• Willkommen im denk-Forum für Politik, Philosophie und Kunst!
    Hier findest Du alles zum aktuellen Politikgeschehen, Diskussionen über philosophische Fragen und Kunst
    Registriere Dich kostenlos, dann kannst du eigene Themen verfassen und siehst wesentlich weniger Werbung

Philosophiestudium - Ja oder Nein?

AW: Philosophiestudium - Ja oder Nein?

...und ich bin dem Leben sehr dankbar, daß ich einen wirklichen Philosophen noch leibhaftig/persönlich kennen lernen durfte ...

Ich weiß nicht, ob ich vielleicht auch schon einen wirklichen Philosophen kennen lernen durfte. Wodurch zeichnet sich ein wirklicher Philosoph aus, moebius?
 
Werbung:
AW: Philosophiestudium - Ja oder Nein?

Deshalb verstehe ich nicht, weshalb das Endziel Deiner Beschäftigung mit Philosophie der Einsturz Deines Denkgebäudes sein soll. Fühlst Du Dich denn nicht wohl darin? Bei Dir habe ich schon den Eindruck, daß dem so ist. ;)

Dieses Denkgebäude steht halt mitten im Fluß des Lebens und seine Wirkung ist es im Wesentlichen diesen Fluß zu behindern. Nebenbei gesagt ist dieses "Gebäude" sowieso eher ein Zusammenstau von Treibgut, das vor sich hin rottet.
Ich vemute, das ist bei anderen Leuten auch nicht viel anders?
 
AW: Philosophiestudium - Ja oder Nein?

Dieses Denkgebäude steht halt mitten im Fluß des Lebens und seine Wirkung ist es im Wesentlichen diesen Fluß zu behindern. Nebenbei gesagt ist dieses "Gebäude" sowieso eher ein Zusammenstau von Treibgut, das vor sich hin rottet.
Ich vemute, das ist bei anderen Leuten auch nicht viel anders?

Würde mich interessieren, wie es bei anderen Leuten ist. Bei Dir zum Beispiel. Deine Worte drücken eine gewisse Geringschätzung von Denkgebäuden aus, finde ich. Bedeutet das eine Geringschätzung des Verstandes?

Klar, der Verstand ist nicht so das ganz große Ding, für das er sich hält aber meinst Du im Ernst, daß Du ihn gerne los wärest? Ich weiß nicht, was mit dem Fluß des Lebens wäre, so ganz ohne. Also ich mag meinen, wir sind gut befreundet. Wenn ich was brauche, dann sag´ ich es ihm und er macht es möglich. Dafür lasse ich ihn denken, soviel er möchte. Ich nehme ihm nichts übel und er es mir auch nicht, wenn ich mal gegen ihn entscheide. :lachen:
 
AW: Philosophiestudium - Ja oder Nein?

Dieses Denkgebäude steht halt mitten im Fluß des Lebens und seine Wirkung ist es im Wesentlichen diesen Fluß zu behindern. Nebenbei gesagt ist dieses "Gebäude" sowieso eher ein Zusammenstau von Treibgut, das vor sich hin rottet.
Ich vemute, das ist bei anderen Leuten auch nicht viel anders?

Wenn mit Rationalisierungen Zweifel betäubt, mit Theorien Lebensläufe umgedichtet oder mit Erkenntnissen Zustände be- oder verurteilt werden, fühle ich mich in Gedankengebäuden nicht mehr zu Hause. Aber ich bin schon froh, dass es Treibholz gibt an dem ich mich festhalten kann, bis der Lebensfluss sich wieder beruhigt hat. ;)
 
AW: Philosophiestudium - Ja oder Nein?

Ich weiß nicht, ob ich vielleicht auch schon einen wirklichen Philosophen kennen lernen durfte. Wodurch zeichnet sich ein wirklicher Philosoph aus, moebius?

Durch seine Haltung !
3 Beispiele:
1. "Ich weiß, daß ich nichts weiß." (Sokrates/Platon)
2. "Ich weiß, daß ich nichts weiß - und kaum das." (K.R. Popper)
3. "Und ich weiß, daß ich nichts weiß - und kaum das, aber das auf hohem Nie-wo-wo-wo....":clown3: (Der blaue moebius)
 
AW: Philosophiestudium - Ja oder Nein?

