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Teures Wohnen

Ich denke, Giacomo dachte nicht an Premiumwohnungen, sondern viel mehr an normale Standardwohnungen. Das ist doch ein kleiner Unterschied.
Wie gesagt, Premium kann auch von der Lage herrühren, und seine Beispiele waren ja Top-Lagen.
Eine Standardwohnung, 70 m^2 im tiefen und ländlichen Sachsen, beispielsweise ist doch sicherlich deutlich
leistbarer als eine gleich ausgestattete im inneren München. Aber es werden immer nur teure Exemplare
herausgepickt und damit beansichtigt oder unbeabsichtigt die Realität verzerrt.
Für Arbeitende im Niedriglohnbereich z.B. Verkäufer, die etwa netto 1200 -1600 Euro verdienen, wird das zu einem großen Problem wenn die Miete für eine Wohnung mit etwa 50 - 60 m2 800 -1000 Euro kostet zuzüglich Strom und Heizung. Und das nicht nur in München. Es gibt einige Städte in Deutschland wo Arbeitende in der Stadt arbeiten, sich dort aber das Wohnen nicht mehr leisten können.
Ja, somit gibt es Pendler - durchaus kein Einzelschicksal. Und klar, wenig Einkommen haben, aber sich Teures leisten wollen, das geht nicht.
Im Zahlenbeispiel sieht es aber schon anders ganz aus, wenn man die Wohnung nicht alleine hat, sondern sie sich mit jemandem mit ähnlichen finanziellen Kapazitäten teilt.
Ein Grund dafür ist natürlich auch, dass in Deutschland in den letzten Jahrzehnten zu wenig gebaut wurde. Durch die hohen Inflationsraten 2022 und 2023 hat sich die ganze Problematik natürlich noch verschärft.
Und auch, dass viele nicht mehr in wie in den 1980ern und früher üblichen Plattenbauten wohnen wollen.
Die Mieten können nur hoch werden, wenn sie sich immer noch ausreichend viele leisten können. Ist mit anderen
Gütern ebenso. Das ist ein allgemeines Marktphänomen, das ist nicht auf den Wohnsektor beschränkt. Der Punkt ist,
dass eben nicht alle das Beste haben können. Schlecht für die, die auf vieles verzichten müssen, aber so ist die Welt.
Der Versuch, das zu ändern (Kommunismus) ist nicht gut ausgegangen.
Welche Versäumnisse es im deutschen Whonbau gegeben hat oder gibt, kann ich nicht beurteilen. Aber wenn das Problem
wirklich so groß und immanent ist, liegt es an der Bevölkerung, dahingehend Druck auszuüben - dann kann sich keine
Regierung leisten, das Problem zu ignorieren.
Die Zahlen Euro und m2 habe ich eher geschätzt. Falls ich krass daneben liege, bitte ich um Korrektur.
Nun, in Wien ist man mit einer 60 m^2 Wohnung auch schnell mal vierstellig, aber auch innerhalb Wiens gibt es
breite Schwankungen. Österreichweit noch viel mehr, da findet man fallweise auch noch welche um die Hälfte.
 
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Aber geh, wenn Giacomo München wohnt hat er doch nichts herausgepickt.
In den alten Plattenbauten im Osten Deutschlands würde ich auch nicht wohnen wollen. Die kann man aber auch nicht vergleichen mit den Hochhäusern im Westen. Da hätte ich kein Problem. Und sicherlich auch nicht die Niedrigverdiener wenn es den welche im Angebot gäbe.
Ich finde es nicht fair, das solche Leute (der unteren Kaste) gezwungener Massen aus den Städten im Westen wegziehen müssen, obwohl sie es gar nicht wollen. Für die Arbeit in der Stadt sind sie gut genug, aber zum Wohnen sollen sie sich halt woanders was suchen. Das bleibt dann der gehobenen Mittelschicht und den Reichen vorbehalten. Na super...... Ich bin dafür, dass diesbezüglich für alle gesorgt und keiner benachteiligt wird.

Vor längerer Zeit habe ich das mal in einer Doku gesehen wo es ungefähr so dargestellt wurde. Ich kann mich aber nicht mehr erinnern welche westl. Stadt das war, München war es jedenfalls nicht.
 
Klar, aber dafür muss man schon die teuersten Gegenden rauspicken, diese sind nicht repräsentativ fürs ganze Land.

