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Nun könnte man fragen,
weshalb es innerhalb unserer ... von Natur aus verspielten und fröhlichen Spezies so viele ernste und schwermütige Menschen gibt.
Was hat eine glückliche, schäkernde, liebenswürdige und harmlose Spezies
zu einer unzufriedenen, oft depressiven und aggresiven gemacht?
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Die Antwort lautet: männliche Jugendliche.
17f
Durch ihre Jugendrevolutionen ersetzten sie die natürliche,
auf die Mutter-Kind-Beziehung basierende Ordnung durch ihre eigene.
Diese Jugendrevolutionen fanden in dem Zeitraum von zwölftausend bis zweitausend Jahren vor unserer Zeitrechnung statt ...
Seit Beginn jener Ära wurde die Menschheit durch Banden regiert,
Banden einsamer, jugendlich unreif denkender Individuen.
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Bei den von Schutz und Fürsorge der Gemeinschaft ausgeschlossenen Jugendlichen entstanden zusätzliche Ängste.
Sie ergaben sich aus der Einsamkeit und waren deshalb besonders schlimm für jemanden,
den die Natur eigentlich für ein Leben in der Gemeinschaft geschaffen hatte.
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Es kam ... zu folgenden Neuerungen:
Verringerung sinnlicher Wahrnehmung,
stärker auf Gefühle ausgerichtetes Denken,
Zögern,
Suche nach Ordnung.
Diese vier Neuerungen erzeugten einen neuen kognitiven Mechanismus:
unser affektives, das heißt gefühlsbetontes Denken
mit seiner Welt der Annäherungen, Annahmen, Ansichten und Meinungen,
Hoffnungen, Hypothesen und Phantasien.
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Unser Denken schuf sich von Anbeginn seiner Existenz
seine eigene mächtige Waffe der Selbstbestätigung: den Glauben.
Das Denken erfand den Glauben,
weil nur der Glaube Hoffnung in eine Welt der Vorstellungen bringen kann.
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In seiner Phantasie ersetzte der Jugendliche sein unzulängliches, schwaches Ich durch eine Ich-Idee, ein idealisiertes Soll-Ich.
Nachdem er sein idealisiertes Ich erfunden hatte, berauschte er sich daran,
denn es liegt in der Natur des Schöpfers, sich in seine Schöpfungen zu verlieben.
Mit Hilfe der Eigenliebe wurde das Ich des Jugendlichen schließlich zum Zentrum des Alls.
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Durch gewisse abstrakte Ideen oder Meinungen vereint,
schlossen sich die wurzellosen Jugendlichen also zu Banden zusammen
und zwangen ihre Denkweise, ihre Meinungen und Verhaltensweisen
den sozialen Gruppen auf.
Die Jugendlichen begannen dann, sich nach Besitz zu sehnen.
Sie wollten die Personen und Dinge, in die sie sich verliebten, besitzen.
Mit Besitz hofften sie, ihre mangelnde Zugehörigkeit und ihre Einsamkeit auszugleichen.
Durch ihre Isolation richteten sie nun ihr ganzes Augenmerk auf den Besitz
und schufen eine Intimbeziehung, einen engen Umgang mit ihren Besitztümern.
Sie begannen, ihrem Besitz gleichsam zu gehören, und dies machte sie zu Sklaven der Besitztümer .
Nicht das Privateigentum hat den Menschen entfremdet
... sondern entfremdete Menschen erfanden Privateigentum und persönlichen Reichtum.
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Im neuen Zeitalter , also jener Ära, die durch die Jugendrevolution eingeleitet wurde, trat nun der Konkurrenzkampf an die Stelle des früheren natürlichen Zusammenhaltes unter den Mitgliedern einer sozialen Gemeinschaft,
und zwar begann das Konkurrenzdenken mit den selbstgeschaffenen Ängsten
oder mit den Gefühlen der Verwundbarkeit.
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Da der unreife Geist den natürlichen Prozeß des Reifens gehemmt oder ganz unterbunden hatte,
schuf er sich seine eigene Art von Reife.
Hauptziel der Jugendlichen war es, erwachsen zu erscheinen...
Entsprechend ihren eigenen Vorstellungen von Reife blieb es nicht aus,
daß die Jugendlichen begannen, Rollen zu spielen, zu posieren, sich zu verstelle,
sich angeberisch oder übertrieben feierlich zu geben.
Das Individuum wurde zur persona, was im Lateinischen Maske bedeutet.
33f
Bei jugendlich-unreifer Mentalität kommt es zu einem weiteren seltsamen Phänomen
- zu eingebildetem seelischem Leiden.
Ein solcher Mensch leidet, wenn seine Eitelkeit bedroht, angegriffen und verletzt wird.
BUDDHA hat wohl zu Unrecht menschliches Leiden auf Unwissenheit zurückgeführt
er hätte es der Eitelkeit und Anmaßung zuschreiben sollen,
die erst dann auftreten, wenn wir glauben,
besser Bescheid zu wissen.
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Der beste Weg,
mit unserer eigenen Unvollkommenheit und Unzulänglichkeiten dieser Welt
klar zurechtzukommen,
besteht wohl darin,
alledem mit Humor zu begegnen,
mit dem Lachen über die unwillkürliche und oft unfreiwillige Komik,
die unser Leben und unsere Existenz mit sich bringen.