• Willkommen im denk-Forum für Politik, Philosophie und Kunst!
    Hier findest Du alles zum aktuellen Politikgeschehen, Diskussionen über philosophische Fragen und Kunst
    Registriere Dich kostenlos, dann kannst du eigene Themen verfassen und siehst wesentlich weniger Werbung

Zensur durch politische Korrektnässer ?


Zur Modetorheit "Political Correctness".

interlocutore schrieb:
auf dieses beanstandete Wort *igit* kann ich ganz unkorrekt
nur so eingehen, dass ich diese Wortschöpfung witzig finde,
wenn ich auch froh bin, dass “political correctness“
in den ethischen Canon Eingang gefunden hat.

PC sollte aber nicht zur Waffe gemacht werden,
mit welcher man Meinungen aus definierten Kollektiven
'auszutreiben' versucht.

Das erinnert oft an Exorzismus und Hexenaustreibung.
interlocutore,
deiner Position zur PC kann ich problemlos zustimmen, eine sehr ähnliche
Position habe ich ja bereits am 16. November 2006 im Beitrag #7
des Themenstranges "Voltaire kontra Political Correctness Diktat" bezogen.
Neugier schrieb:
Gut gemeint oder gut gemacht ?
@ Marianne
Marianne schrieb:
Nur soviel:
wie mit jedem Schlagwort, zu dem wir uns alle (fast alle) bekennen,
kann auch mit der Forderung nach politischer Korrektheit
Schindluder getrieben werden.
Die Political Correctness Story ist in der Tat ein eindrucksvolles
Beispiel dafür, wie sich durch ein "Zuviel des Guten"
die ursprüngliche Absicht in ihr Gegenteil umkehren kann.

In den Anfängen der Political Correctness Bewegung erschienen
ihre Ziele noch durchaus nachvollziehbar und sympathisch.

Die ursprüngliche Absicht war wohl eine Unterstützung
der Durchsetzung von Menschenrechten durch Sprachkritik.

Dass durch eine hirnrissig übertrieben ausgedehnte Anwendung
dieser Methode genau das Gegenteil eintritt
und Political Correctness selbst zu Menschenrechtsverletzungen führt,
das haben die Mütter und Väter dieser Bewegung offenbar nicht mitbedacht.

Wie so oft, erweist sich auch hier
"gut gemeint" als das Gegenteil von "gut gemacht".

Meine Einstellung zur Political Correctness habe ich darüberhinaus
hier im Denkforum schon in mehreren Beiträgen dargelegt.

Zum Beispiel in der Diskussion über Menschenrassen
(Beitrag #155 vom 23. Juni 2006)
Neugier schrieb:
Motivation, und so ....
diethelm schrieb:
Wie ich bis jetzt erkennen konnte, wollt Ihr einfach,
weder Du noch dextra einen Begriff von Menschenrasse bilden!

Der Rest von "Wortbedeutungen" ist nur leeres und halbgebildetes Gewäsch!

Mein Eindruck ist, dass es ja auch gar nicht um eine "Wortbedeutung"
sondern um die Wiederinbetriebnahme dieses unseligen Begriffes,
und das möglichst ungestört von seiner Geschichte.
Offen gestanden, so richtig klar sehe ich ja nicht,
welche Absichten und Motivationen mir da untergejubelt werden sollen.

Aber vielleicht liegt das auch gar nicht an mir,
sondern an der kreativen Schreibweise.
Ich bin nicht sicher, ob diese Sätze rein sprachlich
wirklich voll geglückt sind. Da scheint etwas nicht so recht
zusammenzupassen oder es fehlt etwas, das ich mir dazudenken
müsste, was dann allerdings auch gefährlich wäre,
weil ich mir ja das Falsche dazudenken könnte.

Ich sag's ja immer, die Sprache .....

Damit aber die wilden Spekulationen darüber,
was ich will oder nicht will,
nicht allzu üppig ins Kraut schiessen, skizziere ich selbst
meine Motivation zur Teilnahme an dieser Diskussion.

Mir liegt weder das Wort "Rasse" noch der Begriff von Rasse,
und auch nicht der "*****" oder der "Zigeuner" besonders am Herzen.

Vielmehr habe ich mich aus grundsätzlichen Überlegungen
in das hiesige Getümmel gestürzt.

Mir geht massiv gegen den Strich, wenn sich eine Person
oder Gruppierung herausnimmt, Anderen vorschreiben zu wollen,
wie sie zu Denken, zu Sprechen und zu Schreiben haben.

