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Was ist eine Person?

AW: Was ist eine Person?

Liebe behaarte und unbehaarte Mitgeschöpfe, :)

sehe ich da den Keim einer Bioethik-Debatte? Mal sehen!

Auf einer pragmatischen Ebene scheint es auch mir einfacher und sinnvoller zu sein, Schimpansen (und andere Tiere) im Rahmen der bestehenden (gewiss ausbaufähigen) Tierschutzgesetze (http://de.wikipedia.org/wiki/Tierschutzgesetz) vor diversen Quälereien zu schützen. (Zu einer Diskussion über die Sinnhaftigkeit von Tierversuchen bräuchte man hier halt jemanden, der diese explizit und mit Sachkenntnis befürwortet - aber das kann und will ICH nicht sein. Wenn ich daran denke, dass es ja erst letzte Woche diese Meldung aus England gab, über die, ähm, sorry, unscharf formuliert: Zulassung des Klonens von Mensch-Tier-Hybriden, steht uns da offenbar noch einiges ins Haus!) Als Nicht-Jurist kann ich mir auch gar nicht wirklich ausmalen, was für einen Domino-Effekt das womöglich für unser Rechtssystem hätte, wenn man anfinge, den Begriff der (juristischen) "Person" so stark zu verändern.

"Schräg" finde ich diese Tierrechts-Diskussion insofern überhaupt nicht, weil sich daran eine hochkontroverse generelle Fragestellung knüpft, nämlich die, welchen Wert ein Leben hat und welche "Abstufungen" wir in einer posthumanistischen Welt da vorzunehmen gewillt sind. Auf den "Telepolis"-Text, den xcrypto zitiert, folgen ja gleich einmal etliche verlinkte Artikel über Peter Singer. (Z.B.: http://www.heise.de/tp/r4/artikel/2/2015/1.html) Ist denn ein Fötus quasi schon eine vollwertige "Person" oder ist hier schlicht die Geburt eines Menschen die entscheidende Zäsur? Inwieweit ist über lebensunfähige schwerstbehinderte ("hirntote") oder auch über bloß am Down-Syndrom leidende Föten/Säuglinge im Kontext von Abtreibungsgesetzen als "lebensunwertes Leben" zu befinden (auch wenn wir, aus historischen Gründen und wohl auch zum Selbstschutz, diesen Begriff natürlich nicht verwenden)? Inwieweit sind schwer Demenzkranke, die wir ja juristisch ganz selbstverständlich (?) entmündigen, somit nicht mehr "vollwertige" Menschen? Zu postulieren, dass jedes Leben ganz generell den größtmöglichen Schutz zu genießen habe, ist auf dem Papier sehr hübsch zu lesen - wirft in der (z.B. geriatrischen) Praxis aber, wie wir wissen, die Frage auf, ob wirklich jedes Leben unter allen Umständen so lange wie möglich erhalten werden soll.

Verglichen mit diesen Fragestellungen ist der Teilaspekt, inwieweit wir hochentwickelte Säugetiere ebenfalls noch in diese Konzepte einbauen sollen/müssen/dürfen, ein Nebenschauplatz. Ein anderer ist übrigens der der "Artificial Intelligence" (Sci Fi-Fans sicher wohlbekannt); was nämlich, wenn ein hochkomplexes Computerprogramm ein Bewusstsein seiner selbst entwickelt - ist auch das dann "Leben", das keinesfalls "getötet" werden darf, und unseres vielfältigen Schutzes bedarf? (Wenn ich es recht in Erinnerung habe, hast du dich neulich irgendwo als Trekkie geoutet, xcrypto - siehe also die Episode: "Wem gehört Data?") :)

Knifflige Fragen! Der Bestand des Denkforums ist somit schon allein durch die Frage "Was ist eine Person?" bis zirka ins Jahr 2043 gesichert! :)

Spezi(es)übergreifende Grüße!
Roman
 
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AW: Was ist eine Person?

Hallo Roman,
wie immer ein fast erschöpfender, ruhiger und ausgewogener Text zum Thema.
Wie wäre es daher, ich bin mal der "böse Bulle", während Du der gute bist?

Ich finde nämlich diese ganze übertrieben "einfühlsame" "O-Schwester-Kreatur!"-Sülze, die sich in letzter Zeit ausbreitet, grauenhaft.
Also will ich mal ein bischen hauen:

Personen sind nur Menschen (und zwar alle), was sich im Ernstfall genetisch feststellen lässt.

