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Was ist Arbeit- eine ethische Frage

M

majanna

Guest
„Die Arbeit hoch!


Heute, am ersten Mai, dem traditionellen Kampftag der Sozialdemokratie, kommen mir so Gedanken:

Arbeit --- Was verbindet Ihr mit diesem Begriff?
--- Ist Arbeit nur Broterwerb?
--- Ist Arbeit Lebenssinn?



Ich denke bei diesen Fragen an den Roman von Alexander Solschenizin „Aus dem Leben des Iwan Denissowitsch“
Hier findet der Strafgefangene Denissowitsch den letzten Rest seiner Menschenwürde in der „stupiden“ Herstellung einer Mauer. Stein auf Stein – eine genaue Kante !
Das ordentliche Erstellen der Mauer gibt ihm das Gefühl, etwas selbst bewirkt zu haben.


liebe Grüße

majanna:confused:
 
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liebe majanna

nun den roman kenn ich nicht!

aber wenn ich vom ursprünglichen wort BERUF ausgehe und die damit verbundene BERUFUNG , dann ist arbeit kein reiner gelderwerb! -für mich gesprochen.

sinn
nein, sinn des lebens ist er für mich nicht

ein gewisser "spassfaktor" sollte die arbeit auf alle fälle haben.

klar es gibt auch die nullbock-phasen oder man versteht sich mal mit dem einen oder anderen nicht so gut.

aber wenn der beruf der richtige ist , gibt einem die arbeit noch eine gewisse befriedigung, bzw. sollte einen diese geben.

ist aber nur meine meinung


gruss binchen:)
 
Arbeit, das ist für mich Spannung, Lernen, Neugier, Befriedigung, geistiges Wachsen, Herausforderungen.
Aber auch geistige Erschöpfung, Ärger.

Ich trenne allerdings nicht so genau zwischen meiner Arbeit und meiner Freizeit, teilweise verschwimmt das.
 
gut gefeiert, majanna ?

Original geschrieben von majanna
"Die Arbeit hoch!
....
Hier findet der Strafgefangene Denissowitsch den letzten Rest seiner Menschenwürde in der "stupiden" Herstellung einer Mauer. Stein auf Stein - eine genaue Kante !
Das ordentliche Erstellen der Mauer gibt ihm das Gefühl, etwas selbst bewirkt zu haben.

"Arbeit" bedeutet für mich Broterwerb und Mühe.

Mein mittelhochdeutsches Wörterbuch meint dazu:
arbeit das durch arbeit zustande gebrachte, erworbene; mühe, mühsal, not, die man leidet oder freiwillig übernimmt; kampfesnot; strafe; kindesnöte.
arbeiten mit anstrengung streben
tr. in arbeit bringen, beträngen, plagen, kasteien; in gebrauch haben, gebrauchen; bearbeiten - refl. Sich mühen, anstrengen
arbeit - lich adj. Mühsal machend; mühselig, qualvoll
-sam beschwerlich, mühselig

Ich unterscheide noch die "Beschäftigung", darunter verstehe ich, wenn sich jemand mit etwas beschäftigt und seine Zeit damit ausfüllt, wie in "Beschäftigungstherapie"
und den "Beruf", wozu man sich berufen fühlt, was man gerne tut.

Die "normale" Berufstätigkeit ist mE eine Mischung daraus.


Die Sache mit Iwan Denissowitschs Mauer verhält sich wohl so, daß die Mauer von seiner Schicht errichtet wird und von der Gegenschicht wieder abgerissen wird, so daß beide Gruppen ihre Arbeit und ihre Beschäftigung haben.
Man könnte auch einen Beruf daraus machen, aber das wäre wohl etwas für ZEN-Praktikanten ... :)
 
Zuletzt bearbeitet:
Arbeit

Arbeit ist die Herstellung der Konsumgüter, die der Mensch zum Leben braucht resp. gestaltet und nimmt. Das unterscheidet ihn vom Tier. Der fügt sich in den Naturkreislauf ein, der ihm gegeben ist. Der Mensch setzt noch die Arbeit mit hinein.

