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U-Boot "Titan", Geld regiert die Welt,..

Wenn der Besuch dem Gedenken der Toten gewidmet ist, dann sicher nicht. Wenn aber nur Sensationslust im Spiel ist, dann schon. Es besucht ja auch niemand ein Konzentrationslager, und lässt da die Sektkorken knallen, oder? (Na, hoffentlich jedenfalls nicht).
Wie unterscheidet sich der Besuch des Wracks prinzipiell vom Besuch einer Titanic-Ausstellung oder überhaupt mit der Befassung mit dem Thema ? Wie vielen derer, die den "Untergang der Titanic" interessant finden, tun dies primär "im Gedenken an die Toten" ?
Selbgies gilt eigentlich für sämtliche geschichtliche Ereignisse. Alle antiken Römer sind tot. Ist nun die Befassung mit dem antiken Rom pietätlos, wenn sie nicht primär dem Gedenken an die antiken Römer dient ? Der Besuch des Kolosseums, des Forum Romanums, etc... ?
Zum Vergleich:
Am 28. September 1994 sank in der Ostsee das Fährschiff Estonia, dabei starben bei dem schwersten Schiffsunglück der europäischen Nachkriegsgeschichte 852 Menschen. Acht von neun Ostseeanrainerstaaten und Großbritannien einigten sich auf ein Bannmeilenabkommen, dass ein Sperrgebiet um das Wrack liegt (Deutschland trat dem Abkommen allerdings nicht bei).
Zwar liegt das Wrack der Estonia in internationalem Gewässer, Staatsangehörige der o.g. Ostseeanrainerstaaten machen sich allerdings strafbar, wenn sie dort tauchen oder Tauchroboter einsetzen. Aber auch Staatsangehörige anderer Nationen können ggf. als Touristen der Ostseeanrainerstaaten belangt werden, wenn sie sich dort aufhalten.
Der Unterschied hierbei ist, dass dieses Ereignis deutlich jünger ist, und somit die direkten Angehörigen noch am Leben. Ein junges Grab wird in der Regel auch sorgfältiger gepflegt als ein altes von einem Menschen, der noch dazu keine direkten Angehörigen mehr hat. Weiters hat die Ostsee Anrainerstaaten, sie ist bei weitem nicht so frei/weit wie der Atlantik. Welche Anrainerstaaten müssten also etwas Vergleichbares vereinbaren ?
Noch dazu - der Untergang der Titanic hat geschichtlich eine weit größere Bedeutung als jener der Estonia, auch wenn beide Ereignisse jeweils viele Menschenleben kostete.
Der Untergang der Titanic war übrigens keineswegs das Schiffsunglück mit den meisten Opfern (1.514 Tote). Am 30. Januar 1945 sank die Wilhelm Gustloff nach einem Torpedobeschuss durch ein sowjetisches U-Boot in der Ostsee, dabei starben 4.000-9.000 Menschen, genaue Zahl unbekannt. Das Wrack liegt heute in polnischem Hoheitsgebiet und ist heute ein als Seekriegsgrab geschütztes Denkmal. Es ist verboten, dort ohne Erlaubnis zu tauchen.



Ich zitiere einmal Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland, Art. 14:
(1) Das Eigentum und das Erbrecht werden gewährleistet. Inhalt und Schranken werden durch die Gesetze bestimmt.
(2) Eigentum verpflichtet. Sein Gebrauch soll zugleich dem Wohle der Allgemeinheit dienen.

Um diese einmaligen Erlebnisse beneiden sie nur Dummköpfe. Jene Dummköpfe, die es nicht verstehen, dass sie zu den Vielen gehören, die das letztlich finanziert haben. Und selbst die Rettungs- und Bergungsmaßnahmen werden schließlich von der Allgemeinheit getragen.



Und wer hat das Recht zu erwarten, dass andere Rettungsmaßnahmen einleiten, wenn ein schlecht geplantes und schlecht durchgeführtes "Himmelfahrtskommando" (Zitat eines früheren Teilnehmers) schließlich havariert? Retter, die von der Allgemeinheit bezahlt werden und u.U. ihre eigene Gesundheit und ihr Leben dafür auf's Spiel setzen?



