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Weshalb ist Bildung so nützlich?

Sorry, dann solltest du dich klarer positionieren. Auch mal über die Bedeutung von Smiley nachlesen. Mit den Augen rollen hat eben eine Bedeutung, die deine Bemerkungen in ein bestimmtes Licht stellen. Das hat @Anideos dir ja bereits erklärt.
Ok, du wusstest es anscheinend nicht, aber das kann man nicht mir anlasten, wenn ich das in den entsprechenden Kontext stelle.

Das ist doch die Schwierigkeit im virtuellen Raum. Da entstehen schnell Missverständnisse. Um so wichtiger, sich klar zu positionieren und Smileys korrekt zu setzen. Oder eben im Nachgang klar stellen.
Sorry, bezüglich meiner emotionalen Rückantworten. Ich habe mich soeben über dieses Smiley
schlau gemacht. Es gibt viele Interpretationen, die für das „Augen rollen“ :rolleyes: in Frage kommen.

In der Anglosphäre wurde es als passiv-aggressive Reaktion auf eine unerwünschte Situation oder Person identifiziert. Die Geste
wird verwendet, um der Zielperson ohne Körperkontakt nicht zuzustimmen oder abzulehnen oder Verachtung auszudrücken.
[1]

Diese Interpretationen und auch die von Anideos: „Dieses "Smiley" wie du es nennst, bedeutet "ich habe kein Verständnis dafür"
treffen auf mich überhaupt nicht zu! Um Irritationen zu vermeiden, werde ich
dieses für mich „nachdenkliche Smiley“ zukünftig nicht mehr verwenden.

Vielleicht verwendete ich unbewusst, wegen Anideos und Konsorten, dieses Smiley?
D.h. ich wollte zeigen das ich der Platzhirsch bin und die Widersacher sich trollen sollen?

https://www.wissenschaft.de/erde-umwelt/vielsagendes-augenrollen/
Mein Problem bei dir ist, dass da mitunter Widersprüche entstehen. Ich bin ja in sehr vielen Bereichen auf deiner Linie.
Dito, ich könnte dir auch mehr Zustimmungen geben, aber ich will nicht zu sehr einschleimen!
Es gibt aber Teilbereiche, da bist du sehr sehr weit rechts und wenig differenziert. Oder du kannst es einfach nicht klar rüber bringen.
Ich scheine ja nicht die Einzige zu sein, die einige deiner Ansichten als vorurteilsbehaftet empfindet. Du bedienst halt leider viele Klischees und Propaganda.

Vielleicht ist dir schon aufgefallen, dass ich vor allem dann und deshab angegriffen werde WEIL ich stark differenziere.

TM, definitiv eine Differenziererin
Ich orientiere mich halt meistens an den aktuellen Schlagzeilen. Das sind nun mal Themen
dabei, die für die meisten Tabu sind, weil sie nicht in der rechten Schublade landen wollen.
Beim Thema Flüchtlinge, oder Migration, erhalte ich so gut wie keine Rückantworten. :(

Ich mag auch nicht gerne in diese Schublade gesteckt werden, deshalb übertreibe ich
es oft mit den Lobhudeleien, dass irritiert manche und sie meinen dann es war Satire.
Besonders Anideos sprang gerne über dieses Stöckchen und so ehrlich wie ich bin,
freute es mich, wenn ich ihn abermals sticheln konnte. Aus Spaß wurde oft ernst. :oops:

d.m., der versuchen wird besser zu differenzieren, damit er der „Cancel Culture“ gerecht wird. ;)
 
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Noch was. Wenn du es als Krieg ansiehst, weil ich bei einigen Dingen nicht deiner Meinung bin und das auch mitteile,
dann finde ich das schade.
Im Grunde ist das doch ein schwarz-weiß Denken. Entweder in allem der selben Meinung, dann ist man Freund, ansonsten Feind?

