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Braucht die Menschheit einen großen Reset?

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Selbstorganisation
Ich denke, dass das tatsächlich der entscheidende Punkt sein dürfte. Selbstorganisation und Rahmenbedingungen müssten so zusammenpassen, dass das System sich qua exponentiellem Wachstum nicht selbst in die Luft sprengt. Der Anarchismus übertreibt es mit der Selbstorganisation, der Kommunismus mit der Regulierung - beides kann nicht funktionieren. Unsere soziale Markwirtschaft ist andererseits gar nicht gewillt, die kapitalistische Dynamik auszubremsen. Sie trägt vielmehr dazu bei, das System zu stabilisieren.

Wie lässt sich Kapitalakkumulation verhindern? Wie lässt sich die Utopie einer Gleichgewichtswirtschaft/-gesellschaft konkret umsetzen? So wie es im Moment ausschaut, werden die Grenzen des Wachstums durch die Natur gezogen werden. Unsere Nachkommen werden lernen müssen, mit sehr viel schmaleren Ressourcen zu wirtschaften. Es ist ja immer wieder mal vom qualitativen statt quantitativen Wachstum die Rede. Aber unter den herrschenden Verhältnissen ist das gar nicht möglich.
 
Wie lässt sich Kapitalakkumulation verhindern? Wie lässt sich die Utopie einer Gleichgewichtswirtschaft/-gesellschaft konkret umsetzen? So wie es im Moment ausschaut, werden die Grenzen des Wachstums durch die Natur gezogen werden. Unsere Nachkommen werden lernen müssen, mit sehr viel schmaleren Ressourcen zu wirtschaften. Es ist ja immer wieder mal vom qualitativen statt quantitativen Wachstum die Rede. Aber unter den herrschenden Verhältnissen ist das gar nicht möglich.

Ich sehe es auch so, dass der Zwang zur Kapitalakkumulation der eigentliche Treiber des Wirtschaftswachstums ist. Um im Wettbewerb mit anderen Unternehmen dauerhaft profitabel zu sein, muss die Produktivität durch Reinvestition in neue Maschinen und damit Senkung der Lohnkosten erhöht werden. Damit kann gleichzeitig die abgesetzte Produktmenge erhöht und der Preis der Produkte unter den üblichen Marktpreis gesenkt werden, womit die Konkurrenten bei gleichbleibender Nachfrage Marktanteile verlieren und bestenfalls bankrottgehen, falls es ihnen nicht gelingt, ebenfalls ihre Produktivität zu steigern (bei Marx: "Steigerung des relativen Mehrwerts"). So können sich durch die gesamtwirtschaftliche Produktivitätssteigerung zwecks der Profitmaximierung auf der einen Seite die Nominallöhne verringern und auf der anderen Seite die Reallöhne durch Senkung der Lebenshaltungskosten erhöhen, um das neu entstandene Angebot aufzufangen.

Der Appell, man müsse sich als Konsument doch einfach nur beschränken, um das Ökosystem zu retten, ist unter kapitalistischen Bedingungen also irgendwo ein Widerspruch, da die Beschränkung der Nachfrage in einem Bereich aufgrund des gegenseitigen Produktivitätswettrüstens der Unternehmen durch steigende Nachfrage in einem anderen Bereich wieder kompensiert werden muss, wenn es nicht zu einer Wirtschaftskrise kommen soll.
 
Eine Lösung kann aus meiner Sicht nur in einer schrittweisen Transformation in eine andere Gesellschaftsform bestehen, die ebenso wie die Marktwirtschaft auf Selbstorganisation beruht.
Man könnte sich in denzentralen und halbwegs autonoemen Gemeinschaften so organisieren, dass man sich gegenseitig unterstützt und sich so vom Geld zu einem größeren Teil abkoppeln. Das ist zwar Selbstorganisation im kleinen Rahmen, aber mehrere dieser Regionen könnten die gesamte Landschaft verändern, die man/sich insgesamt subsidiärer organisieren könnte.
 
So können sich durch die gesamtwirtschaftliche Produktivitätssteigerung zwecks der Profitmaximierung auf der einen Seite die Nominallöhne verringern und auf der anderen Seite die Reallöhne durch Senkung der Lebenshaltungskosten erhöhen, um das neu entstandene Angebot aufzufangen.
Es fehlen aber zunehmend Arbeitskräfte und eine beliebige Zufuhr aus dem Ausland ist aus verschiedenen Gründen nicht möglich.
Geraden wenn über Qualität wieder geredet wird, ist es aber nicht so, dass etwas irgendwie gemacht werden sollte, vom Hausbau bis zur Altenpflege, sondern es muss gut gemacht werden, besser.
Man wird also auch bessere Löhne zahlen müssen, weil die verbleibenden Arbeitskräfte im Zweifel auf andere Bereiche ausweichen. Die gewohnten Kräfteverhältnisse verändern sich da gerade.
 
Man könnte sich in denzentralen und halbwegs autonoemen Gemeinschaften so organisieren, dass man sich gegenseitig unterstützt und sich so vom Geld zu einem größeren Teil abkoppeln. Das ist zwar Selbstorganisation im kleinen Rahmen, aber mehrere dieser Regionen könnten die gesamte Landschaft verändern, die man/sich insgesamt subsidiärer organisieren könnte.

Es gibt hier für eine konkrete Lösung unendlich viele Möglichkeiten. Genau das ist aus meiner Sicht auch das Problem. Ich glaube, dass sich (funktionierende) komplexe Systeme, wie z.B. eine hoch arbeitsteilige Gesellschaft oder ein Computerprogramm, generell nicht in ihrem fertigen Zustand von Grund auf planen lassen. In der Softwareentwicklung gibt es für dieses Problem ein grundlegendes Prinzip, genannt Gall's Law:
A complex system that works is invariably found to have evolved from a simple system that worked. The inverse proposition also appears to be true: A complex system designed from scratch never works and cannot be made to work. You have to start over, beginning with a working simple system.
Dementsprechend kann ein (auch tatsächlich funktionierendes) komplexes System immer nur aus einem einfachen System durch schrittweise Anpassung entstehen, was im gesellschaftlichen Kontext wohl für eine Art Graswurzelbewegung spricht.

Leider ist aus meiner Sicht so ziemlich der einzige Ausgangspunkt, den grob 150 Jahre Kapitalismuskritik bisher leisten konnten, zu zeigen, wie man es genau nicht machen darf.
 
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Dementsprechend kann ein (auch tatsächlich funktionierendes) komplexes System immer nur aus einem einfachen System durch schrittweise Anpassung entstehen, was im gesellschaftlichen Kontext wohl für eine Art Graswurzelbewegung spricht.
Ja und die könnte und dürfte dann m.E. auch ruhig konkurrieren, nämlich um echte Werte wie menschliches Wohlergehen.
Das kommt uns nämlich inmitten unserer reichen und technisch fortgeschrittenen Kultur abhanden, nur wird dies immer wieder kaschiert, weil man - irgendwie zurecht - sagt, woanders sei es schließlich noch schlimmer, dabei aber übersehen oder verleugnet wird, dass echter Fortschritt bei uns nun auch schon lange her ist.

Entweder wird alles schöngeredet oder der böse Westen wird pauschal abgewatscht, in dieser neuen Koaliton aus Altlinken und Neurechten.
 
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