Reinhold Messner war mehrmals in der Kritik, nicht zuletzt wegen des Todes seines Bruders Günther Messner am Nanga Parbat im Jahr 1970.
Reinhold Messner selbst ist ein Kritiker des heutigen "Mt. Everest-Tourismus", bei dem Bergsteiger-Unternehmen zahlungskräftige Kunden auf den Gipfel schleifen, solange sie es nur bezahlen können. Wobei jeder Teilnehmer ab einer gewissen Höhe sich selbst überlassen bleibt und sie da oben buchstäblich über Leichen steigen.
Scheinheilig bleibt die Kritik trotzdem.
 
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Beim vorigen Posting versehentlich auf "Antworten" gedrückt, die Nachbearbeitung hat mehr als 15 MInuten gedauert, darum musste ich ein neues Posting einstellen.

Wenn der Besuch dem Gedenken der Toten gewidmet ist, dann sicher nicht. Wenn aber nur Sensationslust im Spiel ist, dann schon. Es besucht ja auch niemand ein Konzentrationslager, und lässt da die Sektkorken knallen, oder? (Na, hoffentlich jedenfalls nicht).
Wie unterscheidet sich der Besuch des Wracks prinzipiell vom Besuch einer Titanic-Ausstellung oder überhaupt mit der Befassung mit dem Thema ? Wie vielen derer, die den "Untergang der Titanic" interessant finden, tun dies primär "im Gedenken an die Toten" ?
Selbgies gilt eigentlich für sämtliche geschichtliche Ereignisse. Alle antiken Römer sind tot. Ist nun die Befassung mit dem antiken Rom pietätlos, wenn sie nicht primär dem Gedenken an die antiken Römer dient ? Der Besuch des Kolosseums, des Forum Romanums, etc... ?
Zum Vergleich:
Am 28. September 1994 sank in der Ostsee das Fährschiff Estonia, dabei starben bei dem schwersten Schiffsunglück der europäischen Nachkriegsgeschichte 852 Menschen. Acht von neun Ostseeanrainerstaaten und Großbritannien einigten sich auf ein Bannmeilenabkommen, dass ein Sperrgebiet um das Wrack liegt (Deutschland trat dem Abkommen allerdings nicht bei).
Zwar liegt das Wrack der Estonia in internationalem Gewässer, Staatsangehörige der o.g. Ostseeanrainerstaaten machen sich allerdings strafbar, wenn sie dort tauchen oder Tauchroboter einsetzen. Aber auch Staatsangehörige anderer Nationen können ggf. als Touristen der Ostseeanrainerstaaten belangt werden, wenn sie sich dort aufhalten.
Der Unterschied hierbei ist, dass dieses Ereignis deutlich jünger ist, und somit die direkten Angehörigen noch am Leben. Ein junges Grab wird in der Regel auch sorgfältiger gepflegt als ein altes von einem Menschen, der noch dazu keine direkten Angehörigen mehr hat. Weiters hat die Ostsee Anrainerstaaten, sie ist bei weitem nicht so frei/weit wie der Atlantik. Welche Anrainerstaaten müssten also etwas Vergleichbares vereinbaren ?
Noch dazu - der Untergang der Titanic hat geschichtlich eine weit größere Bedeutung als jener der Estonia, auch wenn beide Ereignisse jeweils viele Menschenleben kostete.
Der Untergang der Titanic war übrigens keineswegs das Schiffsunglück mit den meisten Opfern (1.514 Tote). Am 30. Januar 1945 sank die Wilhelm Gustloff nach einem Torpedobeschuss durch ein sowjetisches U-Boot in der Ostsee, dabei starben 4.000-9.000 Menschen, genaue Zahl unbekannt. Das Wrack liegt heute in polnischem Hoheitsgebiet und ist heute ein als Seekriegsgrab geschütztes Denkmal. Es ist verboten, dort ohne Erlaubnis zu tauchen.
Richtig, und auch jenes Unglück (wenn man hier überhaupt von einem "Unglück" sprechen kann), hat nicht die weltweit geschichtliche Bedeutung des Untergangs der Titanic. Opferzahlen tragen zwar zur geschichtlichen Bedeutung bei, sind aber bei weitem nicht der einzige Maßstab.
