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Evolutionstheorie und/oder Intelligentes Design

louiz30

Well-Known Member
Registriert
1. Dezember 2005
Beiträge
1.789
Dieses Thema wird auf Anregung von Ziesemann ins Leben gerufen.

Die Frage, ob Leben ausschließlich durch das Zusammenwirken natürlicher Vorgänge entstand oder ob es ganz oder teilweise einem intelligenten Design zu verdanken ist, führt zu der ausgesprochen kontroversen Diskussion nicht nur in kreisen angesehener Wissenschaftler. Dabei stehen sich vor allem sehr unterschiedliche Denkweisen gegenüber, die sich augenscheinlich gegenseitig ausschließen. Das Thema verfügt daher über ausreichend Inhalte, die zu heftigen Diskussionen führen können. So sehr dies auch wünschenswert ist, so sehr mag an dieser Stelle angeregt werden, die nötige Offenheit zu bewahren und grundsätzliche Grabenkriege zu vermeiden. Dies vorangestellt könnte dieses Thema ein interessanter Spielplatz für weitreichende Fragestellungen werden.

Zur Einführung:

Den einen Hintergrund des Themas bildet die Evolutionstheorie, welche von Charles Darwin aufgestellt wurde. Einschlägige Werke sind: (1859) Origin of Species, (1871) The Descent of Man und (1872) The Expressions of the Emotions in Man and Animals. Zumindest die ersten zwei sind für dieses Thema als Lektüre zu empfehlen. Darüber hinaus gibt es zahllose Sekundärliteratur.


Den anderen Hintergrund bilden der "Kreationismus" und die Theorie vom "Intelligenten Design", welche beide davon ausgehen, daß sich das Leben nicht ausschließlich durch natürliche Gegebenheiten entwickelt hat, sondern durch den Einfluß einer intelligenten Kraft, um dies zunächst einmal vorsichtig auszudrücken. Dabei muß zwischen den beiden durchaus unterschieden werden.

Kreationismus (v. lat. creare = erschaffen) bezeichnet in abrahamitischen Religionen den Glauben, dass die Menschen, das Leben, die Erde und das Universum Schöpfungswerk eines Gottes sind. Dies kann sich entweder auf die Schöpfung aus dem Nichts beziehen (ex nihilo) oder die Entstehung von Ordnung aus zuvor existierendem Chaos. Die Vertreter des "Intelligent Design" akzeptieren nach eigener Aussage wissenschaftliche Methodik. Sie stellen Theorien wie die Evolutionstheorie oder die Theorie der Abiogenese in Frage, weil sie diese nicht als befriedigende Erklärungen für gewisse wissenschaftliche Beobachtungen ansehen. Statt dessen wird behauptet, das Leben könne nur durch einen intelligenten Designer entwickelt worden sein. (vgl: http://de.wikipedia.org/wiki/Kreationismus).

Ansatzpunkte:

Der zweite thermodynamische Hauptsatz, eines der Grundgesetze der Physik, besagt, daß unter normalen Bedingungen alle sich selbst überlassenen Systeme in direkter Korrelation mit dem Zeitablauf zur Unordnung tendieren. Alles, ob belebt oder unbelebt, verbraucht sich, verdirbt, verrottet, zerfällt und ist im Endzustand zerstört. Nach diesem physikalischen Grundgesetz steht dieser Endzustand allen Lebewesen auf die eine oder andere Weise bevor, er ist unausweichlich und kann nicht vermieden werden. Dieses berühmte Gesetz der Physik ist auch unter dem Namen "Entropiegesetz" bekannt. In der Physik ist die Entropie der Maßstab für den Grad der Unordnung eines Systems. Die Entropie eines Systems steigt, wenn es aus einem geordneten, organisierten und geplanten Status in einen unordentlichen, unorganisierten und weniger geplanten Status übergeht. Je größer die Unordnung eines Systems, umso höher seine Entropie. Das Entropiegesetz besagt, dass das gesamte Universum unausweichlich auf einen ungeordneten, unorganisierten Zustand hinläuft. Die Gültigkeit des zweiten thermodynamischen Hauptsatzes bzw. Entropiegesetzes wurde experimentell und theoretisch nachgewiesen. Alle führenden Wissenschaftler sind sich darin einig, dass das Entropiegesetz das prinzipielle Paradigma für die vorhersehbare Zukunft darstellt. Albert Einstein, der größte Wissenschaftler unseres Zeitalters, bezeichnete es als das "erste Gesetz aller Wissenschaften". Sir Arthur Eddington nannte es das "erhabene metaphysische Gesetz des gesamten Universums".