Arbeit ist für die menschliche Existenz absolut notwendig. Nicht für jeden Einzelnen, aber für die Spezies Mensch. Wenn die ganze Klasmotte dann auch noch Spaß macht, die Ideen "vergegenständlicht" (Marx) - umso besser.

Gysi
 
Daß Arbeit nicht nur Broterwerb ist, zeigen viele Beispiele:

- ehrenamtliche Arbeit
- politische Arbeit (Politiker werden schlechter bezahlt als Industriemanager)
- Arbeit im Rentenalter, obwohl man es finanziell nicht nötig hat

Arbeit als Lebenssinn paßt schon eher (man nehme nur die oben genannten Arbeiten)

Gysis Definition der Arbeit halte ich für überholt; Ärzte und Krankenschwestern, Pfleger, Putzfrauen, Telefonistin, Übersetzer, Animateure, Prostituierte gehen einer Arbeit nach ohne Konsumgüter zu "produzieren". Einige dieser
Dienstleistungsarbeiten sind nichts Neues, aber der Wandel von der Industriegesellschaft zur Dienstleistungsgesellschaft verändert Arbeitsmöglichkeiten und Berufsbilder in starkem Maße.

Ja, und was ist mit der Hausarbeit? Nur eine der schlechbezahltesten Arbeiten, die keinen (Lebens-)sinn macht? Für mich eine der sinnvollsten Arbeiten, wenn ich z.B. an die Kindererziehung denke. Müssen wirklich beide Partner erwerbstätig sein, weil sie sich verwirklichen wollen, obwohl das Geld reicht? Und dafür das Kind in eine Ganztagskrippe geben?

Arbeit kann vieles sein: Man Frage nur GOOGLE mit "Arbeit ist". Und ein und dieselbe Arbeit wird man mal als Mühe und mal als Freude emfinden, je nach den augenblicklichen Lebensumständen. Fehlende Arbeit kann Depressionen auslösen wie auch eine Arbeit, von der man glaubt, überfordert zu sein.

Ich bin froh, nicht mehr arbeiten zu müssen, aber arbeiten zu können.
 
Zu dumm, jetzt hat mir Berliner einen Teil meiner Überlegungen abgenommen.
Ich denke über weite Strecken so wie Du, Reiner. Meine Begründung ist - wie immer und fachbedingt - allerdings weitschweifiger.
Aber weil ich mir schon so viel Mühe gemacht habe, will ich diese doch posten.
Und Deinem Schluss stimme ich voll bei: ich bin froh, dass ich meinen jetzigen Unterhalt mit jahrelanger Arbeit erworben habe, nicht mehr muss, aber im weiteren Sinne noch kann.











Binchen sagt, die Arbeit ist für sie nicht Lebenssinn. Doch „ eine gewisse befriedigung, bzw. sollte einen diese geben.“ (Binchen)

Alzii holt sogar den ollen Lexer (Mittelhochdeutsches Wörterbuch) zur Erklärung des Begriffs herbei:“ mühe, mühsal, not, die man leidet oder freiwillig übernimmt; kampfesnot; strafe; kindesnöte.
arbeiten mit anstrengung streben „

Walter gibt ganz lapidar zu: Arbeit und Freizeitbeschäftigung kann er oft nicht trennen.

Im Artikel 23 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte ist das Recht auf Arbeit festgehalten.



„Jeder hat das Recht auf Arbeit, auf freie Berufswahl, auf gerechte und befriedigende Arbeitsbedingungen sowie auf Schutz vor Arbeitslosigkeit.“


Wir wissen, dass dieses Recht – aus guten realpolitischen Gründen - in den meisten Staaten der Welt nicht verfassungsrechtlich gesichert ist.


Das zeigt doch, dass nicht einmal die „entfremdete Arbeit“, das Malochen, rechtlich einklagbar ist.
Das zeigt aber auch, dass diese allein mitunter – sehr oft – menschenverachtend ist, weil sie weder unter gerechten (Männerlohn versus Frauenlohn bei gleicher Tätigkeit) geschweige denn unter befriedigenden Bedingungen erfolgt.


