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Der Zweck heiligt die Mittel?

AW: Der Zweck heiligt die Mittel?

es gibt für die moralischen fragen, ob ein leben für mehrere leben "geopfert" werden darf einige dillemas die zeigen, dass die generelle ablehnung der opferung doch nicht so eindeutig ist

dilemma 1:
ein waggon rollt auf eine gleisbaustelle zu
eine weiche kurz vor der baustelle ist so eingestellt, dass der waggon eine gruppe von 5 bauarbeitern überrollt und tötet
auf dem anderen gleis ist 1 bauarbeiter, der bei umstellung der weiche getötet würde
du stehst an der weiche: stellst du die weiche um ?

dilemma 2:
selbige baustelle mit 5 gleisarbeitern und selber waggon
kurz vor der baustelle eine brücke, auf der ein schwerer mann steht, der, wenn du ihn auf die gleise wirfst, den waggon aufhält (und dabei stirbt)
du selbst bist nicht schwer genug, also selbstopferung ausgeschlossen
wirfst du ihn auf die gleise ?

dilemma 3:
nach einem schiffbruch sitzt du in einem voll besetzen rettungsboot
an bord ist eine person, die schwer verletzt ist und die nacht mit sicherheit nicht überleben wird
neben dem boot schwimmt eine noch gesunde person, die aber mit sicherheit sterben wird, wenn sie nicht ins boot kommt
darf die schwer verletzte person über bord geworfen werden, um jener im wasser das überleben zu sichern (selbstopferung ist natürlich auch hier ausgeschlossen) ?

dilemma 4:
ein bunker in kriegszeiten mit einigen personen um einem baby
das baby schreit und ist nicht zu beruhigen
feindliche soldaten nähern sich und würden das baby schreien hören
wenn sie es hören, werden die flüchtlinge entdeckt und ausnahmslos alle umgebracht
die einzige möglichkeit, das baby zum schweigen zu bringen ist, es zu ersticken
darf man es dann ?

dilemma 5:
ein entführtes passagierflugzeug, die entführer kündigen an, in ein stadion zu stürzen
jenes ist voll besetzt und mit 60000 toten wäre zu rechnen
darf man das flugzeug abschießen und damit 180 passagiere opfern ?


wer auch nur 1 dilemma nicht mit einem eindeutigen "nein" lösen kann, für den ist das prinzip "kein leben darf für ein anderes geopfert oder aufgegeben oder dessen ende in kauf genommen werden" nicht mehr absolut gültig

lg,
Muzmuz
 
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AW: Der Zweck heiligt die Mittel?

Muzmuz, wem stellst du solche Fragen? Einem verantwortlichen Politiker? Dem Baustellenleiter? Einem Polizeipräsidenten? Einem Nachbarn? Dem, der eine Anweisung gibt? Dem, der sie ausführt?

Merke: Das Recht handelt von dem, was ich anderen schulde. Moral handelt von dem, was ich mir selber schulde.
 
AW: Der Zweck heiligt die Mittel?

von Corsario:
Merke: Das Recht handelt von dem, was ich anderen schulde. Moral handelt von dem, was ich mir selber schulde.

Ich bin Lehrer.
Ich lehre Moral.
Meine Schüler lernen das und verinnerlichen die Moral.
Sie mögen sie und erkennen ihren Wert an, sie identifizieren sich mit der Moral.
Nun verstoßen sie gegen die Moral und erleben Schuldgefühle.
Wem schuldet das Kind nun etwas?
Sich selber? oder mir? Oder meinem Lehrer?

Soll ich es mir nun merken oder lieber be-merken, hmm? :)

Liebe Grüße
Bernd
 
AW: Der Zweck heiligt die Mittel?

Liebe Denkforum-User,

für ein Auswahlgespräch bei einer norddeutschen Beratungsfirma für Außen- und Sicherheitspolitik bräuchte ich ein paar Tipps. Das Auswahlgremium ist berühmt berüchtigt für ethische Grundsatzfragen, zum Beispiel

- ob der Tod eines Einzelnen in Kauf genommen werden darf, wenn dadurch mehrere Menschen gerettet werden

- ob man jemanden zu einer Straftat überreden darf, wenn es dem Wohl der oder einer Mehrheit dient

- ob es vertretbar ist, Informationen, die unter großer Wahrscheinlichkeit mit Hilfe von Folter erpresst wurden, zu verwenden

Bei eine kleinen "Probediskussion" mit Freunden hat sich herausgestellt, dass meiner Argumentation die Tiefe fehlt und deshalb würde ich gerne Euch fragen

a.) Kennt jemand von Euch die wichtigsten "Denker" zu diesem Themenkomplex, Standardwerke, Denkströmungen?

b.) Wie ist eure Meinung zu diesen ethischen Grundsatzfragen, zum Abwägen von Menschenleben, zur unbedingten Gesetzestreue?


Danke fürs mitdenken,

Kaamos

Hi all,

der Tod eines Einzelnen darf nicht in Kauf genommen werden um das Leben von vielen zu schuetzen, ausser es ist dein eigenes Leben, welches du riskierst, um der Gemeinschaft einen Dienst zu erweisen.

