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Gebrauch der Femininform "in"

Ziesemann

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3. November 2005
Beiträge
929
Unsicher, ob dies für die Thematik das richtige Unterforum ist und ungewiß, ob sie im denkforum nicht schon einmal diskutiert wurde, bewusst aber, dass ich damit ein äußerst heikles Thema aufgreife, das rasch den Zorn der Feministen (oder heißt es: Feministinnen?) wecken kann, schicke ich ein persönliches Bekenntnis voraus: Ich mag Frauen.
Beginne ich mit zwei Erfahrungen:
1. Eine politologische Abhandlung in einer wissenschaftlichen Zeitschrift über Wählerverhalten, pardon: auch Wählerinnenverhalten. Da liest man nun fortlaufend (gerafft): Der Wähler bzw. die Wählerin entscheidet..., dabei werden die Wähler und Wählerinnen verleitet..., die Nichtwähler und Nichtwählerinnen sind vor allem..., die Bürger und Bürgerinnen wollen Politiker und Politikerinnen wählen..., bei der Befragung der Jungwähler und –wählerinnen stellte sich heraus, dass sie ihren Wahlkreiskandidaten bzw. ihre Wahlkreiskandidatin nicht kannten..... Vermieden wurde gerade noch, obwohl es in der Konsequenz sprachlogisch geboten wäre, der Begriff der „Kanzlerinkandidatin“. – Falls der Autor Zeilenhonorar erhält, hat er dies durch die Verwendung der Feminina nicht unbeträchtlich erhöht.
2. Der Präsident eines OLG hielt vor den neu zu vereidigenden Schöffen (ich war einer von ihnen) und Schöffinnen eine Ansprache, die wiederum komprimiert so lautete: Liebe Schöffinnen und Schöffen, ich begrüße sie zu dem Amt, dass Sie als Schöffe und Schöffin auszuüben haben. Ihre Aufgabe als Schöffe bzw. als Schöffin ist..., der Schöffe und die Schöffin hat richterliche Rechte, allerdings ist es den Schöffen und den Schöffinnen nicht gestattet, den Richter bzw. die Richterin in der Verhandlung zu unterbrechen, sie dürfen aber Fragen an den die Verhandlung leitenden Richter oder Richterin stellen.... usw. usf. Rhetorisch war das entsetzlich anzuhören.

Grundsätzlich lassen sich, wenn keine sog. Lexeme vorhanden sind wie Vater und Mutter, Damen und Herren, die weiblichen Formen auf dreierlei Weise bilden:
a) Großes I wie StudentIn
b) Schrägstrich wie Student/in
c) Paarform (und mündlich lässt sich nur diese verwenden) Student und Studentin, auch andere Konjunktionen wie „oder“ oder „bzw.“.

Meine Frage: Muss das sein? Ist es nicht ein spärlicher Sieg der Frauenbewegeung? Denn es gibt zumeist keinen eigenständigen weiblichen Begriff, er kann nur durch Anhängen von „in“ gebildet werden. Und wo es ihn mal gab, wie z.B. Friseuse, ist er zu Gunsten der Friseurin verdrängt worden. Würde es nicht genügen, wenn man zu Beginn einer schriftlichen Darstellung oder einer Rede festlegt, dass alle Maskulina in der herkömmlichen Bedeutung geschlechtsneutral gebraucht werden und keinerlei Diskriminierung ausdrücken sollen? Muss wirklich in einem Lehrplan, den normalerweise kein Schüler bzw. keine Schülerin zu lesen bekommt, dauernd gesagt werden „die Schüler und Schülerinnen sollen...“, als ob irgendein Mensch auf die Idee käme, nur die Lehrer (und nicht auch die Lehrerinnen) müssen die Schüler (und nicht auch die Schülerinnen) etwas lehren?!
Notabene: Das Grundgesetz kennt natürlich nur den Amtsbegriff „Bundeskanzler“, obwohl inzwischen jeder gemerkt hat, das Amt kann glücklicherweise auch eine Frau bekleiden.
Zur Versöhnung aller Leserinnen dieser Beitrages möchte ich als darum bemühter gentleman vorschlagen, stets das „Titanic-Prinzip“ (Ladies first) anzuwenden.
Also, liebe Diskutantinnen und Diskutanten, Eure Meinung ist gefragt. Und bitte beachten: Ich habe Fragen gestellt.
 