Die Evolutionstheorie ignoriert dieses fundamentale Gesetz der Physik. Der von ihr angenommene Mechanismus widerspricht dem zweiten thermodynamischen Hauptsatz. Sie besagt, dass ungeordnete, leblose Atome und Moleküle sich im Zeitablauf spontan in einer besonderen Ordnung zusammen gefunden hätten, um extrem komplexe Moleküle wie Proteine, DNS und RNS zu bilden, aus denen sich graduell Millionen verschiedene lebende Arten mit noch komplexeren Strukturen gebildet hätten. Nach der Evolutionstheorie geschah dieser Prozess, der in jedem Stadium ein größeres Maß an Organisation benötigt, von selbst, unter natürlichen Bedingungen. Das Entropiegesetz macht klar, dass dieser so genannte natürliche Prozess den Gesetzen der Physik vollständig widerspricht. (vgl: http://www.darwinismus.com/thermodynamik.php)

Weitere Fragen:

Die Vertreter der Evolutionstheorie lehnen den Kreationismus oder Intelligentes Design vehement ab und verweisen dabei auf unwissenschaftliche Methoden und den Umstand, daß es sich bei diesen Theorien um das Übernatürliche handelt, welches nach wissenschaftlichen Methoden nicht erforscht werden könne. Die Existenz und die Identifizierung eines Schöpfers oder des Urhebers des intelligenten Designs sei demnach unmöglich und gehöre damit in den Bereich der Religion oder Philosophie.

Neben den Einwänden der Thermodynamik müssen auch das bislang nicht hinreichend geklärte Phänomen der "kambrischen Explosion" und die Tatsache betrachtet werden, daß der Ursprung des Lebens durch natürliche Vorgänge zwar theoretisch möglich ist, die Wahrscheinlichkeit hierfür jedoch nahezu gegen Null läuft.

Diskussion:

Dieses Thema sollte nun diese gegensätzlichen Punkte aufgreifen und im Sinne der Hegel'schen Dialektik auch die Synthese in Betracht ziehen, daß intelligentes Design und Evolutionstheorie nebeneinander und sich ergänzend existieren könnten. Aufgrund der Komplexität ist sicherlich ein gewisses Maß an Lesen angebracht, wobei das Internet hier ausreichend Material bietet.

Ich will damit auch schon die Diskussion eröffnen und meine Meinung erst im Laufe der Diskussion einbringen. Dies erscheint mir angebracht, da dieses Thema komplex und kontrovers genug ist und keiner anfänglichen Ausrichtung bedarf.
 
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Hallo Louiz,

vor einer halbwegs vernünftigen Diskussion muss
die Ausgangslage klar sein. Deine Darstellung dessen,
worum es geht, ist falsch und somit zurückzuweisen.

louiz30 schrieb:
Die Frage, ob Leben ausschließlich durch das Zusammenwirken natürlicher Vorgänge entstand oder ob es ganz oder teilweise einem intelligenten Design zu verdanken ist, führt zu der ausgesprochen kontroversen Diskussion nicht nur in kreisen angesehener Wissenschaftler.
Die Frage nach der Entstehung des Lebens
beschäftigt die Menschen seit Tausenden von Jahren und ist nicht generisch
für das Thema. MaW: darum geht es gar nicht.

louiz30 schrieb:
Den einen Hintergrund des Themas bildet die Evolutionstheorie, welche von Charles Darwin aufgestellt wurde.
Die einzige wissenschaftliche Theorie zur biologischen Entwicklung
stammt in der Tat von Herrn Darwin.

louiz30 schrieb:
Den anderen Hintergrund bilden der "Kreationismus" und die Theorie vom "Intelligenten Design", ....
Falsch!

