Liebe Insti -
ganz, ohne mich jetzt vorher literaturmäßig " schlau zu machen", will ich Dir antworten.
Unter Struktur kann man soziologisch eine Tatsachenanalyse verstehen, die nicht nur auf einen Einzelfall zutrifft.
Unter Antisemitismus versteht "man" Fremdenphobie ( Xenophobie) auf die Semiten, vulgo Juden, fokussiert.
Diese Phobie geht mit Assoziationen einher ( nicht zuletzt in Streichers Zeitschrift " Der Stürmer" und in vielen anderen Hetzschriften gegen die Würde des Menschen, des Menschen mosaischer Glaubens im Besonderen - verbreitet - besser : verbalisiert und karrikaturistisch " überhöht" ) , deren wichtigste das des ewig dem Geld nachjagenden und das Geld zum Fetisch gemacht habenden Menschen. - Dieses Leben auf Kosten von der Gewinnmaximierung durch Handel mit Geld ( Kapitalist als Beruf) versteht der un - oder wenig gebildete Laie als kapitalistisch.
Ich bin zutiefst überzeugt, dass Müntefering keinen einzigen Gedanken an diese semiotisch mögliche Verknüpfung verschwendet hat.
Er sieht den Kapitalismus streng im Marxschen Sinne orthodox: als eine Form der Machtausübung , die es ermöglicht, dasss einige weniger es schaffen, auf Kosten sehr vieler Lohnabhängiger immer reicher zu werden ( Gewinn aus der Armut vieler ziehen) In der Tat ist diese Tendenz ja eine bereits jetzt beobachtbare im laufenden Globalisierungsprozess.
Der Vorwurf, dass seine Kapitalismuskritik eine Form strukturellen Antisemitismus sei - finde ich sehr sehr überspitzt.
Nur wenige " alte Kämpfer" und neue Nazis werden diese Assoziationen nachvollziehen können - und wollen!
Das alles ist meine Meinung - aus meiner Weltsicht. Es mag und wird andere geben.
freundliche Grüße
Marianne