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Es lebe die Kunst der Andeutung

M

Marianne

Guest
oder


Etwas zu sagen und etwas anders zu meinen

oder

etwas zu hören und gewollt misszuverstehen

Wenn ich Umberto Eco richtig verstanden habe, so ist die gängige Definition des Begriffes: Code in der Sprachwissenschaft als eindeutige Zuordnung von zwei Mengen von Zeichen zu verstehen- anders ausgedrückt: Sprecher und Angesprochener verfügen über die gleiche Anzahl von Begriffen.
Mir erschien diese mathematische Lösung eines lebendigen Sprechaktes immer fragwürdig.

Aber - wenn man sich dann etwas / etwas mit den Grundzügen der Semiotik beschäftigt,merkt man sehr sehr schnell, dass das nur ein Formalakt ist. Zwei Menschen können über dasselbe in gleichen Wörtern sprechen und meinen doch häufig etwas anders zu hören.
Es lebe die Kunst der Andeutung !

Sie macht mir ein Gespräch erst lebendig.

Oder aber unerträglich - langweilig usw. usw

Na, ist ja auch zum Kichern, wenn A. Kot sagt und B. Code versteht.


Auf ein fröhlich -"unmissverständliches" Gespräch über und mit Anspielungen....

Marianne
 
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Die Missverständnisse gründen wohl auf vielen Pfeilern. Einerseits ist ein Satz mehr als die SUmmer seiner Wörter, Bedeutungen werden teilweise wörtlich, teilweise metaphorisch, teilweise anderweitig übertragen. Menschen haben verschiedene HIntergründe, verschiene Konzepte in ihrem Denken und Handeln und verwenden dadurch Wörter und auch Sätze unterschiedlich. Dies alles macht die Interpretation eines Textes, ob gesprochen oder geschrieben, zu einer Sache mit unendlichen Lösungen. Je nach Kontext kann derselbe Satz eine völlig andere Bedeutung haben.
 
Du sagst es - Du sagst es -!

stimmst Du mit mir überein, dass das Leben unerträglich wäre - gäbe es nicht das heitere Spiel mit verschiedenen und im Bewusstsein, verschiedener Konnotationen?

Und ob frau/man es trifft ----

ob das Gespräch - ohne die direkte Wucht des ausgesprochenen Wortes - gelingt.

Noch etwas: Robin, Cel und Jeromé haben hier einen Thread, der in seiner unerhörten Leichtigkeit des Plauderns - des intellektuellen Plauderns, das durchaus auch in Geblödel :) auartet, ausarten kann - und der von mir vermuteten Intention der Schreiber auch darin ausarten muss.
Und ein wesentliches Moment des Reizes dieser Form der Kommunikation liegt im Beherrschen der Kunst des Andeutens.
Ich gebe Dir, Joeline, Recht: je größer die Summe der sozio-kulturellen und intellektuellen Übereinstimmungen derjenigen , die diesen Sprechakt ausführen, ist, um so größer ist es, die Kunst der Andeutung genussvoll zu gestalten und zu genießen.
Aber ich bin sicher, dass wir - falls das Thema angenommen wird - auch noch ganz andere Seiten der Folgen und/oder des Gebrauchs von Andeutungen herausbekommen.
Danke für die Antwort

Marianne
 
Marianne schrieb:
Noch etwas: Robin, Cel und Jeromé haben hier einen Thread, der in seiner unerhörten Leichtigkeit des Plauderns - des intellektuellen Plauderns, das durchaus auch in Geblödel :) auartet, ausarten kann - und der von mir vermuteten Intention der Schreiber auch darin ausarten muss...

Die Leichtigkeit ist ein Stück harter Arbeit am Wort, wie auch die Leichtigkeit des Seins am Leben *loooool*. Es artet sogar manchmal in Ernsthaftigkeit aus, aber das machen wir heimlich und geben es nur unter Folter zu ;).
Aber bevor es wirklich ausartet, egal auf welche Seite, findet sich meist dann doch jemand, der die Notbremse zieht.

Die Andeutung ist auch ein wichtiger Akt der Diplomatie (das meine ich jetzt auch auf die ernsthafte Disziplin Diplomatie bezogen), setzt aber natürlich eine Portion Intelligenz und Aufmerksamkeit voraus. Manchmal bleibt dann doch nichts anderes als der alte gute Holzpfahl als Mittel zum Zweck.