Der Wissenschaft gegenüber stehen - wie so oft - beliebig
viele verschiedene Glaubensbekenntnisse, die ein
alternatives Erklärungsschema anbieten.

Genau eine davon, ID, behauptet nun, nicht ein theologisches,
sondern ein wissenschaftliches Erklärungsmodell
alternativ zur Evolution darzustellen.

Genau darum geht es, um nichts anderes.
Ist ID eine wissenschaftliche Theorie, oder ein Glaubensbekenntnis?


louiz30 schrieb:
Die Vertreter des "Intelligent Design" akzeptieren nach eigener Aussage wissenschaftliche Methodik.
Nochmal: ID behauptet, wissenschaftlich zu sein.
Das ist, zumindest in den USA, eine politisch motivierte
Frontalattacke von religiösen Fanatikern gegen den
Kern dessen, was Wissenschaft ausmacht.

louiz30 schrieb:
Das Entropiegesetz macht klar, dass dieser so genannte natürliche Prozess den Gesetzen der Physik vollständig widerspricht.
Diese Behauptung ist völlig falsch.
Sie basiert entweder auf Unverständnis der Physik oder gezielter Manipulation.

Mein Gott Leute, abgesehen von der für jeden Physiker offensichtlichen
Falschheit der Behauptung, bitte ich euch. Denkt nach!

Es spottet jedem gesunden Menschenverstand, dass
Biologen sich eine Theorie zu eigen machen, die
universellen Naturgesetzen widerspricht! So eine
Theorie würde sofort in Grund und Boden gestampft.

Versucht bitte, jedes Argument erstmal einer einfachen
Plausibilitätsbetrachtung zu unterziehen.

Die genannte Behauptung ist vollständig unplausibel, sie ist grotesk!
Das, ja das ist Armut des Denkens!

louiz30 schrieb:
Die Vertreter der Evolutionstheorie lehnen den Kreationismus oder Intelligentes Design vehement ab ....
Wieder falsch.

Wissenschaftler lehnen es ab, Glaubensrichtungen wie
ID, Kreationismus, Spaghetti-Monsterismus, Rosa-Elefantismus
und wie sie alle heissen als wissenschaftliche Theorie
zu akzeptieren.

Ansonsten kann jeder Glauben, was er will. Das interessiert
die Wissenschaft nicht im mindesten.

louiz30 schrieb:
Neben den Einwänden der Thermodynamik müssen auch das bislang nicht hinreichend geklärte Phänomen der "kambrischen Explosion" ...
Nochmal falsch!
Einwände gegen bestimmte Aussagen einer Wissenschaft
stehen überhaupt nicht zur Debatte. Selbst wenn
die Evolutionstheorie für dies und jenes noch keine
Erklärungen anbietet, so gilt es festzustellen, dass
ID für absolut gar nichts wissenschaftliche Erklärungen
anbietet!

louiz30 schrieb:
und die Tatsache betrachtet werden, daß der Ursprung des Lebens durch natürliche Vorgänge zwar theoretisch möglich ist, die Wahrscheinlichkeit hierfür jedoch nahezu gegen Null läuft.
Auch dies ist natürlich keine Tatsache, sondern eine
einfache Behauptung. Zudem ist diese Behauptung
falsch.

louiz30 schrieb:
Dieses Thema sollte nun diese gegensätzlichen Punkte aufgreifen und im Sinne der Hegel'schen Dialektik auch die Synthese in Betracht ziehen, daß intelligentes Design und Evolutionstheorie nebeneinander und sich ergänzend existieren könnten.
Selbstverständlich haben alle möglichen Glaubensbekenntnisse
auch weiterhin Bestand. Das hat mit der Tatsache
jedoch absolut nichts zu tun, dass die Evolutionstheorie
die am besten abgesicherte wissenschaftliche Theorie
überhaupt ist. Glaubensbekenntnisse sind völlig
ungeeignet, auch nur an ihrem Lack zu kratzen.