In dieser Stadt lebe ich seit fast 30 Jahren, und sie war schon immer teuer. Früher hat es aber auch noch Nischen für den gewöhnlichen Bürger gegeben, und die gibt es heute nicht mehr. Firmen wie Amazon, Apple, Google und wie sie alle heissen schaffen oder vergrößern hier ihre Deutschlandzentralen; für diesen Zweck holen sie tausende von Besserverdienern in die Stadt.
Eine Stadt kann aber nicht nur von und mit Softwareingenieuren leben, sie braucht auch den Handwerker, den Koch, den Kellner, die Krankenschwester, die Arzthelferin ... all das läuft hier seit etlichen Jahren aus dem Ruder. München mag extrem sein, aber viele andere Städte ziehen mit großen Schritten nach.

Deutschland nimmt die ganzen Flüchtlinge auf, die Österreich im Übrigen im Jahr 2015 nur zu gern durchgewunken hat. Der Druck auf den Wohnungsmarkt ist kein spezifisch Münchnerisches Problem, nicht mehr jedenfalls. Viele andere Städte sehen sich denselben Entwicklungen ausgesetzt, auch in der Provinz.

Wenn man eine Premiumwohnung will, muss man natürlich mehr zahlen - ob nun Premium in der Ausstattung oder in der Lage.

Wer redet denn von "Premiumwohnungen"?
Hier leben die meisten Menschen auf dem kleinstmöglichen Raum, denn alles andere kann der Durchschnittsmensch nicht mehr bezahlen. Die Lage ist hier mittlerweile völlig unerheblich; solange ein Ort noch an die S-Bahn angeschlossen ist, und das schließt auch umliegende Gemeinden mit ein, sind die Preise 1:1 dieselben, und wenn es auch die Endstation ist.
Es gibt um München keinen Speckgürtel, oder erst dann, wenn er nicht mehr angeschlossen ist und mehr als 100 km entfernt.

Früher gab es noch die eine oder andere Nische: Das Loch im Nirgendwo, Souterrain in Poing o.ä.
Aber seit der Ukraine-Krise sind auch diese Möglichkeiten nicht mehr existent: Denn mir kann man für so ein Loch noch stattliche 700€ abnehmen, für den Ukraine-Flüchtling gibt es aber einen 1000er, bezahlt vom Staat. Und bekommt der einen Rappel und schlägt alles kurz und klein, dann kommt der Staat auch dafür auf.

Ja, sieht so aus. Dass sich Leerstand fallweise auch rentiert, ist nicht zuletzt auch eine Folge des ausgeprägten Mieterschutzes. Nicht, dass ich Mieterschutz jetzt für was schlechtes halte, aber man kann nicht neue Gesetze erlassen und dann glauben, dass die Menschen ihr Verhalten nicht anpassen würden. Sie entfalten neben ihrer beansichtigten Wirkung eben auch Nebenwirkungen, ähnlich wie Medizin, wo man ebenfalls in komplexe System eingreift und "natürlich" auch mit komplexen Auswirkungen zu rechnen hat.

Von Mieterschutz kann bei Gewerbemieten wohl kaum die Rede sein - und genau diesen Beitrag von mir hast Du da zitiert.
Die Insolvenz des einstigen Vorzeigeunternehmers René Benko und der Signa-Gruppe - ach was, ein Österreicher übrigens - hat hier gleich zu einer ganzen Reihe von existierenden Bauruinen geführt, von Leerständen ganzer Kaufhäuser gar nicht erst zu reden.
In Berlin musste das alterwührdige KaDeWe - das wohl einzige echte Luxuskaufhaus Deutschlands - kürzlich Insolvenz anmelden. Das Pendant Oberpollinger in München übrigens auch.
Aber nicht etwa deshalb, weil sie ihren Job schlecht gemacht hätten - das Gegenteil ist der Fall.

Das KaDeWe in Berlin hat vielmehr im vergangenen Jahr sogar einen Rekordumsatz und -gewinn erzielt ... aber offenbar dennoch zuwenig, denn die nunmehr geforderte Miete der (insolventen) Signa-Gruppe kann das Unternehmen nicht mehr bezahlen.
Also: Da gibt es also ein großes Unternehmen, mit vielen Mitarbeitern, erfolgreicher als je zuvor - und muss aufgeben, weil da jemand, der nichts dafür tut, für nichts und wieder nichts die Hand aufhält?
Nicht wirklich, oder?