Das erweckt Assoziationen zu Inquisition und Faschismus,
das stinkt nach Gedankenkontrolle,
nach Gesinnungs-Schnüffelei und Gesinnungs-Diktatur.

Genau das versuchen aber die missionarrischen Jünger des Zeitgeistes
(oder wäre hier die Bezeichnung "Political Correctness Lemminge"
treffender ?) nun schon geraume Zeit.

Erstaunlich ist,
dass sich gerade diese Möchtegern-Gesinnungsdiktatoren
gerne als Gutmenschen tarnen, und sich gerne als Verfechter
von Meinungsfreiheit und Toleranz gerieren.

Dass sie jedoch nur ihre eigene Meinung tolerieren
und abweichende Meinungen notfalls auch mittels
erstunken und erlogener Beschuldigungen
(z.B. Beitrag #127 von Miriam) unterdrücken wollen,
das darf nicht so deutlich ausgesprochen werden,
das hören sie gar nicht gern, die Möchtegern-Gesinnungsdiktatoren.

Ist es doch geradezu ein zentrales Element der Political Correctness,
dass das Kind nicht beim Namen genannt
und die Wahrheit nicht ausgesprochen werden darf.
[...]

Oder am 12. November 2006 im Beitrag #13 des Themenstranges
"Political Correctness - Notwendigkeit oder Ideologie?"
Neugier schrieb:
Wiederbelebung
Walter schrieb:
Wo erzeugt übrigens PC Denk- und Redeverbot?
Bitte konkrete Beispiele wo intelligente und couragierte Menschen
daran gehindert werden nachzudenken oder Ihre Meinung zu äussern.
Ich bin gerade wieder über einen Text von Andrea Wirthgen gestolpert:

Political Correctness
Die "korrigierte" Sprache und ihre Folgen

http://www.linse.uni-essen.de/esel/pdf/pol_correct.pdf

Das sollten alle pc-interessierten Frauen und FrauInnen gelesen haben !

Als Teaser zitiere ich hier nur aus der Einleitung.

Ein Gast bekommt Hausverbot in einem Restaurant,
weil er den Playboy liest,
die Kellnerin fühlt sich durch diese 'politisch inkorrekte'
Handlung sexuell belästigt
- daß er einen Text über den Bürgerrechtskatalog
in der amerikanischen Verfassung gelesen hat,
spielt dabei keine Rolle.

Professoren verlieren ihre Anstellung,
weil sie sich dem neuen Literaturkanon nicht anschließen.

Wird ein Sachverhalt oder eine Handlung
als 'politisch korrekt oder inkorrekt' etikettiert,
dann sollte keine weitere Argumentation erwartet
und auch nicht herausgefordert werden.

Anstatt vom großen Lauschangriff sollte jetzt 'korrekterweise'
vom Abhören von Gangsterwohnungen gesprochen werden.

Selbst Kaffee, den wir trinken, kann 'politisch korrekt' sein
(TransFairKaffee).
[...]

Mittels Sprachgeboten oder -verboten sollen Minderheiten
vor Diskriminierung geschützt, ihre Lebensumstände sichtbar gemacht
und damit eine höhere Akzeptanz geschaffen werden.

Die korrigierte Sprache soll eine bessere Welt schaffen.

Das, was heute auch in Deutschland Political Correctness, PC,
Politische Korrektheit, PK, heißt,
ist nicht nur ein sprachliches Phänomen.

Es ist ein Bündel politischer und weltanschaulicher Meinungen,
eine Denkweise, eine Haltung, eine Stimmung,
zuweilen geradezu ein Lebensstil.
[...]

Aber Achtung, der Schein trügt !

Dieses Linsengericht könnte sich auch
als eine schwerverdauliche Speise entpuppen.

Wer sich weitere Beispiele zu Gemüte führen will,
kann ja die Suchfunktion des Denkforums bemühen;
Der Suchbegriff "Political Correctness"
in Kombination mit dem Autor "Neugier"
liefert etliche Verweise zu Beiträgen von mir zu diesem Thema.

> Das musste auch einmal in aller Klarheit gesagt werden. <

 
Werbung:
Kein Faschist hätte sich in den dreißiger und bis Mitte der vierziger Jahre als beschimpft gefühlt, wenn man ihn so bezeichnet hätte.

Sag ich doch.