Ich zitiere einmal Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland, Art. 14:
(1) Das Eigentum und das Erbrecht werden gewährleistet. Inhalt und Schranken werden durch die Gesetze bestimmt.
(2) Eigentum verpflichtet. Sein Gebrauch soll zugleich dem Wohle der Allgemeinheit dienen.
"Soll" ist ein äußerst zahnloser Begriff, währen (1) eben besagt, dass es "OK" ist, solange dadurch keine Gesetze verletzt würden.
Um diese einmaligen Erlebnisse beneiden sie nur Dummköpfe. Jene Dummköpfe, die es nicht verstehen, dass sie zu den Vielen gehören, die das letztlich finanziert haben. Und selbst die Rettungs- und Bergungsmaßnahmen werden schließlich von der Allgemeinheit getragen.
Sagen manche auch über Bergsteiger. Und manche beschweren sich, dass manche Rettungen und Bergungen von der Allgemeinheit getragen werden. Was aber wäre die Alternative ? Eine offizielle Liste mit "erlaubten Freizeitaktivitäten" ? Manche totalitären Systeme gingen in diese Richtung, spontan fällt mir dazu der "Lipsi" sein.
Und wer hat das Recht zu erwarten, dass andere Rettungsmaßnahmen einleiten, wenn ein schlecht geplantes und schlecht durchgeführtes "Himmelfahrtskommando" (Zitat eines früheren Teilnehmers) schließlich havariert? Retter, die von der Allgemeinheit bezahlt werden und u.U. ihre eigene Gesundheit und ihr Leben dafür auf's Spiel setzen?
Sie oben, Bergsteiger oder andere Sportler (Radfahrer, Segler, Schwimmer, Taucher, etc...).
Bei grober Fahrlässigkeit gibts da und dort schon Selbstbehalte, und man ist angehalten, entsprechende Versicherungen abzuschließen.
Reinhold Messner war mehrmals in der Kritik, nicht zuletzt wegen des Todes seines Bruders Günther Messner am Nanga Parbat im Jahr 1970.
Reinhold Messner selbst ist ein Kritiker des heutigen "Mt. Everest-Tourismus", bei dem Bergsteiger-Unternehmen zahlungskräftige Kunden auf den Gipfel schleifen, solange sie es nur bezahlen können. Wobei jeder Teilnehmer ab einer gewissen Höhe sich selbst überlassen bleibt und sie da oben buchstäblich über Leichen steigen.
Scheinheilig bleibt die Kritik trotzdem.
Es besteht ein Unterschied zwischen dem, was Reinhold Messner machte und dem "Mt. Everest-Tourismus".
Auch wenn Messner selbst seinen Lebensunterhalt damit bestreiten kann, er ging nicht auf die Berge des Geldes wegen.
Manche glauben, mangelnde Kondition, mangelnde Erfahrung und mangelnde Technik könnte man mit Geld und einem
Bergführer wett machen, und andere nehmen das Geld gerne und lassen dabei nicht ausreichend Vorsicht walten. Zusätzlich
kommt auch noch Respektlosigkeit dazu (Vermüllung der Berge). Dass das jemanden, der die Berge liebt nicht gefällt, ist
klar und zeigt auch mMn keine Scheinheiligkeit.
 
Wie unterscheidet sich der Besuch des Wracks prinzipiell vom Besuch einer Titanic-Ausstellung oder überhaupt mit der Befassung mit dem Thema ? Wie vielen derer, die den "Untergang der Titanic" interessant finden, tun dies primär "im Gedenken an die Toten" ?
Selbgies gilt eigentlich für sämtliche geschichtliche Ereignisse. Alle antiken Römer sind tot. Ist nun die Befassung mit dem antiken Rom pietätlos, wenn sie nicht primär dem Gedenken an die antiken Römer dient ? Der Besuch des Kolosseums, des Forum Romanums, etc... ?

Es geht nicht um die Dauer der Vergangenheit.
Auch im Zusammenhang mit dem Besuch eines KZs kann es nicht darum gehen, ob es noch zeitlich Betroffene gibt.

