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verloren im Meer der Möglichkeiten ?

AW: verloren im Meer der Möglichkeiten ?

Danke für Eure Beteiligung an diesem Thread.

Zu Robin - es tut mir leid, wenn ein ähnlicher Thread hier schon einmal eröffnet wurde. Ich habe im Archiv zwei Jahre zurück geblättert und keinen gefunden. Der von Dir erwähnte geht wohl in das Jahr 2004 zurück.

Muckel, schön, dass Du den Text sympathisch findest. Gehe ich richtig in der Annahme, dass auch Dir einige Beispiele nicht ganz fremd sind?

Ziesemann, Dein Beitrag hat mich nachdenklich gemacht. Ich denke, Celine hat Recht wenn sie meint, dass auch Du schon in Situationen warst, in denen Du wählen musstest. Hast Du nach dem Kauf eines Autos z.B. nie bereut, nicht doch eine andere Marke gewählt zu haben?
Außerdem steht in dem Beitrag nichts von ‘Qual’, wie Rhona schreibt.
Ich habe lediglich gefragt, ob Euch die Vielfalt an Möglichkeiten auch manchmal zur Last fällt.
Hier noch ein kleines Beispiel:
Vergangene Woche verweigerte mein Bügeleisen den Dienst; ein neues musste her, am besten von dort, wo Geiz geil ist, wie man(n) mir sagte.
Dort zeigte mir die junge Dame, sehr freundlich, den Weg ins 2.Obergeschoß, zu den Regalen mit Bügeleisen. Ihr werdet es nicht glauben, dort standen an die 40 (!) verschiedene Exemplare.
Auf meine Frage, nach welchen Kriterien ich denn nun meine Auswahl treffen solle, bekam ich zur Antwort: Sie müssen schauen, welches am besten in der Hand liegt. Habt Ihr schon einmal 40 Bügeleisen ausprobiert? Und Ziesemann, auch Männer (sollten) gelegentlich bügeln, diese war also keine weiblich-spezifische Einkauftour. Und noch einmal, es war keine Qual, es war schlicht lästig und bedauerlich, denn die Zeit, die ich dort verbrachte, fehlte mir an anderer Stelle. Aber vielleicht hätte ich vorher auch noch eine ‘Test-Zeitschrift’ kaufen sollen die mir sagt, welches dieser Dinger am leichtesten über die Wäsche ‘gleitet’!
Rhona, ist es wirklich ‘banal’, die Unwahrheit oder nur die halbe Wahrheit zu sagen?
Eine Entscheidung zu fällen, alleine zu leben oder nicht? Einen Wohnortwechsel vorzunehmen? Wäre es nicht besser ‘bodenständig’ zu bleiben um später nicht ‘wurzellos’ zu sein? Entscheidungen, die für mich durchaus nicht banal erscheinen.

So viel für heute
tanne (die jetzt noch schnell zur Heißmangel muss :))))))
 
Zuletzt bearbeitet:
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AW: verloren im Meer der Möglichkeiten ?

Zu Robin - es tut mir leid, wenn ein ähnlicher Thread hier schon einmal eröffnet wurde. Ich habe im Archiv zwei Jahre zurück geblättert und keinen gefunden. Der von Dir erwähnte geht wohl in das Jahr 2004 zurück.

Ach was, war doch nur als Ergänzung gedacht ;)
Freiheit, das ist doch immer wieder neu...

Ich fand Freiheit halt eher problematisch in Bezug auf Identiätsfindung.
Wenn ich was zu kaufen habe, entscheide ich in der Tat oft nach Testberichten.
Wenn ich in ein "Geiz-ist-geil"-Haus gehe, stehen da immer 50 Espressoautomaten rum und keiner gefällt mir. Vielleicht auch ein Anzeichen *g*
Viel Variation entpuppt sich auch als verdeckte Reduktion. Aber da muss man halt dahinterschauen können, sonst brummt der Kopf
 
AW: verloren im Meer der Möglichkeiten ?

Rhona, ist es wirklich ‘banal’, die Unwahrheit oder nur die halbe Wahrheit zu sagen?
Eine Entscheidung zu fällen, alleine zu leben oder nicht? Einen Wohnortwechsel vorzunehmen? Wäre es nicht besser ‘bodenständig’ zu bleiben um später nicht ‘wurzellos’ zu sein? Entscheidungen, die für mich durchaus nicht banal erscheinen.