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Hi Ziesemann,

volle Zustimmung!

mir ist schon aufgefallen, daß in Berichten über unliebsame Leute die weibliche Form stets ausgelassen wird.

es sollte somit auch gemeldet werden:
„ Die Einbrecher und Einbrecherinnen entwendeten Schmuck und Bargeld...“
oder
„die Betrüger und Betrügerinnen sind noch nicht gefaßt“.

Nicht daß ich für eine solche erweiterte Gleichberechtigung plädiere, man sollte dem Spuk ein Ende machen.
Eine Meldung
„die Wählerinnen und Wähler haben ihre Stimme abgegeben“
war vielleicht sinnvoll, als das Frauenwahlrecht erst aufkam (in der Schweiz gebt es das ja wohl erst seit zwanzig Jahren), aber heute....

gruß von Claus
 
Ziesemann schrieb:
Meine Frage: Muss das sein? Ist es nicht ein spärlicher Sieg der Frauenbewegeung?

Salut!

Bin der Ansicht, dass man die Entscheidung darüber den Damen überlassen müsste und ging deshalb meine drei fragen. Wohlweislich liess ich Betrügerinnen, Einbrecherinnen etc. aus und reduzierte auf 'Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger'. Die kleinste brabbelte vor sich hin und lächelte mich mitleidig an. Die grössere fragte entsetzt: 'Mürger rinnen? S'ist'n das?' Die Dame des Hauses lachte: 'Nervt mich manchmal auch! Warum also nicht für die nächsten 200 Jahre nur die weibliche Form benutzen? So wisst ihr auch gleich wie man sich fühlt, so irgendwo im grossen Haufen Frauen drin, aber seid versichert, auch ihr seid gemeint!'

Weiss jetzt nicht genau, ob das ein konstruktiver Vorschlag in Deinem Sinne ist, aber ein Vorschlag ist es, Ziesemann.

Amitiés
 
Jérôme schrieb:
Salut!

Bin der Ansicht, dass man die Entscheidung darüber den Damen überlassen müsste ......Die Dame des Hauses lachte: 'Nervt mich manchmal auch! Warum also nicht für die nächsten 200 Jahre nur die weibliche Form benutzen? So wisst ihr auch gleich wie man sich fühlt, so irgendwo im grossen Haufen Frauen drin, aber seid versichert, auch ihr seid gemeint!'

Weiss jetzt nicht genau, ob das ein konstruktiver Vorschlag in Deinem Sinne ist, aber ein Vorschlag ist es, Ziesemann.

Amitiés

Toller Vorschlag! Klingt irgendwie nach gerechtem Ausgleich!
:zauberer2

herzlich
lilith
 
lilith51 schrieb:
Toller Vorschlag! Klingt irgendwie nach gerechtem Ausgleich!
:zauberer2

herzlich
lilith
Ein Vorschlag schon, Jerome, aber ach! ein Vorschlag nur, weil man weder gesetzlich noch gesellschaftlich verordnen kann, was 200 Jahre lange im sprachlichen Umgang gepflegt werden soll.
Die Beispiele - es gibt gemäß Polizeiberichten selten Diebinnen, Betrügerinnen usw. - sind richtig; aber tatsächlich stellen die Frauen nur einen Bruchteil der Gesamtstraftäter, nämlich nicht einmal 10%. Deswegen sind sie auch krass unterrepräsentiert bei den Strafgefangenen; sehr hoffe ich, dass deshalb nicht auch dort die 50%-Frauenquote eingeführt wird.
Minerva sei's gedankt, bis jetzt haben mich die Feministen/Feministinnen noch nicht "am Boden zerstört" wegen meines Threads.
 
Jérôme schrieb:
Salut!

Die Dame des Hauses lachte: 'Nervt mich manchmal auch! Warum also nicht für die nächsten 200 Jahre nur die weibliche Form benutzen? So wisst ihr auch gleich wie man sich fühlt, so irgendwo im grossen Haufen Frauen drin, aber seid versichert, auch ihr seid gemeint!'


