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Endliche Ewigkeiten

S

Sofia

Guest
Aus Sofias Tagebuch vom 11.07.2008:

Ewigkeit ist ein Begriff, der in der Bibel oft vorkommt: «Von Ewigkeit zu Ewigkeit», «vor den Ewigkeiten», «ewiges Leben», «der ewige Gott», «ewige Strafe» usw. Im Wörterbuch steht unter Ewigkeit: Endlosigkeit, ewige Dauer, Grenzenlosigkeit, Unendlichkeit. Wann hatten denn die Ewigkeiten begonnen, wenn Gott zuvor schon existierte? Und wann hörte die eine Ewigkeit auf und fing die nächste an? Entspricht die biblische Definition des Begriffs Ewigkeit etwa nicht jener meines deutschen Wörterbuchs? Haben die biblischen Ewigkeiten ein Ende? Nicht auszudenken, wenn die ewige Strafe plötzlich endlich wäre. Das wäre ja dann dasselbe, wie wenn ein Vater seinen Sohn aufs Zimmer schickt und sagt: «Nun besinn dich mal und dann kannste wieder runter kommen». Der grausame Gott des Christentums sagte bisher eher: «Zu spät, nun kannst du ewig in der Hölle schmoren».
Bei genauerer Betrachtung der Bedeutung der Begriffe im hebräischen und griechischen Text stellt sich heraus, dass die richtigere Übersetzung «Zeitalter» wäre. Es gab zum Beispiel das «Zeitalter des Gesetzes» oder «das Zeitalter vor dem Gesetz». Es gibt auch noch «dieses finstere Zeitalter», in dem wir jetzt leben. Und es gibt «das nächste Zeitalter des Friedens». Diese Zeitalter haben alle eines gemeinsam: Sie beginnen und sie enden; ausser vielleicht das letzte aller Zeitalter, wenn Gott alles in allem sein wird. So wird aus dem «ewigen Gott» «der Gott, der in allen Zeitaltern herrscht». Und aus dem verheissenen «ewigen Leben» im nächsten Zeitalter des Friedens wird nicht ein unendlich langes Leben, sondern immer noch ein endliches Leben in einem neuen sterblichen Leib, aber in einem Zeitalter mit anderer Verwaltung. Für den den Überwindern verheissenen himmlischen Leib wird nämlich nicht der Begriff «ewig» in Bezug auf die Lebensdauer verwendet sondern der Begriff «unauflöslich». Dieses «unauflösbare» Leben wie es im Neuen Testament genannt wird, haben nur jene, welche Zugang haben zum «Neuen Jerusalem», dem himmlischen Garten Eden: Das sind die Überwinder.
Der Prophet Jona wurde von einem Walfisch verschluckt, weil er nicht tun wollte, was Gott ihm auftrug: «Ich schrie aus dem Schosse des Scheols… ich fuhr hinab zu den Gründen der Berge, der Erde Riegel schlossen sich hinter mir auf ewig…». Dieser von ihm als Ewigkeit empfundener Aufenthalt im Walbauch dauerte nur drei Tage und ist ein guter Beleg dafür, dass Ewigkeiten in der Bibel endlich sind.
 
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AW: Endliche Ewigkeiten

Zu diesem Thema bedarf es in philosophischer Hinsicht heute keiner Bibel mehr nachdem Meister Ludwig WITTGENSTEIN die unsterblichen Worte geschrieben hat:
"Wenn man unter Ewigkeit nicht unendliche Zeitdauer, sondern Unzeitlichkeit versteht, dann lebt der ewig, der in der Gegenwart lebt."
Tractatus logico-philosophicus, Satz 6.4311
Gruß, moebius
 
AW: Endliche Ewigkeiten

Hallo alle zusammen!
Glaubt Ihr nicht das Gott alle Unendlichkeiten und Ewigkeiten überschreitet bzw.tranzendiert,dh. eigentlich grösser als unendlich ist,obwohl das absolut unvorstellbar ist.Was ist eure Meinung dazu.
Vielen Dank
 
AW: Endliche Ewigkeiten

Hallo alle zusammen!
Glaubt Ihr nicht das Gott alle Unendlichkeiten und Ewigkeiten überschreitet bzw.tranzendiert,dh. eigentlich grösser als unendlich ist,obwohl das absolut unvorstellbar ist.Was ist eure Meinung dazu.
Vielen Dank

Das glaube ich.

Und die Frage, ob oder wie sich ER/SIE/ES
"persönlich" darstellt, hat - aus meiiner Sicht -
dabei eine völlig untergeordnete Bedeutung.