Durch seine Haltung !
3 Beispiele:
1. "Ich weiß, daß ich nichts weiß." (Sokrates/Platon)
2. "Ich weiß, daß ich nichts weiß - und kaum das." (K.R. Popper)
3. "Und ich weiß, daß ich nichts weiß - und kaum das, aber das auf hohem Nie-wo-wo-wo....":clown3: (Der blaue moebius)

Danke, moebius.
Ist es sinnvoll, dieses "Ich weiß, daß ich nichts weiß." wörtlich zu nehmen?

Ich weiß nichts über das Universum, nichteinmal ob es Uni oder Multi ist.
Ich weiß nichts über Gott und vieles andere von dem, was gemeinhin gewußt wird, das weiß ich auch nicht. Aber! - Du weißt und auch ich weiß, wo das :wc1: ist! Ich weiß auch, wo die :waesche2: ist und wie ich die :waesche1: aufhängen kann.

Ist das nun kein Wissen oder haben wir uns durch dieses Wissen als Philosophen disqualifiziert?
 
AW: Philosophiestudium - Ja oder Nein?

1. Danke, moebius.
2. Ist es sinnvoll, dieses "Ich weiß, daß ich nichts weiß." wörtlich zu nehmen?

3. Ich weiß nichts über das Universum, nichteinmal ob es Uni oder Multi ist.
Ich weiß nichts über Gott und vieles andere von dem, was gemeinhin gewußt wird, das weiß ich auch nicht.
4. Aber! - Du weißt und auch ich weiß, wo das :wc1: ist! Ich weiß auch, wo die :waesche2: ist und wie ich die :waesche1: aufhängen kann.

5. Ist das nun kein Wissen oder haben wir uns durch dieses Wissen als Philosophen disqualifiziert?

Zu 1.:
Bitte sehr !
Zu 2.:
Nein, denn wahrscheinlich bezieht sich diese "docta irgnorantia" (N.v. Cusanus) nicht auf die Alltäglichkeit des praktischen-verstandesmäßigen Wissens..., sondern auf die Fragen nach dem Sein, dem Nichts, dem Ganzen..., dem Sinn des Ganzen usw. ...
Zu 3.:
Das unterscheidet uns, denn ich weiss auch nichts über das UNI-versum...und das Wort, der Name, der Begriff oder Grenzbegriff "Gott" kommt in meinem Wortschatz schon lange nicht mehr vor ...außer in der Floskel "Gott-sei-Dank!":lachen::clown1::D
Zu 4.:
Ja, in diesen praktisch-pragmatischen Verstandesdingen weiß ich sogar sehr gut Bescheid...:D
Zu 5.:
Dieses vereinnahmende Gerede von "wir" weise ich zurück, denn ich habe mich zwar seit meinem 16. Lebensjahr mit Philosophie/philosophischen Texten und Positionen beschäftigt (sogar im Kontext eines Universitätsstudiums), verstehe mich heute aber nicht als Philosoph im herkömmlichen Sinne, sondern aus bestimmten erkenntnis- und wissenschaftstheoretischen Gründen eher als Fiesoloph - oder so ähnlich ...:lachen::lachen::lachen:
Der blaue moebius
 
AW: Philosophiestudium - Ja oder Nein?

Nein, denn wahrscheinlich bezieht sich diese "docta irgnorantia" (N.v. Cusanus) nicht auf die Alltäglichkeit des praktischen-verstandesmäßigen Wissens..., sondern auf die Fragen nach dem Sein, dem Nichts, dem Ganzen..., dem Sinn des Ganzen usw. ...


Interessant wird es auch wenn man diesen Satz nimmt und sich fragt warum man sich denn mit Philospophie beschäftigen sollte wenn doch alles letztendlich nicht zu wissen ist. Also inwiefern man ohne absolute Wahrheitserkenntnisse trotzdem irgendeine Art von Fortschritt geben kann. Für Durchhaltevermögen und Disziplin bei einem Studium stelle ich mir das manchmal gar nicht so einfach vor -auf Dauer und trotz Motivation!-.

Natürlich bringt schon die Kenntnis der verschiedenen Systeme/Konzepte und ihrer Widersprüche einen gewissen Fortschritt, die Diskussion darüber, das Formulieren der Probleme etc. etc., aber ich könnte mir vorstellen, dass einen das manchmal schon nervt und man sich nach eine Biologie-Studium sehnt (mit scheinbar positiven Erkenntnissen :zunge 5:)


PS: moebius ist ein geiler Name :dreh:
 
AW: Philosophiestudium - Ja oder Nein?

