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Argumentation - wie?

Original geschrieben von nonova
sorry, da schuettelts mich, logicopter, das ist ein vor-urteil im schlimmsten Sinne, das heisst, dass du schon gleich nicht mehr zuhörst und mitdenkst, wenn diese Leute reden, wenn du nicht mal mehr einen kleinsten gemeinsamen Nenner á la manni suchst zwischen Dir und diesen Leuten...

Na ja, wenn sie dazu auf der Gitarre spielen, hör' ich vielleicht zu...;)
 
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an Florentin- Versuch, etwas "nach zudenken "

Doxa = göttliche Wahrheit/Wirklichkeit

1.Absatz: Wer diesen Satz: Bitte nicht das kleine 1mal 1 der Rhetorik. formuliert, hat bereits diesen Wunsch überschritten, denn er bestimmt in der Folge, wie über dieses Gebiet geredet wird, wobei er unterschlägt, dass es unmöglich sein wird, die Wirklichkeit - also auch Wirkung – von Rhetorik als eigenständige und daher wahre Wirkung abzuerkennen.

2. Absatz: Der Satz: Bitte nicht das kleine 1mal1 der Rhetorik. ist äußerst wirksam und eindrücklich. Er verspräche dem Benutzer das angenehme Gefühl der Schuldhaftigkeit, wiche man nicht mit dieser Feststellung gleichzeitig auch aus .Der Sprecher entzieht sich nur scheinbar der Determination durch rhetorische Regeln, wenn er das sagt. Er kann sich nicht der Ökonomie festgelegter Sprechakte entziehen.


3. Absatz: Nietzsche hat einmal ungefähr Folgendes gesagt: Etwas gleichzeitig zu bejahen und zu verneinen ist unmöglich.
Nun sagt aber Aristoteles, dass der Satz vom Widerspruch der ist, auf den in der untersten Ebene alle Beweisführung aufgebaut ist.
Hier ist aber zu fragen, ob die Aussage, Dasselbe kann nicht bejaht und verneint werden, als tatsächliche Unmöglichkeit wahr ist oder ob er nur nicht wahr sein darf. Wenn die zweite Aussage stimmt, dann wäre Logik eine absolute Handlungsanweisung, die nicht der Erkenntnis des faktisch Wahren dienen soll, sondern eine, die uns – richtig angewendet – die Welt so interpretieren soll, dass wir sie richtig und wahr nennen können.

4. Absatz: Diese Erkenntnis nimmt Florentin am oben – nicht ohne Anzüglichkeit zitierten- Satz wahr. Er meint, es brauche Mut, um diesem Satz zu widersprechen – und zwar ebenfalls mit rhetorischen Mitteln.
Er fragt: Was ist das 1 mal 1 der Rhetorik ?
Was ist Rhetorik überhaupt?
Er gibt auch Antwort: Rh. ist ein Technik der Beredsamkeit.Er sieht aber in ihr mehr – im Sinne von Nietzsche – eine im Vorgang zu beobachtende Anwendung von Sprachfiguren.
Nietzsche meint nämlich, dass die bewusste Anwendung von Sprachfiguren Kunst sei – Rhetorik-, diese Figuren seien aber im Vollzug der lebendigen Rede bereits vorhanden. Und so ist Rhetorik nur eine Weiterbildung eines bereits Vorfindbaren .Denn die Sprache selbst ist bereits Ergebnis von Kunstmitteln.

5. Absatz: Es bleibt Florentin also nichts anderes übrig, als – selbstverständlich in figurativer Form über Rhetorik zu reden.
Er kommt dann wieder auf den Satz vom Widerspruch zurück. Er ist nach Nietzsche und Aristoteles der Ausgangspunkt des Postings von Florentin.
Der Satz: Bitte nicht das keine 1mal 1 der Rhetorik. ist gesetzt. Das heißt, m.Es., er erhebt als Aussage den Anspruch a priori ( zweifelsfrei) wahr zu sein. Das kann so nicht möglich sein, denn er duldet keinen Widerspruch und widerspricht somit den Erkenntnissen Aristoteles, nach dem ja jeder Denkakt, der sich in Sprache ausdrückt, sowohl Zustimmung als auch Ablehnung möglich macht.

Die Satzungsmacht der Sprache ermöglicht es, dass alleine durch die Tatsache des Ausgesprochenseins neue reale Seinsmöglichkeiten geschaffen werden ( können).
Der Sprecher des Satzes: Bitte nicht usw.. . blendet diese Tatsache aus .Er folgt daher der Logik der Widerspuchlosigkeit und so wird man nie wissen, ob man nun oder ob man nun nicht über dieses „1 mal 1 der Rhetorik „ geredet hat.

Wir Leser ( ich nehme mal an, dass Florentin das Personalpronomen wir in diesem kommunikativen Sinne benutzt und nicht als Plural majestatis) hören diese Widerspruch ausschließende Botschaft an und bestärken ihn dadurch . Wir reproduzieren sie, indem wir den Satz als Handlungsanweisung benutzen

Schluss: Zum Schluss zitiert Florentin eine Textstelle aus“ Rhetorik als Persuasion“ vom Paul de Man.