Ich finde es unangemessen, ob eines persönlichen Nervenkitzels ein Massengrab wie die Titanic aufsuchen zu wollen, noch dazu mit einem enormen technischen Aufwand, den so oder so eine Allgemeinheit bezahlt hat.
Genauso im Übrigen, wie ich es unangemessen finde, Tschernobyl zu besuchen, um seinen persönlichen Geigerzähler zu bedienen, um am Ende das Ganze als Influenzer ins Netz zu stellen, damit Millionen andere diesem sinnlosen Kick Beiklatsch geben können.

Es handelt sich nichts anderes, als um eine postmoderne Effektklatscherei, Show um der Show willen - und das auf den Gräbern von anderen.
Es ist respektlos dem Tod der vielen Menschen gegenüber, die damals bei der Katastrophe gestoben sind.

Es besteht ein Unterschied zwischen dem, was Reinhold Messner machte und dem "Mt. Everest-Tourismus".
Auch wenn Messner selbst seinen Lebensunterhalt damit bestreiten kann, er ging nicht auf die Berge des Geldes wegen.
Manche glauben, mangelnde Kondition, mangelnde Erfahrung und mangelnde Technik könnte man mit Geld und einem
Bergführer wett machen, und andere nehmen das Geld gerne und lassen dabei nicht ausreichend Vorsicht walten. Zusätzlich
kommt auch noch Respektlosigkeit dazu (Vermüllung der Berge). Dass das jemanden, der die Berge liebt nicht gefällt, ist
klar und zeigt auch mMn keine Scheinheiligkeit.

Die Scheinheiligkeit besteht darin, dass es letztlich Messners Aktionismus war, der andere Menschen zu diesem "Mount Everest-Tourismus" inspiriert.
 
Es geht nicht um die Dauer der Vergangenheit.
Auch im Zusammenhang mit dem Besuch eines KZs kann es nicht darum gehen, ob es noch zeitlich Betroffene gibt.
Kann nicht oder darf nicht ? Natürlich spielt der Faktor Zeit eine Rolle. Auch in Urzeiten und in der Antike gab es Völkermorde, Genozide, etc und sowohl zeitliche wie auch räumliche oder sonstige Nähe haben einen maßgeblichen Einfluss darauf, wie betroffen man ist.
Das ist auch die Antwort, warum uns der Ukrainekrieg offensichtlich mehr betrifft als andere Kriege am Erdball.
Ich finde es unangemessen, ob eines persönlichen Nervenkitzels ein Massengrab wie die Titanic aufsuchen zu wollen, noch dazu mit einem enormen technischen Aufwand, den so oder so eine Allgemeinheit bezahlt hat.
Das Wrack der Titanic ist mehr als nur ein Massengrab, und über die Motive können wir nur spekulieren und "Nervenkitzel" ist wohl etwas despektierlich.
Meinst du auch, Messner ist wegen des "Nervenkitzels" auf die Berge gestiegen ? Weiters, deine Aussage, die Allgemeinheit hätte bezahlt - nein, hat sie nicht.
Die Allgemeinheit hat für etwas anderes bezahlt - was auch immer den Kunden ihr Vermögen brachte. Für die besagte Reise haben die Kunden gezahlt.
Genauso im Übrigen, wie ich es unangemessen finde, Tschernobyl zu besuchen, um seinen persönlichen Geigerzähler zu bedienen, um am Ende das Ganze als Influenzer ins Netz zu stellen, damit Millionen andere diesem sinnlosen Kick Beiklatsch geben können.
Falls dies die tatsächliche Motivation ist, finde ich es auch unangemessen. Aber nicht jeden Besuch von Tschernobyl verdamme ich deswegen.
Es handelt sich nichts anderes, als um eine postmoderne Effektklatscherei, Show um der Show willen - und das auf den Gräbern von anderen.
Es ist respektlos dem Tod der vielen Menschen gegenüber, die damals bei der Katastrophe gestoben sind.
Im Falle deines Beispieles, ja - aber deswegen nicht pauschal.
Die Scheinheiligkeit besteht darin, dass es letztlich Messners Aktionismus war, der andere Menschen zu diesem "Mount Everest-Tourismus" inspiriert.
Was bitte war Messners "Aktionismus" ?
 
