• Willkommen im denk-Forum für Politik, Philosophie und Kunst!
    Hier findest Du alles zum aktuellen Politikgeschehen, Diskussionen über philosophische Fragen und Kunst
    Registriere Dich kostenlos, dann kannst du eigene Themen verfassen und siehst wesentlich weniger Werbung

Zusammenbruch des Finanzsystems

Thorsten

New Member
Registriert
26. März 2007
Beiträge
1.114
In USA: plötzlich soll der Staat 700 Milliarden reinschieben, weil die Geldgewinnung durch Aktienan- und Verkauf kurzfristig nicht reibungslos arbeitet. Dabei wurden vorher schon Tausende Aktiennehmer um ihre Altersvorsorge geprellt.

In Deutschland wäre es noch verständlich, daß der Staat für die Renten der "kleinen Leute" einspringt - mit Verweis auf "Riester" und "Rürup", wer da nicht bei war, hat Pech gehabt. Daß der Staat auch Gebühren verlangt, die eine Riester-Rendite per annum übersteigen, sei hier diskret verschwiegen und den Rechenkünsten der Annehmer staatlichen Angebots überlassen.

In beiden Fällen sprechen wir nicht von erwirtschaftetem Gut, sondern von imaginärem Geld -

- aber wie soll ich jetzt handeln? Meine paar Kröten in den Sparstrumpf stecken oder gleich ausgeben?

"Investieren" klingt ja angesichts der Finanzkorruption wie ein Verlustgeschäft.
 
Werbung:
AW: Zusammenbruch des Finanzsystems

Dieses Thema ist wohl nicht "abgehoben" genug, um beantworten zu werden. Schade, ich hatte wenigstens die übliche Schelte des raffgierigen Kapitalismus erwartet. Jetzt, beim offensichtlichen Zusammenbruch der imaginären Wall-Street-Gewinnoptimierung, ist Schweigen im Walde.
 
AW: Zusammenbruch des Finanzsystems

Dieses Thema ist wohl nicht "abgehoben" genug, um beantwortet zu werden. Schade, ich hatte wenigstens die übliche Schelte des raffgierigen Kapitalismus erwartet. Jetzt, beim offensichtlichen Zusammenbruch der imaginären Wall-Street-Gewinnoptimierung, ist Schweigen im Walde.

Hallo Thorsten,

habe neulich bei "Pelzig unterhält sich" reingeschaut.
Pelzig stellte die Frage, was denn Sozialismus und Kapitalismus unterscheide.

Antwort (sinngemäss):

Im Sozialismus wird zuerst verstaatlicht, dann folgt der Bankrott.

Im Kapitalismus kommt zuerst der Bankrott und dann wird verstaatlicht.

Gruss
Hartmut
 
AW: Zusammenbruch des Finanzsystems

Thorsten schrieb:
In USA: plötzlich soll der Staat 700 Milliarden reinschieben,
weil die Geldgewinnung durch Aktienan- und Verkauf kurzfristig nicht reibungslos arbeitet.

[...]

Dieses Thema ist wohl nicht "abgehoben" genug, um beantworten zu werden.
Schade, ich hatte wenigstens die übliche Schelte des raffgierigen Kapitalismus erwartet.
Jetzt, beim offensichtlichen Zusammenbruch der imaginären Wall-Street-Gewinnoptimierung,
ist Schweigen im Walde.

Thorsten, what else should we do ?

In der Fernseh-Diskussionssendung Club-2 des ORF haben gestern einige Leute vom Fach recht klug gesprochen,
neben Bankstern und einer ATTAC-Dame auch der ehemalige (sozialistische) Finanzminister Ferdinand Lacina
und der amerikanische Nobelpreisträger Joseph Stiglitz,
aber ob das etwas nützt, das steht wieder auf einem anderen Blatt.

Bemerkenswert erscheinen mir vor allem jene Aussagen von Stiglitz und Lacina, aus denen zu entnehmen war,
dass die Verwerfungen und Fehlentwicklungen keineswegs unvorhergesehen gekommen sind, sondern von den
Verantwortlichen (Politiker unter Einfluss von Lobbyismus-Drogen) bewusst in Kauf genommen wurden.

