dem Umstand anders zu handeln, als es für die jeweilige Daseinsform gedacht ist. So wie der Körper reagiert, wenn man ihn zu Handlungen nötigt, die seiner Natur nicht entsprechen.

So entsteht Schmerz nicht unbedingt durch einen Schaden am Körper, sondern durch die Reaktion des Körpers auf den Schaden. Es sieht hier mehr danach aus, als ob der Körper uns damit sagen will, dass wir Dinge mit ihm treiben, für die er nicht gemacht ist.

Ich denke, Leid geht auf dieses Prinzip zurück. Wann immer der Mensch seine Daseinsform in der Art benutzt, wie sie eigentlich nicht gedacht ist, entsteht Leid. Es sieht für mich mehr danach aus, als wäre Leid die Kraft, die uns zurückweist, wenn wir uns auf einen Pfad begeben, der zerstörerisch wirkt, oder der Sache nicht angemessen ist.

Wobei nicht klar ist, was diese Sache eigentlich sein soll. Vielleicht ist Leid der Wegweiser, der uns zwangsläufig zu dieser Sache führt, wenn wir sie nicht anders entdecken wollen/würden.
 
So entsteht Schmerz nicht unbedingt durch einen Schaden am Körper, sondern durch die Reaktion des Körpers auf den Schaden.

Dass dem so ist, zeigt sich oft auch an schweren Verletzungen, die wir nicht als Schmerz wahrnehmen. Der Körper reagiert im Schock lebenserhaltend, und erkennt offenbar, dass Schmerz bei akuten Verletzungen die Lebensgefahr erhöhen würde.
 
AW: Das Leiden mit buddhistischer Philosophie gesehen

Ich denke, Leid gründet in dem Umstand anders zu handeln, als es für die jeweilige Daseinsform gedacht ist.

Puh, eine sehr mutige Behauptung die du da aufstellst.
Ich frage mich was genau du unter "gedachtes Handeln" verstehst?
Welches Handeln ist uns vorherbestimmt, und wieso sind es andere nicht?
 
AW: Das Leiden mit buddhistischer Philosophie gesehen

Denkst du, existieren heißt grundsätzlich auch leiden?
Oder heißt es nur, in einer Form wie der Mensch zu existieren bedeutet immer auch leiden?

Ich denke, Leid gründet in dem Umstand anders zu handeln, als es für die jeweilige Daseinsform gedacht ist. So wie der Körper reagiert, wenn man ihn zu Handlungen nötigt, die seiner Natur nicht entsprechen.

ja, da hast du sicher Recht. Wenn man bedenkt, wie viele Menschen unter Rückenproblemen leiden, weil sie körperlich schwer arbeiten müssen, oder unter Bluthochdruck, weil sie den Fehler machen, sich dem krankmachenden Einfluß der Industriegesellschaft auszusetzen... da reagiert natürlich der Körper, z.B. mit Bandscheibenvorfällen oder Herzinfarkt...



So entsteht Schmerz nicht unbedingt durch einen Schaden am Körper, sondern durch die Reaktion des Körpers auf den Schaden. Es sieht hier mehr danach aus, als ob der Körper uns damit sagen will, dass wir Dinge mit ihm treiben, für die er nicht gemacht ist.

das habe ich mir auch schon gedacht! Menschen sind beispielsweise keineswegs für ein 40- oder gar 60-Stunden-Erwerbsleben unter andauerndem Konkurrenzdruck gemacht. Trotzdem können das sehr viele nicht lassen und wollen dann nicht auf ihren Körper hören. Aber wie heißt es doch: wer nicht hören kann, muß fühlen...


Ich denke, Leid geht auf dieses Prinzip zurück. Wann immer der Mensch seine Daseinsform in der Art benutzt, wie sie eigentlich nicht gedacht ist, entsteht Leid.

ja genau. Die Lidl-Kassiererin, die ihren Körper ausbeutet und indirekt damit ihren Arbeitgeber schädigt... oder auch der Handwerker, der leichtfertig Überstunden macht, durch die Überlastung irgendwann krank wird und dadurch unnötig das Sozialsystem schwächt...