Das Einzige was ich dachte als ich davon hörte war, "eh klar, für ein paar Idioten (sorry, aber für mich ist es idiotisch, sich aus lauter Kicksuche und weil mir fad ist in ein Tauchboot, vor dem sogar die Konstrukteure warnten, zu quetschen um ein verrostet Wrack zu sehen) wird Gott und die Welt in Bewegung gesetzt um sie zu retten, aber tausende Menschen, die vor Krieg und Hungersnot flüchten lässt man absaufen..."
 
Das Einzige was ich dachte als ich davon hörte war, "eh klar, für ein paar Idioten (sorry, aber für mich ist es idiotisch, sich aus lauter Kicksuche und weil mir fad ist in ein Tauchboot, vor dem sogar die Konstrukteure warnten, zu quetschen um ein verrostet Wrack zu sehen) wird Gott und die Welt in Bewegung gesetzt um sie zu retten, aber tausende Menschen, die vor Krieg und Hungersnot flüchten lässt man absaufen..."
Tja, ist nun mal so. Wenn in Italien ein Kind in ein Erdloch fällt, interessiert es auch viele, und alle möglichen Ressourcen werden zur Rettung bereit gestellt und die Medien berichten permanent darüber. Oder man erinnere sich an Georg Hainzl. Und das, während zur gleichen Zeit abertausende Kinder in Afrika und anderen Weltregionen verhungern oder durch mangelnde medizinische Versorgung sterben. Ist genauso fair wie der Umstand, dass wir hier in Wohlstand in diesem Internetforum über das Elend der Welt jammern können, während ebenso abertausende Kinder in der Welt sterben und auch sonst allerlei Schlimmes in der Welt geschieht.
 
Tja, ist nun mal so. Wenn in Italien ein Kind in ein Erdloch fällt, interessiert es auch viele, und alle möglichen Ressourcen werden zur Rettung bereit gestellt und die Medien berichten permanent darüber. Oder man erinnere sich an Georg Hainzl. Und das, während zur gleichen Zeit abertausende Kinder in Afrika und anderen Weltregionen verhungern oder durch mangelnde medizinische Versorgung sterben. Ist genauso fair wie der Umstand, dass wir hier in Wohlstand in diesem Internetforum über das Elend der Welt jammern können, während ebenso abertausende Kinder in der Welt sterben und auch sonst allerlei Schlimmes in der Welt geschieht.
So isses.
 
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......Du versuchst, die Suche nach Abenteuern über die Vernunft zu verstehen und eventuell sogar darüber zu regulieren. Ich denke, da packt der Hase den falschen Ofen an den Hörnern.

Ich glaube die Ausprägung individueller Bedürfnisse nach "Abenteuern" wird vom jeweiligen Schicksal abhängen.
Mein Schicksal ist von erzwungenen "Abenteuern" bestimmt:

Wir waren 5 Geschwister. Heute sind wir noch 4.
Als ich 4 Jahre alt war, das war 1954, besuchten uns auf ihrer Urlaubs-Durchreise meine Großtante mit Ehemann in Heidelberg. Beim Abschied standen wir 5 Kinder wie die Orgelpfeifen nebeneinander und wurden gefragt, wer denn mal für ein paar Tage mit zu ihnen nach Mönchengladbach wolle.
Ich rief laut "ich", hatte demnach wohl keinerlei Trennungsangst oder ausgeprägtes Familien-Gefühl.

Aus diesen "paar Tagen" wurden 4 Jahre. Mein Opa hatte dafür in Manier "Familien-Pate" lediglich auf einen Zettel geschrieben, damit einverstanden zu sein, dass ich nun bei seiner Schwester lebte. Was unsere Mutter davon hielt, oder mein von ihr geschiedener als Rechtsanwalt bestimmt in solchen Sachen rechtskundiger Vater, weiß ich nicht.
Heute unvorstellbar, das Jugendamt würde sich bei solchen Methoden wohl einschalten.

