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Rassismus - mal anders betrachtet

-Schattenwesen-

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9. Januar 2004
Beiträge
18
„Rassismus ist der verallgemeinerte und verabsolutierte Wert tatsächlicher oder fiktiver Unterschiede zum Nutzen des Anklägers und zum Schaden seines Opfers, mit der seine Privilegien oder seine Aggressionen gerechtfertigt werden sollen.“

Aber wie definiert sich Rassismus nun genau? Es gibt allgemein gesehen 9 Grundideen:

--> Ein allgemeiner Mechanismus
Rassismus baut in erster Linie auf biologischen und/oder kulturellen Unterschieden auf (Ethnophobie). Die Angst vor dem Unbekannten ist natürlich und bei Kindern wie Erwachsenen nachgewiesen.

--> Bestehen auf dem Unterschied
Der Unterschied wird hervorgehoben. Doch kein Unterschied zieht den Rassismus nach sich, der Rassismus macht sich den Unterschied zunutze. Wir unterscheiden:

--> Tatsächlichen oder fiktiven Unterschied
gibt es keinen deutlichen Unterschied, wird er vom Rassisten erfunden, gibt es ihn, wird er verstärkt und zum eigenen Vorteil interpretiert.

--> Der Unterschied wird gewertet
Die Wertung zielt darauf ab, die Unterlegenheit des Opfers und die Überlegenheit des Rassisten zu beweisen. Der Unterschied wird also maximiert.

--> Der Unterschied wird verallgemeinert
Die gesamte Persönlichkeit des Opfers wird mit dem Unterschied charakterisiert, wobei alle Mitglieder der Rasse oder der Kultur des Opfers gleichgesetzt werden.
*habgierige Juden
*gewalttätige Schwarze
*AIDS-kranke Homosexuelle

-->Der Unterschied ist endgültig
Der Mechanismus wird auf Vergangenheit und Zukunft ausgedehnt.
Beispiel: Juden wurden im Mittelalter zur Inkarnation des Teufels, Jahrhunderte später zum absoluten und antithetischen Feind der Nationalsozialisten.
Der Schwarze wurde zu einer der minderwertigen Kategorien der menschlichen Art.
--> Im Extremfall tendiert der Rassismus zum Mythos um Unterschiede zu finden.

--> Die Rechtfertigung des Anklägers
Der Fremde, der Andersartige wird als Störfaktor empfunden, als ein Ärgernis, so dass man versuchen muss ihn „verschwinden“ zu lassen. Man empfindet das Fremde als Bedrohung, die man gegebenenfalls auch im Zaum halten muss.

--> Die Legitimierung des Unrechts
Der Ankläger rechtfertigt sich, weil er sich seinem Opfer gegenüber schuldig fühlt. Er ist davon überzeugt, dass seine Einstellung und sein Verhalten gegenüber dem Opfer zutiefst ungerecht sind. Er bestraft sein Opfer nicht, sondern erklärt es für schuldig weil es bereits bestraft ist. Der Rassismus richtet sich nie gegen die Mächtigen, sondern gegen die bereits Besiegten.
-->Der Jude ist von vorn herein ausgeschlossen, der kolonisierte von vorn herein kolonisiert.

--> Rassismus und Unterdrückung
Jenseits seiner Verkleidung ist der Rassismus eine Selbst-Absolution des Rassisten. Unterdrückung ist nur ein Schutzeffekt für den Rassisten.


Mitte des 19. Jahrhunderts gab es eine 2-Klassen-Hierarchie:
An oberster Stelle die Weißen, mit den Ariern an der Krönenden Spitze
Dann „minderwertige Rassen“ wie Afrikaner, Indianer und Juden

Die Rassen wurden im Laufe der Zeit beliebig in der Hierarchie verschoben. So wurden unter Hitler z.B. die Slawen aus der Kategorie der hohen Stände der Weißen zu „vernichtungswürdigen Untermenschen“ degradiert.


