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Die ehemaligen Stasi-Mitarbeiter und ihr Mangel an Unrechtsempfinden

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Miriam

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26. Juni 2005
Beiträge
9.722
Zwei aktuelle Ereignisse veranlassen ehemalige Stasimitarbeiter sich zu Wort zu melden und dadurch nochmals zu beweisen, dass die meisten von ihnen noch heute überhaupt kein Rechts- bzw. Unrechtsempfinden für ihre Tätigkeit in der DDR entwickelt haben.

Erst zu den beiden Ereignissen die den Unmut verursacht haben:
Zum einen sollen im ehemaligen Stasi-Gefängnis Hohenschönhausen Informationstafeln aufgestellt werden um auf die grausamen Ereignisse hinzuweisen, die sich in diesem ehemaligem Sperrgebiet zugetragen haben.
Hohenschönhausen war ein geheimes, sehr großes Gefängniskomplex, in dem über 2500 Stasimitarbeiter ihre Tätigkeit ausübten.
Sehr wenige dieser gewesenen Mitarbeiter wurden nach der Wiedervereinigung vor Gericht gestellt. Es scheint nun so, dass die Tatsache dass sie nicht zur Verantwortung gezogen wurden, sie in ihrem gestörten Rechtsempfinden regelrecht verstärkt hat. Bis zum Ende der DDR wurden in Hohenschönhausen etwa 45.000 Gefangene inhaftiert, für viele endete ihre normale Existenz hier – ob sie nun Oppositionelle waren oder aber Bürger die bei ihrer Flucht gefangen wurden.

Was bringt nun die ehemaligen Stasi-Mitarbeiter auf die Palme? Sie behaupten in erster Linie, dass die DDR ein Rechtsstaat war. Hubertus Knabe, Leiter der Gedenkstätte Hohenschönhausen, sagt dazu: "Sie haben keinerlei Unrechtsbewusstsein. Das leichte schlechte Gewissen Anfang der 90er Jahre ist verflogen. Zum zweiten ist der Erfolg der Gedenkstätte eine Provokation. Die Reisebusse zu sehen und zu wissen, dass hier jedes Jahr 140.000 Menschen durchgehen."

Historiker wie Jochen Staadt, vergleichen diese Haltung der gewesenen Stasi-Mitarbeiter mit jener der ehemaligen NS-Mitarbeiter Anfang der 60er Jahre. Damals und jetzt stellt man fest, dass keine Einsicht in das angerichtete Unrecht besteht.
Noch heute wird seitens der ehemaligen Stasi-Mitarbeiter eine beachtliche Aktivität entwickelt um ihre eigene Version über den Rechtsstaat DDR zu propagieren. Es werden Schulleiter angeschrieben, Kampagnen gegen Historiker geführt die die Geschichte der DDR ins rechte Licht rücken. Wie es Günther Bohnsack, der selber im Dienste der MfS war ausdrückt: "Der Knast ist ein Synonym für die ehemalige Existenz des MfS, ein unrühmlicher Fixpunkt. Er wird fast zum Monument der Gemeinsamkeit hochstilisiert. Die wollen, glaube ich, einfach einen Schlussstrich für sich selbst ziehen und werden unruhig und aggressiv über diese Rückblende in ihre Vergangenheit."


Das zweite irritierende Ereignis für die ehemaligen Stasi-Mitarbeiter, ist der Film „Das Leben der anderen“ - Florian Henckel von Donnersmarck hat das Drehbuch geschrieben und Regie geführt. Im Gegensatz zu den eher komödiantisch-nostalgischen Filmen über die DDR, zeigt dieses Werk das unmenschliche System der DDR und der Stasi einerseits, und den Umgang der Menschen mit ihrer Unfreiheit, mit der Lüge der sie ausgesetzt sind. Wohnungen werden verwanzt, Belastendes gegen Menschen die als nicht linientreu betrachtet werden wird einfach zusammengestellt um sie zu diskreditieren. Es werden die Spitzel und ihre Opfer gezeigt – und das war die Realität der Stasi und der DDR. Auch dieser Film weckte den Unmut der ehemaligen Stasi-Mitarbeiter.
 
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Vorteil des Alters

Wenn man - wie ich als Jugendlicher - erlebt hat, wie die Nazivergangenheit nach 1945 "bewältigt" wurde, dann konnte man gar nichts anderes erwarten, als dass die Schuldigen sich gegenseitig ihre Unschuld beteuern, dass die Masche "war doch alles nicht so schlimm" gestrickt werden würde und Legitimationsversuche für das eigene Handeln unternommen werden.
Ich sehe die Ursache für ein solches Verhalten, mag es auch moralisch verwerflich sein, ist es eigentlich, in folgendem:
1. Niemand kann permanent mit Schuldgefühlen leben.
2. Im ganzen Leben versuchen wir ex post rationale Rechtfertigungsgründe auch für Fehlverhalten zu finden.
3. Man möchte sich nicht sagen: Ich habe ein falsches Leben gelebt, weil man damit seine gesamte vita in Frage stellt, das verträgt die Achtung vor der eigenen Person nicht.
4. Schließlich gibt es auch eine rationale Uneinsichtigkeit, gespeist aus Dummheit. Du weißt doch, es gibt keinen anständigen intelligenten Kommunisten. Ist er intelligent, kann er nicht lauter sein. Ist er Idealist (solche gab es auch unter den Nazis), dann muss er dumm sein.

Mea culpa, mea maxima culpa - das konnte Luther sagen; aber im Lande Luthers gibt es den eben nur einmal.