So viel für heute
tanne (die jetzt noch schnell zur Heißmangel muss :))))))

Tanne, diese Entscheidungen zu fällen, sind natürlich keineswegs banal, ebenso wenig wie die beiden, auf die ich etwas genauer eingegangen bin.
Allerdings würde ich die Problematik beim Aussuchen eines neuen Bügeleisens wiederum als banal einstufen.
Dass uns das Treffen vieler wichtiger Entscheidungen, die unser weiteres Leben positiv als auch negativ beeinflussen können, oft schwer oder und fast unmöglich fällt, kennt wohl jeder von uns und kann es daher auch nachvollziehen.
Wenn allerdings das Fällen von Entscheidungen, über Handlungen, die wir jeden Tag eigentlich automatisch, ohne darüber nachzudenken ausführen, Probleme bereiten, ist das für nicht der "Normalzustand", sondern fällt eher in den psychologischen Bereich.

Vielleicht oder sicher hat mich nur die Anzahl deiner angeführten Beispiele irritiert, zumal ich zwischen den von mir als banal eingestuften und den anderen, von mir als wirkliche Probleme erkannten, keinerlei Zusammenhang sehe.

Rhona
 
AW: verloren im Meer der Möglichkeiten ?

Hallo Leute!
Ein Aspekt ist bisher noch in keinem eurer Beiträge aufgetaucht. Die Wahl zwischen mehreren Möglichkeiten zu treffen, ist ja nicht nur eine Entscheidung, die sachlich begründet ist (also z.B. welches Bügeleisen kann ich am besten handhaben), sondern es geht auch darum, sich wirklich zu entscheiden. Also diese Wahl ganz bewusst zu treffen. Wenn mir klar ist, dass ich im Vorhinein noch gar nicht wissen kann, ob das eine oder das andere für meine Zwecke das beste ist, dann muss ich auch darauf vertrauen, dass Ratschläge oder noch besser, meine Intuition, mich schon richtig leiten werden.

Entscheidungen, die mir rückblickend falsch erscheinen, kann ich ändern, indem ich eine neue Entscheidung treffe, sprich: den Fehler wieder gut mache. Wenn das nicht geht, dann kann ich mich mit meiner Entscheidung anfreunden. Denn nichts ist ätzender, als jemand, der ständig mit seinen Fehlentscheidungen hadert. Denn erst das Nörgeln und Hadern macht die getroffene Entscheidung zu einer falschen E.

Wenn ich zu meinen eigenen Entscheidungen nicht stehen kann, dann bin ich ein Nörgler. Wenn ich kein Nörgler sein will, dann sollte ich lernen, meine Entscheidungen fundiert zu treffen. Und nicht alles so furchtbar ernst nehmen.

Die Qual der Wahl ist echt ein Lernprogramm für Leute, die glauben, sie müssten alles immer "richtig" entscheiden. Dabei ist das eher nebensächlich, "richtig" wird die Entscheidung viel mehr dadurch, wie ich nachher damit umgehe.

Gerade beim Thema Kind kriegen: Wenn du dich gegen ein Kind entscheidest, dann kannst du, wenn du noch nicht zu alt bist, später noch anders entscheiden. Wenn du dich für ein Kind entschieden hast, wird das Leben mit diesem Kind sehr viel schwieriger, wenn du auch noch mit dir und deiner "Fehlentscheidung" haderst. Es geht aber gut, wenn die eigene Entscheidung akzeptiert wird. Und was du nicht ändern kannst, wirst du auch durch Hadern und Nörgeln nicht los werden.

Beim Auswählen bewusst hinschauen, auch auf die eigene Intuition vertrauen, nachher die Konsequenzen tragen, ohne sich selbst oder andere anzuklagen, dann kann es eigentlich kaum eine falsche Entscheidung geben.

Weiß denn wirklich jeder immer schon vorher, was ihm das Leben bescheren soll? Es ist doch nicht alles berechenbar - glücklicherweise! Das Leben ist ja deswegen lebendig, weil es immer wieder überraschenden Erfahrungen parat hat.

