• Willkommen im denk-Forum für Politik, Philosophie und Kunst!
    Hier findest Du alles zum aktuellen Politikgeschehen, Diskussionen über philosophische Fragen und Kunst
    Registriere Dich kostenlos, dann kannst du eigene Themen verfassen und siehst wesentlich weniger Werbung

Wolfgang Kraus Nihilismus heute oder Die Geduld der Weltgeschichte

Coeur Froid

New Member
Registriert
22. April 2003
Beiträge
349
Schon seit ca. 2 Jahren steht dieses Buch in meinem Regal, irgendwann habe ich die Lektüre abgebrochen, die dort dargestellte Form des Nihilismus scheint mir zu unreflektiert, zu spezifisch, zu modern.

Kraus wurde '24 in Wien geboren und scheint als Gründer der Österreichischen Gesellschaft für Literatur recht bekannt geworden zu sein.
Da ich gerade auf die Schnelle keinen interessanten Strang zum Nihilismus gefunden habe, wollte ich mit dem Verweis auf dieses Buch das Thema einmal angerissen haben.

Hat jemand außer mir vll. dieses Buch gelesen? Kraus scheint in seiner Ausarbeitung einen "Neurotisch- psychologischen Nihilismus" zu untersuchen, wie er von Turgenjew in Bezug auf Russland beschrieben wurde. Kraus dehnt den Begriff auf die "dialektische Zwiespältigkeit" der Gesellschaft aus und denkt dabei besonders an vermeintlich elitäre Kreise, die desillusioniert von den Ereignissen des 19. / 20. Jhds. in diese "Antiideologie" verfallen.

Was mich besonders an der Arbeit störrt, ist der Umstand, dass der Text offensichtlich als typisch moderne Analyse zu betrachten ist, Ideologien und Verheißungen irgendwelcher Gesellschaftssysteme werden als "demaskiert" betrachtet, die betroffenen Schichten werden als orientierungslose Allesbezweifler beschrieben. Ich frage mich allerdings, wie man im Jahre '83 eine derartig weitreichende These formulieren konnte, die sich meiner Auffassung nach in keiner Weise bestätigt hat und eigentlich als "irrelevant" abgetan werden darf.
Auch frage ich mich, ob die Abkehr von den bekannten Ideologien wirklich unmittelbar in den Nihilismus gründet, immerhin verstarb ein Jahr später Foucault, woraus ich einfach 'mal schließe, dass die diskursive Analyse zu dem Zeitpunkt schon mehr als verbreitet gewesen sein dürfte? Zu diesem Zeitpunkt muss Kraus Werk bereits anachronistisch gewirkt haben, ein modernes Mythos der orientlierungslosen, weil wahrheitsbefreiten, Gesellschaft.

für Kommentare dankbar,

Coeur Froid
 
Werbung:
Zurück
Oben