Das Thema wird nicht viele "vom Hocker reißen", obwohl es ein Paradebeispiel ist, wie Geschichte verdrängt wird, wenn lästige Einsichten unausweichlich sind.

Zum Gruße - Ziesemann
 
Ziesemann schrieb:
4. Schließlich gibt es auch eine rationale Uneinsichtigkeit, gespeist aus Dummheit. Du weißt doch, es gibt keinen anständigen intelligenten Kommunisten. Ist er intelligent, kann er nicht lauter sein. Ist er Idealist (solche gab es auch unter den Nazis), dann muss er dumm sein.
Ziesemann


Das ist eine politisch unzulässige Verallgemeinerung und verstößt gegen die Menschenwürde.Abgesehen davon, dass einer der ehrlichsten und klügsten Menschen, die ich kenne, Kommunist war - im KZ saß - und durchaus die Fehler des DDR-Systems sah.
Ich habe das Posting von Ziesemann Mag zum Löschen gemeldet.

Marianne
 
Völker höret die Signale:

Herr Ziesemann bezeichnet einen überzeugten Kommunisten wie Berthold Brecht als nicht lauter, denn ich gehe davon aus, dass er ihn für intelligent hält.
 
Zuletzt bearbeitet:
Lenke nicht ins Scherzhafte ab, lieber R. .
Mir ist diese Sache absolut ernst und ich erwarte von Walter oder Mag, dass dieser Punkt 4 aus dem Ziesemannpostinmg gestrichen wird. Er ist politisch inkorrekt.
Und bis jetzt war dieses Forum ein liberales - ich kenne es über drei Jahre. Solche Verallgemeinerungen sind nicht nur dumm, sie sind menschenverachtend.
 
Stasi-mitarbeiter und ihr Mangel an Unrechtsempfinden

Interessant, aber ich habe auch nur grausliche Kommunisten in meinem Leben kennen gelernt. Zufall?

Bedaure, das sagen zu müssen, aber es ist die Wahrheit.

suche

:geist: :geist: :geist:
 
Meldung

Sollte tatsächlich aus meinem Posting ein einzelner Punkt, der sich erkennbar gegen keine einzige bestimmte Person richtet, sondern eindeutig karikaturistisch ein Bonmot darstellt, von einem Admin eliminiert werden, dann käme das einer Zensur gleich und Walter möge dann auch mich gleich aus der Userliste löschen.

Ziesemann
 
suche schrieb:
Interessant, aber ich habe auch nur grausliche Kommunisten in meinem Leben kennen gelernt. Zufall?

Bedaure, das sagen zu müssen, aber es ist die Wahrheit.

suche

:geist: :geist: :geist:

Es geht hier nicht darum, ob ich wahrhaft vorbildliche Menschen kenne, die Kommunisten sind und die Userin oben nur grauslige, es geht, lieber Baerliner, auch nicht darum, dass BB ein äußerst scharfsinniger Denker war, es geht darum, dass hier eine Menschengruppe verallgemeinernd verunglimpft wird.
Ich weise nochmals darauf hin, dass das ein Verstoß gegen die political correctness ist. Gibt es da nicht sogar ein Grundrecht, das besagt, dass kein Mensch wegen seiner Zugehörigkeit zu bestimmten Ideologien verunglimpft werden darf.
Da es ja ein deutscher Staatsbürger ist, der diesen Grundsatz verletzt, hier eine kurze Gedächtnisstütze:
Das Deutsche Grundgesetz sichert die Religionsfreiheit in Art. 4 GG:

(1) Die Freiheit des Glaubens, des Gewissens und die Freiheit des religiösen und weltanschaulichen Bekenntnisses sind unverletzlich.

Und wer alle alle Kommunisten als dumm oder unanständig bezeichnet, macht sich in meinen Augen strafbar - im Sinne der oben zitierten Grundrechtsbestimmung.

Marianne




Ich bitte um Löschung des entsprechenden Absatzes.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Hin und hergerissen zwischen meiner Absicht zu schweigen oder doch Stellung zu nehmen, bewegt mich hauptsächlich der oberflächliche und unqualifizierte Kommentar von Suche, doch etwas dazu zu schreiben.
Ich tue es in erster Linie weil sie alle Kommunisten als grauslig bezeichnet - und das ist eigentlich der Tenor den wir schon kennen, denn sie wusste auch genau wie die Juden sind (siehe Thread über die jüdischen Einwanderer).
Ich schreibe nun hier in erster Linie wegen der vielen Kommunisten die in der Illegalität gekämpft haben und mit dazu beigetragen haben, dass die Nazidiktatur schneller ihr Ende fand. Einige aus meiner Familie gehörten dazu - zum Beispiel mein Bruder. Und viele gute Bekannte meiner Eltern hattem den Mut Widerstand zu leisten. Zum Teil wurden sind deportiert und starben in Transnistrien.
Aber Leute wie Suche wissen gar nicht wo das lag und was sich da zugetragen hat. Doch sie haben viele grauslige.... etc.. Alles begleitet von hopsenden, ulkigen Smileys, versteht sich.

Diesen Hohn möchte ich eigentlich hier stehen lassen.
Es liegt bei den einzelnen die hier lesen sich ihre Gedanken dazu zu machen.
 
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Korrektur

Ein Jurist sagte mir eben, dass solche Sager nicht strafbar seien, sondern eben nur gegen den Geist unserer westlichen Demokratien verstießen.
 
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