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Der Zweck heiligt die Mittel?

Kaamos

New Member
Registriert
13. Juli 2006
Beiträge
7
Liebe Denkforum-User,

für ein Auswahlgespräch bei einer norddeutschen Beratungsfirma für Außen- und Sicherheitspolitik bräuchte ich ein paar Tipps. Das Auswahlgremium ist berühmt berüchtigt für ethische Grundsatzfragen, zum Beispiel

- ob der Tod eines Einzelnen in Kauf genommen werden darf, wenn dadurch mehrere Menschen gerettet werden

- ob man jemanden zu einer Straftat überreden darf, wenn es dem Wohl der oder einer Mehrheit dient

- ob es vertretbar ist, Informationen, die unter großer Wahrscheinlichkeit mit Hilfe von Folter erpresst wurden, zu verwenden

Bei eine kleinen "Probediskussion" mit Freunden hat sich herausgestellt, dass meiner Argumentation die Tiefe fehlt und deshalb würde ich gerne Euch fragen

a.) Kennt jemand von Euch die wichtigsten "Denker" zu diesem Themenkomplex, Standardwerke, Denkströmungen?

b.) Wie ist eure Meinung zu diesen ethischen Grundsatzfragen, zum Abwägen von Menschenleben, zur unbedingten Gesetzestreue?


Danke fürs mitdenken,

Kaamos
 
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Hallo Kaamos,
du sagst, deinen Argumenten fehlt die Tiefe.
Warum suchst du Tiefe in der Breite, also mit noch mehr Informationen von anderen? Tiefe findest du, wenn du ergründest, was du in dir selbst zu den erwähnten Themen findest.

Berater, die angelesenes Wissen verkaufen, gibt es schon genug. Was dabei rauskommt, erleben wir aktuell.

Geh in dich und sei ehrlich zu dir selbst. Das ist mMn auch gefragt, denn die Fragestellungen, die du aufgezählt hast, haben keine einfachen "richtigen" Antworten.

In diesem Forum gibt es aber auch schon jede Menge Antworten zu deinem Thema. Mit der Suchfunktion kannst du sie auch finden.

Alles Gute!

herzlich
lilith
 
Hallo Lilith,

danke für Deine Antwort. Du hast natürlich recht, dass man sich die Tiefe der Argumentation selbst erarbeiten muss. Denkanstöße von außen sind aber wichtig. Außerdem habe ich gehofft, die Vielschichtigkeit möglicher Antworten hier im Forum zeigt mir die Spannbreite des Themas auf und Ansichten, die ich im Augenblick noch gar nicht ins Kalkül gezogen habe. Du kennst doch sicher die Situation, in der man genüsslich in einem Buch schmökert und nach einer besonderen Passage aufeinmal den Textmarker sucht, weil der Autor entweder sehr gut formuliert hat oder eine völlig neue Sichtweise einführt.

Zu obigem Themenkomplex habe ich zum Beispiel mal einen Artikel von einem Juristen gelesen, der zur Folterproblematik gesagt hat, dass man von der unrechtmässige Erhebung der Information (Folter) nicht auf die mangelnde Rechtmäßigkeit ihrer Verwendung (z.B. Verhinderung eines Anschlags) schließen darf. Da wurden gleich ganz neue Gehirnwindungen stimuliert.

Vor meinem Beitrag habe ich die Suchfunktion benutzt und auch manches spannende gefunden, z.B. die Ausführungen zum Film eine Frage des Gewissens.

Viele Grüße,

Kaamos
 
Welcher Zweck wird verfolgt?

Zu „Der Zweck heiligt die Mittel“

Zu Frage a) ich kenne niemanden.

Zu Frage b) meine Meinung ist negativ. Um darüber zu schreiben würde zu weit führen.


Für mich käme solch ein Arbeitsplatz, an dem getestet wird wie weit ich bedingungslos einsetzbar bin, nicht in Frage!

MfG Jan Amos
 
@ Jan Amos

Es geht eher um die Art der Auseinandersetzung mit der Frage. Soweit ich weiss, suchen die keinen Folterknecht um ihre Azubis auf die richtige Spur zu bringen!
 