Man mag mir Naivität vorwerfen, aber wenigstens bin ich nicht der einzige, dem das so ergeht.
Der Betrieb, für den ich selbst arbeite - und der sehr erfolgreich ist, viele Aufträge für große Kunden abarbeitet, und mit vielen Überstunden - muss nun auch vor Ort aufgeben: Die neue Gewerbemiete wurde verdoppelt, und somit ist selbst beim besten Willen kein wirtschaftlicher Betrieb mehr möglich.
K.A., was der Besitzer sich vorstellt, was da auf diesem Werksgelände ohne Lauflage solche exorbitanten Gewerbemieten noch erwirtschaften soll, wir können es jedenfalls nicht. Trotz guter Auftragslage nicht, trotz zahlungskräftiger, großer Kunden, trotz professioneller Arbeit. Trotz Gastronomen, die ohnehin schon deutlich mehr bezahlen als alle anderen.
Im Übrigen: Im Bereich der ganzen Bürokolosse, die man hier in den letzten 20 Jahren gebaut hat, gibt es einen ganz erheblichen Leerstand ...
 
Aber geh, wenn Giacomo München wohnt hat er doch nichts herausgepickt.
Es geht nicht darum ob er in München wohnt, es geht um die Beispiele, die er für die Situation hernimmt. Und wir wissen (oder sollten es zumindest wissen), dass München eines der teuersten Pflaster in ganz Deutschland ist. Dass dort die Wohnungen dann preislich hoch liegen ist zumindest für mich nicht sehr überraschend. Auch wenig überraschend ist, dass jemand mit einem geringen Einkommen Probleme haben wird, auf dem teuersten Pflaster in ganz Deutschland zu residieren.
In den alten Plattenbauten im Osten Deutschlands würde ich auch nicht wohnen wollen. Die kann man aber auch nicht vergleichen mit den Hochhäusern im Westen. Da hätte ich kein Problem. Und sicherlich auch nicht die Niedrigverdiener wenn es den welche im Angebot gäbe.
Aber so ist es im Leben - man muss sich nach der Decke strecken. Nicht nur beim Wohnen, sondern immer und überall.
Ich finde es nicht fair, das solche Leute (der unteren Kaste) gezwungener Massen aus den Städten im Westen wegziehen müssen, obwohl sie es gar nicht wollen. Für die Arbeit in der Stadt sind sie gut genug, aber zum Wohnen sollen sie sich halt woanders was suchen. Das bleibt dann der gehobenen Mittelschicht und den Reichen vorbehalten. Na super...... Ich bin dafür, dass diesbezüglich für alle gesorgt und keiner benachteiligt wird.
Nun, es liegt in der Natur der Sache, dass man es mit viel Geld in vielen Belangen leichter hat. Darum haben Menschen auch gerne genug Geld.
Ob fair oder nicht, wenn man allen, egal ob viel Geld oder wenig Geld, den gleichen Lebensstandard bzw die gleiche Lebensqualität zukommen lassen will, dann geht das über den Kommunismus hinaus, das wäre eine völlige Abschaffung von Geld. Auch wenn manche Antikapitalisten davon träumen, müssten auch sie erkennen, wenn sie ihre Gedanken weiter spännen, dass die Motivation zu Arbeiten dann sehr beschnitten wäre, was nach der Abschaffung von Geld zu einer weitgehenden Abschaffung von Gütern folgte.
In Ansätzen hatte man dieses Prinzip im Realsozialismus, und die Folgen hat man ja gesehen. Es braucht nicht viel Phantasie um sich vorzustellen, was herauskommt, wenn man das, was dort in Ansätzen statt fand, nun vollständig herbeiführt.
Vor längerer Zeit habe ich das mal in einer Doku gesehen wo es ungefähr so dargestellt wurde. Ich kann mich aber nicht mehr erinnern welche westl. Stadt das war, München war es jedenfalls nicht.
Nun, ich kenne diese Situation von London. Viele können sich eine Wohnung in London nicht leisten und wohnen daher außerhalb und pendeln.
Ist zwar nicht komfortabel, aber angesichts der Umstände offensichtlich noch immer die bessere Lösung für die Betroffenen, die außerhalb keine so attraktive Arbeit finden wie in London, trotz des Umstandes des Pendelns. Entwickelt sich die Situation dahingehend, dass es in London tatsächlich Arbeitskräftemangel gibt, dann greift wieder Angebot & Nachfrage, was es für Leute wieder attraktiver macht, dort zu arbeiten. Sei es nun durch höhere Löhne und wieder günstigere Wohnungen in der Nähe. Aber, am Markt ist eben jeder einer Konkurrenz ausgesetzt, und wenn man sich selbst zu schade für etwas ist und ein anderer nicht, dann bekommt "es" eben der andere und nicht man selbst.
 
