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Steppenwolf

instanton

Member
Registriert
4. Mai 2003
Beiträge
333
DER STEPPENWOLF von hermann hesse

dürfte denk ich so jedem von euch ein begriff sein.

an die die es gelesen haben, was hält ihr davon?
hats euch gefallen??? warum /warum nicht?

einfach skribbeln ....:winken1:
 
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Hallo, Insti!

Ich nehme mal an, dass es Dir nicht gedient ist, wenn ich Dir sage, dass ich den „Steppenwolf“ als junger Mensch verschlungen habe. Zu dicht waren mir noch Fragen der Lebensbewältigung.Zu gewaltig beantwortete mir Hesse diese Fragen nicht. (Bedenke,dieses Werk war zu meiner Jungendzeit Zeitliteratur und der 2. WK war gerade vorbei.

Heute kann ich mit dem Pathos Hesses nicht mehr viel anfangen; am bsten gefällt mir noch der formale Aufbau: Fremdbeschreibung – Selbstbeschreibung, Wechsel der Sprachebenen.

Aber da Du doch „Material“ erhalten sollst von einem alten Deutschlehrerkrüppel, will ich Dir zwei zeitgenössische Beurteilungen abtippen: eine Pro, eine Contra.

„Ich lese den „Steppenwolf“, dies unbarmherzigste und seelenzerwühlendste aller Bekenntnisbücher, düsterer und wilder als Rosseaus „Confessions“.
........ Einsam, feindlich und ungerecht steht Hesse gegen unsre Zeit: aber nicht Hassvoll anklagend, sondern leidend als zerrissener Sonderling, die Fetzen seines Wesens in ihrem lärmenden Sturm flattern lassend. Ein echt deutsches Buch, großartig und tiefsinnig, seelenkundig und aufrichtig; analytischer Entwicklungsroman mit romantischer Technik, romantischen Wirrnissen wie die meisten großen deutschen Romane und wie die meisten Bücher Hermann Hesses. Jetzt sehe ich, dass alle seine Bücher im Grunde waren wie dieser „Steppenwolf“, nur nicht so grausam. Alle sind sie Selbstschau, Selbstbiographie, Zersplitterung des eigenen Ich: nicht aus Lust an der Analyse, sondern aus Sehnsucht, ein Einheitliches zu werden; sich selbst, das Wesentliche zu finden. “Kurt Pinthus


„So habe ich den mir so viel gerühmten „Steppenwolf“ gelesen ..... und habe davon ein gefühl zurückbehalten wie von einem schlechten, zu süßem geflavorten Pudding, wackelig,mit Knötchen drin „blanc mager. Dieser Steppenwolf, was für ein sentimentaler, selbstrührsamer Brei,ohne Struktur, ohne Figur, ohne Kontur, ohne die geringste Prägnanz, ohne wirkliche gründliche Ehrlichkeit, vor allem! Und diese Symbolik, dieser romantische Unfug, wie platt, wie dünn aufgelegt, wie töricht dabei. .....“ Erich kahler in einem Brief an Thomas Mann 6.12. 1947


Siehst Du, Insti, zwischen beiden Meinungen bewegt sich auch meine: heute kann ich es nicht mehr so „orientierungsgierig“ wie als junger Mensch lesen.

Liebe Grüße
Majanna
 
dankeschön

hi majanna!

danke für deine antowrt...übrigens...tollda ss es dich so mitgerissen hat....mir hat es auc h sehr sehr gut gefallen, in manchen passagen fand ich mich auch wieder.....

das erste zitat hab ich auch schon im internet gelesen, das andere war mir unbekannt.

wie betrachtest du es jetzt??

es war irgendiwe für die aufarbeitugn hesses seelischer probleme (suizidgedanken, ...) wohl gedacht....

aber echt gut gell :hase:
 
Hermann Hesse habe ich früher ganz gerne gelesen, bin aber davon abgekommen. Ich halte Hermann Hesse für Kitsch. Im besten Fall erreicht Hermann Hesse Konvention. Als Kunst ist seine Schreibe sicher nicht zu nennen. Am schlimmsten sind seine Gedichte.
 
Hm, mir konnte Hesse im Alter zarten Jugendalter (bin ich streng genommen noch immer...) entscheidende Hinweise zu mich damals plagenden Problemen geben. Natürlich ist Hesse voll Pathos und bisweilen auch schon mal über der Grenze des guten Geschmacks rührselig, doch es gibt nicht viele Schrifsteller, die wie er eine Innenschau der geistig/seelischen Entwicklung des Menschen (zumindest in gewissen Phasen) aufzeigen können.
Gerade das von Hesse im Steppenwolf beschriebene Phänomen des zwischen zwei Polen zerrissenen Menschen ist nach meiner Erfahrung weit verbreitet, vor allem unter Jugendlichen in einem bestimmten Alter. Heute weiss ich, dass diese Zerrissenheit letztlich auf einem falschen Selbstbild beruht, das keine Grauzonen erlaubt. Da wird mit Gewalt ein Selbstbild erzeugt, das keine wahre Grundlage hat. Das hat Hesse erkannt und einen Roman drüber geschrieben.
 