Kennt jemand von Euch die wichtigsten "Denker" zu diesem Themenkomplex, Standardwerke, Denkströmungen?

Hallo Kaamos.

Ich meine, dass die „korrekten“ Antworten zu deinen Fragen eher politische Motive verlangen. Und bei politischen Motiven ist die Wahrheit bekanntlich ein leichtfüßiger Geselle. Das hat mit Denken nicht viel zutun. Wenn du dort angenommen werden willst, indem du bestimmte politische Meinungen akkurat wiedergibst oder raffiniert herleitest, die „Wahrheit“ mit Namen der Vergangenheit rechtfertigst, wird dir das gelingen, aber wer will dann da schon arbeiten.

Als „Denkströmung“ zu Ismus-Denken oder dem Einzelnen im Verhältnis zur „Herde“ kann ich dir hier nur mal aus der Hüfte Friedrich Nietzsche oder zu Gewalt im weitesten Sinne Jiddu Krishnamurti empfehlen, ob du danach aber noch zu diesem Verein willst, das kann ich dir nicht garantieren. *schmunzel*

Ich vermute, es gibt keinen „wichtigen Denker“, allenfalls einen Kaugummi, den man nach dem Drauftreten sehr schlecht los wird.

Viele Grüße und alles Gute
Bernd
 
Du scheinst...

Kaamos schrieb:
Liebe Denkforum-User,

für ein Auswahlgespräch bei einer norddeutschen Beratungsfirma für Außen- und Sicherheitspolitik bräuchte ich ein paar Tipps. Das Auswahlgremium ist berühmt berüchtigt für ethische Grundsatzfragen, zum Beispiel

- ob der Tod eines Einzelnen in Kauf genommen werden darf, wenn dadurch mehrere Menschen gerettet werden

- ob man jemanden zu einer Straftat überreden darf, wenn es dem Wohl der oder einer Mehrheit dient

- ob es vertretbar ist, Informationen, die unter großer Wahrscheinlichkeit mit Hilfe von Folter erpresst wurden, zu verwenden

Bei eine kleinen "Probediskussion" mit Freunden hat sich herausgestellt, dass meiner Argumentation die Tiefe fehlt und deshalb würde ich gerne Euch fragen

a.) Kennt jemand von Euch die wichtigsten "Denker" zu diesem Themenkomplex, Standardwerke, Denkströmungen?

b.) Wie ist eure Meinung zu diesen ethischen Grundsatzfragen, zum Abwägen von Menschenleben, zur unbedingten Gesetzestreue?


Danke fürs mitdenken,

Kaamos

Du scheinst komplett ungeeignet für den Job. Lass es lieber sein, wenn du kein
eigenes Gefühl für die Dinge entwickeln kannst.

Wir haben schon genug Leute in verantwortlichen Positionen die uns wegen ihrer Unwissenheit in Krisen ziehen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Bernd schrieb:
Hallo Kaamos.

Ich meine, dass die „korrekten“ Antworten zu deinen Fragen eher politische Motive verlangen. Und bei politischen Motiven ist die Wahrheit bekanntlich ein leichtfüßiger Geselle. Das hat mit Denken nicht viel zutun. Wenn du dort angenommen werden willst, indem du bestimmte politische Meinungen akkurat wiedergibst oder raffiniert herleitest, die „Wahrheit“ mit Namen der Vergangenheit rechtfertigst, wird dir das gelingen, aber wer will dann da schon arbeiten.

Hallo Bernd,

vielen Dank für Deinen Beitrag. Die politische Dimension jeder einzelnen Frage lässt sich nicht bestreiten, steht jedoch nicht unbedingt im Mittelpunkt. Das Gremium möchte sehen, wie der Bewerber mit Fragen umgeht, die nicht mit Ja oder Nein beantwortet werden können. Die Konstuktion von klassischen Dilemmasituationen gehört dazu.