Wie gesagt, Premium kann auch von der Lage herrühren, und seine Beispiele waren ja Top-Lagen.
Eine Standardwohnung, 70 m^2 im tiefen und ländlichen Sachsen, beispielsweise ist doch sicherlich deutlich
leistbarer als eine gleich ausgestattete im inneren München. Aber es werden immer nur teure Exemplare
herausgepickt und damit beansichtigt oder unbeabsichtigt die Realität verzerrt.

Was Du eine "Standardwohnung" nennst, ist hier bereits Luxus. Niemand kann hier als einzelne Person in einer 2-Zi-Whg. leben, auch Besserverdiener nicht. Eine 2-Zi-Whg., wenn man sie überhaupt bekommt, egal wo, liegt hier derzeit bei ca. 1.500 €, Tendenz steigend.
"Einfache" Wohnungen mit wenig Komfort sind hier keine Option mehr, es gibt sie einfach nicht mehr.
Sie wurden in den letzten zwei Jahrzehnten luxussaniert.

Ich rede hier auch nicht über das "innere" Münchens, das ist hier völlig unerheblich. Das "innere" Münchens ist genauso der äußere Rand, Karlsfeld, Erding, oder genauso Dachau. Alle diese Orte sind noch an die S-Bahn angeschlossen und genauso teuer, es gibt diese Preisunterschiede schon lange nicht mehr.

Ehrlicherweise muss ich zugeben:
Vor wenigen Tagen hat man mir tatsächlich eine günstige Wohnung angeboten - von der ich gar nicht gedacht hätte, dass es hier so etwas überhaupt noch gibt: Zwei Zimmer, kein Bad, Außentoilette. Wäre ich ein Student oder auch ein Empfänger von Hartz IV, dann hätte ich sie sofort genommen, mit Handkuss.
Als ein Arbeitnehmer in einem Hygieneberuf aber, als Koch, weiß ich jedoch: Es ist unrealistisch, ich kann so nicht leben. Es muss für mich ein Bad mit auch nur einer Dusche geben, denn ich muss jeden Morgen vor der Arbeit duschen. Es handelt sich nicht um Dünkel oder um ein Luxusproblem, denn das Waschen an der Schüssel kann man als Mensch mit viel Zeit noch aushalten, aber nicht als Koch, der jeden Morgen gepflegt anzutreten hat.
 
Es geht nicht darum ob er in München wohnt, es geht um die Beispiele, die er für die Situation hernimmt. Und wir wissen (oder sollten es zumindest wissen), dass München eines der teuersten Pflaster in ganz Deutschland ist. Dass dort die Wohnungen dann preislich hoch liegen ist zumindest für mich nicht sehr überraschend. Auch wenig überraschend ist, dass jemand mit einem geringen Einkommen Probleme haben wird, auf dem teuersten Pflaster in ganz Deutschland zu residieren.

Bitte sehr, das kann man alles haben ... und genau das passiert auch. Wie viele andere mit "niedrigem" Einkommen werde ich diese Stadt verlassen.
Und zwar gänzlich, denn ein Umzug in das, was hier noch ansatzweise einen Speckgürtel darstellen könnte ... ist für mich als Koch nicht mehr realisierbar.
Wer zu Zeiten arbeitet, in denen andere nicht arbeiten und umgekehrt und in einem Beruf, der eine unbedingt zeitnahe Präsenz erfordert ... der kann nicht mehr so lange Strecken umeinander fahren. Es handelt sich dann auch um kein Bequemlichkeitsproblem mehr. Für jemanden, der an gewöhnlichen Werktagen zu Bürozeiten arbeitet, für den mag das alles noch hinnehmbar sein. Meine Wege aber sind gegebenfalls spät nachts, an Sonn- und Feiertagen oder alles zusammen: Das geben, zumal auf Dauer, und regelmäßig ... die Verbindungen nicht mehr her.
Geht man selbst mal Abends aus, dann kann man lahme Verbindungen oder Bauarbeiten und Pendelverkehr an den Strecken akzeptieren. Wird es aber zum Alltag, dann kann man das irgendwann nicht mehr.
Ach, und ja: Im Homeoffice arbeiten, das kann ich leider auch nicht.