Amitiés


ich würde dafür plädieren, den 200 Jahren noch eine Null hinzu zufügen....

einen lieben Gruß an die Dame Deines Hauses
tanne
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallöchen,

ich hab mir darüber ehrlich gesagt noch nie Gedanken gemacht.
Mir wäre das ja viel zu anstrengend das immer alles lesen zu müssen.
Auch wenn mich einige Geschlechtsgenossinnen nun am liebsten hauen würden, mir ist lieb alles bleibt wie es ist.
Was würde das alleine nur für Ausmaße annehmen bei solchen Blättchen wie der BILD? Wo es sonst hieß ...der attraktive Soapstar Melanie P. würde dann heißen die attraktive Soapstarin??? Ich lese dieses Blatt oft nur im Urlaub zum Frühstück, ich glaube würden die so schreiben würde ich ganz drauf verzichten.:haare:

Und zu den kriminellen Machenschaften...wenn der Verdacht besteht es könnte eine Frau gewesen sein, dann ist auch immer von der mutmaßlichen Mörderin die Rede, genau wie bei Männern vom mutmaßlichen Mörder.

Was ich schon nett finde ist "Liebe Kolleginnen und Kollegen" in Rundmails oder so, aber man beachte das wir Frauen da schon zuerst genannt werden wollen und nicht erst die Männer ;-))
Den Schrägstrich find ich doof, die groß-I-Variante ist einfacher zu lesen.
Sehr amüsantes Thema...

LG
Sal
 
Grummel, grummel. Stellt diese Frage mal der lieben Alice Schwarzer, die hätte da sicher einiges zu texten zu.
Na, egal.

Ziesemann, sicherlich es muss nicht sein, aber ich fidne es dennoch schön, dass es ist. Kennst du den Spruch, dass, wenn wir Frauen nur die Gleichberechtigung fordern würde, wir den Männer die Jahre lange Unterdrückung verziehen hätten. Dennoch sollte man gleiches nicht mit gleichem vergelten, indem man nun das Weibliche höher stellt. Ich finde diese Art von Gleichberechtigung dennoch durchaus nett und freundlich, auch wenn sie an manchen Stellen geradezu lächerlich wirkt, leider. Seufzele.

von Ziesemann:
Minerva sei's gedankt, bis jetzt haben mich die Feministen/Feministinnen noch nicht "am Boden zerstört" wegen meines Threads.

Ich gerate wirklich in versuchung selbiges zu tun, grummel. Ah, von sowas bekomm ich immer Magengeschwüre. Doppelgrummel.

von Claus:
mir ist schon aufgefallen, daß in Berichten über unliebsame Leute die weibliche Form stets ausgelassen wird.

es sollte somit auch gemeldet werden:
„ Die Einbrecher und Einbrecherinnen entwendeten Schmuck und Bargeld...“
oder
„die Betrüger und Betrügerinnen sind noch nicht gefaßt“.

Vielleicht, weill es sich dabei auch nur um männliche Verdächtige handelt.


Egal, Ende Aus, Schlus!!! Auch wenn es dafür für meine Wenigkeit sehr viel harten Hargelschauer geben wird, was solls.

Ich gehöre zum weiblichem geschlecht, das Schicksal hat es so gewollt oder weiß ich nicht wer, also verhalte ich mich auch dementsprechend. Die weibllichen Formen werden hauptsächlich im zusammenhang mit positivem oder neutralem verwendet, weil wir einfach nicht mit dem Negativen in Einklang zu bringen sind. Ha!:sekt:
So jetz gehts mir gut.
 
