von Sal: Mit beiden Beinen stehen Sie fest und sicher im Leben.
Das wäre gleich meine nächste Frage. Bloß genügend Geld zu verdienen oder „selbständig sein“, ist es doch noch nicht, finde ich. Das ist es doch gerade, was ich bekrittel. Geld verdienen ist ok, aber das hat mit Horizont oder „Umgang mit Leben“ noch wenig zutun. Partnerschaften, Kinder, innere und äußere Katastrophen, Selbstausdruck erleben (in Arbeit, Bewegung, Kreativität, Gefühlen, Sex...)...das geht m.E. schon eher in die Richtung „im Leben stehen“... eben erleben ohne übermäßig zu leugnen oder zu verneinen. Vielleicht bedeutet es,
die Realität zu erkennen und gleichzeitig sich selbst zu erkennen, ohne dass man sich zu sehr an die Realität anpasst oder aber die Realität zu sehr leugnet/verneint...ob es sowas ist?
Ich meine, dass dazu auch gehört, mit sich und der Welt Frieden geschlossen zu haben obwohl (!) man sein Bewusstsein nach außen nicht begrenzt. Oder anders...ich finde, es gehört viel dazu, sich der Welt und sich zu stellen und dabei nicht verrück, depressiv oder verbittert zu werden oder suizid zu wählen. Und wer da für sich einen Weg findet und das nicht nur als „ätsche mir geht’s gut“ vorspielt, sondern ohne es jedem auf die Nase binden zu müssen, lebt, der steht m.E. fest im Leben. Aber ohne einen gewissen Glanz in den Augen desjenigen, verwechselt man ihn schnell mit einem Anpasser, einem Radioempfänger der Gesellschaft(-swellen), der seine Bewusstseinsgrenzen nicht erkennt, finde ich.
Hier ist in meinem Verständnis nicht der gemeint, der zwar als „angagiertes und integriertes Mitglied der Gesellschaft“ auftritt, aber in Wirklichkeit sich nicht kennt. Ich stelle fest, dass für mich Bewusstsein im allgemeinen, in den letzten Jahren sehr greifbar geworden ist. Nicht direkt Wissensaufnahme durch lesen oder „Nichtdenken“ durch Meditation macht die Bewusstseinsänderung, sondern die Zeit der Verarbeitung dessen, (danach). Eben auch die Verarbeitung der Erfahrungen. Je weiter ich da umher drifte, umso größer ist die Chance völlig abzustürzen...aber auch das „im Leben stehn“ bekommt damit einen ganz anderen Wert. Es entwickelt sich, ohne dass man das ausdrücken muss. Man drückt es eher in Taten aus...und da hat für mich auch handwerkliche Arbeit oder ähnlich wie für Claus, das Anbauen von Obstbäumchen und allerlei Sachen die man sich in den Mund stopfen und man sich anschließend den Bauch reiben kann, schon einen gewissen Wert...aber nur als Beispiel.
In meinem Umfeld hat „bodenständig“ leider eher die Form von Mariannes österreicherischem Kultureinblick...die Menschen empfinden als bodenständig, wenn jemand im Leben das tut, was die Gesellschaft von ihm verlangt...und auch alles zu seiner vorgegebenen(!) Zeit. Das finde ich Quatsch. Bodenständig sein wollen, bedeutet für die einen dann unheimlichen
Druck...diese Menschen werden dann damit reagieren, dass sie den Begriff „bodenständig“ als
altmodisch und engstirnig werten (wie ich) oder aber sie schaffen es, den Vorgaben zu
genügen und fühlen sich darin gut
aufgehoben.
Viele Grüße
Bernd