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Philosophische Vitamine. Vorstellung einiger Philosophen. Michel de Montaigne

Miriam

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26. Juni 2005
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"Philosophische Vitamine - Die Kunst des guten Lebens" - von Theo Roos- dies ist der Titel des Buches welches ich vor einiger Zeit gelesen habe, und welches mich veranlasst dieses Thema hier zu eröffnen.

Theo Roos ermöglicht durch sein Buch den Zugang zu manchen wichtigen Philosophen, von der Antike bis zur Gegenwart. Er macht es auf leichter, und pragmatischer Weise, auch humorvoll aber stets die Lehre des jeweiligen Philosophen über den er uns erzählt, auf vortrefflicher Weise zusammenfassend.
Sein Beweggrund dies zu tun ist gut resümiert im Satz:
"Wie lernt man zu leben? Philosophie als Lebenskunst und Sorge um sich selbst".

Doch Theo Roos möchte uns dazu bringen, nicht nur die Theorie "nachdenken und sie verstehen" sondern auch "durch Praxis und Übung mit ihr zu verwachsen". Er bezieht sich dabei auf Aristoteles, der lehrt:

" Wer eben begonnen hat, etwas zu lernen, der reiht die Lehrsätze zwar aneinander, aber er hat noch kein Wissen. Vielmehr muß der Gegenstand erst ganz mit dem Menschen verwachsen, und das braucht Zeit"

Ich habe heute versucht Euch zu erklären, warum ich dieses Buch als geeignet finde, um manches hier wiederzugeben, und über diese Inhalte, mit Euch zu diskutieren, wenn Ihr es wollt.

In der Folge werde ich über einige Philosophen und deren Lehre, leicht und praxisnah, so wie von Theo Roos vorgestellt, hier schreiben. Dabei werde ich nicht die Reihenfolge des Buches einhalten, sondern, sehr subjektiv, denen den Vorrang gewehren, die mir zum jetzigen Zeitpunkt persönlich am wichtigsten sind.
Den Anfang werde ich mit Michel de Montaigne machen, so zu sagen eine alte, jetzt wiederentdeckte Liebe von mir.

Das Buch von Theo Ross dient mir als Einstieg in die Vorstellung der Philosophen, meine Texte werden sich jedoch nicht nur auf die Art wie der Autor sie präsentiert beschränken. Es ist bloß ein Leitfaden durch diesen kleinen Exkurs, der durchaus nicht den Anspruch hat, umfassende Studien zu liefern.

Miriam
 
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Michel de Montaigne

In der Schule hatte man uns im Unterricht erzählt, dass Michel einen so lieben Papa hatte, der ihn immer mit Musik wach werden lies. Dies regte meine noch kindliche Phantasie an und ich gestehe, auch meinen Neid, denn ich verstand nicht wieso mein Vater, der auch sehr lieb war, nicht auch auf diese gute Idee gekommen sei...

Einiges zum Leben von Michel Eyquem de Montaigne (1533 - 1592):

Geboren ist er in Februar 1533 in der Dordogne, auf dem Schloß de Montaigne.

Sein Vater, ein Humanist der eine grosse Güte besass, erzog ihn mit grosser Sanftheit.
Schon als sehr junges Kind, bekommt Michel Latein- und Griechischunterricht. Doch wächst er auf mitten im bäuerlichen Milieu, was ihn prägt, denn er bleibt sein Leben lang voller Respekt und Zuneigung für das einfache Volk.

Michel de Montaigne studiert Jura, und wird Parlamentsrat im Périgueux, dann in Bordeaux, wo er von 1582 bis 1586 Bürgermeister wird.
Seine Freundschaft mit Etienne de la Boétie gilt als beispielhaft. Die hohen moralischen Prinzipien von La Boétie, der wie er Parlamentsrat war, haben ihn stark beeinflusst. (Etienne de la Boétie war Schriftsteller, Dichter, ein beachtlicher politischer Denker. Er wurde nur 33 Jahre alt, und Montaigne hat sich ein Leben lang um die Weitergabe seines Werkes und Gedankengutes gekümmert).

Michel de Montaigne heiratet in 1565 Francoise de la Chassaigne mit der er sechs Töchter hat, doch fünf von denen sterben in der sehr frühen Kindheit.