Alle anderen Lebewesen sind untergeordnet im Rechtssinne.

Menschenrechte für Tiere sind gefährlicher Unsinn, weil dann irgendwann die stinkreiche Besitzerin eines Goldhamsters mit 10 Anwälten nach Karlsruhe zieht und das Wahlrecht für ihr Vieh verlangt - wahrscheinlich mit Erfolg, wie man bei Kafka lernen kann.

Lebewesen müssen juristisch Sachen bleiben.

Dass, wie schon heute möglich, Haustiere erben können ist grauenhaft (s.o.).

So, jetzt will ich wieder etwas umgänglicher werden, und zwar weil es mir noch um die ganze Embryonalthematik geht:

Die Kernfrage ist ja hier, ab wann ist ein Fötus ein Mensch?

Die Kirche sagt da: ab Empfängnis.
Aber das sagt sie, soweit ich gelesen habe, erst seit irgendeinem Konzil, zuvor war da sowohl bei den Juden als auch den Christen immer von einer 40-Tage-Spanne die Rede. D.h. der Fötus wurde erst 40 Tage nach Empfängnis als beseelt betrachtet. Das kommt mir wesentlöich vernünftiger (weil der realen Embryonalentwicklung besser entsprechend) vor.

Es gibt in meinen Augen noch ein interessantes Argument hierzu:
Sollte der Fötus ab Empfängnis "beseelt" sein: Wie ist es dann bestellt mit eineiigen Zwillingen - die ja durch Spaltung eines Vielzellstadiums entstehen?

Wird die Seele da geklont, geteilt oder wie? Klingt unplausibel.

Ich für mein Teil wäre daher für die Möglichkeit einer Abtreibung bis zum 40. Tag (in etwa - wissenschaftlich vielleicht besser abgrenzbar) - danach nur noch in den bekannten kritischen Fällen (Gefährdung der Mutter, schwere Behinderung des Fötus - evtl.!, Vergewaltigung der Mutter).

LG, pispezi :zauberer2
 
AW: Was ist eine Person?

@Miriam: Hier gibts ein Video davon, allerdings ungeprüft, ich hab hier keinen Player installiert.

@Roman: ja, IMHO sollte eine AI, also z.b. Data - den ich richtig lieb hab :) - unbedingt als Person betrachtet werden. Spätestens jedenfalls ab dem Zeitpunkt, an dem sich ihrer selbst bewusst wird. Das Thema ist in der SciFi schon ziemlich breitgetreten, siehe "Der 200 Jahre Mann" oder "i-Robot".

@piespezi: insofern Zustimmung, dass das natürlich nicht zuweit gehen darf. Allerdings würde ich nun einen Schimpansen auch nicht auf eine Stufe mit einem Hund stellen wollen.

Das Problem ist auch, dass es da keine klare Grenze gibt. Je nach Betrachtungswinkel verschiebt sich das. Man könnte auch Tintenfischen einen Ich-Sinn nachsagen. Der Haken: der Nachweis ist recht schwierig, insbesondere dann, wenn man mit dem Subjekt nicht direkt kommunizieren kann (z.b. Baby, Orca oder Schimpanse).

Woher willst Du z.b. wissen, wie weit oder hoch entwickelt ein Embyo tatsächlich ist? Du kannst ihn nicht fragen, Du kannst keine Experimente mit ihm machen, nix. Aber vielleicht geht da ja trotzdem schon was vor sich in dem kleinen Köpchen?
 
AW: Was ist eine Person?