Eine Großstadt, ob sie nun München heisst oder Schweinfurt, kann nicht nur von und mit Großverdienern leben.
Es muss auch den Handwerker, den Koch, und viele andere geben, denn sonst gibt es nix zu fressen und das Klo bleibt verstopft. Die Bedingungen zeigen hier die ersten realen Folgen: Fällt hier im Winter die Heizung aus, dann sitzen die Mieter u.U. zwei Wochen in der kalten Bude: Man bekommt keinen Handwerker, denn es gibt keine mehr, und die, die es gibt, sind mehr als ausgebucht.

Und wo wir schon einmal bei dem Thema Angebot & Nachfrage sind:
Es ist keineswegs so, dass ich und andere aufgrund der Tatsache, dass es kein Gastropersonal gibt, jetzt wirklich mehr Geld herausschlagen könnten. Sollte doch so sein, oder?
Ist es aber nicht, denn dann findet die Gastro schlicht nicht mehr statt, man kann einen Restaurantbesuch nicht beliebig verteuern. Denn er passiert dann einfach nicht mehr, die Leute bleiben dann zuhause.
 
In dieser Stadt lebe ich seit fast 30 Jahren, und sie war schon immer teuer. Früher hat es aber auch noch Nischen für den gewöhnlichen Bürger gegeben, und die gibt es heute nicht mehr. Firmen wie Amazon, Apple, Google und wie sie alle heissen schaffen oder vergrößern hier ihre Deutschlandzentralen; für diesen Zweck holen sie tausende von Besserverdienern in die Stadt.
Eine Stadt kann aber nicht nur von und mit Softwareingenieuren leben, sie braucht auch den Handwerker, den Koch, den Kellner, die Krankenschwester, die Arzthelferin ... all das läuft hier seit etlichen Jahren aus dem Ruder. München mag extrem sein, aber viele andere Städte ziehen mit großen Schritten nach.
Ja, Regionen unterliegen demographischen Wandeln, ähnlich wie das Klima. Bei jedem Wandel gibt es Gewinner und Verlierer. Du beschreibst hier die Verliereseite einer Art von Gentrifizierung. Aber auch das Gegenteil, eine Marginalisierung, brächte ihre Verlierer hervor, die dann ebenso berechtigt aufschreien bzw beklagt würden - und das Problem dann wohl als noch größer empfunden werden würde. Ähnlich wie beim Klima. Es wird wärmer, und die Leute tun so, als ob das das Schlimmste wäre, was passieren könnte, untermalt mit mal mehr mal weniger realistischen Horrorszenarien. Aber, man stelle sich mal vor, wie die Situation aussehen würde, gäbe es statt der globalen Erwärmung eine globale Abkühlung. Die Folgen für die Menschheit sowie für die Tier- und Pflanzenwelt wären ungleich dramatischer. Die Option, dass die Situation immer gleich bleiben würde, ist aber da und dort unrealistisch.
Deutschland nimmt die ganzen Flüchtlinge auf, die Österreich im Übrigen im Jahr 2015 nur zu gern durchgewunken hat. Der Druck auf den Wohnungsmarkt ist kein spezifisch Münchnerisches Problem, nicht mehr jedenfalls. Viele andere Städte sehen sich denselben Entwicklungen ausgesetzt, auch in der Provinz.
Nunja, die Flüchtlinge brauchen Wohnungen, ohne Zweifel. Aber war andererseits nicht auch der Bevölkerungsschwund ein allgemeines Problem Deutschlands?
Wenn sich etwas ändert, gibt es immer einen Druck, darauf reagieren zu müssen. Wären nicht die Flüchtlinge gekommen, sondern es hätte ein Babyboom eingesetzt, stünden wir vor dem Problem eines viel größeren Mangel an Kinderbetreuungseinrichtungen und in Bälde größeren Lehrermangel. Vielleicht sollte man diese notwendigen Reaktionen nicht als "unerhörte Probleme, die eine unfähige Politik verursacht hat" sehen, sondern als den üblichen Lauf der Geschichte.
Wer redet denn von "Premiumwohnungen"?
Hier leben die meisten Menschen auf dem kleinstmöglichen Raum, denn alles andere kann der Durchschnittsmensch nicht mehr bezahlen. Die Lage ist hier mittlerweile völlig unerheblich; solange ein Ort noch an die S-Bahn angeschlossen ist, und das schließt auch umliegende Gemeinden mit ein, sind die Preise 1:1 dieselben, und wenn es auch die Endstation ist.
Es gibt um München keinen Speckgürtel, oder erst dann, wenn er nicht mehr angeschlossen ist und mehr als 100 km entfernt.
Naja, ist das Budget begrenzt und man legt viel Wert auf Lage, sind die Abstriche eben bei der Größe und der Ausstattung zu machen.
Früher gab es noch die eine oder andere Nische: Das Loch im Nirgendwo, Souterrain in Poing o.ä.