:clown2: :kuss1: :zauberer2 :blume1:
 
AW: verloren im Meer der Möglichkeiten ?

Vorbemerkung: Ich werde es wohl nicht mehr lernen; nie werde ich begreifen, Céline, daß man mir meine Ansicht, die man nicht teilen muß und auf das schärfste mißbilligen kann, vielleicht sogar muß, warum man diese dem Verfasser „verargt“ (= ihm übel nehmen, ihm böse sein; gem. Deutsches Wörterbuch).
Zur Sache Céline, ich finde es nun meinerseits recht befremdlich, daß es „sehr unfein und auch anmaßend“ sein soll, eine Frage zu relativieren. Das muß doch wohl erlaubt sein, etwa die Frage „Verdienen die deutschen Manager zuviel?“ zu relativieren etwa in Richtung: Gemessen an ihrer Leistung oder gemessen an amerikanischen und französischen Managern.
Ich bilde mir ein, sehr sorgfältig gelesen zu haben. Tanne schreibt im Titel von dem „Meer der Möglichkeiten“. Aber in ihren beiden Eingangssätzen spricht sie zweimal von „Freiheit“, stellt selbst in Frage, wie viel sie davon verträgt und ob sie das Wichtigste sei. Da muß es sehr wohl gestattet sein, dies zu hinterfragen auch im Hinblick darauf, daß wir glücklich darüber sein könnten, so viel Wahlchancen (nicht politisch jetzt gemeint) zu haben.
Ich wurde an den linken Begriff des „Konsumterrors“ erinnert, den tanne glücklicherweise nicht gebraucht hat, deshalb assoziierte ich in Richtung etwa „diesen Terror hätten viele gern“.
Du irrst ferner, Diskutantin Céline, wenn Du meinst feststellen zu können, ich hätte mir die Frage schon mal vorgelegt, „blaue oder graue Krawatte“. Habe ich noch nie. Ich bitte die Verkäuferin, mir rasch zu sagen, welche für mich paßt. Oder bei Selbstbedienung nehme ich die billigste. Ich werde doch nicht eine einzige Minute meiner schwindenden Lebenszeit auf die Entscheidung zu einer solch banalen (und sie bleibt für mich banal) Frage verschwenden.
Richtig ist, die Wahl kann lästig sein, ist sie mir auch manchmal. Deshalb versuche ich, diese Last so rasch wie möglich abzuschütteln, indem ich mich schnell, oft zu schnell entscheide. Ich handle da nach einem alten preußischen Führungsgrundsatz: Lieber eine falsche Entscheidung als keine. Ich bin deswegen kein besserer Mensch – nur vielleicht etwas anders als viele, schon weil ich es zumeist fast hasse, einkaufen zu müssen.
Ich meine, voll mit Rhona übereinstimmend (auch wenn ich fürchte, daß sie darüber nicht sonderlich glücklich ist), daß man sehr wohl und zwar nachdrücklich unterscheiden muß zwischen sagen wir mal: schicksalhaften Entscheidungen wie Kinderkriegen, Wohnortwahl, Berufswahl u.a. und den alltäglichen, wirklich banalen wie „was koche ich heute?“ Und daß uns Millionen um unsere vielen Optionen beneiden, meine ich immer noch sagen zu dürfen!
Vielleicht wird das Problem auch individuell unterschiedlich empfunden, so daß die hier erscheinenden Dissenzen nur scheinbare sind. Ich habe mich noch nie in einem „ständigen Unruhezustand“ wegen des permanenten Entscheidungszwanges befunden. Es gab vielleicht ein paar wichtige Dezisionen, bei denen ich schon mal länger nachgedacht habe, was richtig sein könnte; aber bei der Masse des Alltäglichen wohl nie.. –
Niemand hat hier übrigens auch nur ein Wort darüber verloren, daß wir – wie ich ausführte - rd. 8o% (eher noch mehr) unserer Entscheidungen unbewußt fällen, also gar keiner Last ausgesetzt sein können, daß vieles wie „ein Bein vor das andere setzen“ automatischen Nervenabläufen erfolgt und daß manche Entscheidungen der nackte Zufall sind. Und nochmals: Die unbegrenzte Freiheit „Tun und Lassen zu können was man will gilt heute als Selbstverständlichkeit“. Das stimmt doch ganz einfach nicht. Auch suche hat dazu schon eine richtige Grenze aufgezeigt.
Tanne, zu Deiner Antwort an mich: Doch, erst unjüngst kaufte ich mir das falsche Auto, aber ich litt und leide nicht darunter. Ist halt passiert, und „glücklich ist, wer vergißt, was nicht mehr zu ändern ist“. Bügeln kann ich nicht (und die Zeit dafür wäre mir viel zu schade), so trage ich Bügelfreies oder Zerknittertes. Müßte ich mir aber ein solches Eisen kaufen, machte ich es ähnlich Robin. Legte ein bis zwei Kriterien fest, vor allem den Preis, und spätestens nach fünf Minuten hätte ich das Ding.
Vor allem aber empfehle ich die Weisheit eines Sokrates, der über den Markt von Athen (und der hatte doch wohl sicherlich nicht das Sortiment eines heutigen Supermarktes) ging und konstatierte: „Wie viele Dinge gibt es doch auf dieser Welt, deren ich nicht bedarf.“ Mir selbst sage ich das sehr oft und entziehe mich so leicht der Last, mich zwischen Sachen entscheiden zu müssen, die zu etwa 75% meinen Großeltern noch völlig unbekannt waren – und sie lebten auch.
Abschließend hoffe ich, daß sehr deutlich geworden ist, daß ich keinem der hier Beteiligten irgend etwas – und schon gar nicht Kritik an meiner Meinung – verargt habe.
Grüße - Ziesemann
 
