• Willkommen im denk-Forum für Politik, Philosophie und Kunst!
    Hier findest Du alles zum aktuellen Politikgeschehen, Diskussionen über philosophische Fragen und Kunst
    Registriere Dich kostenlos, dann kannst du eigene Themen verfassen und siehst wesentlich weniger Werbung

Schulnoten - willkürlich und überholt oder effektiv und präzise?

Wer strebt überhaupt nach der Abschaffung schulischer Noten? Wer hätte einen Nutzen davon, wer bliebe dennoch oder erst recht auf der Strecke?
Ich! Mit schlechten Noten, bzw. als Sitzenbleiber, wird man als Kind traumatisiert. :(
Ich bekam schlechte Noten, weil ich nicht mitgemacht habe, bzw. es bei mir
an Anpassungsfähigkeit mangelte. Ich war stur, bockig, trotzig, zornig, usw.

Aber das kam nicht von ungefähr und hatte viele Ursachen.

Siehe https://www.denkforum.at/threads/ausgegrenzt.22596/ Beitrag 1+3

Weitere Ursachen, wir waren 9 Kinder und die Mutter hatte meistens keine
Zeit und Geduld mit mir zu lernen. Der Vater war noch ungeduldiger, wenn ich
etwas nicht verstehen konnte, oder was falsch machte, wurde er sehr zornig.
Daher habe ich oft gelogen und sagte: „Heute gäbe es keine Hausaufgaben.“
Für die nicht gemachten Hausaufgaben, gab mir der Lehrer eine glatte Sechs.

Weil wegen dem Neubau 1967 das Geld knapp war, bzw. ich kaum Taschengeld
bekam, trug ich morgens ca. 1,5 Std. die Zeitung aus, damit ich mir ein Fahrrad
leisten konnte. Das wirkte sich auch negativ auf die schulische Leistung aus,
denn oftmals bin ich im Klassenzimmer eingeschlafen. Der Schlaf war auch
gestört, weil Mutter und Vater sich oft bis tief in die Nacht, stundenlang stritten.
Der Lehrer hatte einen Heidenspaß, wenn ich erschrocken aus dem Schlaf :eek:
aufsprang, nachdem er voll mit seinem Stock auf Tisch geschlagen hatte.

Naja, trotz des schlechten Zeugnisses, bekam ich eine Lehrstelle als KFZ-Mechaniker
und bestand gut die Gesellenprüfung, obwohl ich nur das nötigste lernte. Später
schulte ich auf Handelsschule um, und schaffte den Techn.-Kaufmann mit Diplom. :)
Bis heute habe ich Alpträume, ich träume oft von einer Prüfung und dabei
bin ich sehr verzweifelt, weil ich mich nicht darauf vorbereitet hatte. :oops:
 
Werbung:
Mit schlechten Noten, bzw. als Sitzenbleiber, wird man als Kind traumatisiert.
Das stimmt. Für mich war Sitzenbleiben die absolute Katastrophe. Wenn im Halbjahreszeugnis stand "Versetzung ist gefährdet", dann erst begann ich mich zusammenzureißen. Ich verdanke dem Notensystem, dass ich mich selber in den Hintern treten konnte und nie sitzen geblieben bin. In Deutsch von 5 auf 2 (in der 5. oder 6. Klasse) haben nur wenige geschafft. Dabei hätte mir eine 4 völlig gereicht.

Noten sind gut, denn sie fördern die Zielstrebigkeit, was im weiteren Leben durchaus nützlich ist.
Aber eigentlich ist jeder Wettbewerb gut. :)
 
Das stimmt. Für mich war Sitzenbleiben die absolute Katastrophe. Wenn im Halbjahreszeugnis stand "Versetzung ist gefährdet", dann erst begann ich mich zusammenzureißen. Ich verdanke dem Notensystem, dass ich mich selber in den Hintern treten konnte und nie sitzen geblieben bin. In Deutsch von 5 auf 2 (in der 5. oder 6. Klasse) haben nur wenige geschafft. Dabei hätte mir eine 4 völlig gereicht.

Noten sind gut, denn sie fördern die Zielstrebigkeit, was im weiteren Leben durchaus nützlich ist.
Aber eigentlich ist jeder Wettbewerb gut. :)
Ich! Mit schlechten Noten, bzw. als Sitzenbleiber, wird man als Kind traumatisiert. :(
Ich bekam schlechte Noten, weil ich nicht mitgemacht habe, bzw. es bei mir
an Anpassungsfähigkeit mangelte. Ich war stur, bockig, trotzig, zornig, usw.

Aber das kam nicht von ungefähr und hatte viele Ursachen.