. . .
Zu postulieren, dass jedes Leben ganz generell den größtmöglichen Schutz zu genießen habe, ist auf dem Papier sehr hübsch zu lesen - wirft in der (z.B. geriatrischen) Praxis aber, wie wir wissen, die Frage auf, ob wirklich jedes Leben unter allen Umständen so lange wie möglich erhalten werden soll.
Auch ich hätte hier gerne einen Fachmann, im speziellen einen geriatrischen Arzt, der mir bestätigen könnte, was ich bereits gelesen habe: "Es gab schon mehrere klinisch tote Menschen, die nach wochenlangem Koma wieder erwachten und sich wieder zu leistungsfähigen Menschen erholten."
Sollte das stimmen, darf es wohl für einen normal empfindenden Menschen keinen Zweifel darüber geben, ob wir Lebewesen so lange wie möglich am Leben erhalten sollen. In der Praxis - so komisch sich das jetzt auch lesen sollte - wird wohl das Leben auch bereits so lange wie möglich erhalten bleiben, so lange die Beteiligten auf eine Erholung bis zu einem lebenswerten Leben auch nur hoffen. Sollte man jetzt an das - scheinbar so überwichtige - Argument der (finanziellen) Kosten denken, möchte ich gleich vorbeugend ein kleines - konstruiertes - Szenario schildern: man stelle sich vor, man war alleine im Auto in der Nacht unterwegs, wurde geblendet, landete im Straßengraben, ist bei Bewusstsein, kann sich aber nicht bewegen. Dutzende Autofahrer bemerken (scheinbar) nichts und fahren achtlos vorbei; endlich, nach zwei Stunden hält wer an, kommt auf einem zu und fragt: "Was wollen Sie bezahlen, wenn ich Ihnen die Rettung rufe ?" Der Schwerverletzte bekäme sicher noch eine Depression dazu.

Daher meine Meinung: In einer Welt, in der wir derart reiche Menschen haben, die gar nicht wissen, wieviel sie haben, in Sachen Gesundheit und Medizin immer gleich nach den Kosten zu fragen, ist mehr als pervers. Für unsere Gesundheit und die Hoffung auf ein Leben mit Qualität sollte uns nichts zu teuer sein.

Knifflige Fragen! Der Bestand des Denkforums ist somit schon allein durch die Frage "Was ist eine Person?" bis zirka ins Jahr 2043 gesichert! :)
Diskussionen ohne Fragen - ob jetzt knifflig oder nicht - sind praktisch nicht denkbar.

Liebe Grüße

Zeili
 
AW: Was ist eine Person?

Hallo xcrypto,

danke für den Hinweis über die Orcas und ihre Kunst, seltsam ist, dass diese Fähigkeit nur diejenigen entwickeln die in Gefangenschaft leben.

Das Thema fängt an mich richtig zu interessieren, der Anlass ist, wie du sagst, schräg....

Alles ist schräg. Doch von einem Punkt zum anderen, ist immer eine Gerade.
Auch Logik kann schräg sein und in konzentrischen Kreisen, zum Punkt der Wirklichkeit vorstossen. Nicht lineare Logik.

Schimpansen im Rudel, in Gemeinschaft und im Dschungel, zelebrieren Rituale, wie Tanzen, Körpersprache und Töne.

Sie sind Allesfresser. Am meisten aber Früchte. Diese enthalten grosse Mengen Zucker und signalisieren mit roter Farbe ihre Reife.
Wiederum die Affen (Schimpansen), verteilen durch (Ausscheidung der unverdauten Samen) die Samen, dieser Bäume in ihrem Territorium und so vermehrt sich daraus eine Bio-Energie-Quelle. Durch den Zuckergenuss, kann sich ein leistungsfähigeres Gehirn entwickeln und versorgt werden. Beispielsweise bei den (nur) Pflanzenfressern, ist ein Unterschied festzustellen diese sind nicht so differenziert wie die Schimpansen. Diese wiederum, kennen auch Kräuter gegen Magenverstimmung und Parasiten und geben dieses Wissen in ihrer Gemeinschaft weiter.
Intelligentes Leben! Delfine, Orcas, Schimpansen uva. ist offensichtlich.
Wiederum die institutionalisierte Kirche, die Mentalitäts und Meinungsbildend ist, hat in Spanien den Eingeborenen, eine Seele (also die Person) abgesprochen. Ebenso hat die Kath. Kirche am Konzilium zu Konstantinopel

(1140 nach Christus), den Reinkarnationsgedanken, aus ihrem Credo ausgegrenzt und vernichtet. Warum wohl? Darum, um die weltliche Macht und Ordnung, nur auf das Grobstoffliche zu begrenzen um damit Macht und Einfluss zu festigen. Politik!


Horst'l

PS. liebe Miriam, ich pers. vertraue nicht nur auf die Beobachtung, dass Orcas nur in der Gefangenschaft ein solches Zeichen setzen und spielen. Ich glaube auch jene Orcas, die in der Freiheit leben, dass sie spielen. Sowie auch von den Walen bekannt ist, dass diese den Plankton, durch gemeinschaftliches schwanzschlagen, zusammendrängen um effizienter zu Speisen.
 
AW: Was ist eine Person?