AW: "Qual" der Wahl!

Hast du nie Angst im Hinterkopf, wenn du laut und selbstsicher eine Entscheidung verkündest? Vielleicht sogar eine Spur zu laut, um die Angst "nicht zu hören"?
Ausserdem: woher willst du wissen, ob nicht gerade eine deiner ganz banalen Entscheidungen dein Leben beeinflussen könnte?

Doch, Céline, die habe ich! Ich hab sie momentan, gerade jetzt, aus sehr pers. Gründen, weil sie auch meine Zukunft betreffen.
Trotzdem sind diese Entscheidungsängste anderer Natur als die, vor die Wahl gestellt zu sein, ob ich mir lieber ne Bluse oder ne Hose kaufe.
Tanne "werfe ich vor", dass sie eben banale Entscheidungen mit irreversiblen auf eine Stufe stellt. Nichts anderes hab ich zu bemängeln.

Rhona
 
AW: "Qual" der Wahl!

Doch, Céline, die habe ich! Ich hab sie momentan, gerade jetzt, aus sehr pers. Gründen, weil sie auch meine Zukunft betreffen.
Trotzdem sind diese Entscheidungsängste anderer Natur als die, vor die Wahl gestellt zu sein, ob ich mir lieber ne Bluse oder ne Hose kaufe.
Tanne "werfe ich vor", dass sie eben banale Entscheidungen mit irreversiblen auf eine Stufe stellt. Nichts anderes hab ich zu bemängeln.
Rhona
Das ist (am liebsten hätte ich gesagt: ausnahmsweise) zu 100% deckungsgleich mit meiner Auffassung.
Aber mir ist - leider erst jetzt - eine Erkenntnis gekommen, die tanne in ihren Ansichten sozusagen exculpieren, besser noch: verständlicher machen könnte. Was sie als persönliche Bedrückung und Last empfindet, ja als eine Freiheit, die sie zeitweilig unfrei macht, ist nichts anderes als ein Syndrom einer Überfluß- und Reichtumsgesellschaft (die freilich nicht alle Schichten erfaßt). Eine Art "Sättigung" - irgendwer gebrauchte diesen Begriff schon mal. Ich selbst schütze mich vor der intransparenten Überfülle der Angebote - auch um eben nicht zu leiden - z.B. dadurch, daß ich nie, wirklich nie eine Werbesendung anschaue oder anhöre, so gut wie nie Reklame lese und - das ist das schwierigste - ich besuche keine Buchmesse, weil ich, das bekenne ich, darunter "leide wie ein Hund" (Stoiber), daß mich 80% der ausgestellten Bücher interessiert, ich aber maximal ein halbes Promille davon lesen könnte - schon aus Zeitgründen.
Und noch eine persönliche Bemerkung: Ich bereue es ein wenig, mich an diesem Thread beteiligt zu haben, offenbarte ich doch mehr von mir persönlich, als mir lieb ist; zudem versuche ich immer mir zu sagen: Nimm Dich nicht so wichtig! Aber ich fürchte, es gelingt auch mir nicht immer.
Gute Wünsche und freundliche Grüße an alle Diskutanten (weibl. selbstredend eingeschlossen)
Ziesemann
 