Siehe https://www.denkforum.at/threads/ausgegrenzt.22596/ Beitrag 1+3

Weitere Ursachen, wir waren 9 Kinder und die Mutter hatte meistens keine
Zeit und Geduld mit mir zu lernen. Der Vater war noch ungeduldiger, wenn ich
etwas nicht verstehen konnte, oder was falsch machte, wurde er sehr zornig.
Daher habe ich oft gelogen und sagte: „Heute gäbe es keine Hausaufgaben.“
Für die nicht gemachten Hausaufgaben, gab mir der Lehrer eine glatte Sechs.

Weil wegen dem Neubau 1967 das Geld knapp war, bzw. ich kaum Taschengeld
bekam, trug ich morgens ca. 1,5 Std. die Zeitung aus, damit ich mir ein Fahrrad
leisten konnte. Das wirkte sich auch negativ auf die schulische Leistung aus,
denn oftmals bin ich im Klassenzimmer eingeschlafen. Der Schlaf war auch
gestört, weil Mutter und Vater sich oft bis tief in die Nacht, stundenlang stritten.
Der Lehrer hatte einen Heidenspaß, wenn ich erschrocken aus dem Schlaf :eek:
aufsprang, nachdem er voll mit seinem Stock auf Tisch geschlagen hatte.

Naja, trotz des schlechten Zeugnisses, bekam ich eine Lehrstelle als KFZ-Mechaniker
und bestand gut die Gesellenprüfung, obwohl ich nur das nötigste lernte. Später
schulte ich auf Handelsschule um, und schaffte den Techn.-Kaufmann mit Diplom. :)
Bis heute habe ich Alpträume, ich träume oft von einer Prüfung und dabei
bin ich sehr verzweifelt, weil ich mich nicht darauf vorbereitet hatte. :oops:
Was exemplarisch zeigt, wie entscheidend das familiäre Umfeld für Freud oder Leid während der Schulzeit ist. Habe es selbst erlebt, dass in den sechziger Jahren niemand daran interessiert war ob ein Arbeiterkind musisch begabt war oder nicht. Dass ich nie eine Klasse wiederholen musste erstaunt mich noch heute. Um 1965 auf eine Realschule zu kommen, musste ich eine Prüfung ablegen. Nicht geschafft, nicht talentiert in Mathe. Also musste ich mir meine Bildung selbst erarbeiten und habe nach Berufsausbildung zum Schriftsetzer und alternativem Bildungsweg (durchweg schlecht benotet) mein Abi (relativ) einfach per Begabtensonderprüfung gemacht. Mein innerer Antrieb war dabei, schon als Kind, Künstler zu werden, zu studieren.
Dachte früher immer, nie Gymnasiast gewesen zu sein wäre ein großes Defizit. Doch während der Schulzeit meiner Töchter in den 2000ern offenbarte sich, dass mein einst erworbenes Basiswissen der besuchten Volksschule ziemlich umfangreich war, ich eher über das heutige gymnasiale Niveau entsetzt war.
Glaube, dass jeder Schüler bei häuslicher und/oder schulischer Förderung nach Neigung, zufriedenstellende Noten erreichen kann. Begrüße besonders die Ganztagsschule, die quasi die Schule vom Elternhaus entkoppelt und beispielsweise den Hausaufgabenstress nimmt.
 
Für mich war Sitzenbleiben die absolute Katastrophe. Die Mitschüler ließen fast keine Gelegenheit aus, mich deswegen zu verspotten.
Aber ich hatte den Vorteil das ich ihnen nun körperlich überlegen war und ich die Spötter bis auf einen, der größer und kräftiger war,
vermöbeln konnte. Der starke Bauernjunge hatte mir mal die Nase blutig geschlagen, meine Mutter schimpfte
mit mir und fragte, warum ich mich nicht gewehrt hätte. Ich sagte, dass ich gegen ihn keine Chance hätte.

Mutter gab mir den Rat ich soll mich mit einem Holz-Prügel verteidigen. Als der Bauernjunge mich
an einem Wintertag, auf dem Nachhauseweg mit Schnee einseifen wollte, nahm ich von einem
Holzstapel einen Holzbengel und schlug auf ihn ein. Er rannte davon und ich verfolgte ihn,
er wollte über einen Bach springen, rutschte aus und fiel ins eiskalte Wasser und heulte,
ich ließ es gut sein und ging nach Hause, erzählte es der Mutter, die stolz auf mich war.