Ich wage nun zu behaupten: je weniger sich der Arbeitende als Entfremdeter empfindet, um so mehr kann er Arbeit als (Lebens)Sinn empfinden.

Ich erinnere an die heißen Diskussionen der 70ziger Jahre. Je überschaubarer die geleistete Arbeit ist, um so mehr kann sich der Arbeitende mit ihr identifizieren.


Und ich denke da durchaus nicht nur an die Arbeit, die für Lohn zwecks Erhaltung der Lebensbedürfnisse erfolgt.

Schließlich ist jede aufrichtige Auseinandersetzung mit Ideen und Vorgängen Arbeit, es bereitet Mühe.Auch die Verwirklichung künstlerischer Ideen.

Aber alles ist auch Befriedigung, wenn ich sowohl Lohnarbeit als auch „Freizeitarbeit“ als eigene Leistung erkennen kann.



Einwänden, wie dieser, dass ja niemand zu „Freizeitarbeit“ gezwungen werden könne, möchte ich beispielhaft wie folgt widerlegen: Alle Tätigkeiten, die im Rahmen der Familie erfolgen, gehen oft zuungunsten der Frau und Mutter aus. Es bedarf schon großzügigster Auslegung der Befriedigungideologie, wenn sie auf eine Frau angewendet wird,die tagtäglich ihren betrunkenen Mann familienfähig halten muss. (Trifft nicht auf mich zu!)


Naja, mich interessiert eben diese Frage, deshalb meine Zusatzgedanken.
Im Zweifelsfall konnte ich auch meine berufliche Arbeit nach dem Prinzip Lust einrichten. Der Frust fehlte auch nicht.
Aber wie wenigen ist es gegeben, ihre Arbeit selbst gestalten zu können.

Und da komme ich wieder auf den Iwan Denissowitsch. Obwohl der Zweck seiner Arbeit sinnlos war (Alzii hats genauer erklärt), erfüllte ihn der Anblick der von ihm genau errichteten Mauer mit Befriedigung. Sie hatte etwas mit ihm selbst zu tun.

Majanna
 
Re: Arbeit

Original geschrieben von Gisbert Zalich
Arbeit ist die Herstellung der Konsumgüter, die der Mensch zum Leben braucht

Das greift wesentlich zu kurz - oder welches Konsumgut stell ein Sozialarbeiter her?
 
Arbeiten um zu Leben nicht

Leben um zu Arbeiten.

Was bringen mir 8 Stunden am Tag, die mir keinen Spaß machen - Frust.

Was bringen mir 8 Stunden am Tag, die mir Freude machen - Motivation.

Was mache ich nach den 8 Stunden?

Nun die Definition von Arbeit ist wohl sehr unterschiedlich. Arbeit kann man auch nennen wenn man geistig arbeitet, an einer Freundschaft arbeitet.

Ich sehe Arbeit als durchaus positiv, wenn ich Spaß daran habe, dann ist meine zeit nicht verschwendet. Wenn ich aber auf Nullbock-Stimmung bin, dann ist es vergeudede Zeit.

Es liegt an jedem Selbst denke ich.

Andi;)
 
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Original geschrieben von baerliner
Ja, und was ist mit der Hausarbeit? Nur eine der schlechbezahltesten Arbeiten, die keinen (Lebens-)sinn macht? Für mich eine der sinnvollsten Arbeiten, wenn ich z.B. an die Kindererziehung denke. Müssen wirklich beide Partner erwerbstätig sein, weil sie sich verwirklichen wollen, obwohl das Geld reicht? Und dafür das Kind in eine Ganztagskrippe geben?

und wer von den beiden soll deiner meinung nach auf die berufliche selbst-'verwirklichung' verzichten ?
... wenn man bedenkt, dass ein beachtlicher teil der hausarbeit zwar wichtig und notwendig, aber nichtsdestoweniger mühsam und todlangweilig ist,
und wenn man weiss, dass ein wiedereinstieg ins berufsleben nach einer pause oft schwierig ist,
von konsequenzen für karriere, pensionsansprüche etc. ganz zu schweigen.

:cool:
 
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