Gruss Camajan
 
Zuletzt bearbeitet:
Camajan schrieb:
Hallo Louiz,

vor einer halbwegs vernünftigen Diskussion muss
die Ausgangslage klar sein. Deine Darstellung dessen,
worum es geht, ist falsch und somit zurückzuweisen.
So wie Du sollten wir die durchaus kontrovers zu führende Diskussion bitte nicht eröffnen, weil diese damit erstickt wird, bevor sie überhaupt begonnen hat.
Ich kann zur Sache leider erst in 24 Std. was beitragen. Dann werde ich es versuchen.
"Darum prüfet alles und behaltet das Beste" - Apostel Paulus.
Ich wünsche uns allen ein gutes Gespräch.
Ziesemann
 
Ziesemann schrieb:
So wie Du sollten wir die durchaus kontrovers zu führende Diskussion bitte nicht eröffnen, weil diese damit erstickt wird, bevor sie überhaupt begonnen hat.
Naja, ohne Vereinbarungen was wir wie diskutieren,
wird dieser Thread - wie tausende vor ihm - genau so verlaufen:

1. Attacken gegen die Evolutionstheorie (E) werden ausgebreitet.
Diese sollen E entweder partiell oder total als unzureichend
entlarven. Schon im allerersten Beitrag hat dies begonnen.

2. Rationale Menschen werden mit viel Aufwand
die Attacken zu entkräften versuchen.

3. Auf schliesslich widerlegte Attacken wird nicht im mindesten
eingegangen, sondern es wird die nächste Attacke
nachgeschoben.

4. Das ganze endet in einem nebülösen Wortbrei, der
irgendwie den Eindruck hinterlässt, an der Kritik
an E sei wohl schon irgendwas dran. Nur was? Was
haben wir nun herausgefunden?

Das ist völlig unsinnig und wird ohne meine Beteiligung
ablaufen.

Stattdessen schlage ich vor, zunächst mal die
ganz konkreten Kernaussagen von

1. Evolutionstheorie, eigentlich: jeglicher naturalistischen Wissenschaft

2. ID

3. Wissenschaftlicher Kreationismus

darzustellen und beiderseitig als zu diskutieren
zu vereinbaren.

Und für diese Kernaussagen dann die jeweils typischen
Argumente darzustellen und zu bewerten.

Ansonsten wird es hier wie gesagt wieder der
typische destruktive Vernichtungsversuch von
Wissenschaft.

Auch sollte man religiöse und wissenschaftliche Argumente
strikt als solche ausweisen. Sonst wird hier auf zwei
inkomensurablen Ebenen diskutiert, die keinerlei
Schnittmenge haben.

Gruss Camajan
 
Hallo - ich stimme in jedem Satz dem User Camjan bei.

ein kleiner Zusatzgedanke:
Erst der evolutionär entstandene Mensch " erfand" seine eigene ideelle Begründung für sich und die uns umgebende Welt.
Und da gibt es - in der Tat nur zwei Antworten.
Eine, die wissenschaftlich immer beweisbarer wird: Evolution also die, die die Erfordernisse der modernen Wissenschaften erfüllt
Und eine , die wir kurz eine metaphysische Antwort nennen können. Dazu gehören sämtliche Schöpfungsmythen aller Völker - egal ob monotheistisch - oder ( häufiger) polytheistisch. Dazu gehört auch das scheinwissenschaftliche Erklärmodell des " letzten Grundes": Kreationismus oder ID.
In meinen Augen können wir letztere Antworten im augenblicklichen Erkenntnisstand der rationalen Wissenschaften nur glauben.