(Ich wage mich, auch diesen für mein Verständnis „zurechtzuzimmern.)

Als Überredung ist Rhetorik zugleich sprachliches Mittel. einen Tatbestand zu benennen als auch die Tat selber. Indem ich rhetorische Mittel benutze, handle ich bereits, denn sie sind Teil der Handlung.
Betrachtet man Rhetorik aber nur als System von Sprachfiguren, zerstört man aber diesen Zusammenhang.
Dann ist Rhetorik ein Text ( keine sprachliche Handlung), der zwei einander ausschließende Blickpunkte ermöglicht. Das macht jedes (direkte) Lesen und Verstehen unmöglich.


Man sieht, ich habe mich redlich bemüht.

Willst Du dem unglückseligen Schreiber des fatalen Satzes nun sagen, dass immer, wenn wir mit unserem Reden etwas bewirken wollen, wir so wie so schon in der Sprache vorfindbare Regeln benutzen. Deshalb sei es unnötig, irgendetwas über Rhetorik zu wissen. Oder willst Du ihm sagen, nur über die Rhetorik als Regelwerk bestimmter Stilfiguren zu reden bringt nichts, denn dann ist jeder Satz wahr und unwahr zugleich?

Und da stimme ich yazoo zu: Er will ja eben nicht über Rhetorik reden, sondern über die Möglichkeiten wahr und überzeugend zu argumentieren – eben gerade ohne Rhetorik: und jetzt beißt sich Katz in Schwanz: Du teilst ihm eigentlich, m.Es nur mit, dass das unmöglich ist. UND das machst Du so, dass ich zwei Stunden dazu gebraucht habe, um es mitzukriegen. Und vielleicht irrte ich mich ja auch. Vielleicht habe ich Dich absolut nicht verstanden, was ja nach der Logik des Widerspruchs durchaus auch Sinn sein könnte.
 
GESETZte Wahrheit in Sätzen

Liebe Majanna,

Du hast dich in der Tat bemüht und deswegen soll dir eine Antwort meinerseits nicht verwehrt bleiben – dies darf aber keinesfalls als (herablassende) Geste der Belohnung o.ä. aufgefasst werden, ich schreibe dir nur, da ich die Sätze, die du in redlicher Eloquenz verfasst hast, gebührlich respektiere. Es sind jedoch nicht mehr meine Sätze, und um deinem Beitrag annähernd gerecht zu werden, müsste ich beinahe auf jeden einzelnen deiner Abschnitte von neuem eingehen. Das möchte ich aber unterlassen – und ich bitte an dieser Stelle um Entschuldigung, doch ich habe das Gefühl bekommen, das wohl mein Stil ein wenig enervierend zu sein scheint und möchte deswegen niemanden mehr zu viel zumuten.

Auf deine letzten beiden Abschnitte möchte ich dennoch näher eingehen, auch wenn ich mich kurz zu halten versuche. Ich behaupte tatsächlich, dass wir uns immer im Bann der Sprache befinden, wenn wir uns ausdrücken, wenn wir uns diverser Sätze (hier in einem metaphorischen Sinn) bedienen, um in einer Beziehung zum Anderen etwas zu setzen – das ist doch in der Tat nichts anderes als logisch. Der Logos und die Tat. Der letzte Satz setzte diese zwei berüchtigten, nun in substantivierter Form auftretenden Worte – eine logische Satzung ist ein Sprechakt (ich erinnere mich daran, dass du dieses Wort auch verwendet hast), ein Vollzug. Das Wort Vollzug referiert stark auf einen ‚juridischen Bereich’ und nicht (viel) anders (doch es bestehen eine Unmenge an Möglichkeiten) ist meine Anspielung auch zu verstehen. Ein Setzungsakt ist der Akt einer Grenzziehung, die der eine kraft der ihm verliehenen Möglichkeiten, deren Sklave er ist, vollzieht, um den Anderen auf der anderen Seite zu positionieren. Der Ausschluss des Anderen, die Potentialität (des Anderen und seiner Ausschliessbarkeit), macht es überhaupt erst möglich, dass sich der Eine seiner Möglichkeiten (der Grenzziehung) bedienen kann. Er selbst hat die Rolle des sklavischen Herrschers inne, der sich selbst über das Gesetz stellen muss, um die Grenze (des Gesetzes) zu behaupten, der selbst aber am meisten auf das Gesetz angewiesen ist, um überhaupt in dieser Form zu existieren; und deswegen befindet er sich eigentlich nicht bloss über dem Gesetz, sondern sieht sich schon immer bereits in dessen Strukturen gefangen. Ebenso sehen wir uns in der Textur der aus klebrigen Spinnfäden bestehenden Sprache gefangen: Wir können persuasiv versuchen, den anderen von einer Wahrheit, unserer Wahrheit, der Wahrheit unserer Existenz (daher dulden wir keinen Widerspruch – wir sprechen, wir bedienen uns des Logos, des Gesetzes), zu überzeugen und vollziehen damit performativ nichts anderes, als an unserem eigenen (und dennoch uns vorgängigen) Spinnennetz weiterzustricken.
Wir oszillieren, d.h. schwingen wie ein Pendel, zwischen dem Versuch, den Anderen von unserem Gesetz, unserer Wahrheit, zu überzeugen und dabei nicht vom Gesetz selbst, von der Wahrheit unserer Wahrheit, den Boden unter den Füssen weggezogen zu bekommen, hin und her.