Nun wurde ich über Nacht zum Einzelkind, das volle Aufmerksamkeit genoss, die ich zuvor mit 4 Geschwistern teilen musste. Zudem bedeutete meine Gegenwart für Tante und Onkel, beide Mitte 50 und unfreiwillig Kinderlos geblieben, ein spätes "Elternglück".
Entsprechend wurde ich verwöhnt. Ich bekam einen Tretroller mit Fußbremse, und wurde für damalige Verhältnisse eher ungewöhnlich mit reichlich Spielzeug bedacht. Auf der Kirmes hat mein Onkel so lange Lose gekauft, unter Protest meiner Tante ("Albert, hör doch auf..") bis das er für mich einen Riesenteddy, noch so einer mit Strohfüllung und per Gelenken schwenkbaren Armen und Beinen.

Mit 5 wurde ich in MG eingeschult.
Als ich 8 war, besuchte uns meine Mutter und nahm mich einfach wieder mit nach Heidelberg. Die Hintergründe, warum sich meine Mutter plötzlich auf mich besann und sich auch gegen den "Opa-Paten" durchsetzen konnte, weiß ich bis heute nicht.
Auch diese quasi hin und her "Warenverschickung" (ich als Ware) ging wohl auch ohne Zutun bzw. Kenntnis des Jugendamtes.

Nun lebte ich über Nacht bei Mutter nebst älterer Schwester und älterem Bruder, die mich nun wohl eifersüchtig als "Eindringling" betrachteten und mich entsprechend mies behandelten.
Mutter arbeitete als Kellnerin in der Wirtschaft "Ritterhalle" (heute "Kulturbrauerei") mit an der Hausecke in etwa 4 m Höhe angebrachter markanter Ritterfigur (mit Speer) in der Leyergasse und "parkte" mich dort öfters, damit sie mich immer im Blick hatte wenn ich dort meine seltenen Hausaugaben machte, oder mein einziges je gelesenes Erzählbuch "Klaus Störtebeker" las..

So was wie Freunde hatte ich dort nicht, galt ja in meiner Geburtsstadt Heidelberg dennoch als Zugereister, zumal ich mir aus MG schon ein wenig einen rheinländischen Dialekt angeeignet hatte, aber überwiegend akzentfrei also vermeintlich hochnäsig hochdeutsch sprach, weshalb ich, egal wo ich gerade war, mit der etwas distanziert ausladenden Frage, "du bist aber nicht von hier?" konfrontiert wurde.

Wohl verständlich, das ich bald wieder zu Tante und Onkel wollte. Also schwänzte ich etappenweise tagelang die Schule, übernachtete an den verschiedensten Orten und bin sogar einmal zur Autobahn gelaufen, die bis in die Stadt reinführte und wollte dann auf dem Standstreifen bis nach MG laufen. Nach ein paar km hielt ein Polizeiauto an, und die Polizisten frugen was ich da mache ich dürfe dort nicht laufen. Ich flunkerte, ich hätte mit Kindern auf den Strohballen am angrenzenden Feld gespielt, die Kinder wären aber einfach abgehauen und ich wüsste jetzt ich nicht wie ich wieder zurück komme. Die Polizisten sagten mir, ich bräuchte nur in die andere Richtung zurücklaufen, dann käme ich wieder in die Stadt (so was wäre heute undenkbar).

Essen habe ich mir immer im Kaufhaus zusammen geklaut (Schokoriegel usw.). Dann habe ich mich im Kaufhaus am Stand eines Mannes wohlgefühlt, der mit seinem Verkaufsstand für Schuhcreme warb, und vorführte wie die Creme zu handhaben ist (heute auch unvorstellbar).
Um die Karnevalszeit herum gab er mir ein wenig Geld, damit ich mir eine Narrenkappe aus Papier kaufen könne.
Mit dieser Kappe lief ich dann wie so oft zum neu gebauten Heidelberger Hauptbahnhof. Da kam mir ein Mann entgegen, mit Zylinder und Gehstock. Dem gefiel meine simple Papier-Narrenkappen-Nachahmung so gut, dass er mir anbot, die Narrenkappe gegen seinen hochwertigeren Zylinder und Gehstock zu tauschen.
Damit ging ich dann wieder ins Kaufhaus zu dem Schuhcreme-Vorführer um ihn über meinen Tausch zu berichten. Der Vorführer malte mir dann ein C.Chaplin-Oberlippenbärtchen an.