Aber seit der Ukraine-Krise sind auch diese Möglichkeiten nicht mehr existent: Denn mir kann man für so ein Loch noch stattliche 700€ abnehmen, für den Ukraine-Flüchtling gibt es aber einen 1000er, bezahlt vom Staat. Und bekommt der einen Rappel und schlägt alles kurz und klein, dann kommt der Staat auch dafür auf.
Das ist eine Frage des Umgangs mit Migranten, weniger eine Frage der Wohnungspolitik, und schon gar nicht der Lebensmittelindustrie.
Von Mieterschutz kann bei Gewerbemieten wohl kaum die Rede sein - und genau diesen Beitrag von mir hast Du da zitiert.
Ich bezog mich bezüglich Mieterschutz nicht auf Gewerbemieten, sondern Privatmieter.
Die Insolvenz des einstigen Vorzeigeunternehmers René Benko und der Signa-Gruppe - ach was, ein Österreicher übrigens - hat hier gleich zu einer ganzen Reihe von existierenden Bauruinen geführt, von Leerständen ganzer Kaufhäuser gar nicht erst zu reden.
Mag sein, aber die Signa-Gruppe ist nicht österreichische Politik (und schon gar keine deutsche), sondern ein Unternehmen, in dem offensichtlich etliches nicht sauber gelaufen ist. Viel mehr kann ich dazu nicht sagen.
In Berlin musste das alterwührdige KaDeWe - das wohl einzige echte Luxuskaufhaus Deutschlands - kürzlich Insolvenz anmelden. Das Pendant Oberpollinger in München übrigens auch.
Aber nicht etwa deshalb, weil sie ihren Job schlecht gemacht hätten - das Gegenteil ist der Fall.
Ja, so ist das im Leben. Oft macht man alles richtig und scheitert dennoch. Ist immer tragisch, aber auch hier: So ist das Leben.
Das KaDeWe in Berlin hat vielmehr im vergangenen Jahr sogar einen Rekordumsatz und -gewinn erzielt ... aber offenbar dennoch zuwenig, denn die nunmehr geforderte Miete der (insolventen) Signa-Gruppe kann das Unternehmen nicht mehr bezahlen.
Also: Da gibt es also ein großes Unternehmen, mit vielen Mitarbeitern, erfolgreicher als je zuvor - und muss aufgeben, weil da jemand, der nichts dafür tut, für nichts und wieder nichts die Hand aufhält?
Nicht wirklich, oder?
Das musst du die Signa-Gruppe fragen. Aber was willst du eigentlich fordern? Dass ein Unternehmen nicht auf den eigenen wirtschaftlichen Vorteil schaut, sondern auf den Vorteil von anderen Unternehmen?
Im konkreten Fall stellt sich für mich die Frage: Wenn das KaDeWe sich die Miete trotz Rekordjahr nicht leisten konnte, welcher Mieter kann und will es? Falls es einen gibt, ist es ein simpler Fall von Konkurrenz und der Verdrängung eines Schwächeren durch einen Stärkeren. Falls nicht, hat die Signa-Gruppe zu hoch gepokert und dabei verloren - und KaDeWe mitgerissen. Auch tragisch, aber so etwas passiert immer wieder. Menschen, Institutionen, Unternehmen treffen Entscheidungen, muss mit ihren Konsequenzen leben und andere sind ebenfalls davon betroffen. Immer wieder gehen Unternehmen Pleite, weil andere (aus ihrer Sicht) richtige oder auch falsche Entscheidungen getroffen haben.
Man mag mir Naivität vorwerfen, aber wenigstens bin ich nicht der einzige, dem das so ergeht.
Der Betrieb, für den ich selbst arbeite - und der sehr erfolgreich ist, viele Aufträge für große Kunden abarbeitet, und mit vielen Überstunden - muss nun auch vor Ort aufgeben: Die neue Gewerbemiete wurde verdoppelt, und somit ist selbst beim besten Willen kein wirtschaftlicher Betrieb mehr möglich.
Ja, auch meine Hausbank kann oder will sich die Miete nicht mehr leisten und gibt "meine" Filiale auf. Lästig bzw ärgerlich, aber auch hier gilt: So ist das Leben.
K.A., was der Besitzer sich vorstellt, was da auf diesem Werksgelände ohne Lauflage solche exorbitanten Gewerbemieten noch erwirtschaften soll, wir können es jedenfalls nicht. Trotz guter Auftragslage nicht, trotz zahlungskräftiger, großer Kunden, trotz professioneller Arbeit. Trotz Gastronomen, die ohnehin schon deutlich mehr bezahlen als alle anderen.
Im Übrigen: Im Bereich der ganzen Bürokolosse, die man hier in den letzten 20 Jahren gebaut hat, gibt es einen ganz erheblichen Leerstand ...
Ich kann sich auch nicht sagen, was er sich vorstellt, aber in der Regel versucht jeder, das beste für sich rauszuholen, was ihm auch zusteht.
Manche treffen richtige, manche treffen falsche Entscheidungen.
 