Es sieht für mich mehr danach aus, als wäre Leid die Kraft, die uns zurückweist, wenn wir uns auf einen Pfad begeben, der zerstörerisch wirkt, oder der Sache nicht angemessen ist.

das kann man am besten bei den Obdachlosen beobachten. Dort ist bereits eine so unnatürliche Lebensart eingetreten, daß der Körper das deutlich beantwortet. Zahnausfall und Krätze sind nur einige der Anzeichen, daß diese Menschen auf dem falschen Weg sind...


Wobei nicht klar ist, was diese Sache eigentlich sein soll. Vielleicht ist Leid der Wegweiser, der uns zwangsläufig zu dieser Sache führt, wenn wir sie nicht anders entdecken wollen/würden.

Wenn der Obdachlose partout nicht von seinem Irrweg ablassen will, ereilt ihn dann eben irgendwann die Gerechtigkeit des Lebens. Kein schöner Anblick...


Der Rote Baron
 
AW: Das Leiden mit buddhistischer Philosophie gesehen

Ich denke, Leid geht auf dieses Prinzip zurück. Wann immer der Mensch seine Daseinsform in der Art benutzt, wie sie eigentlich nicht gedacht ist, entsteht Leid.

Also verstehst du Leid als eine Art Regulationsmechanismus der das Befinden wieder zum Ursprungszustand zurückführen soll?
Da Frage ich mich aber auch weiter wie dieser Ursprungszustand eindeutig definiert werden kann?
Wenn Leid etwas anstreben soll, so muss das Ziel eindeutig/differenzierbar sein.
 
Zuletzt bearbeitet:
Puh, eine sehr mutige Behauptung die du da aufstellst.
Ich frage mich was genau du unter "gedachtes Handeln" verstehst?
Welches Handeln ist uns vorherbestimmt, und wieso sind es andere nicht?

Die Antwort darauf, fand sich schon in meinem ersten Beitrag.

Benjamin schrieb:
Es sieht für mich mehr danach aus, als wäre Leid die Kraft, die uns zurückweist, wenn wir uns auf einen Pfad begeben, der zerstörerisch wirkt, oder der Sache nicht angemessen ist.

Wobei nicht klar ist, was diese Sache eigentlich sein soll. Vielleicht ist Leid der Wegweiser, der uns zwangsläufig zu dieser Sache führt, wenn wir sie nicht anders entdecken wollen/würden.
 
AW: Das Leiden mit buddhistischer Philosophie gesehen

Es sieht für mich mehr danach aus, als wäre Leid die Kraft, die uns zurückweist, wenn wir uns auf einen Pfad begeben, der zerstörerisch wirkt, oder der Sache nicht angemessen ist.

Und was ist dann mit der Angst?
Somit hätten wir zwei Epfimdungen, dem selben Zweck folgend, obwohl sie doch so unterschiedlich sind!
Ich glaube nicht das Leid eine Art Schutzmechanismus ist.
 
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Also verstehst du Leid als eine Art Regulationsmechanismus der das Befinden wieder zum Ursprungszustand zurückführen soll?

Nicht das Befinden, sondern das Sein.

Wenn Leid etwas anstreben soll, so muss das Ziel eindeutig/differenzierbar sein.

Ich denke nicht, dass Leid strebt. Ich denke aber, dass es einen Sinn und Zweck hat.
Dass Leid uns "führt", war eine Metapher. Würdest du sagen, Leid führt uns, wenn der Körper Schmerz vermittelt, weil wir auf die heiße Herdplatte greifen?
So wie ich das sehe, macht Leid uns auf "Fehler" aufmerksam. Am Beispiel des Körpers ist das leicht zu verstehen.
Wenn du deinen Ellenbogen weit über 180 Grad streckst, wirst du Schmerz empfinden. Das soll dir sagen, dass der Ellenbogen dafür nicht gedacht ist.
Wenn du von 5m Höhe auf den Beton springst, wirst du ebenso Schmerz empfinden, weil deine Füße dafür nicht gedacht sind.

Wenn du 50 Stunden im Büro sitzt und Arbeiten erledigst, die dich langweilen und unglücklich machen, dann soll dir das wahrscheinlich auch sagen, dass du dafür nicht gedacht bist.

Ich geriete aber selbst ins Wanken, wenn du mich fragen würdest, ob uns Trauer, Einsamkeit, Liebeskummer oder Angst auch auf "Fehler" aufmerksam machen.
Ich vermute ja ...
 
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