Hallo Zeili,

natürlich glaube ich nicht, schon mit meinem ersten Beitrag die Diskussion umfassend umrissen zu haben; da erfahrungsgemäß aber zu lange Beiträge abschreckend wirken, habe ich mich damit begnügt, die im Eröffnungsbeitrag formulierte Tierethik-Thematik in den Kontext der größeren Bioethik-Debatte zu stellen... und darauf vertraut, dass sich daraus weitere Fragen und Antwortversuche ergeben, auch ohne dass ICH sie selber alle gleich ausformuliere. Und wie man sieht, binnen kurzer Zeit folgten erste Reaktionen, auf die ich jetzt gerne ein bisschen konkreter eingehe.

Wie zum Beispiel auf deine. Auf eine Verherrlichung "liberaler" Sterbehilfe-Initiativen wollte/will ich sicher nicht hinaus, und du hast völlig recht darauf hinzuweisen, dass finanzielle Fragen (womöglich das Interesse der Erben!) hier nicht ausschlaggebend sein sollten - aber über Palliativmedizin können wir uns hoffentlich auf einer Ebene unterhalten, wo es eben NICHT NUR darum geht, jemanden SO LANGE wie möglich am Leben zu halten, egal welche Lebensqualität er/sie noch hat, oder? Das Beispiel, das du da eingangs nennst, von dem vermeintlich hoffnungslosen Koma-Patienten, der dann doch wieder zurück in ein "normales" Leben findet - sowas gibt es in kitschigen TV-Serien wohl häufiger als im wirklichen Leben. Also: ich rede gewiss nicht dem schnell-schnell-alle-Apparate-Abschalten das Wort - aber a bisserl komplizierter als so ein apodiktisches "Es gibt immer Hoffnung" ist die Sachlage wohl doch, findest du nicht? Es gab hier im Forum übrigens vor gar nicht langer Zeit einen mehrseitigen Suizid-Thread (und im Laufe der Jahre fraglos mehrere ähnliche), wo in einem genauso problematischen Kontext diskutiert wurde, ob es nicht tatsächlich schlimmere Dinge gibt als den Tod. Man kann natürlich sagen, Nein, gibt es NICHT, und es gibt gute Argumente hierfür; das negiert und banalisiert aber die allertragischsten Lebenserfahrungen vieler vieler Menschen, unmittelbar Betroffener wie mitleidender Angehöriger.
Die stark ansteigende Zahl von hochbetagten Menschen in den nächsten Jahrzehnten macht es jedenfalls sowieso notwendig, über diese Dinge noch viel mehr zu diskutieren; noch viel weniger als heute werden nämlich diese Menschen von ihren Angehörigen gepflegt und eben auch juristisch (da sind wir dann wieder bei der "Person"!) betreut werden. "Für unsere Gesundheit und die Hoffung auf ein Leben mit Qualität sollte uns nichts zu teuer sein", schreibst du, und da gebe ich dir gerne recht, füge realistischerweise aber auch gleich hinzu: Willkommen im Klassenkampf! Denn die bestmögliche medizinische Betreuung für alle bis ins hohe Alter, bei Demographie- und Arbeitsmarkt-bedingt stagnierender/sinkender Zahl von Beiträgern, puuuuhhh, da schauen wir dann einmal, wie die jungen Menschen der Zukunft "Verteilungsgerechtigkeit" definieren werden...


@ Pispezi,
Ich bin insofern eh deiner Meinung, als ich ja schon im vorigen Beitrag meinte, dass Tier-Rechte in ein Tierschutz-Gesetz gehören. Und auch mich nervt bisweilen die Vermenschlichung von Tieren, bis hin zu Schoßhündchen "Daisy" (oder wieauchimmer das Tier hieß) als Mooshammers Haupterbin. (Allerdings verfolge ich dergleichen nicht sehr aufmerksam, vielleicht habe ich da auch nur Yellow Press-Unsinn aufgeschnappt. Das Tier selbst ist ja nämlich nicht wirklich erbberechtigt, das muss also irgendwie anders formuliert gewesen sein, oder?) Andererseits sind Tiere als Lebewesen eben eindeutig nicht einfach bloß empfindungsunfähige "Sachen", und verdienen deshalb tatsächlich größeren Schutz als "Sachen".
In einem größeren Kontext gesehen: die aktuelle Klimawandel-Diskussion legt der Spezies Mensch wohl nahe, dass es eventuell mal sehr negativ auf sie zurückwirken könnte, wenn sie ihre natürliche Umwelt, also z.B. Bäume die da halt so im Regenwald rumstehen, rücksichtslos zerstört. (Ohne damit notwendigerweise gleich in apokalyptische Szenarien verfallen zu müssen.) Wäre also nicht unblöd, sich in einem Schöpfungszusammenhang zu sehen (sei der religiös oder naturwissenschaftlich definiert) und nicht nur als Naturunterwerfer.

