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Zufälle im Leben

Das irgendwo auf der Welt ein Meteorit herunter kommt - das ist vielleicht nicht so selten. In Deutschland sind da mehrere Fälle aus den letzten Jahrzehnten bekannt.
Dass aber ein Meteorit durch das Dach eines Wohnhauses schlägt: Das ist selten, nach Expertenmeinung kommt dergleichen nur ein- oder zweimal pro Jahrhundert vor.

Dennoch ist kürzlich ein Meteorit durch das Dach eines Hauses geschlagen, und zwar in Elmshorn, in Schleswig-Holstein, und zwar am 25.04.23.
Allerdings: "Das zweite Mal im Jahrhundert", das passierte nur wenige Tage später.
Denn am 08.05.23 schlug ein Meteorit durch das Dach eines Wohnhauses nahe Titusville, New Jersey, USA.

Heisst dies nun, dass wir nun keine Angst mehr haben müssen, dass uns in den nächsten 100 Jahren ein Meteorit auf den Kopf fällt?
Nein, das heißt es natürlich nicht.
Zunächst einmal sind nicht wir diejenigen, die die Parameter festsetzen wie etwa bei Versuchen zur Wahrscheinlichkeitsrechnung à la Münzwurf. Diese Parameter existieren, und wir kennen die genauen Werte nicht sondern schätzen sie aus Erfahrungswerten.

Sollte die Erde einen Meteoritenschwarm kreuzen, könnten auch hunderte solcher Minimeteoriten innerhalb eines Jahres Haus- und Autodächer durchschlagen.
 
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Nein, das heißt es natürlich nicht.
Zunächst einmal sind nicht wir diejenigen, die die Parameter festsetzen wie etwa bei Versuchen zur Wahrscheinlichkeitsrechnung à la Münzwurf. Diese Parameter existieren, und wir kennen die genauen Werte nicht sondern schätzen sie aus Erfahrungswerten.

Schon klar.
Im Jahr 2013 schlug in Tscheljabinsk, Russland, ein Meteor auf. Es handelte sich um den größten bekannten Meteor (ca. 12.000 t Gewicht) seit über 100 Jahren. Bisher einmalig für einen Meteoritenfall ist die hohe Zahl der verletzten Personen von rund 1500 – die meisten durch splitterndes Fensterglas.

Dennoch: Dass ein Meteorit ein Dach durchschlägt, das ist ein sehr seltenes Ereignis. Bislang waren mir überhaupt nur zwei Fälle bekannt. Irgendwann in den 1950er oder 60er Jahren durchschlug ein Meteorit ein Hausdach in Südfrankreich und verletzte eine schlafende Frau ganz erheblich am Oberschenkel. Beim zweiten Fall durchschlug ein Meteorit in den 70er Jahren in den USA die Motorhaube eines Autos. Verletzt wurde niemand, denn es saß niemand in dem Auto, es stand auf einem Parkplatz.
Trotzdem irgendwie schräg: Man stelle sich vor, mal will sein Auto vom Parkplatz abholen, und dann wurde es von einem Meteoriten zerschossen!

Die genannten Fälle aus meinem Post #79 sind jeder für sich allein schon sehr seltene Vorkommnisse. Dass aber dann auch noch zwei derartige Vorfälle so kurz aufeinander folgen - das ist schon extrem ungewöhnlich.
 
So selten sind die Vorfälle nicht


Schön ist auch diese Liste - je dichter unsere Welt besiedelt wird umso häufiger die beobachteten Ereignisse:

 
Jeder kennt seltsame Zufälle im Leben. Manche erscheinen fast ein wenig zu seltsam, so dass man sich fragt, ob wirklich ein Zufall war oder doch eine Art Fügung.

Heute glauben wir nicht mehr an Fügung, also greift man auf andere Erklärungen zurück, erhöhte Aufmerksamkeit für ein Thema, gemeinsame Erinnerungen bei verschiedenen Personen, durch eine Fernsehsendung, die Gedanken an früher aufkommen lässt und da denkt man an alte Freundinnen, ruft sie an und tatsächlich hat auch die Freundin gerade an einen gedacht … weil auch sie die Sendung sah und ebenfalls an die Vergangenheit dachte.
Außerdem passieren auch sehr unwahrscheinliche Dinge immer wieder mal. Selten zwar, aber sie kommen eben vor.