Nietzsche sagt ja: „Wenn nach Aristoteles der Satz vom Widerspruch der gewisseste aller Grundsätze ist, wenn er der letzte und unterste ist, auf den alle Beweisführung[en] zurückgehen, wenn in ihm das Princip aller anderen Axiome liegt: um so strenger sollte man erwägen, was er im Grunde an Behauptungen voraussetzt.“
Vom autoritärsten aller Sätze, dem Satz vom Widerspruch, der als Herrscher sein Gesetz aufstellt, wollen wir wissen, „was er im Grunde an Behauptungen voraussetzt.“

Wenn die Sprache selbst das „Resultat aus lauter rhetorischen Künsten“ (2. Nietzsche-Zitat) ist, und diese Rhetorik uns zum einen überredet, das von ihr Behauptete als wahr anzuerkennen, auf der anderen Seite aber ihre Rhetorizität offen behauptet, fällt es uns schwer zu entscheiden, ob ihre Wahrheit annehmbar ist oder nicht.
Auch meine Texte unterliegen ja diesen Gesetzen, ich habe ja geschrieben, dass ich bzw. wir sie unweigerlich angenommen haben, als uns yazoo bat – unter seinen Bedingungen – über die Rhetorik zu sprechen, über sie nachzudenken. Mit all dem, das ich jetzt ausgedrückt habe, erhebe ich Anspruch auf Wahrheit. Mit der eben beschriebenen Struktur aber, habe ich mich ja selbst schon immer entlarvt, die Wahrheit keinesfalls zu sprechen. Auch wenn ich diesen Satz nun zu Ende geschrieben haben werde, werden wir trotzdem alle wieder mit derselben Aufgabe konfrontiert: Anerkennen wir das Beschriebene als wahr, auch wenn es uns zu bedenken gegeben haben wird, dass seine Wahrheit auf Voraussetzungen gründet, die der Wahrheit den Boden unter den Füssen wegzuziehen imstande sind – die es laufend tun?

Der unglückselige Satz (das GeSetz): „Bitte nicht das kleine 1x1 der Rhetorik.“, bot für mich Anlass zu gründlicher Reflexion, die auf alle – dem GESETZten Satz – nachfolgenden Fragen unweigerlich einwirken musste. Ich erhoffte mir durch eine Art performativer Persuasion – die ihre Rhetorizität leidlich zu behaupten bemüht war – eben eine Wirkung auf die ‚wahre’ Problematik der Fragestellung.
Dass du zwei Stunden für eine für dich fruchtbare Lektüre meines Beitrags gebraucht hast, liebe Majanna, bereitet mir – wie soll es auch nicht – ein schlechtes Gewissen. Tröste dich damit, dass du mich zwar bestimmt verstanden hast (so gut dies für dich eben möglich war), jedoch nicht begriffen hast – denn ein vollständiges Be-greifen bedeutete eine Kernschmelze unserer teilbaren In-dividualitäten (die Zeit der Kugelmenschen ist aber leider vorbei; siehe Platon: Symposion)…
 
Zuletzt bearbeitet:
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Ich habe jetzt alle Postings durchgelesen (auch die von Florentin, jaja) ...

... und ich frage mich:

Wo bleibt der Spass bei der ganzen Sache ...

Warum muss immer alles strukturiert werden, durchschaubar, sachlich, klar usw. sein ...

Ich mag jede Facette des Dialogs hier. Die langatmigen, genauso wie die kurz und bündigen ... und je nachdem wie ich drauf bin, such ich mir halt das passende aus ...

Was ist schlimm an Mißverständnissen ... stellt Euch nur mal vor, wir würden uns alle verstehen, jederzeit ... ohne große Anstrengung ...

Wär das nicht stinkelangweilig ... ?

Jeder hat die Möglichkeit so lange zu hinterfragen, bis ihm etwas klar ist, -- > wenn er WILL <--

... und jedem ist überlassen, Mißverständnis so stehen zu lassen, bis ihm die Erleuchtung vielleicht von selbst irgendwann kommt ...

... oder eben nicht ... und es ihm auch noch schnurz ist ...

Ich denke, es sollte einfach Spass machen ... aber das ist wohl "irrational", vermute ich mal ... :D



lg mara

PS: Wobei mir die von Florentin am besten gefallen haben, da kann ich so schön viel rein interpretieren und das Sprachperlenspiel spielen ... in mir steckt eben doch noch viel Kind ... auch "irrational" *grummel*
 
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