Absolut zustimmen muß ich Dir in Bezug auf die parteipolitische "Anbiederung" als Bewerber. Mir ist die Nähe des Unternehmens zu zwei bestimmten Parteien bekannt, würde diese Parteinähe meinen Überzeugungen widersprechen, hätte ich mich nicht beworben. Sicherlich wäre es ein knock out - Kriterium, jede Anwort in ein starres ideologisches Korsett zu pressen, aber dass ist eh nicht meine Art. Ausserdem würde Schauspielerei die Intelligenz des Gremiums beleidigen. Ich konnte schon einige Male Auswahlrunden von "der anderen Seite" mitverfolgen, wer leidenschaftslos einen fremden Standpunkt verteidigt, ist schnell am Ende mit seinen Argumenten.


Bernd schrieb:
Als „Denkströmung“ zu Ismus-Denken oder dem Einzelnen im Verhältnis zur „Herde“ kann ich dir hier nur mal aus der Hüfte Friedrich Nietzsche oder zu Gewalt im weitesten Sinne Jiddu Krishnamurti empfehlen, ob du danach aber noch zu diesem Verein willst, das kann ich dir nicht garantieren. *schmunzel*

Danke für die Tipps, ich werde mir mal eine Werk von Krishnamurti bestellen. Zu Nietzsches Büchern ist mein Verhältnis gerade etwas angespannt, aber das ist ein anderes Thema...

Um es noch mal klarzustellen: Ich habe mich nicht bei der Folterknecht AG oder bei Russland-Inkasso beworben. Es geht bewusst um komplexe Fragen in Grenzbereichen. Ist auch viel spannender als abgenudelte Themen wie Todesstrafe - Pro und Contra, EU-Beitritt der Türkei etc.

Viele Grüße,

Kaamos
 
eve13 schrieb:
Du scheinst komplett ungeeignet für den Job. Lass es lieber sein, wenn du kein
eigenes Gefühl für die Dinge entwickeln kannst.

Wir haben schon genug Leute in verantwortlichen Positionen die uns wegen ihrer Unwissenheit in Krisen ziehen.


Hallo eve13,

mit dem Vorwurf habe ich gerechnet. In diesem anonymen Forum kann ich auch gut damit leben. Das Ziel meines Eingangsposts war es, so offen wie möglich Fragen zu stellen. Hätte ich meine Ansichten oder Autor XY mit eingebaut, wären diese diskutiert worden anstatt ergebnisoffen die ganze Bandbreite zu erörtern.

Ausserdem sind die gestellten (beispielhaften) Fragen für mich persönlich, und ich glaube auch für manch anderen, schwer spontan,intuitiv, aus dem Gefühl heraus befriedigend zu beantworten. Ich bin nicht Nietzsche. Ich will lernen, Standpunkte hören, theroretische Konstrukte lesen und meine intuitive Meinung ständig überprüfen.

Ein (wenn auch ein wenig abweichendes) Beispiel dazu. Ich komme aus einer erzkonservativen, sehr christlichen Familie. Bis zu einem gewissen Alter waren für mich Liebe und Sex untrennbar miteinander verbunden. Dann kam Milan Kundera und brachte mit seinen (frühen) Büchern einiges in Bewegung. Seinen Gedanken und Gleichnissen konnte ich mich nicht verschließen. So änderte sich meine Einstellung zum Thema peu à peu, ein Prozess, den ich als sehr angenehm empfand.

Vielleicht würdest Du das als Schwäche auslegen, wenn man sich nicht aus eigener Kraft sondern durch Reizpunkte von aussen verändert. Aber auch bei diesem Thema hatte ich ein (letztlich auch von aussen auferlegtes) Gefühl, dass sich bei intensiver Auseinandersetzung als für mich falsch erwiesen hat. Erst das abstrakte Wissen, dann das konkrete Gefühl.
 
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Die Reizpunkte...

...müssen sein um dem kindlichen fast formlosen Geist eine
Richtung zu geben.

Das Schöne ist, das die anfängliche Formlosigkeit dem Kind einen
Start in viele verschiedene Kulturen ermöglicht, mit tausenden
verschiedenen Sprachen.

Leider verfestigt sich dieser Geisterkit später immer mehr und
um flexibel zu bleiben, muß man ihn ständig neu aufbrechen.

Das ist eine anstrengende Sache, aber es lohnt sich.
 
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