Ich habe solche kriegerischen Gedanken nicht. Für mich ist keiner mein Feind, wenn er andere Ansichten hat als ich.
Man kann doch unterschiedliche Meinungen haben, ohne sich als Feind anzusehen.
Und da muss und kann ich auch mal eine Bemerkung schlucken, die mir nicht passt. Das gehört doch dazu.
Und naturgemäß geht es bei politischen Themen auch mal emotional und etwas härter zu. Das muss man aushalten können.
Aber deshalb bist du doch nicht mein Feind! Ich respektiere dich trotzdem.

Ok, es gibt hier auch Gestalten, da fällt es mir schwer sie zu respektieren.

Und nur weil jemand meiner Meinung ist, ist er noch lange nicht mein Freund.
Hier sind wir im virtuellen Raum mit fremden Menschen. Da lege ich andere Kriterien an.

TM, gegen Aussprechen einer Feindschaft, nur weil man unterschiedlicher Meinung ist.
Ach, ich bin halt manchmal ein bisschen derb. Vor vielen Jahren war ich noch ein Choleriker. :wut2:
Feinde habe ich hier nicht, selbst Anideos und Muzmuz werden von mir nicht ignoriert.
Ich mag sogar manchmal ihre Schlagfertigkeit und ihren sarkastischen Humor. :D

d.m., der denkt, dass Du vieles viel zu ernst nimmst und dass Du keinen Humor hast. :(
 
Jenseits von Dummheit wird der Kofferträger sicher nicht mehr verdienen als der Empfänger von Bürgergeld. Dieser bekommt dazu seine Miete und die Heizkosten in voller Höhe erstattet. Wozu sich also Gedanken über unbezahlbare Energiekosten machen und arbeiten?

Nein HK gibt es nicht grundsätzlich in voller Höhe! Dieses Märchen hält sich hartnäckig, wie viele andere H4-Märchen.

Schon seltsam. Darüber, dass die Wirtschaft und z. T. Weltkonzerne (Leiharbeit) Niedriglöhne zahlen und staatlich subventioniert werden, regt sich keiner auf. Wenn Arbeit nicht zum Leben reicht, dann läuft was mächtig schief.
Auch ein Punkt, die vielen "caritativen" Einrichtungen (Armutsindustrie), die mit den 1€ Jobbern typische Dienstleistungen von Solo-Selbstständigen und Kleinbetrieben anbieten (Hausmeistertätigkeiten, Gartenarbeiten.), denen die Kunden weg nehmen und dafür Millionen Steuergelder kassieren.

Ohne das Streben nach mehr, um seiner "Brut" einen Vorsprung vor der Anderer zu verschaffen, gäbe es keine Weiterentwicklung

Dieses Märchen entstammt der Kapitalismuslobby, bzw. Antikommunisten. Ich habe darüber schon soziologische Abhandlungen gelesen, die das widerlegen. Schon in der Steinzeit war die primäre Motivation zur Weiterentwicklung quasi Faulheit ;)Das Leben einfacher und bequemer zu machen, die Lebensbedingungen zu verbessern.
Hauptmotivation also definitiv nicht, besser zu sein als der andere, oder mehr zu haben.

Wenn der Kofferträger als Single in Vollzeit (174h/Monat) zum Mindestlohn arbeitet hat er ein Brutto von 2.088€, netto bleiben 1.485€.

Und wenn ihm dies nicht reicht, ist er Aufstocker und erhält zusätzlich H4 aus Steuergeldern.

Es wurde bisher Billigarbeit subventioniert. Da soll sich mit dem Bürgergeld ändern und der Fokus auf Bildung gelegt werden.
Da ist auch gut so. Denn der Arbeitsmarkt ändert sich durch den technischen Fortschritt, weg von den einfachen Arbeiten hin zu komplexen Aufgaben.
Das wird aber trotzdem auf Dauer ein Problem werden, da die Automatisierung natürlich auch Arbeitsplätze kostet.
Denn die Robotik wird immer besser und ersetzt zunehmend Menschen.
Das Thema Robotersteuer ist ja auch schon alt.

Bildung ist leider nicht das Allheilmittel gegen Arbeitslosigkeit und Armut :(

TM, beängstigt, ob ihr Sohn mal noch eine ausreichende Rente und ggfls. Pflegeplatz erhält
 
So bildet Deutschland seine Schüler im aktuellen Ukraine Krieg
Hier läuft das ziemlich sachlich ab

Warum hat Russland die Ukraine angegriffen?