Bitte sehr, das kann man alles haben ... und genau das passiert auch. Wie viele andere mit "niedrigem" Einkommen werde ich diese Stadt verlassen.
Und zwar gänzlich, denn ein Umzug in das, was hier noch ansatzweise einen Speckgürtel darstellen könnte ... ist für mich als Koch nicht mehr realisierbar.
Wer zu Zeiten arbeitet, in denen andere nicht arbeiten und umgekehrt und in einem Beruf, der eine unbedingt zeitnahe Präsenz erfordert ... der kann nicht mehr so lange Strecken umeinander fahren. Es handelt sich dann auch um kein Bequemlichkeitsproblem mehr. Für jemanden, der an gewöhnlichen Werktagen zu Bürozeiten arbeitet, für den mag das alles noch hinnehmbar sein. Meine Wege aber sind gegebenfalls spät nachts, an Sonn- und Feiertagen oder alles zusammen: Das geben, zumal auf Dauer, und regelmäßig ... die Verbindungen nicht mehr her.
Geht man selbst mal Abends aus, dann kann man lahme Verbindungen oder Bauarbeiten und Pendelverkehr an den Strecken akzeptieren. Wird es aber zum Alltag, dann kann man das irgendwann nicht mehr.
Ach, und ja: Im Homeoffice arbeiten, das kann ich leider auch nicht.
Ja, und wenn die Situation sich so entwickelt, dass es in München Köchemangel gibt, wird der Markt entsprechend darauf reagieren und die Stadt für Köche attraktiver machen.
Eine Großstadt, ob sie nun München heisst oder Schweinfurt, kann nicht nur von und mit Großverdienern leben.
Es muss auch den Handwerker, den Koch, und viele andere geben, denn sonst gibt es nix zu fressen und das Klo bleibt verstopft. Die Bedingungen zeigen hier die ersten realen Folgen: Fällt hier im Winter die Heizung aus, dann sitzen die Mieter u.U. zwei Wochen in der kalten Bude: Man bekommt keinen Handwerker, denn es gibt keine mehr, und die, die es gibt, sind mehr als ausgebucht.
...und folglich werden die Handwerkerpreise steigen, was wiederum mehr Handwerker anziehen und die Situation entschärfen wird.
Ganz normale Vorgänge am Markt.
Und wo wir schon einmal bei dem Thema Angebot & Nachfrage sind:
Es ist keineswegs so, dass ich und andere aufgrund der Tatsache, dass es kein Gastropersonal gibt, jetzt wirklich mehr Geld herausschlagen könnten. Sollte doch so sein, oder?
Funktioniert nicht von heute auf morgen, jeder Markt beinhaltet eine gewisse Trägheit.
Wenn ein Wirt keine Kochbewerber hat und er nicht mehr zahlen will (oder auf sonstige Art Bewerber anzieht), wird er eben keinen Koch finden. So die Konsequenz seiner Entscheidung.
Ist es aber nicht, denn dann findet die Gastro schlicht nicht mehr statt, man kann einen Restaurantbesuch nicht beliebig verteuern. Denn er passiert dann einfach nicht mehr, die Leute bleiben dann zuhause.
So eben eine denkbare Alternative. Wenn das für die Leute ein Problem ist, werden sie gewillt sein, mehr zu zahlen, was folglich dem Wirt und dem Koch mehr Geld brächte. Wenn die Leute gut damit leben, zu Hause zu bleiben, dann wird eben das geschehen. Als Anbieter vom Kunden zu fordern, dass er bitteschön eine Nachfrage entwickelt, wird jedoch nicht gelingen.

