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Egoismus

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Hi, Binchen!

Ich denke, das Wort Egoismus wird heute allzu negativ besetzt gebraucht.

Vor allem fällt mir im Alltag auf, dass wir alle ( ich nehme mich da nicht aus ) sehr schnell mit der Zuordnung: So eine Egoist - so eine Egoistin zur Hand sind, wenn wir unseren Willen nicht durchgesetzt haben.
Ich denke, dass der Volksmund mit dem Schlagwort gesunder Egoismus völlig richtig liegt.

Es liegt im Sinne unserer genetischen Anlage ( Selbsterhaltung), so zu handeln, dass wir uns durchsetzen.


Ob es immer - sogar uns - von Vorteil ist, was wir gerade wollen, ist eine andere Geschichte.


Ich würde also zunächst mal antworten.
Wenn es mir so scheint, dass das, was Ich will, auch für andere annehmbar ist, kämpfe ich mit allen Mitteln für die Durchsetzung, bin ich egoistisch.

Ob meine Annahme stimmt, ist eine andere Geschichte - aber das sagte ich bereits.

Liebe Grüße

Marianne
 
Beim Egoismus setzen wir unseren eigenen Willen über den Willen der anderen. ICH entscheide, ICH will, ICH tue, ICH ICH ICH ICH....wo bleibt das du und das wir?

Etwas vollkommen anderes ist es, etwas für sich SELBST zu tun. Das ist kein Egoismus, sondern notwendig.

Das eine vom anderen zu unterscheiden ist für manche schwierig und sie handeln und denken oftmals unter dem Deckmäntelchen der Selbstverständlichkeit, obwohl dies bei näherer Betrachtung purer Egoismus ist.

Die Bezeichnungen der Worte führen manchmal in die Irre, so tue ich mich schwer mit dem Begriff Selbstdarstellung, da oftmals sich bloß das EGO (ICH) darstellt und aufbläht, was mit einer Darstellung des SELBST aus einem Selbstwertgefühl heraus nicht viel zu tun hat. Gleiches gilt für Begriffe wie Selbstfindung oder Selbstverwirklichung, welche meistens zur Legitimierung für ein Ausleben des Ego's (ICH's) herhalten müssen.

Der Egoist beschränkt sich auf sein ICH und es gibt keinen Raum für etwas anderes (fremde Meinungen werden nicht geduldet oder akzeptiert). Der Mensch, der aus seinem Selbst heraus sich definiert, erklärt und lebt, verbindet alles, es gibt nichts Trennendes, sondern alles wird zum Wohle aller.
 
Na ja, verehrte Vorrednerin, artet das hier nicht in Definitionsgefummele aus?
Meinen wir beide nicht dasselbe?
WRrde mal darüber nachdenken - ganz im Sinne unseres Forumslogo.
 
Es genügt nicht, dasselbe zu meinen, man muss es auch erkennen und artikulieren, daher sind Definitionen vonnöten, um Klarheit zu schaffen, auch für Nachlesende.
 
karinamixipi schrieb:
Beim Egoismus setzen wir unseren eigenen Willen über den Willen der anderen. ICH entscheide, ICH will, ICH tue, ICH ICH ICH ICH....wo bleibt das du und das wir?

Manchmal ist es aber wichtig, den eigenen Willen über den Willen anderer zu setzen. Manchmal auch nur aus der Situation notwendig, etwas allein zu entscheiden.
Bist du dir sicher, dass du nie so handelst oder handeln würdest?

Stellst du hier nicht eher Egomanie dem Selbstwert gegenüber? Dann wäre aber der Gegenpart für Egoismus wieder Altruismus.

Etwas vollkommen anderes ist es, etwas für sich SELBST zu tun. Das ist kein Egoismus, sondern notwendig.

Da gehöre ich also zu "manche", den ich kann in der Tat deiner Unterscheidung nicht so recht folgen. Ist das "etwas für sich SELBST zu tun" nicht ebenfalls (vielleicht in abgeschwächter oder gefälliger Form) Ausdruck von Egoismus, nur halt das, was Marianne meint? Oder anders: Wenn du beschliesst, ich tu etwas für mich SELBST, ist es kein Egoismus und darf ohne Rücksicht auf Andere geschehen? Was berechtigt dich zu der Annahme, dass du dann zum Wohle aller handelst? Das verstehe ich echt überhaupt nicht.
 
Das ist der Grund für Definitionen, dass man miteinander spricht und versteht, was der andere meint.

Es ist die Motivation, die zwischen Egoismus und SELBSTverständlichem Handeln unterscheidet. Du wirst es in dir selbst spüren, ob du mal wieder nur deinen Willen durchsetzen möchtest (also dein ICH behaupten) oder ob es um viel mehr geht als bloß um deinen Willen (also SELBSTbehauptung).

Manchmal ertappe ich mich dabei egoistisch zu handeln, dann ziehe ich die Notbremse, entschuldige mich und ändere das. Manchmal machen mich andere darauf aufmerksam und ich prüfe meine Motivation.

Egomanen leben ausschließlich auf sich selbst bezogen, oder? Das schließt Egoismus innerhalb der Gesellschaft aus, doch ist es egoistisch ausschließlich für sein ICH zu leben, im Gegensatz zu einem Leben aus seinem SELBST heraus (weil dieses Selbst Basis aller ist).