1568 stirbt der Vater von Michel, und er zieht sich nun zurück ins Schloß dessen Namen er nun trägt, und in dem er seine berühmte Bibliothek einrichtet.

Er widmet sich fortan seinen Reflexionen über Philosophie, Politik, und Geschichte. In dieser Zeit fängt er an seine berühmten Essays zu verfassen.

(Fortsetzung folgt)
 
(Fortsetzung Biographie von Michel de Montaigne)

Michel de Montaigne erhält in 1571 den Titel "Gentilhomme de la chambre du roi". Übersetz: Edelmann des königlichen Hofes.
Die Zeiten sind geprägt durch grausame Kriege, Montaigne erlebt acht Hugenottenkriege. In dieser unruhigen Zeit, in der auch die Pest tobt und seine erste Tochter stirbt, keimt bei Montaigne schon der Gedanke sich zurück zu ziehen, und nur noch nach sich selbst zu forschen.

Zwei Jahre nach der Bartholomäusnacht, in 1974, hält Montaigne eine berühmte Rede vor dem Parlament in Bordeaux.

1580 erscheinen seine Essays. -

1581 wird Michel de Montaigne römischer Ehrenbürger.
Er vermittelt sehr oft zwischen dem König und anderen grossen politischen Persönlichkeiten dieser Zeit.

Als er sich dann aus dem politischen und öffentlichen Leben zurückzieht, lässt er an dem Turm seines Schloßes folgendes Schild anbringen:

"Im Jahre Christi 1571, am letzten Tag des Februar, seinem Geburtstage, hat sich Michel de Montaigne, im Alter von 38 Jahren, seit langem des Dienstes im Parlament und der öffentlichen Pflichten müde, noch in voller Lebenskraft in den Schloß der gelehrten Musen zurückgezogen, wo er in Ruhe und Sicherheit die Tage verbringen wird, die ihm zu leben bleiben. Gestatte ihm das Schicksal, diesen Ort der süßen Weltflucht seiner Ahnen zu vollenden, den er seiner Freiheit, seiner Ruhe und seiner Muße geweiht hat."

Dieses Leben nur der Reflexion gewidmet, hat er aber immerwieder wegen seiner Vermittlerrolle unterbrochen.


Sein Hauptwerk sind die Essays, (94 Kapitel). Er schuf damit eine eigenständige literarische Form.

Michel de Montaigne stirbt in September 1592.

"Am liebsten denkt er zu Pferde und läßt sich treiben, wohin ihn sein
Pferd trägt. Michel de Montaigne reitet und denkt oft ohne Zügel. Er spürt seinen Gedanken nach, folgt ihnen assoziativ, ohne Drill und Dressur. Seine "Essais" sind, was sie sind: Versuche, sich selbst zu erkennen und sich selbst zu formen."
(Theo Roos)

So steht eigentlich auch für Montaigne durch sein Schreiben der Hauptzweck fest: richtig leben. Er schreibt also nicht für eine Leserschaft, sondern weiss, dass er sich auf ein Experiment eingelassen hat: über sein Selbst schreiben, und während er dies tut, ändert sich dieses Selbst.

Nur wer sich selber Freund ist, kann auch der Freund anderer sein. Klingt sehr modern, würde man sagen. Ist es aber nicht, denn dieser Gedanke wird aus der römischen Antike übernommen.

Wir treffen also bei Montaigne, wie auch bei anderen Philosophen die Theo Roos in den Philosophischen Vitaminen vorstellt, den Gedanken der Lebenskunst, die im Mittelpunkt eines philosophischen Werkes steht.

(Fortsetzung folgt)
 
(Fortsetzung Michel de Montaigne)

Der Hirnforscher Detlev Linke schreibt in Bezug auf Montaigne:

"Das Gehirn hat mit seinen vielfältigen Verflechtungen unglaublich viele Möglichkeiten der Verlinkung, der Assoziation, und Montaigne hat außerordentlich viel von diesen genutzt."

Montaigne geht es auch immer um die Ästhetik seiner Existenz. Dabei ist ihm alles wichtig, sowohl die Regungen der Seele, aber auch die Körperbewegungen. Dabei wird aber nichts zu Gunsten dieser Ästhtik geopfert, denn er hält in den Essays auch das Peinliche, seine eigene Eitelkeit, die Traurigkeit, fest.