Zuletzt bearbeitet:
AW: verloren im Meer der Möglichkeiten ?

hallo TANNE

Dir kann geholfen werden

Je mehr Wahlmöglichkeiten ich habe, desto schwerer fällt es mir, mich zu entscheiden, und desto kritischer betrachte ich im Nachhinein meine Entscheidung, denn jede Festlegung auf eine Möglichkeit schließt andere Alternativen aus, die sich hinterher als vorteilhafter erweisen könnten. Das bedeutet permanente Angst, mich falsch zu entscheiden.


Du denkst erst,
handelst dann,
und fühlst zuletzt

manchmal geht es gut,
manchmal geht es schlecht

deshalb zweifelst Du,

wer aber, wie Du, zweifelt,
kann den Weg zu Gott, zur Kunst ... nicht finden

versuche es mit:

erst fühlen,
dann denken,
dann handeln
 
AW: verloren im Meer der Möglichkeiten ?

Liebe Tanne, mir hat gerade dein Zugang zum Thema sehr gut gefallen. Das Aneinanderreihen verschiedener Wahlmöglichkeiten (Freiheiten), wie sie einem (lässt man sie!) unsortiert, unbedacht und spontan durch den Kopf huschen, fand ich super, obwohl sie dann doch (schätzungsweise) sehr wohl überlegt aufgeschrieben wurden (?). Höchstes Gut hin oder her, es ist zutiefst menschlich. Wir sind eben keinesfalls immer nur sooo "grausam" edel, wie wir hier versuchen zu wirken. Na ja, nicht alle versuchen... *loool*

Lieber Ziesemann, du hast doch selbst die Möglichkeit gewählt, Extremformulierungen zu gebrauchen, dich aber sofort zu versichern versucht, dass sie dir nicht übel genommen werden. Weshalb?

Vorbemerkung: Ich werde es wohl nicht mehr lernen; nie werde ich begreifen, Céline, daß man mir meine Ansicht, die man nicht teilen muß und auf das schärfste mißbilligen kann, vielleicht sogar muß, warum man diese dem Verfasser „verargt“ (= ihm übel nehmen, ihm böse sein; gem. Deutsches Wörterbuch).

Ist es nicht eigenartig, dass du jetzt schreibst, nie werde ich begreifen...? Hättest du es nicht schon längst begriffen, hättest dich doch nicht abzusichern versucht, nicht wahr? ;)
Und ich, lieber Ziesemann, werde wohl nie verstehen, warum ich eine Ansicht aufs Schärfste missbilligen darf, nur nicht verübeln. Für mich besteht hier kein Unterschied, wenn mich eine Ansicht bzw. viel mehr noch ihre Formulierung teufelswild macht. Es heisst natürlich nicht, du darfst sie nicht äussern, nur mit einer Reaktion meinerseits musst du dann schon fast 100%-ig rechnen. Tschuldigung, aber ich sehe mich dann ganz einfach herausgefordert, egal, ob die Worte an mich oder jemanden anderen gerichtet sind und reagiere allergisch. So auch beim Satz: "Du irrst ferner, Diskutantin Céline..." Ich irre oft, Ziesemenn, aber ginge es nicht noch ein bisschen eisiger, mir das auch mitzuteilen? Oder beim an Rhona eingeschobenen Zusatz "am liebsten hätte ich gesagt...", hast du ja doch, wenn auch indirekt, also warum sich (und uns) diese rhetorischen Zwänge antun? Warum, Ziesemann??? Ich möchte es nur zu gerne verstehen.

Und noch eine persönliche Bemerkung: Ich bereue es ein wenig, mich an diesem Thread beteiligt zu haben, offenbarte ich doch mehr von mir persönlich, als mir lieb ist; zudem versuche ich immer mir zu sagen: Nimm Dich nicht so wichtig! Aber ich fürchte, es gelingt auch mir nicht immer.