Durch den Krieg gegen die Ukraine will der russische Staatspräsident Wladimir Putin die Ukraine oder Teile der Ukraine unter seine Kontrolle bringen. Schon 2014 hat Russland die Halbinsel Krim im Südosten der Ukraine militärisch besetzt. Seitdem will Putin auch das Donbass-Gebiet im Osten mit Gewalt von der Ukraine loslösen. Die Ukraine leistet Widerstand gegen diese russische Politik.

Es gibt auch Planspiele https://www.lpb-bw.de/fileadmin/lpb_hauptportal/pdf/planspiel/pl_ukraine.pdf
Den Inhalt habe ich mir noch nicht genau angeschaut.

In Baden-Württemberg sieht das allerdings anders aus.

Ukraine-Krieg 2022 – Russland-Ukraine-Konflikt erklärt
Russlands Anliegen gilt indes nicht nur der Ausweitung des sicherheitspolitischen Einflusses in Osteuropa. Putin möchte Russland wieder als Großmacht etablieren, auf Augenhöhe mit den USA und China beziehungsweise in Partnerschaft mit China gegen den Westen. Nach seinen Vorstellungen sollen die Kräfteverhältnisse neu sortiert werden, wobei Russland in diesem neuen Gefüge wieder eine große Rolle spielen soll. Historisch betrachtet möchte Putin wieder ein international einflussreiches Staatsgebilde aus Russland, Belarus und der Ukraine formen, in Anlehnung an das ehemalige Gebiet der „Kiewer Rus“. Um diese Wiederzusammenführung zu erreichen, um sein russisches Imperium wiederherzustellen, zu erweitern und zu sichern, ist ihm offensichtlich jedes Mittel recht. Putin gehe es in seinem Kampf auch weniger um neue Gebietsansprüche an sich. Vielmehr kämpfe er gegen ein Erstarken der Demokratie in der Ukraine, gegen die freiheitlich-demokratische Werteordnung des Westens insgesamt, die in Gestalt der Ukraine aus Sicht Russlands eine Gefahr für das autoritäre Regime in Moskau darstelle. „Er befindet sich im Krieg mit uns. Er sieht die Ukraine als auch einen Stellvertreterkrieg an zwischen dem Westen und Russland", so Markus Kaim von der „Stiftung Wissenschaft und Politik“.

TM, nicht ganz sicher, wo da die Grenze zwischen geschichtlicher Bildung und Propaganda ist
 
Wir sind ein Inklusionsbetrieb, die Hälfte unserer Mitarbeiter sind Menschen mit Handicap, teils schwer. Dennoch sind wir ein kommerzieller Gastronomiebetrieb, sogar auf höherem Niveau, und keine "Behindertenwerkstatt". Auch unsere Auszubildenden haben Defizite, "Lernbehinderungen", sind im eigentlichen Sinne aber keine "Menschen mit Behinderung".
Was ich damit sagen will: Mein "Blick auf die junge Generation" mag daher verfälscht sein, schließlich handelt es sich dennoch um Menschen mit Defiziten.

Was du beschreibst, trifft genau diese Personengruppe: Menschen mit (starken) kognitiven Beeinträchtigungen. Hier ist es aber dann keine Frage des eigenen Willens (er oder sie könnte, wenn der Wille denn da wäre...), sondern der Begrenztheit eigener Möglichkeiten durch fehlende (kognitive) Voraussetzungen. Machen sie denn eine Ausbildung als Beikoch (quasi Küchenhilfe) oder "richtiger" Koch?

An deiner Stelle würde ich mir nicht die Last aufbürden, diese Menschen zu einem Berufsabschluss führen zu müssen, den sie kaum sinnvoll erreichen und schon gleich nicht angemessen praktizieren könnten. Solche Menschen benötigen - wenn man sie wirklich in die Gesellschaft "einschließen" (inkludieren) möchte - permanent jemanden, der ihnen genaue Anleitung gibt. Irgendwann können sie dann einfachste Tätigkeiten auch selbständig durchführen, sofern das in fester Umrahmung stattfindet und keinerlei spontane Änderung oder Anpassung erfolgt. Nicht anders findet das in der Schule statt: Im besten Fall steht ständig jemand neben diesen Schülern und leitet sie an, schlimmstenfalls sitzen sie allein vor Arbeitsblättern, die zwar speziell für sie gemacht wurden, welche sie jedoch selbständig niemals erfolgreich bearbeiten können.