Viele Grüße
Reinhard70
 
AW: Endliche Ewigkeiten

Hallo alle zusammen!
Glaubt Ihr nicht das Gott alle Unendlichkeiten und Ewigkeiten überschreitet bzw.tranzendiert,dh. eigentlich grösser als unendlich ist,obwohl das absolut unvorstellbar ist.Was ist eure Meinung dazu.
Vielen Dank


Was ich dazu sagen wollte:

Ich fürchte mich so vor der Menschen Wort.
Sie sprechen alles so deutlich aus:
Und dieses heißt Hund und jenes heißt Haus,
und hier ist Beginn und das Ende ist dort.

Mich bangt auch ihr Sinn, ihr Spiel mit dem Spott,
sie wissen alles, was wird und war;
kein Berg ist ihnen mehr wunderbar;
ihr Garten und Gut grenzt grade an Gott.

Ich will immer warnen und wehren: Bleibt fern.
Die Dinge singen hör ich so gern.
Ihr rührt sie an: sie sind starr und stumm.
Ihr bringt mir alle die Dinge um.

Rainer Maria Rilke
Liebe Grüße
WW
 
AW: Endliche Ewigkeiten

Hallo alle zusammen!
Glaubt Ihr nicht das Gott alle Unendlichkeiten und Ewigkeiten überschreitet bzw.tranzendiert,dh. eigentlich grösser als unendlich ist,obwohl das absolut unvorstellbar ist.Was ist eure Meinung dazu.
Vielen Dank

Ich vermute, dass Gott die coincidentia oppositorum (Nikolaus von KUES) ist, also die Identität des GRÖSSTEN (= Makro-Kosmos) und des Kleinsten (= Mikro-Kosmos) ist ...
Etwa noch Fragen:confused:
Helau :clown2: (moebius)
 
AW: Endliche Ewigkeiten

Ich vermute, dass Gott die coincidentia oppositorum (Nikolaus von KUES) ist, also die Identität des GRÖSSTEN (= Makro-Kosmos) und des Kleinsten (= Mikro-Kosmos) ist ...
Etwa noch Fragen:confused:
Helau :clown2: (moebius)

Nein, ein :clown2: (wie Moebius) kann's möglcherweise
besonders gut (nach)sagen. :blume1:

Immer noch dabei
Reinhard70
 
AW: Endliche Ewigkeiten

Aus Sofias Tagebuch vom 11.07.2008:

Ewigkeit ist ein Begriff, der in der Bibel oft vorkommt: «Von Ewigkeit zu Ewigkeit», «vor den Ewigkeiten», «ewiges Leben», «der ewige Gott», «ewige Strafe» usw. Im Wörterbuch steht unter Ewigkeit: Endlosigkeit, ewige Dauer, Grenzenlosigkeit, Unendlichkeit.

Ich danke Dir mal wieder für diesen wunderbaren Artikel.
Mir ist immer schon mal der Gedanke gekommen, wir müssten lernen, zu übersetzen und anstatt von Ewigkeit zu Ewigkeit zu sagen

von Augenblick zu Augenblick

Damit haben wir dann die kindischen Übertreibungen aus unserem Sprachgebrauch genommen. Genauso wie die Wörter immer und nie
Das Wort ist eben Fleisch geworden. Da die Menschen eben göttlich und okay sind, ist es notwendig den richtigen Sprachgebrauch wieder zu lernen.

meint :megaphon: :schaf: rg
 
AW: Endliche Ewigkeiten

Ich erlaube mir eine winzige Modifikation:
Von Augen-Blick zu Augen-Blick ...
Darauf ein dreifach donnerndes Helau:clown2::clown1::clown3:
Gruß, moebius
 
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Wenn die Zeit als etwas von Gott gegebenes postuliert wird, dann geschieht dies zumeist aus zwei unterschiedlichen Perspektiven heraus. Dabei wird einerseits die Zeit als creatum gedacht und andererseits als distentio animi. Begleitet von der Feststellung, dass die Zeit nur durch die Tätigkeit des menschlichen Geistes existiert und überwiegend nur der Dauer eines erfahrenen Leids Ausdruck geben soll, bleibt damit offen, ob die Zeit gar ersatzweise als endliche Ewigkeit definiert werden könnte, da andererseits der Versuch, die Ewigkeit als unendliche Zeit zu charakterisieren, immerfort dem Scheitern menschlichen Verstehens preisgegeben wird.
 
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