Was gelingt dir nicht immer? Zu verbergen, dass du auch nur ein Mensch bist? Und das bereust du dann? Das finde ich sehr schade.

Lieber eine falsche Entscheidung als keine...

Der Meinung bin ich auch (meistens). Aaaaber
Also lieber eine Krawatte als keine...denn was für eine zu dem zerknitterten Hemd und Hose, darauf kommt es nicht mehr an? Die Verkäuferin soll dir bloss rasch sagen, welche Krawatte für dich passt? Sollte die Krawatte nicht auch noch zum Anzug passen?
Warum ich mich jetzt gerade in diesen Trivialitäten (auch zum Leidwesen von Rhona *lool*) "suhle"? Weil das nicht zu dir passt, weil ich dir das nicht abkaufe! Was wäre, wenn du (jetzt nur mal angenommen) zu einem Vorstellungsgespräch müsstest?
"Nimm dich nicht so wichtig", versuchst du dir manchmal zuzuflüstern. Ich erlaube mir, es aufzunehmen.
Du bist offensichtlich ein Einkaufsmuffel. Was wäre, wenn du eine Frau beim Kauf eines Mieders (wird auch mit "modische Sinnlichkeit" umschrieben *lol*) begleiten dürftest? Würdest du dann bei diesem (normalerweise für Männer als sinnlich-erotischem) Erlebnis auch auf Eile machen? Tja. Ich würde sagen, es ist halt alles sehr relativ *loool*. Aber auch das ist natürlich eine Unterstellung und erst noch der persönlichsten Art... Tschuldigung.


Was sie gemeint ist Tanne als persönliche Bedrückung und Last empfindet, ja als eine Freiheit, die sie zeitweilig unfrei macht, ist nichts anderes als ein Syndrom einer Überfluß- und Reichtumsgesellschaft (die freilich nicht alle Schichten erfaßt).

Einverstanden. Und schon deshalb ist es falsch (redet man vom Syndrom!) zu denken "deine Probleme hätte ich gern". Spekulativ bleibt ebenfalls, ob all die Menschen, die uns darum beneiden, hier oder damit glücklicher wären. Beispiel: in China wird bereits jetzt durch die fortschreitende "Verwestlichung" Indentitätsverlust beklagt. (Recht auf Nahrung, Bildung, Meinungsfreiheit usw. schliesse ich hier ausdrücklich aus, das Problem ist zu ernst, um es im selben Atemzug abzuhandeln!)
Aber auch dieses Problem (Identitätsverlust) klang aus dem Tanne-Beitrag an!

Liebe Grüsse an alle
C.

PS: Uebrigens, Ziesemann, du erwähntest fast schon ein bisschen gekränkt, dass niemand auch nur ein Wort über deine Ausführungen über unbewusste und zufällige Entscheidungen verlor... vielleicht, weil wir damit natürlich voll einverstanden sind(?), ich bin es. Vielleicht auch, weil es schon Robin (#2) angeschnitten hat(?).

Mich putzte auch weder jemand ab noch lobte man mich dafür, dass ich Freiheit eigentlich als etwas Egoistisches sehe :( . Tja so kann es gehen.
Dafür bin ich mit Lilith voll einverstanden. Nur das "nicht hadern" schaffen eben nicht alle gleichermassen. Ausgeprägte Symptome gehören dann wohl eher in die Sparte Psychopathologie, wie es auch Rhona sieht.
 
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Lieber Ziesemann, du hast doch selbst die Möglichkeit gewählt, Extremformulierungen zu gebrauchen, dich aber sofort zu versichern versucht, dass sie dir nicht übel genommen werden. Weshalb?
Ist es nicht eigenartig, dass du jetzt schreibst, nie werde ich begreifen...? Hättest du es nicht schon längst begriffen, hättest dich doch nicht abzusichern versucht, nicht wahr? ;)
Ich hatte gehofft, aber nicht geglaubt; deshalb die Absicherung, die tanne gegenüber aber offenkundig nicht notwendig war.
Und ich, lieber Ziesemann, werde wohl nie verstehen, warum ich eine Ansicht aufs Schärfste missbilligen darf, nur nicht verübeln.
Oh nein, liebe Céline! Meine Ansicht darf man, muß man vielleicht sogar auf das schärfste mißbilligen; aber Du hattest geschrieben, daß Du es mir, also mir persönlich "verargst", verargen,, nicht nur verübeln und das auf die Person bezogen. - Das ist ein gewaltiger, es ist der entscheidende Unterschied.