Ob man nun mit Begriffen wie "Behinderung", "Defiziten", Handicap" oder noch anderen arbeitet, ist vielleicht im politischen Diskurs von Bedeutung, inhaltlich aber völlig belanglos. Wir haben es mit Menschen zu tun, die zeitlebens Menschen an ihrer Seite benötigen in der ein oder andern Form. Als sozial ausgerichtete Gesellschaft müssen wir uns darum kümmern, hier spezielle Möglichkeiten zu schaffen. Wenn Inklusion nur auf Gleichmacherei und im Extremfall der Leugnung von irgendwie gearteten Einschränkungen in der selbständigen Lebens- und Arbeitsfähigkeit von Menschen beruht, erreicht sie exakt das Gegenteil von dem, was sie doch vorgeblich erreichen möchte.
 
In der Gastro finde ich das Projekt von Mälzer interessant:

Tim Mälzer: Wie führt man ein Restaurant mit Menschen mit Down-Syndrom?

TM, die jahrelang mit Menschen mit Down-Syndrom und einer Behindertenwerkstatt gearbeitet hat
 
Was du beschreibst, trifft genau diese Personengruppe: Menschen mit (starken) kognitiven Beeinträchtigungen. Hier ist es aber dann keine Frage des eigenen Willens (er oder sie könnte, wenn der Wille denn da wäre...), sondern der Begrenztheit eigener Möglichkeiten durch fehlende (kognitive) Voraussetzungen. Machen sie denn eine Ausbildung als Beikoch (quasi Küchenhilfe) oder "richtiger" Koch?

Nein, sie lernen schon Koch. Allerdings haben zwei von ihnen vorher Beikoch gelernt - aber auch der Beikoch ist mittlerweile ein Ausbildungsberuf mit voller Lehrzeit von 3 Jahren. Es handelt sich allerdings nicht um Menschen mit Down-Syndrom.

An deiner Stelle würde ich mir nicht die Last aufbürden, diese Menschen zu einem Berufsabschluss führen zu müssen, den sie kaum sinnvoll erreichen und schon gleich nicht angemessen praktizieren könnten. Solche Menschen benötigen - wenn man sie wirklich in die Gesellschaft "einschließen" (inkludieren) möchte - permanent jemanden, der ihnen genaue Anleitung gibt. Irgendwann können sie dann einfachste Tätigkeiten auch selbständig durchführen, sofern das in fester Umrahmung stattfindet und keinerlei spontane Änderung oder Anpassung erfolgt.

Nun, ich bin ja streng genommen nicht der Ausbilder, obwohl ich de facto genau das tue.
So "experimentell" ist das Konzept eigentlich nicht, vielmehr ist es eher "visionär".
Der Kochberuf ist kein so einfacher Beruf. Er fordert, nach wie vor, die menschliche Arbeitsleistung sehr, physisch, psychisch und auch mental. Hinzu kommen außergewöhnliche Arbeitszeiten und eine vergleichsweise geringe Entlohnung. Das alles gefällt nicht jedem.
Der Beruf ist zwar noch immer bei jungen Menschen populär, vor allem durch den Starkult um Köche und die Kochshows im Fernsehen. Sind sie dann aber erst einmal in der Ausbildung, dann sehen sie schnell, wie wenig der Beruf mit diesen Shows im TV zu tun hat.
Und dann brechen sie ihre Ausbildung ab.
Der Kochberuf hat die zweithöchste Abbrecherquote aller Ausbildungsberufe, 49.5% aller Auszubildenden brechen in unseren Tagen ihre Ausbildung ab (der mit der höchsten Abbrecherquote ist der Restaurantfachmann, sprich Kellner, mit 50.5%).