Deshalb sind auch Hoffnungen, dass jetzt wenigstens die richtigen Lehren aus dem Debakel gezogen werden,
nicht gerade realistisch.

Da ziehen extrem hartgesottene Burschen im Hintergrund die Fäden.
Erst wenn diesen Leuten der Arsch auf Grundeis geht (revolutionäre Erschießungskommandos im Anmarsch,
Guillotine in der Empfangshalle, o.ä.), sind wirksame Reglementierungen zu erwarten.

Das musste auch einmal in aller Klarheit gesagt werden.
 
AW: Zusammenbruch des Finanzsystems

[...]
Bemerkenswert erscheinen mir vor allem jene Aussagen von Stiglitz und Lacina, aus denen zu entnehmen war,
dass die Verwerfungen und Fehlentwicklungen keineswegs unvorhergesehen gekommen sind, sondern von den
Verantwortlichen (Politiker unter Einfluss von Lobbyismus-Drogen) bewusst in Kauf genommen wurden
.

[...]
Das musste auch einmal in aller Klarheit gesagt werden.

Hallo Neugier!
Da bin ich aber froh, dass ich mit meiner Meinung über diese ganze Scheiße nicht allein bin.

Ich finde, das passt auch zu Hartmuts vorangegangenem Beitrag. Da wäre allerdings ein nicht unwesentlicher Unterschied aus meiner Sicht. Wo vorher verstaatlicht war, da hatten alle Menschen in einem Staat Anteil am vorhandenen Wohlstand. Jetzt, in der aktuellen Finanzkrise, fressen die Geldsäcke nicht nur das Vermögen, das sie wie ein Spielgeld herumverspekuliert hatten, sie kriegen auch noch als Nachtisch Steuergeld nachgeworfen, das der Allgemeinheit sehr schmerzlich fehlen wird.

Aber anscheinend gibts ja immer wieder genug Geld, wenn es auch für so manche Zwecke sinnvoller eingesetzt werden könnte. Der Finanzmarkt ist ja sicherlich deswegen so kompliziert strukturiert, damit die gewöhnlichen Sterblichen nicht durchschauen, was mit dem ihnen vorenthaltenen Geld eigentlich wirklich passiert.

Was mich am meisten wütend macht: Niemand wird zur Verantwortung gezogen werden, weil ja niemand persönlich irgendwas falsch gemacht hat. :wut1:

:blume1:
 
AW: Zusammenbruch des Finanzsystems

lilith51 schrieb:
Was mich am meisten wütend macht:
Niemand wird zur Verantwortung gezogen werden, weil ja [angeblich; Anm. Neugier]
niemand persönlich irgendwas falsch gemacht hat.
Gerade in der Empörung über dieses Faktum sehe ich noch eine gewisse Chance,
dass doch noch zielführende Änderungen am Reglement vorgenommen werden.

Diese Empörung beschränkt sich ja keineswegs auf die "üblichen Verdächtigen",
auf die notorischen Ritter des Neidkomplex-Ordens,
sondern ist in nahezu allen Gesellschaftsschichten anzutreffen.

Man muss diesen "Verantwortlichen" ja nicht unbedingt gleich im ersten Schritt eine Guillotine
in die Empfangshalle stellen.
Der erste Schritt könnte ja auch eine Rückforderung ihrer weit überhöhten Gagen und Erfolgsprämien sein.
Die exorbitant hohen Gagen der Damen und Herren "Verantwortlichen" wurden ja mit der großen Verantwortung
gerechtfertigt, die sie für den Erfolg des Unternehmens zu tragen haben.
Wenn sich jetzt herausstellt, dass der Erfolg nur vorgetäuscht war, dass ihre Geschäftsführung in Wahrheit einen
unübersehbar großen Schaden verursacht hat, dann ist eine Rückvergütung der zu Unrecht bezogenen Gagen wohl
selbstverständlich.

In jenen Fällen, in denen sich diese Einsicht nicht einstellt, könnte als nächste Eskalationsstufe dann die Pfändung
des gesamten Vermögens dieser Herrschaften in Aussicht gestellt werden.