Zusatz


Es ist in meinen Augen an sich diskussionstechnisch unfruchtbar, dieses Gegensatzpaar als ein widerspruchslos zu lösendes darzustellen.
Glauben , annehmen, für wahr halten: also einerseits- und exakt zu wissen schließen sich in allen Bereichen des Lebens nicht aus.

Im Alltag bleibt jedem " Irrenden", und das sind wir alle ständig, die Möglichkeit, den Irrtum zu erkennen, wenn uns das Gegenteil dessen, was wir glauben, bewiesen wird.

Ich kann Richtiges glauben - Falsches glauben.


Solange mir nicht bewiesen werden kann, dass es ein " Verursacherprinzip" gibt, kann ich es nur glauben.
Wenn ich glaube, dass Mensch und Fisch gar nichts miteinander zu tun habe, kann mir jeder Fachmann/ jede Fachfrau beweisen,, dass ich Unrecht habe.



Jetzt habe ich mehr geplauscht als ich wollte.


Marianne


eben lese ich, dass Du, Camajan, Ziesemann bereits geantwortet hast. Meine Post bezog sich auf Dein erstes Post an Louiz
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Vielleicht ist die Art der Diskussionsführung nicht optimal für die Entfaltung einer Debatte, die uns in so einer komplizierten Frage weiter führen sollte. Und ich begrüße es sehr, das Ziesemann - hoffentlich noch rechtzeitig - darauf hinweist. Wobei viele der Ansätze von Camajan richtig sind.

Ich möchte in erster Linie erwähnen, dass es im Unterforum "Religion...." schon mal das Thema :"Evolution: Zufall oder "Intelligent Design" gab.

Ich erlaube mir einen meiner Beiträge von Juli hier wiederzugeben. Mein Ansatz war damals in erster Linie auf die Gefahr hinzuweisen, die durch das ID entsteht. Der ganz direkte Anlass, war der Artikel des Erzbischoffs von Wien, Kardinal Schönborn, in der "New York Times", der das ID befürwortete. Wenn ich das Wort Gefahr hier benutze, sollte es uns auch bewusst sein, dass das ID einen zutiefst politischen Hintergrund hat.
Ausserdem beinhaltet das ID sehr viele Gedanken, die völlig unlogisch sind. Im ersten Thread den ich erwähnte, wies schon ein Schreiber darauf, dass im Falle des ID es bedeuten würde, dass die Variationen (neben der Selektion das Hauptelement der Darwinschen Evolutionstheorie) sehr geschickt vorgetäuscht wurden. Dass sie bestehen, ist doch nicht zu leugnen. Aber wenn sie entstanden sind im Rahmen eines Intelligenten Projektes, hätte man sich ja die Mühe ersparen können. Denn die Selektion, besser gesagt ihre Richtung, stand ja schon fest. Dies nur eine der vielen Absurditäten und unwissenschaftlichen Elementen die das ID beinhaltet.

Hier mein Beitrag aus dem erwähnten Thread:

"In meinem Beitrag möchte ich nicht so im Einzelnen auf die Evolutionstheorie eingehen, sondern eher auf die Auffassung des Erzbischoffs von Wien, Kardinal Schönborn, so wie er sich in der "New York Times" äussert - und die evtl. Konsequenzen seines Standpunktes aufzeigen.

Aber zu erst doch noch ganz kurz zu Darwin und dessen Evolutionstheorie.
Kernpunkt dieser Theorie ist der Überlebenskampf. In diesen Überlebenskampf spielen die erblichen Variationen die Hauptrolle, besser gesagt, die Art wie diese sich behaupten können. Also nicht der Schöpfer, der die Entwicklung bestimmt, sondern die natürliche Selektion der Variationen, die sich durchsetzen, um der Spezies das Überleben zu ermöglichen.