Am Abend klingelte die Mutter des Jungen an unserer Haustür, sie beklagte sich darüber,
dass ich ihr Kind verprügelt hätte und in den Bach geschupst hätte. Letzteres bestritt ich
als Lüge. Die Frau sagte, sie würde den Vorfall dem Schulrektor melden, weil ihr Kind
nun schwerkrank mit einer schweren Lungenentzündung im Bett läge.

Vom Schulrektor gab es eine Verwarnung, falls so was nochmal vorkäme, gäbe es
eine Meldung ans Jugendamt und eine mögliche Versetzung in die Sonderschule.
Es gab danach keine Streitereien mehr, denn die Kinder hatten nun viel Respekt
von mir, weil ich den starken Bauernjungen bezwingen konnte.

Das Sitzenbleiben hatte für mich den Vorteil, dass alle Schulnoten sich verbesserten.
Weil ich als Schulkind noch verträumt und verspielt war, wäre es besser gewesen,
mich erst ein Jahr später einzuschulen, so hätte ich mich auch im Kindergarten
mit den anderen Kindern, ohne Leistungsdruck, anfreunden können. :umarm:
 
Zuletzt bearbeitet:
Für meine Kinder würde ich mir auch wünschen Schulnoten abzuschaffen oder zumindest mit einer Erklärung zu versehen. Mein Sohn geht in die erste Klasse und es gab die erste Semesternachricht. Bei ihm gibt es noch keine Noten, sondern eine aufgedröselte Beurteilung zu seinen Kompetenzen. Das ist eine Art kleiner Katalog mit allen Bereichen, die sie halt gemacht haben: Wie lesbar kann er schreiben, Kann er sich an Klassenregeln halten, arbeitet er ordentlich, Kann er in ganzen Sätzen erzählen, etc. Damit können wir als Eltern viel mehr anfangen. Wir wissen genau, wo seine Stärken sind und woran er noch arbeiten muss. Mit Noten müssten wir spekulieren oder noch einmal bei der Lehrerin nachfragen. Das wäre doch für alle Schulstufen eine gute Sache, das ist viel greifbarer. Ja, es ist aufwändiger in der Aufbereitung für die Lehrperson. Aber für die Kinder und die Eltern ist sowas ja viel sinnvoller als ein klassisches Notensystem. Keine Noten heißt ja nicht gleich, dass es keine Beurteilung geben muss.
 
Für meine Kinder würde ich mir auch wünschen Schulnoten abzuschaffen oder zumindest mit einer Erklärung zu versehen. Mein Sohn geht in die erste Klasse und es gab die erste Semesternachricht. Bei ihm gibt es noch keine Noten, sondern eine aufgedröselte Beurteilung zu seinen Kompetenzen. Das ist eine Art kleiner Katalog mit allen Bereichen, die sie halt gemacht haben: Wie lesbar kann er schreiben, Kann er sich an Klassenregeln halten, arbeitet er ordentlich, Kann er in ganzen Sätzen erzählen, etc. Damit können wir als Eltern viel mehr anfangen. Wir wissen genau, wo seine Stärken sind und woran er noch arbeiten muss. Mit Noten müssten wir spekulieren oder noch einmal bei der Lehrerin nachfragen. Das wäre doch für alle Schulstufen eine gute Sache, das ist viel greifbarer. Ja, es ist aufwändiger in der Aufbereitung für die Lehrperson. Aber für die Kinder und die Eltern ist sowas ja viel sinnvoller als ein klassisches Notensystem. Keine Noten heißt ja nicht gleich, dass es keine Beurteilung geben muss.
Vor drei Jahren erzählte mir ein Freund von seiner Enkelin. Waldorfschülerin, kurz vorm Abitur. Zwei Tage zuvor, man mag es kaum glauben, rief ihn seine Tochter an und klagte ihm, dass zu aller Verwunderung, die 18-jährige nicht lesen könne ...
Zeugt zwar von hoher Intelligenz damit die Schulzeit gemeistert zu haben, doch ob es dem Mädel von Nutzen war solche unvollständige Bildung zu erlangen finde ich fraglich.
 
Ein Thema, das immer wieder heiß diskutiert wird, ist das der Schulnoten. Derzeit läuft beispielsweise in Deutschland (Baden-Württemberg) ein Versuch an 39 Grundschulen, komplett ohne Benotung auszukommen. Das alles gab es schon früher, nun gibt es eine Neuauflage, da das politische Klima sich abermals wandelte. An die Stelle der Noten sollen Lerngespräche und individuelle Rückmeldungen treten.

Dabei wird regelmäßig damit argumentiert, dass Noten ein einseitiges Lernen begünstigen (Lernen nur für gute Noten) und damit ein unangemessener Leistungsdruck verbunden sei.