So lief ich dann stolz wie Oskar über die Hauptstraße. Einige Kinder aus meiner Klasse erkannten mich zufällig und riefen mir "Schulschwänzer, Schulschwänzer" hinterher.

Oft ging ich wieder nachhause, des Hungers wegen, oder wurde von der Mutter in der Stadt aufgegabelt.

Einmal kam ich vom Spielen nachhause, als in der Küche ein mir unbekannter Mann saß. Mir fiel gleich sein Gehstock und sein für mich seltsamer Schuh auf, der, wie mir erst viel später klar wurde, ein leicht verkürztes Bein kaschieren sollte.
Ich grüßte freundlich, ging aber gleich wieder raus zum spielen.

Als ich später wieder nachhause kam, war der Mann weg und mein Mutter sagte mir dann, dass er mein Vater gewesen sei. Dass konnte sie oder er mir also nicht sagen, als er noch zugegen war. Somit habe ich meinen Vater in echt nur einige Sekunden gesehen. Vielleicht als Kleinkind eher, aber daran habe ich keine Erinnerung.
Ansonsten habe ich Jahre später zwei s/w Fotos von ihm von meiner Schwester bekommen. Die waren vergessen worden, als unsere Mutter nach der Scheidung alles was an ihn erinnerte, vernichtet hatte, ohne zu berücksichtigen, dass seine Kinder vielleicht gerne Erinnerung an ihn gehabt hätten, mindestens Fotos.

Er wurde uns Kindern gegenüber von den Großeltern wie auch von unsrer Mutter denkbar schlecht geredet, er hätte sein Anwaltszulassung verloren, sein ganzes Vermögen (angeblich Grundstücke und Häuser) im Wiesbadener Spielcasino verzockt und versoffen.
Er starb als ich 13 war, worüber mich meine Mutter oder Geschwister nicht informierten, sondern ein Anwalt, der mir aber empfahl, einer hohen Schuldenlast wegen die Erbschaft abzulehnen, was ich dann auch tat..
Ich rätsele bis heute darüber, ob derartige Empfehlung ein Anwalt so lapidar ohne jegliche weitere Daten abgeben darf.
Alles sehr mysteriös, auch der Umstand dass ich bis heute nicht weiß, ob er mit seinem besagten Kurzbesuch meiner Eskapaden wegen nach dem Rechten sehen wollte und ihn meine Mutter deshalb (widerwillig?) eingeladen hatte.

Ich habe nach seinem Besuch mit meiner Schulschwänzerei nicht aufgehört, im Gegenteil, das Schweigen meine Mutter, über die Identität dieses für mich fremden Mannes war ja noch mehr Grund, die Schule zu schwänzen und von Zuhause wegzulaufen.

Einmal wollte ich der Kälte wegen nicht im Freien, sondern im Beichtstuhl einer Kirche übernachten, nachdem ich meinen Durst aus dem Weihwasserbecken gestillt hatte (und diese von vielen Händen kontaminierte Brühe auch überlebte..).
Vermutlich machte ich Geräusche so dass mich der Pfarrer entdeckte, mich dann in der Sakristei aufwärmte und dann nach Hause brachte.
In dieser Nacht war mein Onkel in einer Art spontaner "Rettungsaktion" aus MG mit dem Zug gekommen, weil er von meiner Oma über meine Eskapaden gehört hatte. Der hat mich dann in dieser Nacht auch gleich wieder mit nach MG genommen.
Mit meinen Eskapaden habe ich mir ein "Sitzenbleiben" eingehandelt ("der Schüler hat oft gefehlt"). In MG zurück blühte ich dann wieder zu schulischen Bestformen auf.

Ich denke, bei solchem Schicksal und unfreiwilligen "Abenteuern" ist mein geringes bis nicht vorhandnes Bedürfnis nach freiwilligen Abenteuern begründet.
So gibt es in allen Lebensbereichen immer irgendwelche individuellen Gründe etwas zu tun oder zu lassen.
 
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