Ich weiß, meine Worte bzw Sichtweisen mögen herzlos wirken, aber sicherlich hast du mein Bedauern. Nur da mein Bedauern deine Situation nicht verbessern oder auch nur erklären kann, lasse ich mich nicht intensiv darüber aus. Da ich deine Situation auch sonst leider nicht verbessern kann, belasse ich es beim Erklären.
 
Es geht nicht darum ob er in München wohnt, es geht um die Beispiele, die er für die Situation hernimmt. Und wir wissen (oder sollten es zumindest wissen), dass München eines der teuersten Pflaster in ganz Deutschland ist. Dass dort die Wohnungen dann preislich hoch liegen ist zumindest für mich nicht sehr überraschend. Auch wenig überraschend ist, dass jemand mit einem geringen Einkommen Probleme haben wird, auf dem teuersten Pflaster in ganz Deutschland zu residieren.

Doch in unseren Diskurs geht es nur darum, er “residiert“ und arbeitet in München und ist davon betroffen. Er brachte noch andere westliche Städte ein und ich ebenso. Und du beschwerst dich, dass er ausgerechnet das teure München als Beispiel bringt, obwohl er genau dort wohnt wie viele andere auch.

Du bringst dann das Beispiel von den Plattenbauten im Osten, das hinkt aber, weil es eben in unserem Thema nicht um den Osten oder andere Gegenden geht, wo sicher alles günstiger und leistbarer ist. Es geht nur um München und andere westliche Städte, in denen die Wohnungskosten enorm hoch sind, die für viele Arbeiter und Angestellte nicht mehr leistbar sind.

Dann unterstellst du der einfachen arbeitenden Bevölkerung, dass sie in Hochhäusern(Plattenbauten) nicht wohnen will, weil sie ja viel lieber in bester Lage in Premium-Wohnungen residieren möchten. Wenn sich die Gelegenheit dazu hätten, würden sie natürlich nicht nein sagen, aber glaub mir, die ticken nicht so, die Mehrheit ist bescheiden und realistisch genug, um zu erkennen, dass das nur Wunschträume sind.

Ich war ja auch nur ein gewöhnlicher Verkäufer, der wie die meisten in diesen Berufszweig nicht so viel verdienen oder verdient haben. Daher kann ich mich sehr gut einfühlen in Menschen, die relativ wenig verdienen. Bei denen können dann, wenn die Wohnungskosten innerhalb kürzester Zeit explosionsartig ansteigen, Existenzängste aufkommen, die sich dann halt auch aufs Gemüt schlagen. Dass das gerade in den reichsten Städten passiert, finde ich schon ein arg unsozial. Zu sagen: Es ist halt so - ist mir zu wenig. Tendenziell schmeckt es nach Raubtierkapitalismus, der ja ziemlich gnadenlos ist. Ich bevorzuge lieber einen gerechteren sozialen Kapitalismus.

Na ja, vielleicht sollten in Bayern auch die Sozis mal an die Macht kommen oder eine Koalition Schwarz-Rot würde vielleicht auch schon genügen.

Ach ja, du schreibst in einem anderen Post: … deine Worte bzw. Sichtweisen mögen herzlos wirken… Darüber will ich mir kein Urteil erlauben, dazu kenne ich dich zu wenig, aber ehrlich gesagt, ein wenig abgehoben wirkst du schon. Sorry, das ist nicht böse gemeint.
 
Zuletzt bearbeitet:
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Ups, jetzt habe ich hier einen Thread, welchen ich gar nicht erstellte, aber danke dir @Walter dafür, okay, dann kann es hier weitergehen mit dem Wohnpreis-Wucher. :lachen:
 
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