Was mir jedenfalls, mit Blick auf diverse andere Threads, wichtig ist bei all dem: dass das Verständnis dafür, was uns als "Personen" ausmacht (anders gesagt: unsere IDENTITÄT), einem historischen Wandel unterliegt: ein, ähm, esoterisches Geplauder oder ein Biologismus a la "der Mensch ist eben auch nur ein Säugetier", die beide den Menschen meist ganz ahistorisch beschreiben, empfinde ich als nicht sehr konstruktiv, wenn es darum geht zu diskutieren, wie wir im 21. Jahrhundert miteinander leben sollen. Da werden dann nämlich (oft eher implizit als explizit) irgendwelche ewigen Werte postuliert, ohne dass ich mir aus denen so etwas Vulgäres wie eine Politik ableiten kann...

Liebe Grüße,
Roman

@pispezi:
IMHO-Depp = dümmster Pharao aller Zeiten, :)
oder: IMHO = "in my humble opinion" (meiner bescheidenen Meinung nach)
 
AW: Was ist eine Person?

Also bei manchen Fragestellungen deren Logik mir nicht gleich aufgeht, finde ich es für mich angebracht mal nachzulesen was die Franzosen dazu sagen.

Und da sah ich mich bestätigt: eine Person ist ein menschliches Wesen. Zwar findet (oder fand?) auch da eine Debatte statt ob jedes menschliche Wesen auch als Person definiert werden kann, aber Einschränkungen wie z.B. geistig behindert oder altersbedingte Grenzen wurden da schnell ausgeräumt.

Auch in Wiki finde ich folgendes: "Der Person-Begriff ist also ein Sammelbegriff für die Erscheinung eines Menschen."

Weiter sollte man da nicht lesen, denn:
"Person im philosophischen Sinn bezeichnet das Wesen des Menschseins auf dem Hintergrund des griechisch-römisch-christlichen Denkhorizonts".
Aha. Und wenn man kein Christ ist?

Nun etwas weiter gedacht. Ist es nicht so, dass die Person auch über eine bewusste Identität verfügt? Bedeutet mit anderen Worten: die Person benutzt bewusst das Wort "Ich" – und meint damit sich selbst.
Hier ein kleiner, m.E. wichtiger Hinweis: das "Ich" als bewusster Begriff, entwickelt sich erst beim Kleinkind, der Neugeborene kennt bewusst das Ich noch nicht, wird es aber im Laufe der Zeit, entwickeln.

Mir fallen da auch andere Eigenschaften ein, die uns Menschen ausmachen – und dies im positiven wie auch im negativen Sinne.
Der Mensch hat einen Glauben entwickelt – und auch für diejenigen die sich nicht als gläubig bezeichnen, ist dies, wertneutral, doch eine Fähigkeit oder ein Bedürfnis welches beim Tier sicherlich nicht vorhanden ist.
Der Mensch verfügt über Ausdrucksmöglichkeiten die sicherlich nur ans Mensch-Sein gebunden sind, z.B. die Kunst.

Mit all diesen Unterscheidungen möchte ich keineswegs behaupten, dass der Mensch die Krone der Schöpfung ist. Denn ich könnte auch eine Menge Eigenschaften aufzählen, die sehr daran zweifeln lassen, dass er einer höheren geistigen Entwicklungsstufe zuzuordnen sei.

Eines verstehe ich aber überhaupt nicht: warum muss ein Schimpanse als Person betrachtet werden um sicher zu stellen, dass ihm Rechte zugesprochen werden?

Eine sehr zweischneidige Angelegenheit, denn sie könnte auch so verstanden werden: nur als Person genießt er die Rechte, die ihm eigentlich auch als Lebewesen zustehen sollten.


lG

Miriam

...ich halte es wie Miriam! Voll und Ganz G u t ! :kuss1:

horst'l :sekt:
 
AW: Was ist eine Person?

Liebe behaarte und unbehaarte Mitgeschöpfe, :)

sehe ich da den Keim einer Bioethik-Debatte? Mal sehen!