Die Schlaueren ergreifen den Beruf gar nicht erst, warum auch, sie haben genügend andere Möglichkeiten. Als Mediengestalter oder einem anderen IT-Beruf muss man halt nicht so hart schuften und verdient schließlich auch mehr. In Zukunft wird die Branche keine anderen Menschen mehr haben, in der Masse jedenfalls nicht. Es werden diese Menschen sein, die diese Berufe ausüben und die von den wenigen angeleitet werden, die keine Einschränkungen haben.

Das Projekt des Tim Mälzer ist also in erster Linie gar kein soziales Projekt. Es ist vielmehr die Zukunft, ein Herantasten an eine Betriebsform, die in wenigen Jahren die Normalform sein wird. Denn es wird keine anderen Menschen mehr geben, die das machen wollen.
Dem steht ein hoher Bedarf an dieser Arbeit gegenüber und ein gestiegenes Niveau in der Qualität.
Was das für die Kochkunst und die Essenskultur bedeutet, das steht in den Sternen.
 
In Zukunft wird die Branche keine anderen Menschen mehr haben, in der Masse jedenfalls nicht. Es werden diese Menschen sein, die diese Berufe ausüben und die von den wenigen angeleitet werden, die keine Einschränkungen haben.

Das ist ein sehr interessanter Punkt, so habe ich das noch gar nicht gesehen. Mir ist völlig klar, dass der Beruf des Kochs ein enorm anspruchsvoller und aufzehrender ist, der vor allem von Leidenschaft und Idealismus (kurz: Berufung) lebt. Man muss teilweise viele Überstunden leisten, an Feiertagen/Wochenenden arbeiten, muss fähig sein, viele Dinge zeitgleich zu erledigen, sich hervorragend zu organisieren und nicht zuletzt auch betriebswirtschaftlich zu kalkulieren (Einkauf, Verarbeitung, Mengen etc.) und dabei habe ich das Hauptgeschäft (das Kochen) noch gar nicht erwähnt.

Doch zurück zur Thematik oben: Werden diese Auszubildenden also später als fertige Köche dann folglich eigenständig arbeiten? Haben sie denn überhaupt eine realistische Chance, die Prüfungen zu bestehen? Die von dir geschilderten Defizite klingen so drastisch, dass das eher unwahrscheinlich sein dürfte. Oder ist die Not des fehlenden Nachwuchses so groß, dass man sie voraussichtlich irgendwie durch die Prüfungen bugsieren wird?
 
Doch zurück zur Thematik oben: Werden diese Auszubildenden also später als fertige Köche dann folglich eigenständig arbeiten? Haben sie denn überhaupt eine realistische Chance, die Prüfungen zu bestehen? Die von dir geschilderten Defizite klingen so drastisch, dass das eher unwahrscheinlich sein dürfte. Oder ist die Not des fehlenden Nachwuchses so groß, dass man sie voraussichtlich irgendwie durch die Prüfungen bugsieren wird?

Tja, das ist die Frage, Fragen, die ich mir auch stelle.
Die Prüfungen bestehen sie dann schon ... vielleicht nicht beim ersten Mal, aber spätestens nach der 2. Verlängerung wird man sie schon durchwinken. Außerdem bekommen sie als Lernbehinderte auch grundsätzlich mehr Zeit für die Prüfungen zugewiesen.
Mein Küchenchef bezweifelt, dass sie je eigenständig arbeiten können. Ich auch.
Denn das ist einer der wenigen schönen Aspekte dieses Berufs, dass man auch dahin kommen kann, völlig eigenständig zu arbeiten.

Persönlich sehe ich bestimmte Stellen, an denen das funktionieren könnte. Ich habe einmal an zwei Stellen Probe gearbeitet, da bekam man Rezepte angewiesen, die waren, Computer macht's möglich, auf die Anzahl von Portionen genau ausgerechnet. Es gibt genaue schriftliche Anweisungen, was wie durchzuführen ist und ein Commissionierer hat die Zutaten abgezählt, abgewogen und bereit gestellt. In einigen Großbetrieben ist dies heutzutage der Standard, Krankenhausküchen etwa.
Genauso langweilig ist das aber auch und mein Küchenchef bezweifelt, dass sie das dann eigenständig beherrschen, denn "auch da müsse man nachdenken".