So auch beim Satz: "Du irrst ferner, Diskutantin Céline..." Ich irre oft, Ziesemenn, aber ginge es nicht noch ein bisschen eisiger, mir das auch mitzuteilen?
Ich dachte, das "Errare humanum est" sei so geläufig, daß es nicht als "eisig" empfunden werden kann. Jedermann kann irren - außer dem Papst in Glaubensdingen ex cathedra - , aber ich habe überhaupt kein Problem damit, mich dafür in aller Form und nicht nur förmlich zu entschuldigen. Akzeptiert? Nächstens werde ich dann schreiben: "Darf ich, liebe Céline, da anderer Ansicht sein?" Wäre das nicht "eisig"?
Was gelingt dir nicht immer? Zu verbergen, dass du auch nur ein Mensch bist? Und das bereust du dann? Das finde ich sehr schade.
Daß ich "auch nur ein Mensch" bin, ist hoffentlich unbestreitbar, aber ich striptease nicht so gern, weder körperlich noch psychisch. Jetzt klar, was ich meine?
Sollte die Krawatte nicht auch noch zum Anzug passen?
Warum ich mich jetzt gerade in diesen Trivialitäten (auch zum Leidwesen von Rhona *lool*) "suhle"? Weil das nicht zu dir passt, weil ich dir das nicht abkaufe! Was wäre, wenn du (jetzt nur mal angenommen) zu einem Vorstellungsgespräch müsstest?
Schon wieder dieser elende Schlips? Beim Vorstellungsgespräch würde ich mich 5 Sekunden lang beraten lassen - wenn man mich wg. schlecht ausgesuchter Krawatte nicht nimmt, OK. Schließlich würde ich mich nicht um eine Stelle als Dressman bewerben.
Du bist offensichtlich ein Einkaufsmuffel. Was wäre, wenn du eine Frau beim Kauf eines Mieders (wird auch mit "modische Sinnlichkeit" umschrieben *lol*) begleiten dürftest? Würdest du dann bei diesem (normalerweise für Männer als sinnlich-erotischem) Erlebnis auch auf Eile machen? Tja. Ich würde sagen, es ist halt alles sehr relativ *loool*. Aber auch das ist natürlich eine Unterstellung und erst noch der persönlichsten Art... Tschuldigung.
Ja bin ich, ein Einkaufsmuffel. - Aber für dieses Beispiel brauchst Du Dich nun wirklich nicht zu entschuldigen. Diskret delikat, wie es nur eine Französin fertig bringt (Vorsichtshalber: Das ist ein dickes Kompliment für Dich!) Mit größten Vergnügen würde ich zuschauen und den Rat erteilen "Laß Dir Zeit". Aber das wäre doch dann für mich keine Einkaufslast mehr sondern im Gegenteil die reine Sinnesfreude! Und dafür nehme und lasse ich mich gern "alle Zeit der Welt". - Céline, der Vergleich war nun kaum kompatibel - oder ist das eine zu eisig kritische Frage?
PS: Uebrigens, Ziesemann, du erwähntest fast schon ein bisschen gekränkt, dass niemand auch nur ein Wort über deine Ausführungen über unbewusste und zufällige Entscheidungen verlor... vielleicht, weil wir damit natürlich voll einverstanden sind(?), ich bin es. Vielleicht auch, weil es schon Robin (#2) angeschnitten hat(?).
.
Nein, nicht gekränkt, nur vielleicht ein wenig enttäuscht, aber auch nur ein sehr wenig. Vielleicht wurde es übersehen; wichtig war es dennoch, weil sich bei der weit überwältigenden Zahl der Entscheidungen die Belastungsfrage gar nicht stellt.
Dein Ton, und nicht nur der, liebe Céline, hat mir Freude bereitet. Danke. Nur weiter so...
Mit besonders freundlichen Grüßen
Ziesemann
PS: Schreibe morgen ein Vive la France! Vielleicht schaust Du es Dir mal an.
 
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