Erst wenn auch das nicht zur Einsicht in die Notwendigkeit einer grundlegenden Änderung des Reglements führt,
dann könnten im dritten Schritt diese Herrschaften dem Urteil des Volkszornes überlassen werden.

Und wenn die Volksseele erst einmal überkocht und der Zorn über die unfassbare Präpotenz dieser "Verantwortlichen"
nahezu alle Gesellschaftsschichten erfasst,
dann haben erfahrungsgemäß die Prinzipien der Rechtsstaatlichkeit ausgedient,
dann wird dem zur leeren Worthülse degradierten Begriff "Verantwortung" sein ursprünglicher Inhalt
mit Guillotinen und Erschießungskommandos wieder zurückgegeben.


Wenn das nicht gar so grauslich wäre, würde ich wetten,
dass spätestens nach der Enthauptung des zehnten skrupellosen Finanzmafioso die Bereitschaft deutlich zunimmt,
ein Reglement zu akzeptieren, das eine wirksame Verhinderung solcher krimineller Machenschaften erlaubt.

Sowas getraue ich mir in dieser Klarheit aber garnicht zu sagen.
 
AW: Zusammenbruch des Finanzsystems

Wir sehen jetzt, dass Geld im Grunde in rauen Mengen da ist, dass es nur einen dringenden Grund braucht, wie die Finanzkrise, militärische Interventionen, „humanitäre Hilfe“ oder Terrorbekämpfung, dass gigantische Summen bereitgestellt werden. Es ist schlicht und einfach nicht mehr zu leugnen, dass massenhaft Geld da ist. Es kommt nur auf eine entsprechende Dringlichkeitslage an. Nun, was ist dringend?, ist es tatsächlich nur unsere Angst vorm Verlust unseres Wohlstandes und die Angst vor bösen Männern mit Knarre und Bärten?

Deutschland: Nach dem Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) würde eine Erhöhung des Sozialhilfesatzes (vlg. SGBII) auf die allgemein empfohlenen 420 Euro ca, 10 Mrd. kosten. Peer Steinbrück, Finanzminister (SPD), lehnte das letztes Jahr ab, da er die Haushaltskonsolidierung gefährdet sah.

Inzwischen stützt er die West LB, SachsenLB, BayernLB, die HSH, die IKB, die Hypo Real Estate... und die, die wir noch erleben werden. Wenn ich etwa grob zusammenzähle, liegen wir bis heute schon einiges über 30 Mrd., ich hoffe, wir bleiben unter 100.

Wir müssen m.E. ein bisschen aufpassen, dass wir die Dringlichkeit der Armutsmilderung ebenso erkennen, wie die der Rettung unserer Anlagegelder. Das allgemeine Ungerechtigkeitsempfinden, die Angst der Bevölkerung in die Stütze abzurutschen, der allgemeine Linksruck, die offensichtlich erbärmliche finanzielle Lage am unteren Rand unserer Gesellschaft... sollten deutlich machen, dass es sich hier nicht um lediglich ein Kommunikationsproblem handelt, sondern um eine echte Schieflage. Hoffentlich dämmert das langsam mal, ich habe keine Lust, die Mauer um mein Häuschen jedes Jahr einen weiteren Meter aufzustocken. Ich bin mir nicht im Klaren, ob die Verantwortlichen wirklich merken, dass diesem Trend ebenso mit ein paar Milliarden entgegen gesteuert werden kann. Was soll noch passieren, dass man das als dringend anerkennt, soll Oskar Lafontaine (Linkspartei) tatsächlich erst Kanzler werden? Dann kann ich die Mauern gleich in Kuppelform über mir zusammenführen. Was mir dann noch meine Geldanlagen nutzen, das frag ich mich langsam mal.

Das Klima ist einfach schlecht geworden und ich finde das Klima genauso lebenswichtig, wie Geld. Daher meine Anregung, neben dem Bankenschutz auch in den sozialen Klimaschutz zu investieren.

Bernd
 
AW: Zusammenbruch des Finanzsystems

Wir sehen jetzt, dass Geld im Grunde in rauen Mengen da ist...