In der Wikipedia heißt es dazu:

»Ab den 1920er Jahren wurde der Begriff für alle extrem nationalistischen, nach dem Führerprinzip organisierten antiliberalen und antimarxistischen Bewegungen, Ideologien oder Herrschaftssysteme verwendet, die seit dem Ersten Weltkrieg die parlamentarischen Demokratien abzulösen suchten.«

»Der aus dem italienischen Wort für Bund – fascio – abgeleitete Begriff Faschismus wird von Historikern als „gewissermaßen inhaltsleer“ beschrieben, da er „so gut wie nichts über das Wesen dessen aus[sagt], was faschistisch ist oder sein soll“. Darin unterscheide sich dieser Ismus ganz entscheidend von anderen Ismen, wie Konservativismus, Liberalismus oder Sozialismus. „Ein fascio ist ein Verein, ein Bund,“ daher wären Faschisten wörtlich übersetzt „Bündler“ und „Faschismus“ wäre Bündlertum.[2]«

(https://de.wikipedia.org/wiki/Faschismus)

Erst nachdem sie aufwachten und sahen, was sie angerichtet haben, wollten sie nicht mehr so bezeichnet werden.

Logo, weil die ja die Entnazifizierung über sich ergehen lassen mußten, was bekanntlich nicht funktionierte, denn die ideologischen Inhalte sind doch weiterhin lebendig, wenngleich in anderer Formulierung. Ich kenne eigentlich nur linke Spinner, die anständige Bürger als 'Faschisten' titulieren und verstehe nicht, warum J.Stiller von der 'Fratze des Faschisten' spricht. Das ist doch echt vollpfostig und politisch korrektnässend.

Schalom!
 

Begriffsverständnis von Faschismus.

Andersdenk schrieb:
»Der aus dem italienischen Wort für Bund – fascio – abgeleitete
Begriff Faschismus wird von Historikern als
„gewissermaßen inhaltsleer“ beschrieben, da er
„so gut wie nichts über das Wesen dessen aus[sagt],
was faschistisch ist oder sein soll“
[...]
BOD,
in die gleiche Kerbe schlug schon Mitte der 70er-Jahre
Karl Dietrich Bracher in seinem Essay "Der Faschismus"
für Meyers Enzyklopädisches Lexikon.
Dort heißt es bspw. auf Seite 517:
Historisch-politische Begriffe haben nicht selten das Schicksal,
in ihrem ursprünglichen Inhalt und Sinn so verändert,
in der konkreten Anwendung so unterschiedlich gehandhabt,
und in der Benutzung als politische Kampfbegriffe
so ausgeweitet zu werden, dass ihr Wert höchst problematisch
erscheint.
Das trifft in besonderem Maße auf den Begriff des Faschismus zu.
[...]
Ungeachtet dieser Unschärfe und Verwässerung des Begriffes
durch inflationären Gebrauch im öffentlichen Diskurs,
habe ich aber für mich dennoch eine klar umrissene Vorstellung
von typisch faschistischen Verhaltensweisen entwickelt.

Für ein typisches faschistisches Kennzeichen
halte ich das Zusammentreffen von zwei Merkmalen:
  • eine sehr eng gefasste Vorstellung davon,
    welche Lebensführung richtig und gut ist;
  • die unerschütterliche Überzeugung, berechtigt zu sein,
    diese sehr eng gefasste richtige Vorstellung
    auch allen anderen Mitgliedern der Gesellschaft
    aufzwingen zu dürfen, und sei es mit brutaler Gewalt.

Bei diesem Begriffsverständnis sind dann Punzierungen wie
Linksfaschismus, Rechtsfaschismus, Klerikalfaschischmus,
Ökofaschismus, etc., sinnvoll möglich.

> Das musste auch einmal in aller Klarheit gesagt werden. <

 
Genau diesen Wiki-Beitrag hatte ich auch verlinkt.
Logo, weil die ja die Entnazifizierung über sich ergehen lassen mußten, was bekanntlich nicht funktionierte, denn die ideologischen Inhalte sind doch weiterhin lebendig, wenngleich in anderer Formulierung. Ich kenne eigentlich nur linke Spinner, die anständige Bürger als 'Faschisten' titulieren und verstehe nicht, warum J.Stiller von der 'Fratze des Faschisten' spricht. Das ist doch echt vollpfostig und politisch korrektnässend.

Was J. Stiller schreibt ignoriere ich, weil nicht lesenswert. Es ist mir nur schleierhaft, warum man sich bei der Übersetzung des Wortes aufhält - sie hätten sich auch Bovisten nennen können – und sich nicht eher mit der Ideologie befasst, die sie vertreten haben, die Herrschaftssysteme, in denen sie diese Ideologien umgesetzt haben und die Übeltaten, die sie dadurch in der Geschichte an den Tag gelegt haben. Man könnte es als Geschichtsverschleierung auffassen.