Dazu Montaigne selbs:

"Der Geist benimmt sich wie ein durchgegangenes Pferd, und er gebiert mir immer wieder und ohne Unterbrechung so viele Traumgestalten und phantastische Ungeheuer beim Experiment seiner Selbstbeobachtung."

und weiter:

...er (damit meint er den Geist)fördert ununterbrochen phantastische Hirngespinste und Mißgeburten zutage, alle ohne Sinn und Zusammenhang; damit ich diese kindischen und merkwürdigen Erzeugnisse meines Geistes mir in Ruhe ansehen kann, habe ich mich daran gemacht, sie aufzuzeichnen in der Hoffnung, daß sich mein Geist mit der Zeit selber schämt, wenn er sieht, was er da angestellt hat."

Mir scheint es, dass dies einerseits sehr moderne Ansätze der Psychologie sind, andererseits doch auch zeitgemäs, denn noch beobachtet Montaigne diese "Hirngespinste" und "Mißgeburten" mit einem Gefühl der Scham, und in der Hoffnung, dass sie mit der Zeit verschwinden und nichtmehr die Ästhetik seiner Existenz trüben würden.

Noch ein Zitat aus den Essays:

"Wir sind alle aus lauter Flicken und Fetzen und so kunterbunt und unförmlich zusammengestückt, dass jeder Lappen jeden Augenblick sein eigenes Spiel treibt."

(Fortsetzung folgt)
 
(Fortsetzung Michel de Montaigne)

Vorläufig sehe ich in diesem ersten Teil der philosophischen Vitamine kein Ende. Denn ich habe mich so sehr in Montaigne vertieft, dass ich es nicht lassen kann von meinen Wiederentdeckungen zu erzählen..

In diesem Teil werde ich Zitate aus seinen Essays bringen, denn ich denke, sie geben viel Anlass zum Nachdenken, evtl. auch zum diskutieren.

Montaigne: Essai Buch III.- Über die Erfahrung:

"Das Meisterstück eines Menschen, auf das er besonders stolz sein kann, ist, sinnvoll zu leben; alles übrige, wie regieren, Schätze sammeln, Bauten errichten, sind Nebensachen"

Essai Buch I. - Über die Schulmeister:


"Heraklit trat die Königsherrschaft seinem Bruder ab, und den Ephesern, die ihn vorwurfsvoll fragten, warum er statt dessen seine Zeit damit verbringe, vorm Tempel mit Kindern zu spielen, stellte er die Gegenfrage: »Ist das denn nicht besser, als in eurer Gesellschaft die Staatsgeschäfte zu führen?« Diese Philosophen, deren Gedanken hoch über der Welt und ihren Glücksgütern schwebten, fanden Richterstühle und eben selbst Königsthrone niedrig und verachtenswert. So schlug Empedokles die ihm von den Agrigentinern angebotne Königsherrschaft aus; und weil Thales manchmal das Streben nach gewinnträchtigem Wirtschaften geißelte, warf man ihm vor, er verhalte sich wie der Fuchs in der Fabel zu den ihm unerreichbaren Trauben. Da packte ihn die Lust, spaßeshalber den Gegenbeweis anzutreten; zu diesem Zweck würdigte er seine Gelehrsamkeit zur Dienstmagd für die Mehrung von Hab und Gut herab und zog ein Geschäft auf, das ihm in einem einzigen Jahr so große Reichtümer einbrachte, wie sie selbst die in diesem Metier Erfahrensten in ihrem ganzen Leben kaum hätten anhäufen können. Aristoteles berichtet, manche hätten Thales, Anaxagoras und ihresgleichen, weil ihnen die einträglichsten Dinge kaum der Mühe wert gewesen seien, weise, aber nicht lebensklug genannt. Das aber kann (davon abgesehn, daß ich den Unterschied zwischen beiden Worten nicht recht zu begreifen vermag) unseren Schulmeistern keineswegs zur Entschuldigung dienen: Wenn man sieht, welch niedriges, armseliges Los sie in ihrer Unbedarftheit hinnehmen, hätten wir eher Anlaß, ihnen beides abzusprechen - sie also weder weise noch lebensklug zu nennen. Jene erste Erklärungsmöglichkeit, nach der die Abstumpfung der Schulmeister von zuviel Studium und Stoffhuberei kommen könnte, lasse ich also fallen und glaube, es ist zutreffender zu sagen, daß sie von ihrer falschen Weise kommt, sich mit den Wissenschaften zu befassen, und daß man sich bei der Art, auf die wir unterrichtet werden, gar nicht zu wundern braucht, wenn weder Lernende noch Lehrer dabei gescheiter werden, sondern allenfalls gelehrter. In Wahrheit zielen Sorge und Aufwand der Väter bei uns auf nichts anderes ab, als den Kopf der Kinder mit Bücherschränken zu möblieren; von Urteilskraft und Tugend hingegen kaum ein Wort!..."