Das kann man auch anders interpretieren. Es könnte nämlich auch einfach nur zuviel Geld im Umlauf sein und es sich bei der Finanzkrise nicht um eine Immobilien-, sondern um eine Geldblase handeln. Nur fünf Prozent des im Umlauf befindlichen Kapitals sind gedeckt. Es bestehen demnach fünfundneunzig Prozent des Marktes aus Versprechen. Darin besteht die große Angst der Banken... das morgen alle Kunden das Versprechen (des Geldes) eingelöst bekommen haben wollen. Das ist eine gigantische 'Reise nach Jerusalem'... solange die Musik spielt, fällt es nicht auf, dass nicht für jeden ein Stuhl vorhanden ist...
 
Werbung:
AW: Zusammenbruch des Finanzsystems

Wir müssen m.E. ein bisschen aufpassen, dass wir die Dringlichkeit der Armutsmilderung ebenso erkennen, wie die der Rettung unserer Anlagegelder. Das allgemeine Ungerechtigkeitsempfinden, die Angst der Bevölkerung in die Stütze abzurutschen, der allgemeine Linksruck, die offensichtlich erbärmliche finanzielle Lage am unteren Rand unserer Gesellschaft... sollten deutlich machen, dass es sich hier nicht um lediglich ein Kommunikationsproblem handelt, sondern um eine echte Schieflage. Hoffentlich dämmert das langsam mal, ich habe keine Lust, die Mauer um mein Häuschen jedes Jahr einen weiteren Meter aufzustocken. Ich bin mir nicht im Klaren, ob die Verantwortlichen wirklich merken, dass diesem Trend ebenso mit ein paar Milliarden entgegen gesteuert werden kann. Was soll noch passieren, dass man das als dringend anerkennt, soll Oskar Lafontaine (Linkspartei) tatsächlich erst Kanzler werden? Dann kann ich die Mauern gleich in Kuppelform über mir zusammenführen. Was mir dann noch meine Geldanlagen nutzen, das frag ich mich langsam mal.

Das Klima ist einfach schlecht geworden und ich finde das Klima genauso lebenswichtig, wie Geld. Daher meine Anregung, neben dem Bankenschutz auch in den sozialen Klimaschutz zu investieren.

Bernd

Hi Bernd,

"sozialer Klimaschutz" ist gut formuleirt.

Aber auch zuweit rechts sollte politisch nicht gerutscht werden.

Ich denke, das Dilemma sollte vor allem auch auf politischer Ebene insoferne angegangen werden, dass nicht alle auslagern und dass hier Gegenströmungen einsetzen sollten - ist eh schon sehr spät aber trotzdem.

Dann finde ich weiters, dass wir in Europa viel zu viele Restriktionen für den Einzelnen haben - das Leben in südlichen Ländern ist bunter und für den Einzelnen evtl. mit mehr Möglichkeiten verbunden. Bitte mich zu korrrigieren, wenn ich das evtl. zu "verschnörkelt" sehe.
Aber was ich meine ist: dem Einzelnen muss die Möglichkeit leichter gemacht werden, etwas dazu zuverdienen dürfen. Dies gilt ganz besonders für Arbeitslose, Langzeitarbeitslose etc. Es bringt einer Wirtschaft doch überhaupt gar nichts, wenn nur alles in Normen erstarrt ist und jemand der sowieso schon berufliche Probleme hat noch mehr bekommt.

Regelungen schön und gut, aber Luft zum Atmen sollte schon auch noch gegeben sein.
Wie genau dies man machen könnte habe ich ntürlich keine Ahnung, aber so wie auch im Bildungsbereich man Anregungen von anderen Ländern aufnehmen könnte, tut und vielleicht mal tun wird, müsste es auch in anderen Bereichen möglich sein.

Eine gute Wirtschaft braucht das Geld im Fluss. Zuviele Arbeitslose hindern diesen Geldfluss. Auslagerungen von Arbeitsplätzen ebenfalls. Wirtschaft ist halt ein Kreislauf mit vielen Variablen, die eigentlich mehr durchdacht werden sollten.

Hoffe ich konnte mich halbwegs gut ausdrücken bei diesem schwierigen und komplexen Problem.

lb Gr sartchi
 
Zurück
Oben