Wenn Linke, anständige Bürger als Faschisten bezeichnen, dann haben sie selbst ein Problem. Wenn jedoch bestimmte Bürger sich zu faschistischen Ideologien bekennen und sie eine andere Bezeichnung dafür verwenden, dann darf man sie darauf aufmerksam machen, dass es sich eben um faschistische Ideologien handelt. Die Kommunisten haben schließlich auch kein Problem damit, dass man sie so bezeichnet, obwohl die Geschichte des Kommunismus auch nicht ruhmreich ist. Warum hält man sich da nicht mit der Wortübersetzung auf?
 
Wenn jedoch bestimmte Bürger sich zu faschistischen Ideologien bekennen und sie eine andere Bezeichnung dafür verwenden, dann darf man sie darauf aufmerksam machen, dass es sich eben um faschistische Ideologien handelt.

Werter Anideos, das ist völlig korrekt und so verstehe ich die politische Korrektheit auch wie im Wikipedia-Artikel beschrieben, nämlich dass Ausdrücke und Handlungen vermieden werden sollten, die Gruppen von Menschen in ein falsches Licht stelle, kränken oder beleidigen können.

Schalom!
 
Die Pervertierung von 'politisch korrekt' besteht im Sprachgebrauch darin, es im Sinne von 'gemäß einer politisch vorgegebenen Linie' als politisch Linientreuer zu verwenden, darauf verstehen sich Ideologen beliebiger Richtungen ausgezeichnet, oder es im Sinne einer Verhöhnung des Argumentationsgegners durch einen ähnlich klingenden Ausdruck zu verwenden und wer dann neugierig ist, was sodann passiert, wie zum Beispiel der Teilnehmer Neugier, der spricht dann nicht mehr von 'politisch korrekt' (englisch 'political correctness'), sondern, wie in diesem Forum geschehen, von 'politischer Korrektnässerei' als einer Form der Inkontinenz, bei der es darum geht, eine argumentativ unhaltbare Meinung im Forum zu abortieren, um den argumentierenden Argumentationsgener u.a. aus der Fassung zu bringen und so einen rhetorischen Vorteil zu erlangen, nämlich den der Schlagfertigkeit, die der politisch korrektnässende User ansonsten nicht besitzt.

Schalom!
 

Bumerangordnungs-Chaos ?

Andersdenk schrieb:
[...]
der spricht dann nicht mehr von 'politisch korrekt'
(englisch 'political correctness'), sondern,
wie in diesem Forum geschehen, von 'politischer Korrektnässerei'
als einer Form der Inkontinenz, bei der es darum geht,
eine argumentativ unhaltbare Meinung im Forum zu abortieren,
um den argumentierenden Argumentationsgegner u.a. aus der Fassung
zu bringen und so einen rhetorischen Vorteil zu erlangen,
nämlich den der Schlagfertigkeit,
die der politisch korrektnässende User ansonsten nicht besitzt.
[...]
BODy,
solltest du nicht diese Passage ein wenig nachpolieren,
damit daraus klarer hervorgeht,
in welche Richtung du deinen Pfeil abschießen möchtest?

Dieses
"eine Form der Inkontinenz, bei der es darum geht, eine
argumentativ unhaltbare Meinung im Forum zu abortieren"
,

das könnte doch glatt von einem unvoreingenommenen Leser
als ein Pfeil gedeutet werden, der in die Gegenrichtung fliegt. :)

> Das musste auch einmal in aller Klarheit gefragt werden. <

 
Dass von vielen die Political Correctness als etwas Negatives gesehen wird, ist irgendwie seltsam.
 
Dass von vielen die Political Correctness als etwas Negatives gesehen wird, ist irgendwie seltsam.
Das negative an der "Political Correctness" ist ihre Wirkung als Maulkorberlass, Seh-, Hör- und Denkverbot. Nicht davon betroffen sind Leute, die das politisch Unkorrekte eh nicht wahrnehmen.
 
Werbung:
Das negative an der "Political Correctness" ist ihre Wirkung als Maulkorberlass, Seh-, Hör- und Denkverbot. Nicht davon betroffen sind Leute, die das politisch Unkorrekte eh nicht wahrnehmen.

Political Correctness sehe ich als eine Form von Höflichkeit an. Warum soll man sich durch Hass und Menschenverachtung artikulieren? Das bringt doch nichts.
 
Zurück
Oben