Auch wenn sich die Theorien Darwins weiter entwickelt haben nach all den Entdeckungen die nach ihm stattgefunden haben: die Evolutionstheorie bleibt die einzig gültige Erklärung für das Entstehen, die Entwicklung und die Vielfallt des Lebens.

Kardinal Schönborn aber, überschreitet mit seinem Standpunkt die Kompetenzen der Theologie. Denn aus seinem Behauptungen ist zu entnehmen, dass der Glaube Vorrang hat vor der Wissenschaft.
Entgegen der Evolutionstheorie, stellt der Kardinal die These auf, dass die Entwicklung zielgerichtet, nach einem schöpferischen Plan abgelaufen ist. Also ist für ihm die Evolutionstheorie nur gültig, wenn auch Gott als Richtunggebender, miteinbezogen wird.

Wie Helga Novotny, emeritierte Professorin für Wissenschaftsphilosophie (Zürich) aufgezeigt hat, sind die Konsequenzen eines solchen Standpunktes, wenn er sich durchsetzen würde, weitgreifend. Der gegenseitige Respekt zwischen Glaubensfragen und Wissenschaft gerät so ins Wanken. Den Vorrang des Glaubens zu behaupten, bedeutet den Standpunkt der Wissenschaften zu relativieren.
Novotny zeigt weiter auf, dass eine der Folgen sein könnte, dass in den Ethikkommissionen - die so wichtig sind für die Entwicklung der Lebenswissenschaften - die Konfessionen stärker vertreten sein würden, als die Wissenschaften. Dadurch würde es noch schwerer zu einer Einigung zwischen Wissenschaft und Gesellschaft kommen.

In den USA, gibt es glaubensbasierte Bewegungen, die sogar fordern, dass gewisse wissenschaftliche Forschungen verboten werden. Es geht dabei um vielversprechende Forschungen, die für die med. Wissenschaften von grosser Bedeutung sind.

Man muss dies auch so sehn: da spricht eine Minderheit gegen eine Mehrheit, die eine solche (Rück)entwicklung nicht wünscht."

Dies ein erster Beitrag meinerseits zu diesem Thema.
 
Hallo louiz30,

danke für die Einführung in das Thema. Das Thema wird ja bereits seit geraumer Zeit in den Medien diskutiert.

Grundsätzlich stimme ich dem zu, was camajan geschrieben hat. Hinter "Kreationismus" und "Intelligent Design" verbirgt sich Schöpfungsglaube, der sich in ein wissenschaftliches Mäntelchen hüllt. Dieses Mäntelchen ist aber m.E. ziemlich löchrig. Ich beziehe mich da zunächst auf die Aussagen der "Kreationisten" zum 2. Hauptsatz der Thermodynamik (Entropiegesetz).

Die Evolutionstheorie ignoriert dieses fundamentale Gesetz der Physik. Der von ihr angenommene Mechanismus widerspricht dem zweiten thermodynamischen Hauptsatz.

Nein, die Evolutionstheorie widerspricht überhaupt nicht dem Entropiegesetz! Dieses Gesetz gilt nämlich nur für abgeschlossene Systeme. Lebewesen sind aber keine abgeschlossenen Systeme. Über den Stoffwechsel stehen sie mit ihrer Umgebung in ständigem Energie- und Masseaustausch (Nahrungsaufnahme, Verdauung bzw. "Verbrennung", Ausscheidung). Der Organisationsgrad eines Lebewesens, seine Ordnung, wird auf Kosten der Umgebung (ihrer Unordnung) ermöglicht und aufrechterhalten. Was zunimmt ist die Entropie des Gesamtsystems (Lebewesen + Umgebung).

Zu der angeblichen Tatsache, dass die Wahrscheinlichkeit für die Entstehung von Leben durch natürliche Vorgänge "nahezu gegen Null läuft", werde ich später mal meine Meinung äussern.