Wenn ich etwas für mich selbst tue (ein Bad nehme), dann haben alle etwas davon, weil ich niemanden mit schlechtem Körpergeruch vergraule (übertriebenes Beispiel). Wenn ich darauf bestehe, dieses Bad zu nehmen, während mein Mann mich bei der Arbeit braucht, dann ist das egoistisch, weil ich mein Ziel verfolge, ohne Rücksicht auf sein Ziel. Gesetzt den Fall, er fände keine andere Hilfe, selbstverständlich kann man sich arrangieren und ein Nachbar hilft ihm, es gibt immer Möglichkeiten. Doch ich meine mit Egoismus dem anderen die Tür vor die Nase zuschlagen, ihm absichtlich nicht zu helfen und lieber der Motivation folgen, etwas für das eigene ICH zu tun.

Wenn zwei das gleiche tun, ist es noch lange nicht dasselbe.

Der Grund, die Motivation, ist für mich ausschlaggebend. Die Skala geht von absichtlich bis unabsichtlich, bewusst bis unbewusst. Ich für mich selbst kann erkennen, wann ich egoistisch handel. Manche leben ihr ganzes Leben so und es fällt ihnen vielleicht gar nicht auf. Sie halten es für normal und völlig in Ordnung. Ich kenne einen Mann, der besteht, weil er körperlich arbeitet, darauf, zu jeder Mahlzeit ein Stück Fleisch zu essen. Seine Frau und seine Kinder bekommen das nicht. Er findet das nicht egoistisch, denn er kann es begründen. Seine Familie findet das sehr wohl egoistisch. Ich kann nicht in den Kopf des Mannes schauen, auch nicht in sein Herz, um darüber zu entscheiden, ob es Egoismus ist oder nicht. Das kann nur er selbst erkennen. Niemand anderer kann über ihn urteilen.
 
Ich persönlich habe so meine Probleme mit 'Egoisten/Innen' - ich denke da ganz einfach nur einmal so an die U-Bahn: Wer steht heute noch auf, um älteren oder gebrechlichen Personen einen Sitzplatz anzubieten ?

Ich glaube ganz ehrlich und fest daran, dass es uns besser geht, wenn wir rücksichtsvoll, aufmerksam und hilfsbereit sind. Alles Werte, die ich in unserer Gesellschaft vermisse. Dabei sind das doch die menschlichen Werte, für die wir uns immer in Gesprächen auf die Schultern klopfen und stark machen, in Taten umgesetzt werden sie nicht mehr.

Was glaubt ihr, waren Mutter Theresa, der Dalei Lama oder Ghandi Egoisten ?

Marianne schrieb:
Ich denke, dass der Volksmund mit dem Schlagwort gesunder Egoismus völlig richtig liegt.

Marianne, zu deinem Volksmund fällt mir augenblicklich die gesunde Watschen ein, und die hat sich - Gott sei Dank - schon überholt !
 
ESchantl schrieb:
Was glaubt ihr, waren Mutter Theresa, der Dalei Lama oder Ghandi Egoisten ?

!

Lieber ESchantl!

Ja, ich glaube, sie sind/ waren Egoisten, die es im Laufe ihrer persönlichen Entwicklung fertig gebracht haben, sich - überwiegend - im anderen zu sehen.

Auch sie fühlten sich mit Sicherheit mit ihrem Leben zufrieden - hatten ihren Lohn im Altruismus -. Ohne das Ziel, persönlich mit sich zufrieden zu sein ( das halte ich für die Basis jeden erfüllten Lebens ) lebt keine Mensch.
Wodurch dann jeder einzelne mit sich zufrieden zu sein glaubt, ist nun wirklich das Recht jedes "Egoisten.


dazu ein Sprüchlein:

Ma Hat Ma Glück,
Ma Hat Ma Pech,
Ma Hat Ma Gandhi.




aus dem Nonsens losgelöst: Jeder - fast jeder "gesunde Egoist ist - häufig sehr oft Altruist.


frdlg

Marianne
 
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Ich kenne Menschen, die leben ohne sich als Person zu identifizieren und ohne ein persönliches Ziel zu verfolgen ein stinknormales Leben, leben also nicht beispielsweise unter extremen Bedingungen oder in einem Kloster.

Altruismus kann ich nicht in Verbindung mit Egoismus bringen. Vielleicht bin ich da ein wenig begriffsstutzig.

Mit sich selbst zufrieden zu sein (im Frieden zu leben) ist für mich persönlich etwas völlig anderes als mit seinem ICH zufrieden zu sein (mit seiner Darstellung in der Außenwelt oder seiner Identifizierung mit dem ICH).

Eine Frau, die denkt *ich bin schlank und schön* identifiziert sich mit ihrem Körper. Eine Frau, die denkt *ich bin gut*, identifiziert sich mit ihrem Verstand, also der Vorstellungskraft, was ihr ICH sei, sie bildet sich ein, so zu sein. Eine Frau, die denkt *Ich bin die, die ich bin* hat sich losgelöst von allen falschen Vorstellungen und ist frei von jeglicher Bewertung.

Niemand kann DURCH etwas zufrieden werden, man kann nur zufrieden SEIN.
(Meine Meinung)

Wer wirklich zufrieden ist (im Frieden lebt), ist immer in diesem Zustand und bedarf nicht eines Altruismus oder sonstiger Werkzeuge.

Ich kann nicht in die Köpfe von Mutter Theresa, Dalai Lama oder Ghandi schauen und ihre Motivation herausfinden. Doch ihre Art zu leben spricht Bände, ihr Wesen und ihr Dasein in der Welt lässt Rückschlüsse zu - sicherlich keine Beweise für ein nicht-egoistisches Leben. Ich kann es nur vermuten, hoffen oder glauben. Es mag sein, dass es egoistische Menschen gibt, die über den Altruismus ihr Ziel der persönlichen Zufriedenheit erreichen.Andere sind bereits zufrieden, wenn sie mit Bier und Chips vor dem Fernseher sitzen.
 
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