Aber kann das alles erklären, was wir an seltsamen Zufällen erleben?
Oder gibt es doch etwas dahinter oder wo auch immer, das uns verbindet, leitet oder sogar führt?
Sind es doch nur nachträglich konstruierte Ereignisse, denen dann erst ein Sinn zugeschrieben wird oder zieht sich eine rote Linie durch unser Leben?

Nur, philosophisch gefragt, wo ist dieses Dahinter und wie könnte es überhaupt wirken?

Was sind Eure Erlebnisse und Meinungen?
Spannendes Thema! Ich glaube, die meisten „Zufälle“, die uns seltsam vorkommen, lassen sich rational erklären, erhöhte Aufmerksamkeit, Wahrscheinlichkeiten, die man unterschätzt, oder dass unser Gehirn Muster erkennt, auch wenn eigentlich keine direkte Verbindung besteht.
Trotzdem fühlt es sich oft so an, als würde etwas „dahinterstecken“, gerade bei Ereignissen, die emotional wichtig sind. Vielleicht ist es einfach die Art, wie unser Gehirn Sinn konstruiert.

Ich persönlich finde es faszinierend, wie stark sich Erinnerungen und Gedanken verknüpfen. Manchmal wirkt es fast so, als würde „das Leben“ uns kleine Hinweise geben.
 
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Beim Thema Zufall bin ich eigentlich besonders kritisch, weil ich der Meinung bin, dass wir etwas als zufällig einstufen, weil wir die Einflussfaktoren und Gesetzmäßigkeiten nicht richtig einschätzen oder überblicken können, die zu einem Ereignis geführt haben.
Ich hatte allerdings manche Erlebnisse, die meine Einstellung ganz schön ins Wanken gebracht haben.
Ein ehemaliger Kollege und später ein guter Freund nachdem er in den Ruhestand wechselte, hat eine Krebsdiagnose bekommen - es war Blasenkrebs. Ich habe ihn besucht - unsere Frauen kannten sich auch inzwischen - und ich habe ihm gesagt, dass ich von einem anderen Bekannten erfahren hatte, der auch die gleiche Diagnose bekam, aber seine Operation liegt schon Jahre zurück und es geht ihm gut, bis auf die häufigeren Toilettenbesuche. Er brauche sich also keine großen Sorgen zu machen.
Er wurde also operiert und danach ging es ihm ganz gut und er bedankte sich dafür, dass ich ihn vor der Operation beruhigt habe.
Wir haben uns dann ein paar mal im Jahr gegenseitig besucht bis er mir bei einem Anruf sagte, dass bei ihm Metastasen entdeckt wurden und er muss behandelt werden. Ich habe einige Zeit später wieder angerufen und erfahren, dass er operiert wurde und ich habe anschließend über längere Zeit nicht mehr angerufen, weil ich nicht wusste, wie es ihm geht und ich wollte nicht stören.
Es waren ungefähr acht Monate vergangen seit unserem letzten Telefonkontakt und eines Tages hatte ich plötzlich das dringende Bedürfnis, ihn trotzdem anzurufen, um zu wissen, wie es ihm geht und ich habe es einfach getan. Seine Frau war dran und sie sagte mir, dass sie und ihr jüngerer Sohn soeben vom Krankenhaus gekommen sind, wo sie sich von ihm verabschiedet haben.
Zufall hin oder her, aber ich wüsste nicht, welche Einflussfaktoren und welche Gesetzmäßigkeiten mitgewirkt haben könnten, dass ich minutengenau dort angerufen habe, um zu erfahren, dass mein Freund im Sterben liegt - und das nach rund acht Monaten wohlgemerkt.
Es gab einen weiteren, ähnlich gelagerten Fall, - auch mit einem Freund und zwar aus meiner Jugend - aber das würde zu lange dauern, darüber zu erzählen.
 
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