Ich werde mich hier nicht mit Fragen wie „Können wir Rassismus überhaupt verhindern?“ beschäftigen. Aber eines steht fest. Um einem Ausländer, Andersfarbigen oder Andersgläubigen das Leben leichter zu machen brauchen wir 4 Integrationen:

1. Aufenthaltsintegration
2. Soziale Integration
3. Kulturelle Integration
4. Interessensorientierte Integration

Sowie Respekt, Rücksicht, Akzeptanz und ein wenig Verständnis.

Um Rassismus im großen Ausmaße zu bekämpfen, müssen Einwanderungs- und Integrationspolitik Immigranten als volle Mitglieder der Gesellschaft behandeln, denen in allen Bereichen des sozialen Lebens gleicher Schutz, gleicher Respekt und gleiches Recht zuteil wird wie Einheimischen.
Und das Wichtigste ist: Jemand muss den Einheimischen die Angst und das Misstrauen gegenüber dem Fremden, dem Andersartigen nehmen.


wünsche schöne Nacht noch
 
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Diese an sich zutreffenden Erläuterungen betreffen lediglich das allgemeine Phänomen "Gruppenabgrenzung".
Der Spezialfall Rassismus auf der Grundlage des Begriffes "Rasse" wird hier nicht angemessen differenziert betrachtet.
 
Rassismus - psychologisch

Die Menschen haben das Bedürfnis einer Gruppe anzugehören. Das ist normal und notwendig in einer gefährlichen Umwelt, in der nur der feste Zusammenhalt der Gruppe das Überleben ermöglicht. Die ursprünglichen Gruppen waren die Familie, die Horde, der Stamm. Also Verwandtschaft in biologischem Sinne was zur Folge hatte, daß die Menschen innerhalb der Gruppe einander ähnlich sahen. Ein weiteres Kriterium ist gleiche kulturelle, oder religiöse Vorstellung, ähnliche Verhaltensweisen, etc. Man könnte auch sagen, Gruppenzwang. Das ist der Grund dafür, daß auch die blödesten Verhaltensweisen Jahrhunderte lang überleben konnten (z.B. Köpfe binden, damit sie die Form verändern, Füße bei Frauen verkrüppeln, Zähne ausschlagen), dazu gehört aber auch die Tracht. Das führt natürlich zur Abgrenzung gegenüber anderen Gruppen, was aber nicht unbedingt negative Auswirkungen haben muß. Schon in alten Zeiten haben verschiedene Gruppen friedlich nebeneinander gelebt, vielleicht sogar miteinander, was man an Gräberfunden beweisen kann.

Ich denke die älteste Form des Rassismus ist die Sklaverei. Sklaven waren zwar nicht immer Fremde, aber doch sehr oft, weil sie Beute waren. Man mußte sie nicht anständig behandeln, weil sie Unterlegene waren. Sahen sie dann auch noch anders aus war es noch leichter sie zu unterdrücken ohne Mitleid zu empfinden.

In unserer Gesellschaft gibt es solche kleinen Gruppen nicht mehr, aber das Bedürfnis ist trotzdem da. Im Grunde unseres Herzens sind wir noch immer Steinzeitmenschen, aber auf einer hohen sozialen Stufe aufgrund unserer Vielzahl. Deshalb schafft man sich Scheinzugehörigkeiten. Dazu sucht man unter anderem übergeordnete Begriffe wie Hautfarbe, Sprachgruppe, Religion um sich abgrenzen zu können. Mit der Abgrenzung fällt es leichter sich selbst als Teil einer (anderen) Gruppe zu fühlen - die eigentlich nicht wirklich existiert. Dazu kommen dann noch wirtschaftliche Faktoren. Denn wenn man sich als "besser" fühlt als andere, und diese anderen als minderwertig, setzt man natürliche Hemmungen außer kraft, den anderen anständig behandeln zu müssen. Letztlich war Rassismus immer eine Rechtfertigung für die Unterdrückung, Ausbeutung und Vernichtung anderer Menschen.
 
e-a-s

Diese an sich zutreffenden Erläuterungen betreffen lediglich das allgemeine
Phänomen "Gruppenabgrenzung".