Und im selben Buch, über Diogenes nachdenkend, schreibt Montaigne:

"Diogenes mokierte sich über die Sprachgelehrten, die alles über die Leiden des Ullysses zu erforschen suchen, doch über ihre eigenen nichts wissen, über die Musiker, die ihre Flöten stimmen und ein unstimmiges Leben führen, sowie über die Redner, die Gerechtigkeit zu predigen lernen, nicht aber, sie zu üben.
Wenn das Studium nicht dazu führt, daß unsere Seele muntrer ausschreitet, wenn es unser Urteilsvermögen nicht kräftiger macht, könnte der Student von mir aus seine Zeit ebensogut beim Paume-Spiel verbringen - zumindest sein Körper würde hierdurch biegsamer..."
 
In der Folge möchte ich einiges über den Gedanken der die Toleranz bei Montaigne sagen.
Eine Studie von Hans Schauer behandelt dieses Thema und war mir Anlass, einige Texte von Montaigne unter diesem Aspekt zu lesen.

Was mir erneut auffällt: wie modern und andererseits wie unkonventionell Michel de Montaigne ist. Sein Verständnis der Vielfalt der Menschen, lässt ihn sagen:

"...abweichend von der grossen Mehrheit komme ich leichter mit den Unterschieden als mit den Ähznlichkeiten zwischen uns zurecht"

Und an anderer Stelle heisst es:

"...Kein Glaube verletzt mich, so sehr er auch dem meinen zuwiderlaufen mag ....es zeugt immer von tyrannischem Starrsinn, irgendwelche Einstellungen und Verhaltensweisen, die von der eigenen abweichen, nicht ertragen zu können."

Sein Blick richtet sich neugierig auch auf andere Kulturen, auf die "wilden" Indios, von denen er bereit ist etwas zu lernen, und er hat keine Schwierigkeiten mit den Christen seines Landes, ob es nun Katholiken oder Protestanten sind - genau so viel Verständnis zeigt er gegenüber "Heiden".

Sehr wichtig erscheint mir, dass Montaigne Religion und Glauben nur in Vebindung mit Menschlichen verstanden wissen möchte.
Kritische Äusserungen aber findet bei Montaigne alles was mit Folter oder Verfolgung verbunden ist.
Seine "Multikulturalität" möchte er auch praktisch umsetzen können - er spricht mehrere Sprachen, bereist viele Länder.

So wie man ja immer betont, dass nur Menschen die sich selber mögen und sogar lieben, können auch liebesfähig (gegenüber anderen) sein, finde ich auch eine Parallele zur Toleranz bei Montaigne. Denn er ist nicht nur für Toleranz gegenüber der Vielfalt anderer, sondern hat eine innere Toleranz auch gegenüber unterschiedlichen Seiten seiner eigenen Persönlichkeit.

Nochmals Michel de Montaigne:

"Ich könnte im Notfall wahrhaftig - und ich scheue mich nicht, es zu gestehen - wie jenes alte Weiblein in der Sage ohne Bedenken dem heiligen Michael eine Kerze darbringen und eine zweite seinem Drachen"

Und ich möchte diese Zeilen mit einem Wolf Biermann-Zitat beenden (Achtung, ich zitiere aus dem Gedächnis):

"Wie nah sind uns manche Tote doch - wie fern sind uns manche die leben..."

Miriam
 
Immerwieder entdecke ich Aspekte - und damit auch Gründe - die mich zum Fortsetzen des Kapitels "Michel de Montaigne" verleiten.