Für mich ein beeindruckendes Buch, vor 20 Jahren wie heute. Von Zeit zu Zeit lese ich es einmal wieder, da ich immer neue Sichtweisen entdecken kann. Die Beschreibung dieser Zerrissenheit, der Bewusstseinsspaltung, des tiefen Zwiespaltes im Inneren von Harry Haller ist es die mich begeistert hat und noch heute begeistert. Man sollte das Buch aber zeitbezogen sehen auch wenn sich viele Parallelen zu unserer heutigen Zeit aufzeigen lassen. Als junger Mensch habe ich die politische Bedeutung (zur damaligen Zeit) nicht herausarbeiten können. Heute gibt es auch dafür gute Sekundärliteratur. Das das Buch teils auf Ablehnung trifft wundert nicht und war vom Verfasser vorausgesehen. Nicht umsonst wird gewarnt :“Nur für Verrückte“! Kein Wunder das sich ganze Generationen mit dem Buch und seinen Sichtweisen, wenn auch auf anderer Basis, in Verbindung gebracht haben.

Ich selbst habe viele Berührungspunkte zu meinem eigenen Leben gefunden. Eines hat das Buch auf jeden Fall bewirkt. Nachzudenken über das eigene Leben, seine selbst auferlegten Zwänge, gesellschaftliche Zwänge und den Drang auszubrechen. Und nicht zuletzt die Suche nach der Möglichkeit alles miteinander in Einklang zu bringen, sich selbst zu erkennen, um nicht zu scheitern.

Tipp: Es gibt eine phantastische Hör-CD mit hochkarätigen Schauspielern und Sprechern die dieses Jahr preisgekrönt wurde. Eine gute Ergänzung zum Buch!

Beste Grüße

Knulp
 
Hallo Knulp (sehr verdächtig, dieses Synonym),

bin deiner Meinung. Auch für mich immer wieder eine Lektüre, nicht nur für Minuten. Wie alles von Hermann Hesse. Ich nehme seiner Bücher immer wieder zur Hand, lese dann die von mir irgendwann einmal mit Bleistift unterstrichenen Passagen und bin sofort wieder "mitten" im jeweiligen Buch.

Hesse hat sich ja mit sich "Selbst" sehr beschäftigt und war sehr introspektiv.
Er lässt uns sehr tief in seine Seele schauen, was wiederum dazu anregt, sich selbst auch zu hinterfragen.

Ein Schriftsteller, der mich sehr "bewegt" hat.

"Man muss immer wieder das Unmögliche versuchen, damit das Mögliche entsteht" - ein Spruch Hesses, der mir aus der Seele spricht.

Viele Grüße
Heumond (warum heiß ich wohl so?)
 
diogenes schrieb:
Am schlimmsten sind seine Gedichte.

och, das kann ich so nicht sagen.

"Seltsam, im Nebel zu wandern
einsam ist jeder Busch und Stein,
kein Baum sieht den andern,
jeder ist allein.

Voll von Freunden war mir die Welt,
als noch mein Leben licht war;
nun, da der Nebel fällt,
ist keiner mehr sichtbar.

Wahrlich, keiner ist weise,
der nicht das Dunkel kennt,
das unenntrinnbar und leise
von allen ihn trennt.

Seltsam, im Nebel zu wandern !
Leben ist Einsamsein.
Kein Mensch kennt den andern.
Jeder ist allein."

Das gab mir meine lebenstüchtige, stille Mutter vor hundert Jahren mit auf den Weg in eine Krisensituation. Es war als Trost gedacht, und es hat funktioniert... hab es bis heute nicht vergessen.
Allerdings kann ich mir auch vorstellen, dass man das, mit anderem background, auch ganz anders hören kann.
 
Mir gefällt das Gedicht auch, Lilli. Hab's hier auch schon "rezitiert", als sich die Herbstmelancholie wieder mal eingeschlichen hat.

:winken1:
 
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off topic

Danke für deine freundliche Antwort, Celine !
Bin grade aus einem anderen Forum hierher gewechselt, weil es ein rüder Stammtisch wurde. Jetzt freu ich mich erstmal, dass hier offenbar keiner sauer ist, wenn man als Neuling nicht in drei Tagen alles gelesen hat, was vorher war. :)
 
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