Ich finde es es gut, wenn es "Liebe Schülerinnen und Schüler" und "Liebe Kolleginnen und Kollegen"heißt. Umständlicher wirds schon bei Kommilitone.
Was ist mit den Doktoranden, Probanden und Konfirmanden???
Und was ist mit den Fröschen??? An die denkt mal wieder keiner:wut1: . Niemand sagt Fröschin, ebenso wenig wie man Ameisin oder Spechtin sagt. Da heißt es "weiblicher Frosch, weibliche Ameise oder weiblicher Specht".
Und ich habe noch nie davon gehört oder gelesen, dass Fröschinnen, Ameisinnen oder Spechtinnen deswegen auf die Barrikaden gingen.
Lasst uns doch frohlocken, dass wir Frauen nicht mit "weiblicher Mensch" oder "Menschin" tituliert werden.:sekt:
Jedenfalls ist die Frau, zumindest was das Kriminelle angeht, etwas benachteiligt. Man hört von Mörderinnen und Betrügerinnen. Von Räuberinnen und Einbrecherinnen seltener, denn Menschinnen brechen kaum ein, die bekommen fast alles von den Menschen. Aber von Vergewaltigerinnen, Kinderschänderinnen, Triebtäterinnen und Sexistinnen spricht niemand. Soweit geht der Feminismus nicht, dass man uns auch auf diesen Gebieten soviel zutraut, um uns zu emanzipieren. Wie komisch.......:confused:
Ich plädiere daher für mehr Phantasie - G8 wird mir sicher zustimmen.
In Zukunft sollte jede "In-Endung" vermieden werden, oder aber grundsätzlich angefügt sein.
Wäre doch echt lustig. "Heiteres Geschlechterraten", in Anlehnung an das "Heitere Beruferaten", täte dem Feminismus keinen Abbruch. Ich wette aber, dass die Menschinnen bei diesem Spiel bedeutend besser abschneiden als die Menschen. Wir sind doch die Phantasiebegabterinnen und Feinfühligerinnen. Dass wir die wahren Intelligentierinnen sind, das brauche ich wohl nicht extra zu erwähnen.:clown2:


Rhona
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
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Jérôme schrieb:
Warum also nicht für die nächsten 200 Jahre nur die weibliche Form benutzen? So wisst ihr auch gleich wie man sich fühlt, so irgendwo im grossen Haufen Frauen drin, aber seid versichert, auch ihr seid gemeint!'

Genau das habe ich auch gedacht, als ich Ziesemanns Beitrag las. Und ich teile auch Liliths Kommentar dazu: wäre doch ein Ausgleich.

Ziesemann schrieb:
Meine Frage: Muss das sein? Ist es nicht ein spärlicher Sieg der Frauenbewegeung? Denn es gibt zumeist keinen eigenständigen weiblichen Begriff, er kann nur durch Anhängen von „in“ gebildet werden.

Jedenfalls hat die Frauenbewegung bewirkt, dass Viele angefangen haben mehr zu reflektieren - eben auch über die Sprache. Sonst gäbe es ja auch nicht diesen Thread :confused: Es gibt übrigens Feministen wie auch Feministinnen. Ich kenne Männer, die von sich behaupten, die ersten Feministen gewesen zu sein. Aber ob es erst Feministen und dann Feministinnen gab oder umgekehrt, weiß ich ehrlich gesagt nicht. Ich weiß nicht mal, ob ich selbst eine Feministin bin – das ist wahrscheinlich aber auch immer Ansichtssache.

Damit wir uns nicht zwischen Amphibien und Amphibieninnen entscheiden müssen, schlage ich einen Kompromiss vor: in den nächsten 500 Jahren (ab 2006!!!) wird nur die weibliche Form aller Worte benutzt , sei es auch, dass damit die lästige Form in/innen in Kauf genommen werde muss. Aber Alle wissen ja eh, dass alle damit gemeint sind. Ab 2006 gibt es also für 500 Jahre nur noch Leserinnen und Userinnen von z. B. Denkforen (Walter hör weg, du bist in 100 Jahren eh nicht mehr Adminin). Aber alle wissen ja eh, dass alle, also Weiblein und Männlein damit gemeint sind.

Ab 2506, wird nur noch Plural benutzt – Hebammen, Masseusen, Moderatorinnen, Administratorinnen, Menschen, Fische, Tiere usw. Bis 3006 haben wir noch genügend Zeit zu überlegen, wie dann am Besten weiter verfahren. Sprache verändert und entwickelt sich halt mit der Zeit, wenn auch nicht so schnell wie die Zeit vergeht.
 
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