Der Spezialfall Rassismus auf der Grundlage des Begriffes "Rasse" wird hier
nicht angemessen differenziert betrachtet.

Ich wundere mich auch immer,
warum gerade jene Personen, die den Rassismus bekämpfen wollen,
diesen Begriff so stark verwässern, dass er eigentlich nichts mehr aussagt.

Warum kann denn "Rassismus" nicht einfach als

"Diskriminierung wegen Rassenzugehörigkeit" definiert werden ?

Dass es neben dem Rassismus auch noch andere Formen von Gruppenabgrenzung
gibt, die von den ausgegrenzten durchaus auch als Diskriminierung empfunden
werden, muss man ja deshalb nicht unter den Teppich kehren.

Der Diskussion über ein real vorhandenes Problem tut es jedenfalls nicht gut,
wenn grundverschiedene Probleme in einen Topf geworfen, und damit falsch
ettikettiert, werden.

lg nase
 
Rassismus

Neugier schrieb:
Ich wundere mich auch immer,
warum gerade jene Personen, die den Rassismus bekämpfen wollen,
diesen Begriff so stark verwässern, dass er eigentlich nichts mehr aussagt.

Warum kann denn "Rassismus" nicht einfach als

"Diskriminierung wegen Rassenzugehörigkeit" definiert werden ?

Dass es neben dem Rassismus auch noch andere Formen von Gruppenabgrenzung
gibt, die von den ausgegrenzten durchaus auch als Diskriminierung empfunden
werden, muss man ja deshalb nicht unter den Teppich kehren.

Der Diskussion über ein real vorhandenes Problem tut es jedenfalls nicht gut,
wenn grundverschiedene Probleme in einen Topf geworfen, und damit falsch
ettikettiert, werden.

lg nase

Vielleicht weil es nicht so einfach ist wie du tust? Rassismus ist nur eine Erklärung für ein Phänomen, das es in vielerlei Ausprägung gibt. Was ist eine Rasse? Schon da scheiden sich die Geister.

Es geht um ein Phänomen, von dem viele frei zu sein glauben, ohne es tatsächlich zu sein. Es geht um Herabsetzung, um Verachtung. Ob es jemanden trifft der anders aussieht, der anders lebt, eine andere politische Meinung vertritt, anders spricht, der einem anderen Geschlecht angehört, oder einem anderen Volk.....es geht immer nur um Verachtung. Wen man verachtet kann man mit Füßen treten, versklaven, vernichten.

Die Faschisten haben sich das Kastensystem Indiens zum Vorbild genommen und mit den bereits vorhandenen Ressentiments gegen die Juden vermischt. Sie haben der Verachtung eine neue Dimension verliehen.

Aber im Grunde genommen ist ein Mann der eine Frau vergewaltigt und ermordet weil er Frauen verachtet nicht anders. Er tut dasselbe, eben begrenzt auf seine persönlichen Möglichkeiten. Könnte er wie er wollte, würde er vielleicht tausende Frauen umbringen. Oder wenn Jugendliche einen Unterstandslosen totprügeln tun sie auch nichts anderes als ihrer Verachtung Ausdruck zu verleihen. Die Verachtung des anderen macht es möglich unmenschliches zu tun. Rassismus ist nur eine andere Bezeichnung für Verachtung.

Was ist Diskriminierung? Sie beginnt bei Kleinigkeiten und kann bei der körperlichen Vernichtung enden. Aber Diskriminierung bleibt immer Diskriminierung. Was ist der Unterschied, ob jemand aus diesem, oder jenem Grund diskriminiert wird? Es ist für ihn kein Unterschied und auch nicht für den der es tut.
 
Kaspar Hauser schrieb:
Rassismus ist nur eine andere Bezeichnung für Verachtung.