Auf einer pragmatischen Ebene scheint es auch mir einfacher und sinnvoller zu sein, Schimpansen (und andere Tiere) im Rahmen der bestehenden (gewiss ausbaufähigen) Tierschutzgesetze (http://de.wikipedia.org/wiki/Tierschutzgesetz) vor diversen Quälereien zu schützen. (Zu einer Diskussion über die Sinnhaftigkeit von Tierversuchen bräuchte man hier halt jemanden, der diese explizit und mit Sachkenntnis befürwortet - aber das kann und will ICH nicht sein. Wenn ich daran denke, dass es ja erst letzte Woche diese Meldung aus England gab, über die, ähm, sorry, unscharf formuliert: Zulassung des Klonens von Mensch-Tier-Hybriden, steht uns da offenbar noch einiges ins Haus!) Als Nicht-Jurist kann ich mir auch gar nicht wirklich ausmalen, was für einen Domino-Effekt das womöglich für unser Rechtssystem hätte, wenn man anfinge, den Begriff der (juristischen) "Person" so stark zu verändern.

"Schräg" finde ich diese Tierrechts-Diskussion insofern überhaupt nicht, weil sich daran eine hochkontroverse generelle Fragestellung knüpft, nämlich die, welchen Wert ein Leben hat und welche "Abstufungen" wir in einer posthumanistischen Welt da vorzunehmen gewillt sind. Auf den "Telepolis"-Text, den xcrypto zitiert, folgen ja gleich einmal etliche verlinkte Artikel über Peter Singer. (Z.B.: http://www.heise.de/tp/r4/artikel/2/2015/1.html) Ist denn ein Fötus quasi schon eine vollwertige "Person" oder ist hier schlicht die Geburt eines Menschen die entscheidende Zäsur? Inwieweit ist über lebensunfähige schwerstbehinderte ("hirntote") oder auch über bloß am Down-Syndrom leidende Föten/Säuglinge im Kontext von Abtreibungsgesetzen als "lebensunwertes Leben" zu befinden (auch wenn wir, aus historischen Gründen und wohl auch zum Selbstschutz, diesen Begriff natürlich nicht verwenden)? Inwieweit sind schwer Demenzkranke, die wir ja juristisch ganz selbstverständlich (?) entmündigen, somit nicht mehr "vollwertige" Menschen? Zu postulieren, dass jedes Leben ganz generell den größtmöglichen Schutz zu genießen habe, ist auf dem Papier sehr hübsch zu lesen - wirft in der (z.B. geriatrischen) Praxis aber, wie wir wissen, die Frage auf, ob wirklich jedes Leben unter allen Umständen so lange wie möglich erhalten werden soll.

Verglichen mit diesen Fragestellungen ist der Teilaspekt, inwieweit wir hochentwickelte Säugetiere ebenfalls noch in diese Konzepte einbauen sollen/müssen/dürfen, ein Nebenschauplatz. Ein anderer ist übrigens der der "Artificial Intelligence" (Sci Fi-Fans sicher wohlbekannt); was nämlich, wenn ein hochkomplexes Computerprogramm ein Bewusstsein seiner selbst entwickelt - ist auch das dann "Leben", das keinesfalls "getötet" werden darf, und unseres vielfältigen Schutzes bedarf? (Wenn ich es recht in Erinnerung habe, hast du dich neulich irgendwo als Trekkie geoutet, xcrypto - siehe also die Episode: "Wem gehört Data?") :)

Knifflige Fragen! Der Bestand des Denkforums ist somit schon allein durch die Frage "Was ist eine Person?" bis zirka ins Jahr 2043 gesichert! :)

Spezi(es)übergreifende Grüße!
Roman



...Was Du da sagst, das ist so W a h r! Es sind viele Fragen. Wir brauchen wahre Religion. Dringend, überall. Da wo wir M e n s c h e n sind...


Horst
 
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AW: Was ist eine Person?

Wir brauchen wahre Religion. Dringend, überall.

Nein brauchen wir nicht. Und in diesem Thread jedenfalls im besonderen nicht, wie ich schon erwähnte. Es gibt hier wirklich genügend religiöse oder religiös angehauchte Threads. Wenn Du ALLES unter der religiösen Kappe betrachten möchtest, wäre vielleicht jesus.de geeigneter.

Nichts für ungut, Horst, aber bitte einmal nur ganz entspannt philosophieren.


Danke, xcrypto
 
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