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Philosophie und Sophistik- Gegensatz oder gegenseitige Ergänzung?

Philosophisticus

Well-Known Member
Registriert
2. März 2016
Beiträge
2.351
Hallo,
ich beschäftige mich schon seit längerer Zeit mit dem Verhältnis von Philosophie und Sophistik. Normalerweise wird darin ja bekanntlich einen Gegensatz gesehen in der philosophischen Tradition. Es gibt aber meines Wissens nach Philosophen in der Philosophiegeschichte die durchaus auch eine sophistische Seite haben und, wenn man so will Sophisten mit philosophischer Seite. Würdet ihr Philosophie und Sophistik immernoch als Gegensatz sehen und glaubt ihr , dass eine zeitgemäße Sophistik auch für dieses Jahrhundert geben kann oder ist die Sophistik ein Relikt der Vergangenheit?

Ich bin gespannt, was ihr dazu denkt.
 
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der begriff des sophismus wurde in erster linie durch platon/sokrates besetzt - hier eine gute aufarbeitung davon .. http://www.textlog.de/6123.html den inhalt sollte man unbedingt gelesen haben bevor man weiter diskutiert...

Philosophie ist beides - Platon geht davon aus dass es eine ideale und absolute "Wahrheit" (wie auch Ethik) gibt - die "Sophisten bezweifelten dies. In Prinzip könnte man somit alle die eine absolute Wahrheit anzweifeln und eher die subjektive Natur von Wahrheit sehen als Sophisten bezeichnen. Überspitzt gesagt: Platon brachte damit das Dogma in die Welt und beschimpfte alle die nicht seiner Ansicht waren als Sophisten..
 
Zuletzt bearbeitet:
@EarlGrey: Ja ich danke erstmal für den Hinweis auf diesen Artikel. Ich hab ihn mir jedenfalls angeschaut. Mir ist schon bekannt gewesen, dass mit Hegel im 19. Jahrhundert eine neue positivere Beachtung der Sophisten in der Philosophie stattfindet. Das ist gegenüber der platonischen bzw. philosophischen Tradition insofern ein Novum, da die meisten Denker vor Hegel den Begriff "Sophist" in eher negativer Weise gebrauchten. Auch bei Schopenhauer findet man diese negative Bewertung wenn er von der "Sophisterei" der damaligen philosophischen Zeitgenossen spricht /gemünzt auf Fichte oder Hegel bei Schopenhauer). Platon ist leider für den negativen Ruf der Sophisten in der Philosophiegeschichte verantwortlich. Mit Nietzsche wird aber seit dem 19. Jahrhundert Platons Bewertung der Sophistik mehr und mehr in Frage gestellt, was mit seinem Mißtrauen gegenüber dem Platonismus zu tun hat. Das findet man jedenfalls in Nietzsches Schriften.

Während Platon von einer absoluten Wahrheit ausgeht, relativieren Nietzsche und die Sophisten diesen Wahrheitsanspruch. Nietzsche fragt ja überspitzt: warum nicht lieber Unwahrheit (statt Wahrheit)? Bezüglich des Verhältnisses Platon und die Sophisten sagt ja Nietzsche, dass Platon angeblich eifersüchtig auf den Einfluss der Sophisten war in der damaligen griechischen Gesellschaft. Platon spricht aber selbst im "Sophistes" glaube ich davon, dass die Philosophie die edlere/bessere Sophistik sei. Hier glaube ich aber nicht im Sinne von sophistischer Rhetorik, sondern im Sinne von "sophia", also Weisheit, heißt also die Philosophen als die besser "Wissenden". Der Sophist ist ja ursprünglich der Wissende , der Fachmann mit dem Experten-Wissen (gr. sophos).
 
Eine interessante Anmerkung, die mich in deisem Zusammenhang etwas überrascht hat, um offen zu sein. Naja ich gehe davon aus, dass es einen historischen Sokrates schon gab.
 
Eine interessante Anmerkung, die mich in deisem Zusammenhang etwas überrascht hat, um offen zu sein. Naja ich gehe davon aus, dass es einen historischen Sokrates schon gab.
? na ja - die einzigste quelle für sokrates ist platon - allerdings ist es unerheblich ob sokrates nun ein lebender mensch oder eine figur von platon war - interessante philosophische anteile sinf da allermal drin..
 
der begriff des sophisten hat einen ähnlichen wandel erlebt wie der begriff des rhetorikers.
eigentlich bedeutet rhetorik wortwörtlich redekunst daher komplexe sachverhalte verständlich in worte zu fassen.
im modernen sprachgebrauch versteht man eher darunter die techniuk andere niederzureden.
 
@ Earl Grey: Eigentlich ist das nicht genau genug. Es gibt ja noch beispielweise Xenophon, der auch einen Sokrates in seinen Schriften auftauchen lässt (siehe seine sokratische Schriften). Und es ist sogar eine "Apologie des Sokrates" von Xenophon überliefert, die man heute noch lesen kann, aber nicht die Qualitäten eines Platon haben soll. Somit würde ich da differenzieren: Platon ist zwar die hauptsächliche Quelle für Sokrates, aber eben nicht die "einzigste Quelle", da würde ich relativieren und Xenophon noch dazu nehmen. Ich möchte die philosophische Qualität des platonischen Sokrates /der platonischen Dialoge aber damit nicht in Frage stellen.

Soweit mir bekannt ist, ist der griechische Begriff der ρητορικη (rhetorike) als Fachbegriff von Platon geprägt worden und soll im Gorgias so als erstes verwendet worden sein. Im modernen Sprachgebrauch ist dieser Begriff leider meist negativ besetzt (im Sinne von "bloße Rhetorik" oder ähnliches), was vermutlich auch damit zusammenhängt, dass seit Platon dieser Begriff eher negativ besetzt ist. Der griechische Begriff des Sophisten - σοφιστης (sophistes), soll hingegen schon vor Platons Zeit stammen und wortwörtlich einfach der wissende heißen (nämlich von sophos-der Weise und sophia- die Weisheit und daraus philo-sophia> die Liebe zur Weisheit). Dieser Begriff soll zunächst neutral benutzt worden sein, hat aber seit Platon meist eine negative Konnotation. Beide Begriffe haben je einen (semantischen) Wandel in der Geschichte erlebt.
 
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ein wichtiger schlüssel zum verständnis der sophistik bzw der daraus resultierenden rhetorik ist für mich die metaphorik dh. die polymorphe natur der gleichen wahrheit und ihre übertragbarkeit auf unterschiedlichste sachverhalte wie es in der poesie, mystik und didaktik anzutreffen ist. einen zugang dazu fand ich besonders in den werken von hans blumenberg..
hier msl ein brauchbarer artikel zum thema.. http://www.vordenker.de/ggphilosophy/ek_metapher-metamorphose.pdf
 
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