Ein Auszubildender hat vorher woanders gelernt, hat seine 3 Jahre vollendet. Die theoretische Prüfung hat er bestanden, die praktische nicht.
Nach einiger Zeit habe ich mich gefragt, wie er die theoretische Prüfung überhaupt bestehen konnte. Denn selbst einfachste Fragen meinerseits bleiben unbeantwortet, er kann selbst einfachste Fragen nicht beantworten, erst Recht solche nicht, bei denen es ums Rechnen geht. Und wenn es Antworten gibt, dann wirft einem nur so Brocken vor den Kopf anstatt ganzer Sätze.
Mein Küchenchef meint, er habe wahrscheinlich einfach nur Glück gehabt.

Es ist für den Kochberuf typisch, dass er von Menschen gewählt wird, die in der einen oder anderen Weise an anderen Berufen gescheitert sind. Es gibt auch sehr intelligente Menschen unter Köchen, aber auch sie sind irgendwann früh im Leben gescheitert. Nur sind es dann Studienabbrecher.
Aber es handelt sich um Menschen, die den Beruf auch wollen und kreativ sind.
Und dann gibt es diejenigen, die für jeden anderen Beruf schlicht zu dämlich waren und die Ämter gesagt haben: Lern' doch Koch, Kochen kann jeder. Unsere Azubis kann ich mir jedenfalls nicht in sicherheitsrelevanten Tätigkeiten vorstellen, Elektriker etwa oder Automechaniker.

Das war in dem Beruf schon immer so, aber früher hatten diese Azubis wenigstens noch ein paar grundlegende Fähigkeiten der Allgemeinbildung. Da wären bestimmte Antworten wie aus der Pistole geschossen gekommen und zwar die richtigen.
Oder zumindest eine gewisse Bauernschläue.
Aber diesen Kandidaten geht sogar Letzteres ab. Kürzlich sollte einer eine Rezeptmenge angeben, wir brauchen das Rezept 4-fach, 4 Bleche Quiche, je ein Liter Royal pro Blech. Er gibt mit "8 Liter" die falsche Antwort, offenbar kann er nicht einmal bis 4 zählen. Dabei hatte ich die Zutaten im Tetrapack bereits auf dem Tisch stehen, in der richtigen Menge. Er hätte also im Zweifelsfall einfach nur die Bauernschläue haben müssen, auf den Tisch zu schielen um anzugeben, was ich da bereits stehen habe.
Aber offenbar kam ihm selbst diese naheliegende Idee erst gar nicht.

Es ist für mich schwer zu einzuordnen, was da jetzt nun Lernschwäche ist, und was Denkfaulheit, Motivationslosigkeit, Ignoranz oder schlicht Schlamperei. Lernschwächen muss ich akzeptieren, aber den anderen Rest kann ich nicht durchgehen lassen.
Das für mich Enervierende ist auch, dass das alles mit so einem offensichtlichen Mangel an Selbstbewusstsein und Stolz einhergeht. Sie scheinen auch überhaupt kein Interesse zu entwickeln sich zu verändern, um die ansonsten zwingend eintretende Situation des Scheiterns zu vermeiden. Sie arbeiten, ja, aber es steckt eine gewisse Lustlosigkeit darin. Sie haben sich offenbar schon lange damit abgefunden, ständig herum geschubst zu werden, und entwickeln auch nicht den Ehrgeiz, sich zu sagen: Dem zeige ich's jetzt aber!