Nachdem ich im vorigen Beitrag über die Toleranz geschrieben habe, möchte ich hier über Montaignes Glauben einiges sagen. Auf diesen Aspekt wurde ich an Hand der Arbeiten von Hugo Friedrich und die von Hans Schauer aufmerksam.
Die Frage stellt sich, ob Montaigne noch als Monotheist betrachtet werden kann. Die beiden von mir zitierten Autoren antworten darauf eindeutig mit nein. Montaigne ist eigentlich im weitesten Sinne des Wortes ein Polytheist, dass er sich dazu nicht öffentlich bekennt, hat seine Gründe. Wir müssen nicht vergessen wann Montaigne gelebt hat, und auch, dass er verschiedene politische Ämter bekleidet hat. (Siehe die Biographie von Montaigne im ersten Beitrag).

Ich finde den Polytheismus von Montaigne äusserst pragmatisch und auch von seiner positiven Denkweise geprägt. Zwar benennt er diese verschiedenen Gottheiten nicht im einzelnen, aber in grossen ganzen sind es glücksbringende Götter oder Göttinen, für jede Situation eben den Richtigen.
H. Schauer vergleicht diese Art des Polytheismus mit den Katholizismus, der neben den einen Gott eine Menge Heilige kennt, mit unterschiedlichen Rollen. Auch da wendet man sich ja gezielt an den Heiligen, der unter gewissen Umständen dem Menschen behilflich sein kann.

Weiter sagt H. Schauer:

"Anstelle eines schlichten Polytheismus ist bei Montaigne eher ein polyphile philosophische Orientierung festzustellen, in der die Vielheit den höheren Rang vor der Einheit hat."

Eigentlich erkennen wir hier einen der Leitmotiven von Montaigne wieder: den "der Vielheit, der Individualität und der Unterschiedlichkeit"

Nocheinmal sei hier erwähnt, dass es Montaigne nicht nur um die Unterschiedlichkeit der Religionen, der Kulturen, der Welt allgemein geht, sondern auch um seine eigene Vielheit. Dazu Montaigne in seinem letzten Essay:

"Unser Leben besteht, wie die aus dem Gegensätzlichen gefügte Harmonie der Welt, aus ungleichen Tönen, schönen und rauhen, hohen und tiefen, sanften und schweren. Was wäre der Musiker, der nur die einen liebte? Er muß mit allen spielen und alle mischen - so auch wir das Gute und das Üble, das beides unserm Leben wesenseigen innewohnt. Unser Dasein kann ohne diese Mischung nicht bestehen, und eine Seite ist dazu genau so notwendig wie die andere."


Miriam
 
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Zum Abschluss kehre ich (reumütig) zu Theo Roos zurück. Ich hatte ja diesen Pfad verlassen, auch wenn er mir lieb war - aber ich wollte einige Aspekte der Philosophie von Montaigne vertiefen.

Nun komme ich zu Montaignes Vitamine, wie Theo Roos immer seine Zusammenfassungen nennt.

Ich zitiere jetzt ausschliesslich den Text von Theo Roos:

Vitamin A: "Sei kein Narr der anderen, tue das Deine, und erkenne dich selbst!"

Vitamin B: Schreib dich auf, erinnere dich, schule und gestalte dich in der Schrift, führe ein Tagebuch.

Vitamin C: Verwachse mit dem Wissen!
Schreiben und Lesen sind als Mnemotechniken wichtige Übungen der Selbstsorge. Das Schreiben ist dabei die meditative Übungsfortsetzung des Lebens. Indem wir wechselweise lesen und schreiben, machen wir das Gelesene zum Assimilierten, zu einem ganzen, zu einem "corpus", wie die römischen Philosophen es nannten.
Schreib dir Merksätze auf, zum Beispiel von Montaigne! Wir werden im Schreiben und wiederholenden Lesen physisch mit der Wahrheit und Lebensweisheit dieser Maximen verbunden; die Notizen, die wir beim lesen, nach Gesprächen etc.. machen, haben wir dann griffbereit. Sie regelmäßig zu memorieren und selbst laut zu lesen bedeutet, sie sich einzuverleiben!"


ENDE

Miriam
 
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