Noten wird generell meist ein schlechtes Zeugnis ausgestellt. Sie seien gar nicht objektiv, vielmehr vom Gutdünken der Lehrkraft (Tagesform, Sympathie, persönlichen Vorlieben etc.) geprägt und würden Schüler stigmatisieren sowie herabwürdigen.

Bevor ich als Lehrer meine Sicht der Dinge zum Besten gebe, möchte ich euch die Gelegenheit bieten, das Feld mit Ansichten, Einsichten, Erfahrungen und Argumenten zu bestellen!
Habe zwar schon mehrere Kommentare abgegeben, jedoch habe ich lange keinen Thread hier gesehen der über Tage zum Nachdenken anregt. Versuche gerade das Thema herunterzubrechen. Gibt es etwas vergleichbares in der Natur, im Tierreich?
Notengebung dient dem Messen. Messen ist vergleichen eines bekannten mit einem unbekannten Maß. Das bekannte Maß wird willkürlich festgelegt. Keine Naturkonstante, sondern eine von "Mächtigen" zur Sicherung ihrer Pfründe, zur Selektion verwandt. Wer hat denn sonst einen Nutzen? Zum Überleben, siehe 3. Welt, brauche ich nur rudimentäre, algebraische und semiologische Bildung. Der Bedarf nach Vergleichbarkeit selbiger steigt mit systemischem Bedarf unterscheidbarer Arbeits-/Führungskraft. Konnten und können wir noch in der Neuzeit und der Gegenwart beobachten. Erst in den sechziger Jahren ermöglichte es unser (politisches?) Bildungssystem, dass Arbeiterkinder leichter Zugang nach mehr/höherer Bildung bekamen. Es waren davor fast schulisch-inzestuöse Zustände. Nur hochbegabten Kindern der Unterschicht wurde es ermöglicht ein Gymnasium zu besuchen, die Chance auf sozialen Aufstieg zum Nutzen der Gesellschaft zu erlangen.
Heute beobachte ich die Auswüchse des Notensystems, des naiven Glaubens an die allgemeine Leistungsfähigkeit der Bestbenoteten. Beispielsweise in der Humanmedizin, mit noch höheren Ansprüchen als in der Zahnmedizin, ahne ich darum, dass nicht die Talentiertesten mit innewohnender Leidenshaft Arzt werden, sondern (sorry, nicht böse gemeint, nur konstatierend) zuvorderst die "Streber" mit der 1. Jene, denen durch optimale genetische Disposition die Anpassung an den zu erlernenden Stoff am leichtesten fällt, werden ohne weiteren, vielleicht evolutionär nötigen Wettbewerb ins Rennen um die Pfründe geschickt. Natürlich gibt es Ausnahmen, doch spätestens hier dürfen wir uns fragen, nutzen Noten letztendlich wieder nur einer Elite?
Geiles Beispiel für die Ausnahme war Joschka Fischer. Solch einem Apparat von verwobener Bildung, Herkunft und elitärem Dünkel wie das Auswärtige Amt mit seiner Vita den Stempel aufzudrücken, empfinde ich als das Salz in der Suppe klassenkämpferischen Aufbegehrens.
 
...
Geiles Beispiel für die Ausnahme war Joschka Fischer. Solch einem Apparat von verwobener Bildung, Herkunft und elitärem Dünkel wie das Auswärtige Amt mit seiner Vita den Stempel aufzudrücken, empfinde ich als das Salz in der Suppe klassenkämpferischen Aufbegehrens.
Wobei der Apparat sehr bald seinen Stempel dem ehemals aufbegehrenden Joschka Fischer aufgedrückt hat, viel mehr, als umgekehrt.
 
Wobei der Apparat sehr bald seinen Stempel dem ehemals aufbegehrenden Joschka Fischer aufgedrückt hat, viel mehr, als umgekehrt.
Was zeigt, dass es keines besonderen Schulabschlusses bedarf um von der politischen Elite akzeptiert und assimiliert zu werden, sondern ein reiches Maß an Bildung und Persönlichkeit ausreicht. Mittlerweile reicht es, um an der Spitze dieses Ministeriums zu agieren, das richtige Geschlecht zur Erfüllung von Quoten zu haben. Um als Elefantenkuh im Porzellanladen herumzuspringen reicht ein großes Maß an Ego und Selbstüberschätzung (Dunning-Kruger Effekt). Bildung braucht es da weniger ...
 
Werbung:
Das Geschlecht spielt die geringste Rolle. Geballte Inkompetenz, Nepotismus und legale Korruptheit in politischen Leitungsfunktionen sind heute eher die Regel als die Ausnahme.
 
Zurück
Oben