Es fehlt auch völlig das Verständnis dafür, wenn Ergebnisse völliger Schrott sind, so eine Art Denken: Nee, das kann's nicht sein, das sieht ja völlig kacke aus. Oder für dies und jenes muss es einen Grund geben, ich lasse das jetzt erst einmal.
Einen Azubi ließ ich Gemüse schneiden und getrennt vorbereiten. Ich sagte ihm auch: Das hat unterschiedliche Garzeiten und deshalb bewahren wir es getrennt auf. Erst garen wir die Aubergine, dann die Zucchini, schließlich die Paprika und zum Schluss die Zwiebel.
Als ich mal kurz nicht am Platz war und wieder zurück kam, da hatte er alles zusammen in die Kippbratpfanne gekippt.
Nicht zugehört oder alles wieder vergessen, was ich angewiesen hatte - das war das eine.
Das andere: Er hätte auf die Idee kommen können: Moment, wenn er mich hat alle getrennt aufbewahren lassen, dann muss es doch einen Grund dafür geben. Denn sonst hätten wir ja auch alles gleich zusammen werfen können. Also lasse ich es erst einmal ...
... ist er aber nicht.
Und das ist dann wieder diese typische Denkfaulheit, es wird nicht ein Funken darüber reflektiert: Was mache ich da eigentlich und wieso?

Oder der Azubi schickt mir auf meine Anforderung völlig zerkochte Nudeln als Klumpen im Gastroeinsatz ins Restaurant.
Da kommt der Gedanke: Moment, so eine zerkochte Scheiße kann man ja niemandem geben, das muss ich neu machen (was auch meine Ansage war: koch mir bitte neue Nudeln ab) gar nicht erst auf.
Stünde der Einsatz irgendwo herum und ein Hund kackt da rein, dann würde er mir auch noch diese Nudeln schicken. Wieso, sind doch Nudeln, die wolltest Du doch haben?
 
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Stünde der Einsatz irgendwo herum und ein Hund kackt da rein, dann würde er mir auch noch diese Nudeln schicken. Wieso, sind doch Nudeln, die wolltest Du doch haben?

Ja, das klingt schon brutal, ich kann verstehen, dass man in solchen Situationen auch an seine Grenzen kommen kann. Schließlich muss man ordentliche Arbeit leisten, ist irgendwo auch auf halbwegs brauchbare Zuarbeit angewiesen und kann nicht ständig alles doppelt und dreifach kontrollieren. Es scheint aber so, dass der Kochberuf tatsächlich für jeden offen steht und man diesen Zutritt auch ganz bewusst gewährt und weiter forciert.

Die von dir prognostizierte und ja auch schon spürbare Entwicklung wird dazu führen, dass das Thema Restaurantbesuch noch mehr einem Glücksspiel gleichen wird. Gehe ich in ein mir unbekanntes Restaurant, kann ich zwar die Bewertungen im Internet anschauen, diese sind aber häufig unzuverlässig, gekauft oder bilden aus anderen Gründen nicht die Realität ab. Auch die Preise sind kein zuverlässiger Indikator. Es kann vergleichsweise günstig sein und wider Erwarten sehr gut schmecken, aber auch teuer und enttäuschend ausfallen. Neulich war ich in einem altgedienten Traditionsrestaurant zum Essen und ich muss sagen, dass die Salate eine absolute Frechheit waren: Blätter viel zu groß, einfache Blattsalate ohne Variation, das Dressing fade und kaum vorhanden. Ebenso die Käsespätzle, das kann ich daheim als wenig begabter Herdbediener nach Rezept locker vielfach besser und schmackhafter. Trotzdem war die Bude brechend voll und im Internet überschlägt man sich mit Lobhudelei.

Ich esse auch immer wieder befriedigend bis gut, aber fast nie sehr gut. Selbst im teuersten Restaurant am Platz war das Fleisch sehnig und zäh, die Saucen dünn und ohne Inspiration. Ich bin eigentlich ein anspruchsloser Esser und wahrlich nicht kleinlich, aber ich merke halt auch, ob etwas mit Pfiff und echtem handwerklichen Können zubereitet oder mal eben so abgearbeitet wurde. In mir steigt die Lust, selbst richtig lecker zu kochen - das ist allemal billiger und man weiß, was man auf dem Teller hat. Schade wäre es um den kleinen Luxus aber schon, welchen man sich hin und wieder gönnt. Man muss halt einfach die wenigen begabten Köche finden, die es (noch) gibt und dann auch das Glück haben, dass sie wirklich in der Küche anwesend sind und das Essen maßgeblich zubereiten und nicht Hilfskräfte, die einem verkochte Nudeln, übergartes Fleisch oder irgendwas aus der Tüte vorsetzen.
 
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