:schaukel:

PS: Mündlich ist so ein "Zwinkräusch" oder "Knatterlick" wie fies um Einiges leichter zu setzen und zu verstehen. Um so reizvoller ist es, es auch stumm und ohne Augenkontakt zu versuchen. :winken1:
 
Sehr interessant ist in diesem Zusammenhang die kognitive Metapherntheorie von Lakoff/Johnson. DIe kann ich dir nur empfehlen. Das Standartwerk heisst "Leben mit Metaphern" (Metaphors we live by). Darin beschreiben die beiden, wie wir SPrache verwenden, wie unser Denken und Handeln konzipiert ist und in der Folge eben auch die SPrache, was zu unterschiedlichem SPrachgebrauch und eben auch MIssverständnissen führen kann. SIcher auch interessant ist in dem Zusammenhang Gadamer mit seiner Hermeneutik, die Hermeneutik allegemein, wo man das Verstehen über einen Zirkel verstehen kann, der aus Vorverständnis und Text eine neue Stufe des Verstehens herstellt, von der aus man wieder auf ein weiteres Verstehen weiterer Texte zuschreitet. EIn weites Gebiet, aber ein sehr spannendes.
 
Finde ich auch! Ich bin allerdings eher auf dem Gebiet der literarischen Hermeneutik daheim , wo der fragende Leser sogar intrapersonell verschiedene Antworten bekommt - je nach der Methode, die er anwendet.

Und auch von hier wird die Sache mit den Anspielungen ( für mich ) interessant.
Selbst wenn jeder deutschsprachige Leser ein bestimmtes literarisches Bild faktisch kennt: Dir zur Ehren nehme ich mal was Schweizerisches : also wenn ein Sprecher zum Angesprochenen sagt, "Du gerechter Kammmacher du,! wird dieser den emotional - abwertenden O-Ton fühlen.
Wenn er aber selbst so ein gerechter Kammmacher ist, wird er sich in seiner Ehre getroffen fühlen.In seinem Wertesystem. Letzendlich geht es dann - wie oft , auch bei anscheinend wissenschaflichen Fragen um das Wertesystem,das bei Sprecher und Angesprochenem ja diametral sein kann.
Keller verspottet unnachahmlich kleinbürgerliche Verhaltensweisen -
eine Anspielung auf diesen Gehalt der großartigen Novelle kann aber - m M n -nur zur vollen Entfaltung kommen, wenn diese literarische Aussage auch "verstanden" wird : in etwa: "Du gerechter Kammmacher" einem Freund gesagt, kann den ja nur auf eine unangemessene Verhaltensweise ironisch aufmerksam machen ( der nimmt sich in einer Klubsauna alle herumliegenden kostenlosen Kleinseifen mit ) - und der Freund "versteht" die Anspielung - und lacht mit oder retourniert mit ironischem Gegenangriff: in etwa: Na, und warum liebst Du die xy ( eine ebenfalls sehr begüterte Dame.

Aber ich ufere aus.

Danke Cel für die Bekenntnisse der Schwierigkeiten im Erlangen der unerhörten Leichtigkeit des Gebrauchs der ironischen Anspielung.
Danke Joelina für die fruchtbringenden Worte: ich denke dabei durchaus an den von Dir empfohlenen Titel .
Ach, wenn ich doch bloß Tag und Nacht den Freuden des Lesens nachgehen könnte - aber anderes muss auch getan werden - Anspielungen bringen höchsten mal meine Eheliebsten zum Geschirr waschen - und die müssen eigentlich im Befehlston angespielt werden. :winken1: :winken1:

Marianne
 
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Marianne, dein Beispiel verdeutlicht eigentlich, was ich schon andeutete mit dem Vorverständnis und dem verstehen aus dem Kontext, welches aber immer auch den persönlichen HIntergrund beinhaltet. Wenn ich die Kammacher gelesen habe, dann werde ich den Ausspruch anders verstehen als wenn ich es nicht gelesen habe, nämlich eben nach der Aussage des Werkes konnotiert. Habe ich es nicht gelesen, setze ich die Bedeutung unweigerlich aus den Wörtern zusammen und komme da auf ein völlig anderes Verständnis (abgesehen davon, dass ich mich über die Aussage wundern täte...;) ).


Um EHegatten zum Abwasch zu bringen bedarf es aber oft mehr als ANdeutungen... :schaukel:
 
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