Eine Erwartungshaltung gegenueber Anderen fuer "die grosse" Sache zu sterben ist...
glaube ich die Feigheit sich selber fuer etwas aufzuopfern.

Frage 2:

Nein, wenn du etwas bewegen willst, dann TU es SELBST. Das gebietet fuer mich der Anstand und mein Verantwortungsbewusstsein gegenueber meinen Mitmenschen.

Frage 3:

Wir leben in einer Demokratie wo die Menschen verhindern moechten, dass mit Gewalt
Kontrolle ausgeuebt wird.
Daher: Wenn du als Polizist einen Verbrecher erst die Knochen brichst um ein Kind zu retten, dann bereit bist die Strafe zu tragen: ja.

Wenn nicht, siehe Argumentation von Frage 1 & 2.

Keinerlei Allgemeingueltigkeit vorhanden.
Aber ich wuerde es so machen.

Viel Erfolg,

GiftedToBeHuman
 
AW: Der Zweck heiligt die Mittel?

Bernd: Du solltest besser keine Moral lehren; schon gar nicht, wenn Du zu allem Überfluss Lehrer bist. Denn Moral handelt von dem, was ich mir selber schulde. Und davon kann keiner außer mir was wissen.

Der Sinn meines Spruchs war dieser: Moral lässt sich nicht lehren.
 
AW: Der Zweck heiligt die Mittel?

Bernd: Du solltest besser keine Moral lehren; schon gar nicht, wenn Du zu allem Überfluss Lehrer bist. Denn Moral handelt von dem, was ich mir selber schulde. Und davon kann keiner außer mir was wissen.

Der Sinn meines Spruchs war dieser: Moral lässt sich nicht lehren.

Wenn gemeint ist, dass sich die Menschen freiwillig fuer ein gutes Verhalten entscheiden sollen, ja.

Aber es ist durchaus angebracht, zu versuchen, Moral zu vermitteln. Ohne Zwang.
Fuer mich ist das Stichwort Denkanstoss dabei sehr wichtig.

Gruesse,

GiftedToBeHuman
 
AW: Der Zweck heiligt die Mittel?

Hallo Muzmuz !

Wenn ich in einer Situation wäre, in der ich die von Dir konstruierten Entscheidungen treffen müsste, würde ich bei

die weiche umstellen

den schweren Mann auf die Gleise werfen

den zu Tode Geweihten über Bord werfen

das Baby töten

das Flugzeug zum Abschuss freigeben,

ABER, Muzmuz, ich bin nicht in der Situation und werde - das kann ich - dafür beten, nie in eine derartige Situation zu kommen.

Ende der Horrorvision.

Zeili
 
AW: Der Zweck heiligt die Mittel?

"Moral" lässt sich 'vermitteln': in Einzelteilchen zerlegen und portionsweise verabreichen. Solche Moral ist unsittlich.

Moralität lässt sich nicht vermitteln.
 
AW: Der Zweck heiligt die Mittel?

Muzmuz, wem stellst du solche Fragen? Einem verantwortlichen Politiker? Dem Baustellenleiter? Einem Polizeipräsidenten? Einem Nachbarn? Dem, der eine Anweisung gibt? Dem, der sie ausführt?

hallo,

die frage kann man jedem stellen, der daran interessiert ist, seine moral zu hinterfragen

es sind natürlich sehr konstruierte szenarien, in die die meisten menschen glücklicherweise niemals gelangen
aber ob konstruiert oder nicht...moralische grundsätze müss(t)en doch immer gelten, oder ?

diese dilemmata führen vor augen, dass die grundsätze doch nicht so zwingend sind und in den einzelfällen gar willkürlich, wenn auch begründet, anmuten können

die meisten in unserer gesellschaft würden beispielsweise die weiche umstellen, aber nicht den schweren mann (gegen dessen willen) von der brücke werfen, obwohl beide handlungen das selbe ergebnis brächten
man opfert 1 menschen, um 5 zu retten

ähnlich schwer einsehbar ist die argumentation, warum passive sterbehilfe erlaubt sein soll, während aktive sterbehilfe strafbar ist

lg,
Muzmuz
 
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AW: Der Zweck heiligt die Mittel?

Dann will ich mich mal erklären, so gut ich kann: Wenn ich einen von den Leuten persönlich kenne - und selbst wenn ich ihn gar nicht mag -, stellt sich die Frage radikal anders, als als wenn er mir völlig fremd ist. Und bin ich ihm irgendwie verpflichtet, habe ich an dem, was er ist oder wie er ist, eine Verantwortung? Bin ich ein Politiker oder ein Hoheitsträger, der die Verantwortung, die ihm für's "große Ganze" zufällt, gesucht hat? Und redest Du da zum Beispiel von meinem Baby?

Recht handelt davon, was ich anderen schulde. Wenn ich mir willentlich eine Verantwortung für die Andere aufgebürdet habe, dann schulde ich sie ihnen. Der moralische Mensch fragt (außerdem - oder vorher?), was er sich selber schuldet.

"Die Moral sagt schlechthin nichts
bestimmtes. Sie ist das Gewissen, eine bloße Richterin
ohne Gesetz. Sie gebietet unmittelbar, aber immer einzeln.
Gesetze sind der Moral durchaus entgegen."

Novalis
 
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