Die Frage ist doch, warum musste für "menschenverachtendes Verhalten"
eine andere Bezeichnung gefunden werden ?

Ist "Rassismus" denn eine präzisere Bezeichnung ?

Wo doch Verhaltensweisen damit gebrandmarkt werden sollen, bei denen die Rasse
gar keine Rolle spielt ?

Ich finde diese Begriffswahl ziemlich irreführend.
Sie suggeriert, dass die Rasse damit etwas zu tun hat.


lg nase
 
Rasse - faschistische Terminologie

Neugier schrieb:
Die Frage ist doch, warum musste für "menschenverachtendes Verhalten"
eine andere Bezeichnung gefunden werden ?

Ist "Rassismus" denn eine präzisere Bezeichnung ?

Meiner Meinung nach ist Rassismus die schlechteste Bezeichnung die man dafür wählen kann.


Neugier schrieb:
Wo doch Verhaltensweisen damit gebrandmarkt werden sollen, bei denen die Rasse
gar keine Rolle spielt ?

So gesehen hast du recht. Es hat nichts mit Rasse zu tun, es kann gar nichts mit Rasse zu tun haben, weil es keine Rasse gibt.

Neugier schrieb:
Ich finde diese Begriffswahl ziemlich irreführend.
Sie suggeriert, dass die Rasse damit etwas zu tun hat.


lg nase

Da hast du wieder recht. Das sollte man unbedingt vermeiden.

Der Begriff "Rasse" entstammt meiner Meinung nach dem faschistischen Denken. Es ist ein konstruierter Begriff. Ich glaube man sollte diesen Begriff nicht so strapazieren, weil man sich dann genau auf das Niveau begibt, das man ablehnt.

Die "Rasse" hat nichts damit zu tun, weil es die "Rasse" nicht gibt. Deshalb finde ich es auch unpassend von "Rassismus", oder "Rassisten" zu sprechen, weil diese Bezeichnungen unterstellen, es gäbe so etwas wie Rasse. Sprache sollte logisch sein.

http://members.aon.at/vanderlet/deutsch/rasse.htm

http://www.shoa.de/rassenlehre.html

Die Menschen die man heute als Rassisten bezeichnet sind einfach nur schlechte Menschen ohne Charakter. Es sind Menschen die andere Menschen verachten und diese Verachtung aufgrund irgendwelcher Vorwände zu begründen versuchen indem sie auf bestimmte Eigenheiten derer aufmerksam machen, die durch sie diskriminiert werden.
 
Kaspar Hauser schrieb:
Die Menschen die man heute als Rassisten bezeichnet sind einfach nur schlechte Menschen ohne Charakter. Es sind Menschen die andere Menschen verachten und diese Verachtung aufgrund irgendwelcher Vorwände zu begründen versuchen indem sie auf bestimmte Eigenheiten derer aufmerksam machen, die durch sie diskriminiert werden.

Irgendwie erinnert mich Deine Antwort (der ich großteils zustimme) an Erich Kästner, falls Du den kennst...
 
erich Kästner

walter schrieb:
Irgendwie erinnert mich Deine Antwort (der ich großteils zustimme) an Erich Kästner, falls Du den kennst...

Ich kenne den Schriftsteller Erich Kästner, der unter anderem Kinderbücher geschrieben hat. Falls du den meinst. Inwiefern dich meine Antwort an ihn erinnert weiss ich aber nicht.
 
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Kaspar Hauser schrieb:
Ich kenne den Schriftsteller Erich Kästner, der unter anderem Kinderbücher geschrieben hat. Falls du den meinst. Inwiefern dich meine Antwort an ihn erinnert weiss ich aber nicht.

Erich Kästner ist seltsamerweise in Deutschland nur für seine Kinderbücher bekannt, seine politischen Gedichte und Schriften vergisst man leider. Für ihn war seine Gegnerschaft zu den Nazis eine Frage des Anstands und des Charakters...
 
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