Dieses Thema sollte nun diese gegensätzlichen Punkte aufgreifen und im Sinne der Hegel'schen Dialektik auch die Synthese in Betracht ziehen, daß intelligentes Design und Evolutionstheorie nebeneinander und sich ergänzend existieren könnten.

Intelligentes Design und Evolutionstheorie ergänzen sich nicht, sie können nur koexistieren wie Glaube und Wissenschaft. Das ist meine generelle Haltung.

Gruss
Hartmut
 
Miriam schrieb:
Mein Ansatz war damals in erster Linie auf die Gefahr hinzuweisen, die durch das ID entsteht. Der ganz direkte Anlass, war der Artikel des Erzbischoffs von Wien, Kardinal Schönborn, in der "New York Times", der das ID befürwortete.
Der Herr Kardinal Schönborn war sicherlich nicht
über das Wesen von ID unterrichtet, sonst hätte er
das niemals gesagt.

Die europäischen Grosskirchen, katholisch und protestantisch,
haben mit ID nichts am Hut!

Sie vertreten eine "theistische Evolution", die sich
in keiner Weise gegen die naturalistische
Wissenschaft konfrontativ in Stellung bringt, sondern
an sie anschmiegt und spirituell ergänzt. Ohne Aufgabe von
Glaubensinhalten. Es geht also.

Stellt sich Frage:

aus welchem Umfeld kommen diese ID-Anhänger eigentlich?

Genaues weiss ich nicht, aber ich vermute Fundamentalisten
wie diese US Evangelisten, Zeugen Jehovas usw.

Gruss Camajan
 
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Man sollte, denke ich sehr deutlich unterscheiden zwischen der Bedeutung des Kreationismus und dem ID.

Hartmut schrieb:
Grundsätzlich stimme ich dem zu, was camajan geschrieben hat. Hinter "Kreationismus" und "Intelligent Design" verbirgt sich Schöpfungsglaube, der sich in ein wissenschaftliches Mäntelchen hüllt

Ich erwähne diesen Satz von Hartmut, denn eben hier laufen wir Gefahr diese beiden Theorien als gleichwertig, sprich auch gleichwertig falsch, zu betrachten. Dies sind sie aber keineswegs.


Die Kreationisten erklärten die Welt nur mit der Bibel und erweckten dabei nicht den Eindruck, wissenschaftliche Theorien ersetzen zu wollen. Anders die Vertreter des ID. Die Vertreter des "Intelligent Design" geben sich nämlich betont wissenschaftlich. Auch leugnen sie nicht die Selektion, sondern behaupten dies sei nur die halbe Wahrheit, der wichtigere Teil ist ja der intelligente Designer der dahinter steckt.

Dazu Phillip Johnson:
"Wir sagen nicht, wer oder was diese Intelligenz ist - die wissenschaftlichen Belege verraten uns das nicht"..... "Es könnte der Gott der Bibel sein, ebenso gut wie der des Koran, Allah. Die 'Intelligent Design'-Bewegung als Wissenschaft sagt nichts darüber aus. Die biologischen Beweise können uns nur die Richtung weisen: Es scheint, dass die Dinge, die existieren, nicht existieren würden, wenn nicht eine Intelligenz an der Schaffung dieser Dinge beteiligt gewesen wäre."

Ausserdem ist heute in den USA der Kampf gegen den Einfluss der Religion auf die Schule weit schwieriger als früher bei den Kreationisten:

Dazu Kenneth Miller:
"Für die meisten war beim Kreationismus ganz klar, dass Gott an der Entstehung der Welt mitgewirkt hat. Damit wusste jeder, dass es sich um eine religiöse Lehre handelt und nicht um Wissenschaft. 'Intelligent Design' beruht letztlich auf der gleichen Idee, aber die Verpackung ist viel besser, weil Gott und der Schöpfer nicht erwähnt werden. Daher sind die religiösen Wurzeln der Bewegung für die meisten viel schwerer zu erkennen."
 
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