1. Interessant wird es auch wenn man diesen Satz nimmt und sich fragt warum man sich denn mit Philospophie beschäftigen sollte wenn doch alles letztendlich nicht zu wissen ist.
2. Also inwiefern man ohne absolute Wahrheitserkenntnisse trotzdem irgendeine Art von Fortschritt geben kann.
3. Für Durchhaltevermögen und Disziplin bei einem Studium stelle ich mir das manchmal gar nicht so einfach vor -auf Dauer und trotz Motivation!-.

4. Natürlich bringt schon die Kenntnis der verschiedenen Systeme/Konzepte und ihrer Widersprüche einen gewissen Fortschritt, die Diskussion darüber, das Formulieren der Probleme etc. etc., aber ich könnte mir vorstellen, dass einen das manchmal schon nervt und man sich nach eine Biologie-Studium sehnt (mit scheinbar positiven Erkenntnissen :zunge 5:)


5. PS: moebius ist ein geiler Name :dreh:

Zu 1.:
Niemand sagt, dass man(n)/frau sich mit Philosophie beschäftigen sollte... - so wie niemand sagt, daß man sich mit Physik, Mathematik, Literaturwissenschaft, Musikwissenschaft, Rechtswissenschaft usw. beschäftigen sollte !
Den einen Menschen zieht es zu den Themen X, einen anderen Menschen zieht es zu den Themen Y...
Zu 2.:
Was heisst das überhaupt: "Absolute Wahrheitserkenntnis":confused:
"Fortschritt":confused: Wer oder was schreitet von wo hin fort auf was zu :confused:
Zu 3.:
Ohne ein gewisses Durchhaltevermögen und ohne eine gewisse Disziplin wird wahrscheinlich kein Studium abgeschlossen...
Zu 4.:
Wer sich nach sog."positiven Erkenntnissen" sehnt, kann ja beispielsweise eine Naturwissenschaft studieren, in denen aber eine Reihe von Fragen auftauchen können, die mit den Mitteln der jeweiligen Wissenschaft wahrscheinlich nicht zu beantworten sind...:dontknow:
Zu 5.:
Ich wurde hierdurch dazu angeregt:
http://de.wikipedia.org/wiki/August_Ferdinand_Möbius

Gruß, der blaue moebius
 
Werbung:
AW: Philosophiestudium - Ja oder Nein?

Würde mich interessieren, wie es bei anderen Leuten ist. Bei Dir zum Beispiel. Deine Worte drücken eine gewisse Geringschätzung von Denkgebäuden aus, finde ich. Bedeutet das eine Geringschätzung des Verstandes?

Klar, der Verstand ist nicht so das ganz große Ding, für das er sich hält aber meinst Du im Ernst, daß Du ihn gerne los wärest? Ich weiß nicht, was mit dem Fluß des Lebens wäre, so ganz ohne. Also ich mag meinen, wir sind gut befreundet. Wenn ich was brauche, dann sag´ ich es ihm und er macht es möglich. Dafür lasse ich ihn denken, soviel er möchte. Ich nehme ihm nichts übel und er es mir auch nicht, wenn ich mal gegen ihn entscheide. :lachen:

Ich hab eh die Situation so beschrieben, wie ich sie sehe.
Aber konkreter: vorhin haben wir ja über die Bedeutung der Denksysteme andere Leute für uns gesprochen.
Mich hat die logisch philosophische Abhandlung von Wittgenstein sehr beeindruckt. Das ist ein schmales Büchlein mit dem Wittgenstein versucht, klar zu machen, worüber man sinnvoll sprechen kann und worüber nicht, wie er im Vorwort schreibt; und dass diese klare Unterscheidung möglich ist.
Im Büchlein steht also, vereinfacht gesagt, nur die Struktur dessen, worüber man sprechen kann. Das sind im Wesentlichen naturwissenschaftliche Aussagen. Das sollte die Domäne der Vernunft und des Verstandes sein.
Mittendrin steht dann irgendwo:
Logisch philosophische Abhandlung schrieb:
6.52 Wir fühlen, dass, selbst wenn alle möglichen wissenschaftlichen Fragen beantwortet sind, unsere Lebensprobleme noch gar nicht berührt sind. Freilich bleibt dann eben keine Frage mehr; und eben dies ist die Antwort.
Also, das kann ich nachvollziehen: die äusseren Lebensumstände haben sich zu meiner Lebenszeit schon ziemlich verändert; die eigentlichen "philosophischen Fragen" sind gleich geblieben.

Lange Rede, kurzer Sinn: mit Denkgebäude meine ich eben jene Gedankenkonstruktionen, die sich entweder nur auf sich selbst beziehen, aber über das Leben nichts aussagen können, oder von vornherein unsinnige Annahmen.
 
Zurück
Oben